12. BtS: RPG-Fail wegen schlechtem Schauspiel

Ein paar von euch haben mitbekommen, dass ich in ein RPG geladen wurde. Nicht, weil ich gut schreibe, sondern wegen der ART meiner Kommentare in den Büchern hier. Es gibt doch tatsächlich liebevoll Verrückte, die sie mögen, stellt euch vor!

Man castete also mich, den Lektor, den Analysten und Zyniker, nicht mich, den Menschen... als eine Königin, denn es war ein Prinz-sucht-Frau-RPG. Nein, kein Bauer. Ein Prinz... wie bei Aschenputtel.
Im Vorfeld schon... gefühlt zwei Wochen und länger... besprach ich mit den Verantwortlichen, was ich tun sollte, denn da ich zwar schon lange schreibe, aber nie schriftlich spielen wollte, so wie es hier auf wattpad dargestellt wird... als eine wahllose Aneinanderreihung von Szenen, die irgendwann eine Geschichte ergeben sollen... mochte ich nie Teil eines RPGs sein. Was ich bei meinen eigenen Stories beachten muss, reicht mir. Wer meine Kommentare kennt, weiß, was mir alles auffällt.

NATÜRLICH gibt es RPGs, die das übliche Aktion folgt auf Reaktion folgt auf Aktion-Schreiben mit Timeline und Worldbuilding in akribischer Kleinarbeit darstellen. RÜGs, die Regeln haben, die man im Vorfeld nachlesen und sich einprägen kann. Das sind die guten.
Jenes, wozu ich eingeladen wurde, war keines davon. Es war ein Spiel, wo es zwar Regeln gab, aber die waren Auslegungssache, an die man sich halten konnte (so wie ich es versuchte, nachdem man mich darauf hinwies) oder eben auch nicht. Textbeispiele gibt es davon reichlich.
Aber wie gesagt, ich wollte in keinem RPG mitspielen, weder einem MIT Regeln, noch einem OHNE.

Dennoch... "Sei die Königin, die Du sein willst! Sei das, was wir an Dir bewundern, denn Du wärest eine tolle Königin!", wurde mir versprochen und die Veranstalter schienen nett... und man soll ja auch mal über den eigenen Schatten springen und flexibel sein. Also ließ ich mich überreden.
(Dass ich eine tolle Queen in diesem Spiel wäre, wird mir immer noch erzählt, aber nachdem mein Steckbrief von allen ignoriert wurde, die er betraf... habe ich versagt?! Ich bin eine furchtbare Mutter und offenbar auch beschissen im Regieren *schlägt hochdramatisch die Hände vorm Gesicht zusammen und weint*)

Regeln für das RPG sollte es nicht geben - im Hintergrund existierten sie trotzdem. Nennt mich Pedant oder Spaßverderber, aber wenn diese wenigen Regeln für alle Teilnehmer gelten sollen, dann müssen sie im Vorfeld schon im Buch stehen. BEVOR das RPG beginnt. Neulinge wie ich kennen sie nämlich nicht. Ich bin gut im Analysieren und kann darauf basierende Vorhersagen treffen - aber ich kann keine Telepathie.
Und wenn es Regeln sind, die eher eine Art "netiquette" sind, die angeblich JEDER RPGler kennt... ich bin nicht "jeder". Wenn es Vorgaben sind, an die man sich halten soll... dann sind es Regeln. Ich verstehe nicht, wieso das keiner begriffen hat, von denen, die mir genau das hätten erklären müssen. Nach Möglichkeit sogar so, dass man sich nicht widerspricht und noch besser: BEVOR ich Fehler mache, wegen denen dann ein erfahrener Spieler völlig die Fassung verliert und auf noch niedrigerem als Anfängerlevel zurückschlägt.

Diese Regeln, die es gibt und gleichzeitig nicht gibt, sind wichtig für das, was ihr im nächsten Kapitel lesen könnt, ihre unterschiedliche Auslegung ist der Grund, weshalb die Katastrophe passierte, zu der meine kleine Übung wurde.
1. Lege niemandem etwas in den Mund, was er nicht gesagt hat.

2. Spiele Deine Figur, nicht die eines anderen Spielers.
(Merkt euch das, es wird wichtig!)

3. Reagiere auf das, was dasteht. Auch auf Gedanken und Gefühle, die beschrieben werden...
(Hätte man mir vorher sagen müssen, denn ich sah schlicht etwas, was kontextbedingt Sinn gemacht hätte... aber vom Charakter nicht erwähnt worden war.)

4. Ihr alle habt Cerebro: Ihr wisst also alles, was ihr zu diesem Spiel irgendwo gelesen habt. Selbst wenn eure Figur nicht mal an diesem Zeitpunkt an diesem Ort war. Mit eurem Mitspieler seid ihr telepathisch verbunden...

5. Jeder schreibt seinen Charakter so wie er will, denn es ist ein freies Spiel.
(Wozu erfindet man dann eine Rolle? Ich versteh's immer noch nicht. Stay "IN character" wäre also eine meiner Regeln.)

6. Ihr könnt Prosatexte schreiben über die Gedanken und Gefühle eurer Figuren. Ihr müsst euch nicht auf Handlung und Dialog beschränken, denn das ist interessanter zum Lesen.
(Und jetzt denkt an Regel 4... Diese Möglichkeit macht jeden Text des RPG zu einem Romanfragment, denn es macht jeden kleinen Kommentarwechsel zwischen Mitspielern zu einer Szene. Szenen haben IMMER eine Timeline, die sich ergibt aus der logischen Konsequenz des Dialogs ergibt. RPGs und Romane haben gemeinsam, dass beides am Ende eine Geschichte ergibt. Und die müssen für einen Leser logisch nachvollziehbar sein, sonst liest er nicht mit.)

7. Gib deinem Gegenüber etwas, worauf er reagieren kann.
(In meinem Falle war das zum Schluss eine Mischung als WTF und Lachanfall...)

8. Steckbriefe Deine Mitspieler sind Fakten, die Du nicht ändern darfst. (Wurde mir vorgeworfen, habe ich aber nicht, wie ihr sehen werdet. Außerdem, hatte ICH NICHT den Steckbrief meines Gegenübers vorliegen. Der meiner Rolle war längst offiziell einsehbar, sie hätte ihn nur lesen müssen.)

9. Es ist okay, wenn man in der Zeit vor- und zurückspringt oder Handlungen des anderen vorweggreift. (Das ist bei mir nicht ganz so offensichtlich, in einem anderen Post mit einem der anderen Spieler schon: Da sind laut Spieler A beide Leute schon am Ziel, während sie laut Spieler B noch nicht einmal dorthin aufgebrochen sind. In einem Film und einem Buch wäre das ein... *dramatischer Tusch*... Kontinuitätsfehler! Mir selber sagt das, ich werde nicht richtig gelesen oder verstanden.)

10. Hab Ahnung von dem, worüber Du schreibst. (Egal ob Spiel, beim Schreiben oder sonst irgendwo im Leben: Wenn Du keine Ahnung hast, wovon Du sprichst, machst Du Dich lächerlich. Dein Mitspieler wird es vielleicht nicht merken... andere aber schon. Und sie WERDEN darauf reagieren. Ausreden wie Spiel, schriftstellerische Freiheit oder - wie in diesem Falle "es ist eine Dystopie" ziehen nicht. - Ups, das ist meine Standardregel, keine vom Spiel: Wenn Du keine Ahnung hast, halt die Klappe und denk' nach bevor Du sprichst. Ja, ich bin altmodisch erzogen worden, liebe Generation Y. Not sorry.)

Ein Spiel mag kein Buch sein oder ein fertiger Roman - aber es entsteht eine Geschichte. "Roman" ist nur eine andere Präsentationsform dieser für den Leser. Es gibt also Regeln, auch wenn es sie nicht gibt... Ja, ich wiederhole mich, ich weiß. Man macht das, wenn die Sachen wichtig sind, die man erzählt. "Sein sollen", denn Wahrnehmnung ist subjektiv.

Ein weiterer Grund für's Mitspielen war die Begeisterung der Mitspieler, denn einer verriet mir, worin der Reiz eines RPGs liegen kann:
a) Man schlüpft in eine Rolle und kann sein, was im echten Leben nicht geht. Man schauspielst also. "Ich bin Batman!", ihr versteht? In meinem Falle muss ich unfassbar "royal" gewirkt haben, sonst wäre ich nicht als Queen eingeladen und gecastet worden.
(Nein, ich musste mich nicht bewerben. Ich wurde ausgesucht und direkt "engagiert". Und eine Queen degradiert man nicht nachträglich, nur weil man ihren Spieler unbedingt behalten will. Ich spiele keinen Privatlehrer für eine Erwachsene, und ich bin auch keine Gesellschafterin für jemanden, der dem von alleine nichts Interessantes einfällt.)

b) Man "fängt" den Leser und den Mitspieler (der auch ein Leser ist, das darf man nie vergessen) bereits mit dem ersten Post. Er muss unbedingt mit einem spielen wollen.

c) Alle wollen großes Drama, sonst ist es langweilig. Also kann man auch mal was Verrücktes machen und sehen was passiert.
(Bei mir war schon interessant was passiert, wenn ich in der Rolle bleibe... LOL)

d) Hau auch die anderen Leser vom Hocker, damit auch sie unbedingt mit dir spielen wollen, weil sie neugierig sind, was Du schreibst. Mach' sie süchtig nach Deinen Posts.
(Dafür muss man keine epischen Charakteranalysen und Beschreibungen schreiben, liebe Padavane. Interesse ensteht durch Herausforderungen, und die ergeben sich fast immer durch etwas, was jemand TUT.)

e) Es mag gemein klingen, aber ein RPG zu LESEN macht keinen Spaß, wenn nicht irgendeiner "heult". Es ist die Umstyling-Folge von "Germany's next Topmodel", die regelmäßig die höchsten Einschaltquoten der Staffel hat. Man soll niemanden mobben und man muss auch nicht jeden Chara mögen - aber eine Herausforderung darf man durchaus sein.

Das war meine Figur, weil man unbedingt Bilder für eine Collage wollte... und weil die Veranstalter auch einen Steckbrief wollten, dessen Entwurf nicht mal entsprechend der korrigierten Fassung geupdated wurde:
Königin "Name zu Isadora geändert"
, geborene "verrat ich nicht, denn es ist MEINE Figur", verwitwet (seit 12 Jahren, aber das liest man aus dem Stecki der Kinder)
Alter: 45 Jahre (aber eigentlich 43, denn sie bekam das erste Kind mit 19)
Beruf: Regentin
Charakter: Königin Isadora liegt das Wohl des Reiches am Herzen, aber sie sorgt sich auch sehr um ihre Familie. (Und dann kommt so ein Murks raus? Ich bin so enttäuscht von meinen Kindern... *sniff*). Dennoch scheut sie sich nicht, auch unliebsame Wahrheiten auszusprechen und harte Entscheidungen zu treffen, wenn sie das für nötig erachtet - weshalb manch einer ein sehr zwiegespaltenes Bild von ihr gewinnen kann. (DAS werdet ihr tatsächlich im nächsten Kapitel hautnah erleben können - obwohl es von meiner Seite aus nicht beabsichtigt war.)
Im Alter von 18 gewann sie die vorherige "Brautwahl" des inzwischen verstorbenen Kronprinzen und achtet seitdem sehr darauf, das ihr anvertraute Land nicht als schwache Nation zu repräsentieren. Dazu gehört auch, dass sie von allen am Hof auch die entsprechenden Manieren erwartet. (Der einzige der die hat ist ein ausländischer Diplomat, dessen Spieler ich nicht mal kenne!)

Eine Nation, die auf ihrem Territorium Kriege führt, ist schwach. Isadora hat hier also Frieden geschaffen! Wichtiges Detail, das JEDER übersehen hat - sowohl Gegenüber als auch Orga. Und jetzt klauen sie mir meine Idee, die in meiner Übung angedeutet wurde, obwohl ich nicht mehr dabei bin! Ich beglückwünsche zu dieser kreativen Leistung. Versteht ihr deswegen, warum ich in diesem RPG nicht mehr mitspielen werde, ganz egal zu welchem Angebot und als welche Rolle?)

In diesen wenigen Zeilen sind zwei Dinge sehr wichtig, die ihr im Hinterkopf behalten solltet: Diese Königin REGIERT. Sie ist nicht nur die Frau eines Königs und sieht hübsch aus. Diese Frau macht Politik... und das ziemlich erfolgreich seit immerhin 12 Jahren (dem Tod ihres Mannes). Eine Nation, die auf ihrem Territorium Kriege gegen andere Länder führt, ist schwach. "... das ihr anvertraute Land nicht als schwache Nation zu repräsentieren" bedeutet also: Es gibt keine Kriege. Weder einen Bürgerkrieg noch welche mit dem Ausland. Ohne Krieg gibt es keine Front, an der man kämpfen kann... und nur weil man mal ein paar Rebellen absticht, ausräuchert oder aufhängt, ist das immer noch kein politisches Problem. Gute Politik verhindert auch Aufstände.

Eine Monarchie ist auch in einem dystopischen Setting immer noch eine Staatsform. "Dystopisch / Dystopie" bedeutet eine Staatsform bricht zusammen. Es ist keine Revolution, keine Anarchie und keine Apokalypse.
Im Fandom, zu dem das RPG gehört ist, die amerikanische Gesellschaft dahingehend zusammengebrochen, dass China nun der große Feind ist (und wenn man bedenkt, dass die meisten Kredite im heutigen Amerika von CHINA gegeben wurden, ist das unfassbar ironisch), ein schwachsinniges Kastensystem und eine Monarchie entstand. Monarchien entstehen, weil entweder ein König gewählt wird und sich eine Dynastie bildet (wie die Windsors in Großbritannien) - oder weil einer sagt. "Ich bin jetzt Chef!" und die anderen sagen: "Gott sei Dank, wir haben einen Mann mit Plan, dem wir folgen können. Yes, Boss! *salutiert*
Wer die Macht gewaltsam an sich reißt und nur durch Kriege und Mord am eigenen Volk in seiner Position bleibt, ist ein Warlord.

Diese Dinge müsst ihr euch merken, denn der Mensch, der mich vom Mitspielen überzeugte, fand auch einen anderen Menschen, der mit mir üben und mich lehren wollte, damit ich mich beim Spiel nicht blamiere und ihr alle was Schönes zum Lesen habt - oder meine Mitspieler was Interessantes zum spielen. Ich habe keine Ansprüche gestellt, als ich das Bild der Rolle meines "Sempai" erhielt, mit der Angabe: Jay Jamson, 26 Jahre, Soldat.
Im Nachhinein ist es schon beeindruckend, wie sehr der Eindruck, den ich nach dem Foto hatte, sich im Spiel wiederfand, denn das Bild zeigte in schwarz-weiß einen Mann, der sich das Hemd auszog... (Orga, wieso musste ich fünf Farbbilder raussuchen? Isadora ist auch nur eine Rolle, die gespielt wird.)

Das erste, was ich - noch vor MEINEM ersten Post erbat, war der RANG des Herrn , denn der bestimmt die Anrede. Militärränge kann man sich bei Wikipedia raussuchen. Die Antwort war, den Rang würde die Königin bestimmen oder der Arbeitgeber. (Ränge bekommt man auch, wenn man was geleistet, sie sich also verdient hat. Was also sagt das über die Fähigkeiten des "Soldaten" aus?) Als Anrede würde - weil wir kein Mittelaltersetting haben - "Sie" wohl genügen. Jawohl, Sempai. Ich tue, was mir gesagt wird. Die Königin nennt den Soldaten Soldat - auch wenn er ein Gardist ist. (Denn das ist KEIN Titel sondern eine Berufsbezeichnung.)

Mal ehrlich: Ich habe noch nie RPG geschrieben, aber lerne gern dazu. Ich bin allerdings kein Idiot. Ich sehe schon JETZT, dass mein Gegenüber faul ist und schon jetzt verstand er nicht, wovon ich redete. Oder wovon er redete. Es war jemand, der sich mir überlegen fühlte und glänzen wollte.
Wenn dann noch kommt: "Du wirst hier nur wenige finden, die besser schreiben als ich", dann darf so ein Post nicht als Einstieg kommen, freies Spiel ohne Regeln und Dystopie hin oder her.

>>Adrett. Im Dienst, die Manschettenknöpfe seiner Uniform auf Hochglanz poliert. Die Uniform saß wie angegossen und seine Frisur war nicht wie geleckt. Verflucht wie er diese absolut künstlich aussehenden, vor Gel und Wachs triefenden, Friesuren verabscheute und doch begegneten ihm im Schloss genügend Lackaffen mit Stock im Arsch, die das trendy fanden. Seine Schritte hallten durch den Korridor, die Akustik im Schloss war wirklich einzigartig, ebenso wie sein Klopfen an der Pforte. Ein Treffen mit seiner Königin. Ihr gehörte seine Treue, auf ihr Wort hin und wenn es noch so engelsgleich klang, tötete er Menschen. Er würde und hatte schon, immerhin war es ihr Wille gewesen, die rebellischen Aufstände niederzuschlagen, erbarmungslos. Er war nur ein Bauer auf dem Schachbrett der Blaublüter und er genoss es nicht Verantwortung für einen ganzen Landstrich zu haben, für eine gesamte Generation. Man nehme an sie entscheide sich falsch und in der folgegeneration lebten nur noch Idioten, mit dieser Schuld müsste man mal leben - Jay nicht. Er war nur ein Soldat, kein kleiner aber auch nicht der Boss. "Meine Königin", grüßte er sie sobald die Tür aufschwang mit einer Stimme, die klang wie über Schmirgelpapier gezogen. Rau und samtig zugleich. Wie die Etiquette es verlangte verbeugte er sich, wartend auf ihr Zeichen. Herrscherin Isadora war eine beeindruckende Frau.
Räuspernd erhob er sich,
"Ihr habt nach meiner Anwesenheit verlangt. Gehe ich richtig in der Annahme es handle sich um die letzten Sicherheitsvorkehrungen vor Eintreffen der Bürgerlichen hier im Schloss?" Wie einer der Speichellecker, die er so verachtete, klang er und hasste es. Das war das einzige, was ihn an der Anstellung im Schloss nervte, diese heillos geschwollene Sprache, er war doch kein draissierter Affe.<<

Was also hat der erfahrene Spieler gemacht, das ihn als Lehrer also sofort ins Aus katapultierte? Und mich - den Laien - sofort über den Profi erhob? Und damit meine ich nicht diese Formatierung und die Rechtschreibfehler!
Ein paar von euch spielen selbst, wie ich weiß: Also, was ging HIER schon schief? Auch von Seiten der Regeln und Organisation im Hintergrund?

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