8.

    Auch von den anderen blieb das nicht unbemerkt, sie hörten augenblicklich auf, sich auf ihren Zauberstab zu konzentrieren und blickten in meine Richtung und auf die Gestalt, die aus dem blauen Licht entstanden war.

Mein Patronus war eine Schlange.

    Ich erschreckte mich fürchterlich, als ich realisierte, was dies bedeuten musste.
Ich ließ meinen Zauberstab fallen.
Ich war eine Slytherin.
Ich war eine Böse.
Der sprechende Hut musste sich Jahre zuvor geirrt haben.

Harry trat neben mich und legte eine Hand auf meine Schulter.

    »Das, das kann nicht sein.«, flüsterte ich, laut genug, dass Harry mich verstand, aber leise genug, dass niemand sonst es hören konnte.

    »Das hat nichts zu bedeuten«, versuchte Harry mich zu beruhigen, »Das hat rein gar nichts zu bedeuten. Eine Schlange steht doch auch für... Ehm«

    Ich schaute ihn wütend an. »Ja, sag es. Sag was du denkst, Harry. Du weißt genau, wofür eine Schlange steht.«

    »Ach ja?«, fragte er, mehr rhetorisch als ernsthaft, ich antworte jedoch trotzdem.
»Für Bedrohung«, zischte ich, »Für Angst, für Gefahr. Für das Böse, verdammt. Tu doch nicht unwissend.«

    Harry öffnete den Mund, um etwas zu antworten, aber Hermine kam ihm zuvor.

    »Ich bin mir sicher«, sie sprach betonend langsam, »Das hat alles einen Grund. Nur welchen, das wissen wir noch nicht.«

——•——

    Verwirrt und wütend verließ ich den Raum der Wünsche, allein, denn alle anderen waren bereits vor mir gegangen.

    Ich wollte schnellstmöglich in mein Zimmer, meine Gedanken drehten sich um alles und nichts zugleich.

    Eine Schlange?
Das war unmöglich. Ich war eine von den Guten. Ich war eine Gryffindor.

   
    Jemand hielt mich am Arm fest und zog mich herum.

»Pass doch auf.«, sagte ich wütend und blickte die Person an, die mich festgehalten hatte.

Es war Malfoy.

    Ich verdrehte die Augen, drehte mich um und lief weiter.
Unter keinen Umständen würde ich mich jetzt mit ihm unterhalten, meine Laune war so schon viel zu schlecht.

    »Wenn du nicht willst«, rief er mir hinterher, »dass ich Umbridge wissen lasse, wo sich der Raum der Wünsche befindet, dann solltest du besser mit mir reden.«

    Ich stieß ein lautes Stöhnen aus. Was hätte ich gesagt? ›Unter keinen Umständen‹?
»Na schön«, gab ich genervt zurück und ging  wieder auf ihn zu, bis ich direkt vor ihm stand, »Was willst du?«

    »Also ein ›Hallo Draco, wie schön dich zu sehen! Dir geht es offenbar besser, das freut mich!‹ hätte ich schon erwartet.«, bemerkte er.

    Er griff nach meiner Hand und zog mich ein Stück weiter an den Rand des Ganges, beugte sich näher zu mir vor und sprach leiser.

»Hör zu. Das was ich dir jetzt sage, mag vielleicht etwas komisch klingen. Ich habe auch lange darüber nachgedacht, ob es überhaupt Sinn macht.«

    Wie bitte? Er wollte mir doch jetzt kein Liebesgeständnis machen, oder?

»Aber ich glaube, du kannst Menschen beeinflussen. Mit deinen Gedanken. So ähnlich wie der Imperius Fluch.«

    Ich schüttelte vehement den Kopf. Was erzählte er da? Litt er etwa immer noch unter den Folgen des Plappertranks?
Aber das konnte nicht sein, denn während er den Trank intus gehabt hatte, hatte er wirres, unverständliches Zeug geredet, jetzt schien er jedoch bei klarem Verstand zu sein.

»Was redest du da?«, fauchte ich.

»Erinnerst du dich noch, als wir uns darum gestritten haben, wer den Trank trinken soll?«, fragte er und ich antwortete nicht, als ich jedoch bemerkte, dass er scheinbar darauf wartete, dass ich dies bejahen würde, nickte ich nur kurz, damit er weiter sprach.
»Gut. Jedenfalls habe ich den Trank dann getrunken. Aber nicht freiwillig. Es hat sich komisch angefühlt, so als würde ich unter dem Fluch stehen. Es hatte sich immer so angefühlt, wenn ich... Auch als... Als... Egal.«

    Seine Stimme brach bei dem letzten Teil des Satzes und er wandte sich kurz ab, blickte mir dann jedoch wieder in die Augen.

»Auf jeden Fall weiß ich auch nicht, was das bedeutet, und ob das überhaupt stimmt, es ist nur eine Vermutung meinerseits, aber ich biete an, dir zu helfen, es herauszufinden.«

    Ich kniff die Augen zusammen. Alles in meinem Körper sträubte sich, ihm Glauben zu schenken, jedoch hatte er Recht: Es hatte sich komisch angefühlt, auch für mich, und genau so komisch hatte es ausgesehen.

    Was also, wenn er Recht hatte, wenn zumindest etwas Wahrheit in dem steckte, was er erzählte?

    Mir blieb nichts anderes übrig, ich musste ihm vertrauen.

    »Also gut«, reagierte ich schließlich auf sein Angebot, »Hast du schon eine Idee, wie du... wie wir, das anstellen wollen?«

    Er nickte. »Überlass das nur mir.«, gab er zurück, »Montag, 18:00, hier, vorm Raum der Wünsche?«

»Okay.«, bestätigte ich.

»Dann Gute Nacht, Joella. Schlaf gut.«, sagte er und lächelte.

»Gleichfalls«, murmelte ich, schon halb im Gehen und vollkommen in Gedanken versunken, »Gleichfalls, Draco.«

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