16. Tipps: Make the reader turn the page!
Es gibt hier Profile, die sind seltsam... es gibt aber auch welche mit wirklich guten Wahrheiten. Ich bin nicht die einzige. ^^
"You can't be a writer if you're not a reader. It's the great writers who teach us how to write."
― Madeleine L'Engle
("Du kannst kein Schreiber sein, wenn Du kein Leser bist. Es sind die großen Schriftsteller, die uns das Schreiben lehren."
- Jeder der das Gegenteil behauptet, hat noch nie etwas Gutes geschrieben, so einfach ist das. Denn auch wenn man von Filme beschreiben, Perspektiven, und plotten lernen kann... man lernt von ihnen nicht, wie man mit Worten umgeht, die KEIN Dialog sind.)
"If people cannot write well, they cannot think well, and if they cannot think well, others will do their thinking for them."
― George Orwell
("Wenn Leute nicht gut schreiben können, können sie nicht gut denken, und wenn sie nicht gut denken können, werden es andere für sie tun."
- Also: Wenn Du nur für Idioten schreibst, wirst du auch nur von solchen gelesen und geschätzt!... Aber "Big Brother" kennt ihr, oder? Dieser Mann hat das in seinem Roman "1984" ERFUNDEN!)
"When you write, try to leave out all the parts readers skip."
― Elmore Leonard, Elmore Leonard's 10 Rules of Writing
("Wenn Du schreibst, versuche alles auszulassen, was der Leser überblättert."
- Wisst ihr, dass man manchmal mehrere Kapitel von Geschichten hier auf wenige Sätze zusammenkürzen kann und sich das dann immer noch besser liest, als der Originaltext?)
"It is all very well for you to write simply and the simpler the better. But do not start to think so damned simply. Know how complicated it is and then state it simply."
― Ernest Hemingway
("Es ist okay, wenn Du schlicht schreibst, je schlichter der Stil, desto besser. Aber fang nicht an, so verdammt simpel zu denken. Wisse, wie kompliziert etwas ist und dann schreibe es einfach."
- Einen Gruß an die, die sich mit vermeintlich gebildeter oder lyrischer Sprache hervortun wollen. ICH durchschaue euch und finde die Worte, die nicht in euren restlichen Stil passen, weil sie heraustehen wie ein rostiger Nagel aus einer Holzplatte.)
"As a writer you only have one job: to make the reader turn the page."
― Howard Mittelmark & Sandra Newman in "How NOT to write a novel"
Dieses letzte Zitat ist Thema dieses Kapitel und ich stelle euch die Frage: Wie erreicht man das? Und ich meine nicht: "Wie bringe ich den Leser dazu, langweilige oder verstörende Stellen zu überblättern?"
Was ich meine, sind sogenannte "Pageturner", Bücher die man verschlingt und nicht aus der Hand legen kann, weil sie so spannend oder interessant sind. Wie schreibt man sowas?
Eine Menge von euch lieben opulente Beschreibungen, ganz gleich welche Erzählperspektive ein Autor wählt. Als würde eine ausschweifende Beschreibung essentiell sein, weil sich ein oberflächlicher und fantasieloser Leser nur mit ellenlangen Umgebungsbeschreibungen in das GESCHEHEN einfühlen kann. Oft ersetzt sie aber nur Handlung und kaschiert langweilig-vorhersehbare und mit Klischees bestückte Charaktere / Figuren.
Wer von Beschreibungen einen Orgasmus bekommen will, dem empfehle ich Emile Zola.
Ich bin für: Alles in Maßen und an der richtigen Stelle.
In meinen Geschichten führt das immer wieder zu witzigen Momenten, wenn Leser erwarten, eine ICH-PERSPEKTIVE müsse alle Wahrheiten kennen und alles wissen. Hier z.B.:
»Sugu ni tomete kudasai! – Bitte halten Sie sofort an!«, rief ich dem Taxifahrer zu, sobald ich wieder wusste, wo ich war."
Das ist der Beginn eines meiner ersten Kapitel - und diese Forderung bezieht sich auf ein Ereignis, was zeitlich gesehen DAVOR liegt, ich aber erst in der MITTE DES KAPITELS in einer Rückblende erzähle. Die betreffende Stelle ist hier:
»Nein«, stieß ich noch hervor, atemlos – dann wurde alles um mich herum schwarz."
Ich muss nicht schreiben, wie der Erzähler ins Taxi kommt, wenn sie es selber nicht weiß! Nicht in dieser Perspektive.
Warum muss jemand, dem schwarz vor Augen wird, dem Leser erklären, was passiert? Sie weiß es selbst nicht, wie also KANN SIE DAS?
Hier ebenfalls, gleiche Geschichte, gleiches Kapitel:
»Nein. Der Herr hat gesagt, ich soll dich an der Adresse da absetzen, und genau das werd' ich tun.«
Sehr viele stören sich am DA und wollen wissen, wo DA ist.
Aber woher soll die Person, die diese Antwort erhält, wissen wo dieses "DA" ist, wenn sie es nicht erfährt? Vor allem, wenn es nicht wichtig ist, denn der Taxifahrer wurde bezahlt und hat die Adresse... sonst würde er nicht fahren! Und wo "DA" ist, WIRD später nur wenige Sätze nicht nur gesagt, sondern auch beschrieben: Es ist ein altes, baufälliges "Geisterhaus", das dem Taxifahrer auf Grund dieser Bezeichnung also sehr bekannt ist! Der Erzählerin aber nicht!
Ich werde diese Stelle also nicht ändern - aus dem einfachen Grund, weil es nicht mein Problem ist, wenn Leser nicht die Zusammenhänge erkennen und herstellen, weil sie unaufmerksam lesen oder meinen, eine ICH-Perspektive mit einem allwissenden Erzähler verwechseln zu müssen. Der hat diesen Namen nämlich aus gutem Grund.
Und weil viele von euch es leider gewohnt sind, schlechte Ich-Perspektiven zu lesen, wo Frl. / Mister Perfect alles weiß und mit vom Autor behaupteter Coolness jede Situation meistert, weil der Autor wieder im Gott-Modus ist, stolpert man dann über sowas, weil man plötzlich aufmerksam lesen und mitdenken muss. Die Szene hat nur zwei Umbrüche durch den eingeschobenen Flashback. Sie ist also nicht besonders schwer zu verstehen. Ich bin nicht Thomas Mann oder Shakespeare, der gerade seinen "Sommernachtstraum" konzeptioniert. Ich bin nur ich.
Womit ich aber versucht habe, euch in der oben teilweise zitierten Geschichte zum Umblättern oder Weiterklicken zu ermutigen (ohne zu skippen), war der letzte Absatz:
"Ich war durch die verdammte Wüste gelaufen und hatte die Hölle überstanden. Das hier war lediglich ein Wald in der Nacht. Wilde Tiere griffen nur an, wenn sie sich oder ihren Nachwuchs bedroht sahen oder auf Beute aus waren, das hatte ich inzwischen gelernt. Dem Vieh, das mich fressen wollte, würde ich die Augen ausstechen und die Nase einschlagen."
Denn wie bringt man den Leser dazu, weiterlesen zu wollen? Durch eine oder mehrere Fragen, die im Raum stehen. (Krimis machen das z.B. sehr oft, deswegen findet man Pageturner vor allem in diesem Genre. Auch in Horrorbüchern ist das gelegentlich.)
In meinem Falle:
- Wird die aus der Wüste Entführte es schaffen zu entkommen?
- Wird ihr im nachtschwarzen Wald etwas passieren?
- Ist sie wirklich so stark, wie sie es sich fest entschlossen einredet?
- Warum wurde sie eigentlich entführt?
- Was hat man mit ihr vor?
Ich gebe zu, ich bin mies bei Cliffhängern oder dem Ende von Kapiteln. Aber in der Theorie macht man es so. Man beantwortet eine Frage und wirft die nächste auf... die im Folgekapitel beantwortet wird ^_^
In keinem Falle aber sollte die Frage sein: Wird der Autor besser im Laufe der Geschichte?
Bei manchen ist es so... aber sollte ich - als Leser - meine Zeit mit ihm verschwenden, um herauszufinden, ob er einer von diesen ist oder nicht? Nein.
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Ich habe noch ein Beispiel. Unveröffentlicht und ganz, ganz neu:
Königin "Isadora" war bekanntlich Teil eines Brautwahl-RPGs, aus dem ich mich - und ihren Charakter - zurückgezogen habe. Dennoch hatte sie eine Hintergrundgeschichte, deren Fragmente ich mal schriftlich festhalten wollte, denn ich bin einer dieser Autoren, die ihre Figuren mögen und ihnen auf dem Papier Leben einhauchen. In dem Moment, wo ich über sie nicht nur nachdenken, sondern von ihnen lesen kann, werden sie für mich "real". Was im Kopf ist, vergisst man... aber Papier... bleibt länger erhalten, denn ich hefte solche Drafts in Ordnern ab.
Hier also der erste Entwurf, unbearbeitet und eigentlich überhaupt nicht spruchreif - und auch keine Ich-Perspektive diesemal *lach*... Aber lest ihn mal unter der Prämisse: Kann er euch dazu bringen, die Seite umzublättern und weiterzulesen? Oder legt ihr das Buch zurück auf den Stapel?
"Kann mein Diener Ihnen etwas zu Trinken bringen?", fragte der König, als die junge Frau vor ihm nichts von dem süßen Gebäck und den verschiedenen Weinen in glitzernden Glaskaraffen nahm.
"Ein Glas Wasser wäre sehr schön", kam die ruhige Antwort, begleitet von einem Lächeln - in Richtung des Dieners.
Dieser nickte stumm und eilte davon. Alle Mädchen vorher hatten teure Weine oder exotische Cocktails gewünscht, vielleicht um ihre Nervosität zu lindern. Die siebte des heutigen Tages wirkte hingegen völlig ruhig und verlangte etwas absolut Profanes, das man vielleicht gerade einmal einem Bettler kredenzen würde. Seine Majestät würden mit Sicherheit enttäuscht sein...
Ludwig, den man für seine Vorliebe für Prunk auch gerne den "Sonnenkönig" nannte, lehnte sich mit einem resignierten Ausdruck zurück in die hellblauen Damastpolster seines Sessels.
"Nur Wasser?", fragte er.
Die junge Frau hatte dem Diener nachgeschaut, drehte sich nun aber wieder zu ihrem Gesprächspartner um.
"Warum denn nicht?", fragte sie und das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde breiter. "Sollte man eine Entscheidung, die das ganze Leben von einem selbst beeinflusst, nicht mit klarem Kopf treffen?"
"Ich bin es, der auswählt!", widersprach Ludwig erschrocken und beugte sich unwillkürlich nach vorn.
Das Lächeln wurde zu einem leisen Lachen.
"Das stimmt", kam die Antwort. "Seine Majestät wählt eine Braut, die zukünftige Königin."
Bei diesen Worten erstarb das Lächeln, als hätte man ein Licht ausgeschaltet.
"Aber ich treffe die Entscheidung, ob ich mich überhaupt zur Wahl stelle."
Ja, diese Länge reicht für wattpad.
Besagter "Ludwig" übrigens war in Frankreich der 14. seines Namens, und ich habe ihn inklusive Spitznamen als Platzhalter missbraucht - inzwischen hat meine Majestät natürlich einen eigenen Namen. Normalerweise überarbeite ich schon, während ich abtippe - und ich musste mich hier gerade SO zusammenreißen, es nicht zu tun, damit ihr wirklich den allerersten Versuch seht ^^
Ja, es ist dieselbe Figur, die den Wachmann im RPG-Kapitel abkanzelt... nur bei IHRER Auswahl und dem ersten "Date". Ich widme demnach dieses Kapitel den drei Kindern, die diese Figur nun nie gehabt hat.
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