Kapitel zweiundzwanzig

Und von einen auf den nächsten Moment, ist alles anders. In dem einen Moment, liegst du noch in den Armen des Menschen, welcher dein Herz auf mysteriöse Weise höher schlagen lässt und im nächsten Moment, wirft er dir die schlimmsten Beleidigungen an den Kopf, die man nach einer solchen Nacht nur hören kann.

Um ehrlich zu sein, hatte ich anfangs nicht einmal damit gerechnet. Ich war ganz normal mit Eleanor nach Hause gefahren, die mich natürlich noch ausgequetscht hat, bis ich nicht mehr wusste, wo vorne und wo hinten ist und dann, habe ich das Bett gemacht und etwas zu Essen gekocht, während ich mit einem Dauergrinsen durch meine Wohnung gelaufen bin.
In dem Moment, war alles perfekt. Ich stellte mir vor, wie es wäre, mit Harry wieder in unsere Wohnung zu ziehen. Gemeinsam mit ihm Urlaub zu machen, auf Dates zu gehen oder vielleicht auch auf irgendwelche Partys. Ich stellte mir vor, wie es wäre, eine normale Beziehung mit ihm zu führen, ohne, dass ich alle zwei Sekunden Angst haben musste, dass er die Stimmen wieder hört und er komplett ausbricht.

Doch seine Krankheit hatte ich verdrängt. Es war klar gewesen, dass nach diesem Ereignis alles anders sein würde. Das es sehr viel aufwirbeln würde und wahrscheinlich auch nicht sehr viel gutes, aber all diese Nebensachen, hatte ich als unwichtig abgestempelt, weil ich wollte, dass nur Harry und ich zählen. Gott, wieso war ich so dumm gewesen?


Gerade stand ich vor ihm, nicht in der Lage mich zu bewegen, während er wütend mit seinem Kissen um sich warf. Die Krankenpfleger in Alarmbereitschaft vor der Tür, denn seine Anfälle waren lange nicht mehr so extrem gewesen. Und ich konnte nichts tun, als ihm dabei zuzusehen und mich zu fragen, wieso das gerade jetzt passieren musste. Wieso jetzt, wo alles einen Fortschritt gemacht hatte? Wieso jetzt, wenn er so gefährdet war, in eine andere Klinik zu kommen? Wieso, nachdem ich ihn mehr geliebt habe, als jemals jemanden zuvor?

"Wieso habe ich mich überhaupt auf diese Scheiße eingelassen?! Ich steh nicht mal auf Jungs!", schrie Harry wieder, während das Kissen nur wenige Milimeter an meinem Kopf vorbei, an die Tür flog. Obwohl der Knall nicht sonderlich laut war, zuckte ich zusammen und senkte meinen Kopf.

Tränen flossen meine Wange hinunter, die ich nicht länger versteckt halten konnte. Schluchzer durchfuhren meinen Körper, in der Hoffnung, dass Harry sich wieder beruhigen und mich in den Arm nehmen würde. Mir über den Rücken streicheln und mich so lange küssen würde, bis ich ihm verzieh. Doch das traurige ist, dass er dafür nicht einmal wirklich lange brauchen würde.

"So eine verdammte Scheiße! Und dann auch noch mit dir? DIR?! Ich meine, guck dich doch mal an! So verdammt klein. Aber naja, etwas weibliches hast du ja schon an dir. Das muss der Grund gewesen sein", meinte er nun und ich brauchte nicht hoch zu sehen, um sein Grinsen zu erfassen. Ich hörte das Grinsen bereits aus der Stimme heraus, spürte, wie es sich in mein Herz setzte und nicht vor hatte, dieses zu verlassen.

Es brach. Ich brach. Stück für Stück und bei jedem Wort mehr. Ich liebe ihn. Und er liebte mich, zumindest hatte ich das bis zu diesem Zeitpunkt noch geglaubt, doch nun war alles durcheinander. Er stand nicht einmal auf Jungs. Er findet mich abstoßend. Er liebt mich nicht.

"Harry...", schluchzte ich nur, sah wieder nach oben und direkt in diese kalten, grünen Augen. Nichts war von dem Glück zu sehen, von dem Vertrauen, mit welchem ich gestern noch überhäuft worden war. Diese Liebe und das vollkommene. Sie starrten mich einfach nur kalt an und kurzzeitig hatte ich wirklich Angst, dass er bald auf mich zukommen und mich umbringen würde.

Doch das, wäre wahrscheinlich in diesem Moment noch die beste Entscheidung gewesen, denn ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Wie ich mit ihm umgehen sollte.

"Was? Du bist so erbärmlich. Fängst hier an zu heulen, behauptest, mich besser zu kennen als jeder andere. Ich war die letzten Tage so dumm, ich habe keine Ahnung, wer oder was mich durch diese Hölle getrieben hat. Aber zum Glück, ist diese jetzt vorbei."

"Du hast gesagt, dass du mich liebst."

"Natürlich", lachte er auf und schüttelte, immer noch belustigt, den Kopf. "Dich? Dich kann man nicht lieben. Man denkt es vielleicht, aber eigentlich, hast du es gar nicht verdient. Dieses ständige rumheulen; von wegen, es würde dir ja sonst wie schlecht gehen. So ein Unsinn. Und jetzt verpiss dich."

"Harry ich-"

"Was ist daran so schwer zu verstehen? Hau ab und lass dich hier nie wieder blicken. Wie soll mir etwas helfen, was selbst nur so erbärmlich ist. Alleine der Gedanke an Gestern lässt mich würgen. Komm nie wieder her, nie wieder."

Und wahrscheinlich, hätte ich ohne Andra und Natalia, gar nicht aufstehen können. Ich wäre einfach liegen geblieben, mit der Hoffnung, dass das alles nur ein blöder Traum ist und wenn ich aufwachen würde, ich in Harrys Armen lag, seinen Duft um mich spüren und seine Lippen auf meinen.

Doch als ich aus dem Raum geschleppt wurde, mit beruhigenden Worten, die nicht von meinem Lockenkopf kamen, wurde mir die grausame Wahrheit bewusst gemacht. Ich weiß nicht, was vorgefallen war, denn es ging alles viel zu schnell. Eben war er noch da, und jetzt ist er weg. Ohne eine Vorahnung.

Und das schlimmste an der Sache ist, dass er mich gleich mitgenommen hat.



Harry POV

Entsetzt starrte ich Louis und den beiden Frauen hinterher. Ich konnte gerade nichts sagen, mein Herz pochte gegen meine Rippen und ich hatte das Gefühl, es würde jeden Moment aus meinem Brustkorb springen.
Ich wollte das gar nicht sagen. All das, war ich nicht.

Ich konnte nicht einmal etwas dafür, meine Krankheit hatte einfach Besitz über mich ergriffen und die Stimmen wurden auf einmal so unglaublich viele, dass ich dachte, mein Gehirn würde jeden Moment platzen. Es war keine Chance gegeben, gegen ihre Aussagen zu sprechen und es war kein anderer Gedanke zu fassen. Ich konnte nicht einmal bis zwanzig zählen, um mich zu beruhigen, weil alles so verdammt laut war.
Und dann, dann habe ich all das gesagt, was sie mir gesagt haben. Denn, nach jedem Satz, wurden die Stimmen ein wenig leiser und die Kopfschmerzen verschwanden. Ich war die Marionette meiner Krankheit und ich hatte keine Gelegenheit, etwas dagegen zu tun.

Doch gerade wurde mir schmerzhaft bewusst, dass ich ihn verloren hatte. Ich hatte ihn damals schon öfter beleidigt und er war immer wieder gekommen, doch dieses Mal, würde er das nicht. Es war zu viel auf einmal und es hatte ihn gebrochen. Ich habe es in seinen Augen gesehen.
Ein schluchzen überkam mich, als ich an diese dachte. An diese schönen blauen Augen, die so anders waren als alles was ich je gesehen hatte und so viel schöner. Doch ich habe in ihnen gesehen, wie er sich von mir entfernt hat. Wie sein Herz gebrochen ist und ich konnte nichts dagegen tun, da ich wie gelähmt war. Wie ein anderer Mensch.

Nun wurde mir ebenfalls bewusst, dass er nicht bleiben würde. Bis jetzt hatte ich nicht gegen meine Krankheit ankämpfen wollen, denn war sie nicht der Grund, wieso er geblieben war? Wieso er sich weiter um mich gekümmert hatte und mich nicht alleine gelassen hatte? Nein. Er war nicht wegen der Krankheit geblieben, sondern wegen mir. Weil er mich liebt. Doch das hatte ich bis jetzt nicht begriffen und ich hatte einfach Angst, dass wenn ich die Krankheit besiege und die Teufel aus meinem Kopf verbannen könnte, er als mein Engel, auch gehen würde. Aber das stimmte nicht.

Durch meine Krankheit, hatte ich ihn verloren. Und jetzt wollte ich mehr als alles andere, gegen diese ankämpfen um vielleicht, irgendwann, die Chance auf einen Neuanfang mit meinem besten Freund, mit dem Jungen den ich liebe, zu haben.

An diesem Tag, kam keiner mehr in mein Zimmer und auch die Stimmen in meinem Kopf waren vorerst nicht da. Ich wusste nicht, ob ich darüber glücklich oder doch lieber traurig sein sollte, denn es war so verdammt leise und leer. Meine Gedanken flogen durcheinander, stellten Hypothesen auf, die ich niemals beantworten könnte, aber müsste, um endlich Schlaf zu finden.
Mein Kopf dröhnte vor lauter leere und Tränen liefen über mein Gesicht, bei der Erkenntnis, dass ich Louis jetzt eine ganze Weile nicht sehen werde. Und, obwohl die Wahrscheinlichkeit mehr als hoch ist, werde ich nicht in eine andere Klinik gehen. Ich werde alles tun, um hier bleiben zu können. Ich werde die Therapien vernünftig durchführen und gesund werden.

'Gesund werden? Die bekommen nur Kohle, wenn sie dich hier behalten.'

Sie werden mich gesund machen und dann könnte ich Louis wieder haben. Ihn wieder meins nennen.

'Louis? Der ist froh, dass er dich los ist. Das er nicht mehr dazu verpflichtet ist, sich um dich zu kümmern. Hast du nicht gesehen, wie anstrengend das für ihn war? Du warst ihm eine Last und nun ist er dich endlich los.'

Das stimmt nicht. Louis liebt mich, das hat er mir gesagt. Er meinte, dass ich gesund werden würde. Er wollte mich immer bei sich haben.

'Erzählt man das nicht seiner kranken Oma im Krankenhaus auch immer? Und letztendlich ist man doch froh, sobald sie tief und fest schläft und man nicht mehr verpflichtet dazu ist, zu ihr zu fahren.'

Ich werde aber nicht sterben.

'Für Louis bist du gestorben.'

Ich weiß.

--

Am nächsten Morgen wurde ich nach erfolgreichen zwei Stunden Schlaf von der Sonne wach, die in mein Zimmer schien.

Langsam setzte ich mich auf, strich mir die Locken aus dem Gesicht und sah mich in meinem Zimmer um, während mir das ganze Szenario von gestern, noch einmal vor Augen geführt wurde.

Louis, der weinend dort steht und mir sagt, dass ich ihn doch liebe. Und das tue ich. Ich werde kämpfen müssen, und das schaffe ich nicht alleine. Das hieß, dass ich noch eine weitere Hürde meistern müsste, nämlich, mit meiner Mutter zu reden.

--

"Sie ist jetzt da. Bist du dir sicher, Harry?", fragte mich Natalia, als sie den kleinen Raum betrat, indem ich mich damals immer mit Louis getroffen hatte, bevor ich ihn in mein Zimmer gebeten hatte. Und jetzt, wo ich sie so sah, begannen meine Knie tatsächlich zu zittern und mein Pulsschlag sich zu beschleunigen, mehr, als mir lieb gewesen wäre.
Doch trotzdem nickte ich und erntete ein lächeln von ihr, bevor sie sich kurz neben mich setzte und den Pflegern ein Zeichen zum warten gab.
"Wie geht es dir, Harry?"

"Nicht gut", gab ich ehrlich zu, verknotete meine Hände miteinander und betrachtete diese. Ich begann, auf meiner Lippe herum zu kauen und das, aus reiner Gewohnheit. Ich war so verdammt nervös. "Was ist mit Louis? Ist gestern..ist gestern noch irgendwas vorgefallen?"

"Andra und ich haben ihn gestern noch raus zu seinem Wagen gebracht, doch er war nicht in der Lage dazu, diesen zu fahren. Wir haben irgendeinen Zayn aus seiner Anruferliste angerufen und dieser ist dann gekommen und hat ihn abgeholt. Er ist verdammt verletzt Harry, was vollkommen verständlich ist."

"Es tut mir so Leid. Nichts von dem was ich gestern gesagt habe, entspricht der Wahrheit. Aber die Stimmen sie, sie wollten einfach nicht ruhig sein! Sie waren so laut und wurden weniger, wenn ich das ausgesprochen habe, was sie gesagt haben. Ich liebe ihn doch..", murmelte ich und wischte mir die Tränen aus den Augen, die sich dort gesammelt hatten. Ich konnte mein Vorhaben von gestern nicht erklären, obwohl ich es so gern wollte. So gerne eine Erklärung finden wollte.

"Ich weiß. Und ich glaube auch, dass er tief in sich drin weiß, dass du das tust und das das gestern nicht du warst, der gesprochen hat. Aber ich glaube ebenfalls, dass er jetzt seine Zeit braucht. Mit Leuten um ihn herum, die er versteht und die ihn verstehen. Ihr werdet euch wieder sehen, da gibt es nichts anderes zu behaupten. Ihr beide gehört zusammen und was zusammen gehört, findet auch zusammen", erklärte sie mir und ich nickte nur schwach, während ich ihre zarten Hände auf meiner Schulter fühlte, die dort beruhigend auf und ab strichen. Ein kurzes schluchzen später und ich wurde an ihren dünnen, zierlichen Körper gedrückt. "Soll ich deine Mutter jetzt reinholen? Sie ist wahnsinnig aufgeregt, weil du dieses Mal darum gebeten hast, dass sie kommt."
Erneut nickte ich, weswegen sie es mir nachtat, mich losließ und mir einen kurzen Kuss auf die Stirn drückte, bevor sie aufstand und den Raum verließ.

Ich sah ihr noch nach und dachte über ihre Worte nach.
Von wegen, Louis und ich würden zusammen gehören und auch wieder zueinander finden. Es gibt nichts auf dieser Welt, was ich mir mehr wünschte, als ein normales Leben mit Louis.

Er war schon immer der wichtigste Mensch für mich gewesen, ohne ihn, konnte ich nicht ich sein. Die Zeit, in der Louis in Deutschland war und ich mit Riley zusammen gewohnt hatte, hatte mir dies erst richtig klar gemacht. Bis dahin, hatte ich mir meine Gefühle für meinen besten Freund wirklich noch nicht klar gemacht.
Doch irgendwann habe ich bemerkt, dass ich ihn anders vermisse, als es zum Beispiel Liam und Niall getan haben. Es war, als hätte er mein Herz mit sich nach Deutschland genommen und das, obwohl wir jeden Tag Kontakt miteinander hatten.

Es war einfach verdammt schwierig für mich, damit klar zu kommen. Vorerst damit, dass ich nicht vollkommen hetero war aber vor allem damit, dass Louis für mich nicht mehr nur mein bester Freund war, wie das bis jetzt ja immer gewesen war.
Ich hatte es damals auch sofort mit Gemma und mit unserer Mum besprochen, wie es nun weiter gehen würde. Ob ich ihm meine Gefühle beichten sollte, oder, ob ich es besser für mich behalte und erst einmal schaue, ob es vielleicht nur eine kleine Schwärmerei ist.

Doch die letzten Tage jetzt hatten mir noch einmal bewusst klar gemacht, dass es nicht nur eine kleine Schwärmerei war und vor allem, wieso keine andere Beziehung vorher funktionieren konnte. Louis und ich ergänzen uns einfach in jedem Punkt perfekt und vor allem, ist er einer der wenigen Menschen, denen ich glaube, dass ich ihnen wichtig bin und, dass er für mich alles machen würde. Das er für mich alles machen würde, genauso, wie ich es für ihn tun würde.

Die Krankheit kam nicht von heute auf morgen, sie kam erst Etappenweise und dann immer öfter und stärker, nachdem Gemma gestorben war. Anfangs, hatte ich auch nur sie überall gesehen und nur ihre Stimme gehört, doch auch das, änderte sich mit der Zeit. Ich hörte mehr Stimmen, viele, die vor allem durcheinander sprachen. Oft, sprachen sie über Louis. Aber auch darüber, dass meine Mum die alleinige Schuld an dem Unfall tragen würde und das ohne sie, Gemma noch hier wäre, bei mir. Und wenn dir das immer wieder gesagt wird, dann kannst du es irgendwann nicht mehr ignorieren und von dir fern halten. So sehr du es auch versuchst, sie fressen sich in dein Hirn und lassen nicht mehr los, bis du es komplett verinnerlicht hast. Und dieser Gedanke, war immer noch da. Präsent.

Doch ich musste auch diesen Schritt wagen und mit meiner Mum genau über alles sprechen, um gesund zu werden. Einen Schritt in die Richtung 'Alter Harry' machen.

Die Tür ging auf und meine Mutter betrat den Raum. Vorerst schaute sie auf den Boden, erst als die Tür sich schloss und ein Pfleger hinter mir Platz nahm, sah sie nach oben und mir direkt in die Augen.

[...]

LashtonsCxndxm

Es ist schon wieder so lange her, seitdem ich das letzte Update gemacht habe und das tut mir leid, aber Schule war Wahnsinnig anstrengend ..

So, mal ein bisschen Stress im Larry Home. Ein bisschen viel..

Zwei Fragen:

1. Glaubt ihr, Louis wird ihn wirklich nicht mehr besuchen kommen?

2. Wird sich Harry wirklich auf Anne einlassen können?

Diese Geschichte wird vielleicht noch zwei Kapitel und einen Epilog haben. Da ich bald im Urlaub bin, möchte ich diese Geschichte bis dahin beendet haben, also kommt demnächst öfter ein Kapitel.

Zeigt mir mal das ihr lebt, auch wenn es nur ein kleiner Kommentar ist, in dem 'gut' oder auch 'eww' steht :D
Ich liebe Kommentare nunmal so sehr :(

Schönen Mittwoch noch ❤️

-Michelle❤️

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