Kapitel zwei
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"Wie fängt man denn so einen Liebesbrief an?", fragte Louis neugierig und schaute seinem besten Freund über die Schulter, welcher bereits über das blaue Papier gebeugt war und Herzchen, welche nicht unbedingt aussahen wie welche, an den Rand malte. Louis hatte Angst, dass das ganze womöglich ein großer Fehler ist und sich später die ganze Schule über ihn lustig machen könnte. Harry hingegen zuckte nur mit den Schultern und sprang dann auf, um einen Rosafarbenen Brief aus seinem Nachtschrank zu holen.
"Den hab ich meiner Schwester mal geklaut und sie hat ihn überall gesucht, aber nicht gefunden." Bei Harrys Grinsen musste es auch Louis und nickte, als sein bester Freund ihn fragend anblickte. Louis war sich sicher, dass Gemma den Brief an einen Jungen geschrieben hatte, was ja auch genau das war, was er brauchte. Die beiden Jungs sprangen also gemeinsam auf Harrys Bett und beugten sich über den Brief.
"Hast du ihn schon mal gelesen?"
Louis' bester Freund schüttelte den Kopf, brauchte aber nicht lange, ehe er den Brief öffnete und vor den beiden Jungs hinlegte, so dass sie beide einen Blick auf das geschriebene werfen konnten. Louis verzog angewidert das Gesicht. Er wollte nicht schreiben, wie schön Jimmys Augen doch waren und das er gerne mit ihm gehen würde, was auch immer das bedeutete. Wohin sollten die beiden denn gehen wollen? Das schlimmste jedoch, und da waren sich die beiden Jungs einig, waren die kleinen Herzchen als i-Punkte.
"So einen Brief möchte ich nicht schreiben", sprach Louis laut und schüttelte den Kopf, was der Lockenkopf nur mit einem geschockten Nicken verstand. Er war selbst geschockt, wie komisch seine Schwester geschrieben hatte. "Glaubst du, deine Schwester hätte den Brief wirklich abgegeben, wenn du ihn ihr nicht weggenommen hättest?", fragte Louis und Harry zuckte mit den Schultern, ehe er den Namen seiner großen Schwester rief und das Mädchen, welches bereits in die achte Klasse ging, in das Zimmer ihres kleinen Bruder kam.
"Was ist denn Harry? Oh, Hallo Louis." Sie lächelte ihn lieb an und setzte sich neben die beiden Jungs auf das Bett, um ihrem Bruder durch die Locken zu wuscheln. Louis musste lachen, da dieser das selbst gerne tat und Harry sich dann immer aufregte. "Was gibt's denn? Was habt ihr beide schon wieder verbrochen?", fragte sie, ehe ihr Blick geschockt wurde. "Ihr habt doch meine Schminke in Ruhe gelassen, oder? Ich meine es ernst Harry, die war teuer." Gemma's Bruder schüttelte kichernd den Kopf und gab ihr dann den Brief.
"Den habe ich dir mal weggenommen, weil ich ihn auf deinem Bett habe liegen sehen."
"Da ist der also hingekommen. Harry, der ist schon über zwei Jahre alt."
"Das ist egal. Louis und ich möchten auch einen schreiben, aber deiner klingt so schnulzig." Wie auf's Stichwort verzogen die beiden Jungs angewidert das Gesicht und Gemma lachte auf.
"An wen denn? Wer ist die glückliche?"
"Es ist Jimmy aus der vierten Klasse", sprach Harry, ohne auf seinen besten Freund zu achten, dem das ganze unwahrscheinlich peinlich war. Louis hatte es doch alleine Harry anvertraut und nun wusste es auch seine Schwester. Die Sekunden in Panik wurden beendet, als Gemma mit einem lächeln nickte und sich zwischen die beiden Jungs legte.
"Dann wollen wir mal anfangen."
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Ohne in den verschlossenen Brief zu schauen, beschloss ich, diesen ebenfalls Harry zu zeigen. Wir hatten unwahrscheinlich viel Spaß beim schreiben gehabt, dass lag hauptsächlich daran, dass er sich über mich lustig gemacht hat. Natürlich tat er auch dies immer auf seiner unwahrscheinlich liebevollen Art und Weise, weswegen man ihm einfach nicht böse sein konnte. Ganz ehrlich? Ich hätte mir keinen besseren besten Freund vorstellen können. Ich packte also den Brief und erneut ein paar Fotos in meinen Rucksack, ehe ich mir zum Abendessen eine Pizza in den Ofen schob und mich den Rest des Abends einfach vor den Fernseher pflanzte. Es liefen lediglich ein paar Talkshows und irgendwelche Serien die mich nicht interessierten im Fernsehen, weswegen ich mich relativ schnell fertig machte und ins Bett begab.
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"Louis Tomlinson", sagte ich an der Rezeption und bekam nur ein kaltes nicken. Ich wusste, in welchem Raum Harry immer saß. Ich wusste, dass er bereits auf mich wartete und ich hasste es, warten zu müssen, bis Natalia kam und mich abholte. Das ich es total unnötig fand, ignorierte ich in dem Moment und wartete nun mehr oder weniger geduldig, bis die Frau mit den Schwarzen Locken, welche sie immer in einem Zopf zusammen gebunden hatte, mich abholte und zu Raum 106 brachte. "Wie ist er denn heute drauf?", fragte ich, ehe ich meine Hand auf die Türklinke legte und sie jedoch erst einmal oben behielt.
"Distanziert. Das Foto von euch beiden hat er sich neben den Schreibtisch gehängt."
"Er hat es nicht zerrissen?", fragte ich erstaunt, denn so traurig wie das klingen mag, bin ich davon ausgegangen. Ich dachte wirklich, er würde sich von seiner kompletten Vergangenheit fernhalten wollen und da spiele ich nun mal eine extrem große Rolle. Wir haben jede freie Minute gemeinsam verbracht.
Natalia schüttelte den Kopf und nickte dann zur Tür, weshalb ich meinen Blick von ihr abwandt und den Raum betrat.
Ich sah ihn sofort dort sitzen. Er hatte den Blick auf seine beiden Hände gesenkt, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Er schien konzentriert und seine Finger zeichneten immer wieder irgendwelche Muster auf den Metall Tisch. Ganz offensichtlich bemerkte er mich erst, als die Tür hinter mir zu fiel und wir beide alleine waren. Das kam selten vor, anscheinend hatte er sich die letzten Tage gut verhalten. Das zeigte auch sein Blick. Natürlich war er dunkel wie immer, aber er lächelte nicht. Er sah mich einfach nur an, schien schon fast traurig, obwohl das natürlich nicht möglich war. Nun gut, dass war es schon, aber nur, wenn seine Medikamente zu wirken beginnen sollten.
Ich nahm vor ihm Platz und legte meine Hände wieder so nahe an seine, dass ich seine Wärme spüren konnte. Er sah auf unsere Hände und dann wieder in mein Gesicht.
"Harry", sprach ich vorsichtig und sanft aus, weswegen er seine Hände ein Stück entfernte, jedoch nicht zu viel. Ich merkte, dass er mit sich kämpfte, nicht vollkommen weg zu ziehen. Er wollte nicht schwach wirken. "Wie geht es dir?"
"Abgesehen von der Tatsache, dass ich in der Klapsmühle sitze ganz gut, vermute ich." Seine Stimme spuckte Trotz und Abwegigkeit, doch das ignorierte ich. Ich hatte gelernt, es einfach zu ignorieren, um mir selbst ein Schutzschild zu schaffen. Ich durfte ihn nicht zu Nahe an mich heran lassen, denn ich hatte das Gefühl, wenn er erst einmal einen Bezug zu meiner Seele gefunden hat, wird er sie nie wieder loslassen wollen. Ich wollte ihm nicht noch mehr Chancen geben, mich und mein Leben in irgendeiner Weise zu zerstören.
Sein Blick fiel wieder auf meine Hände und nach kurzem zögern, legte er seine Hände vorsichtig auf meine und ich erstarrte. Ich konnte das zittern fühlen. Ich spürte, wie sein Puls raste und das Blut durch seine Venen schoss. Ich konnte sogar die kleine Narbe in seiner Handinnenfläche fühlen, wobei das auch nur Einbildung sein könnte. Doch so schnell wie dieser Moment kam, so schnell waren er und seine Hände auch schon wieder fort und hinterließen lediglich ein warmes Gefühl auf meiner Haut. Ich sprach zu mir selbst, als ich ein 'vergessen wir das' murmelte, doch ich weiß, dass er es gehört haben muss.
"Ich habe wieder etwas mitgebracht. Ich musste gestern daran denken und habe es tatsächlich wieder gefunden. Seltsam, dass es die ganzen Jahre überlebt hat. Er muss nun schon über zwölf Jahre alt sein."
"Schade, ich dachte schon es wäre ein Kuchen. Der hätte mir wenigstens wirklich etwas gebracht."
Erneut ignorierte ich seine Aussage und zog einfach den Brief aus meinem Rucksack. Sein Blick blieb starr, als ich diesen über den Tisch zu ihm rüber schob und erst nach ungefähr einer halben Minute sah er mich wieder an.
"Herzchen? Ist das ein Liebesbrief? Es tut mir wirklich Leid Louis, aber ich stehe nicht auf kleine, dumme Jungs mit blauen Augen." Ich tat nach dieser Aussage nichts, sondern sah ihm einfach nur in die Augen, als seinem Mund ein sarkastisches Lachen entfloh. Erst später wurde mir bewusst, dass er nicht direkt gesagt hatte 'Ich stehe nicht auf Jungs', sondern das er mich spezifisch angesprochen hat. Doch da dies im Moment nicht wirklich wichtig war, behielt ich mir dieses Thema für wann anders zurück. Vielleicht für einen Moment, in dem ich ihm dann mehr Antworten auf Fragen geben kann, die er mir stellt. Für einen Moment, in dem er mehr von mir erfahren möchte.
"Mach es einfach auf und schau rein. Dann weißt du, was es ist."
Seine pinken Lippen vibrierten, als er ein brummendes Geräusch von sich gab, welches jedoch eine Zustimmung auf meinen Befehl war. Seine großen Hände öffneten den Umschlag und zogen das blaue Papier heraus, welches er nach einem kurzen Blickaustausch auseinander faltete. Die grünen Augen wurden größer, warfen ihren Blick auf die Zeilen der krakeligen Kinderschrift und mein Herz begann schneller zu schlagen. Er erinnerte sich. Defintiv.
"Der gute, alte Jimmy",lachte Harry, "Habt ihr beide noch Kontakt? Ich kann mich erinnern, dass das zwischen euch beiden nicht gerade nett geendet hatte." Seine Stimme klang so belustigt, dass es im Herzen weh tat. Jedoch beruhigte mich die Tatsache, dass der alte Harry, Jimmy damals am liebsten eine verpasst hätte und mich in jeder einzelnen Phase unterstützt hatte. Und da das der selbe Harry war, wusste ich, dass er sich nicht über mich lustig machte. Er machte sich eher über die Tatsache lustig, dass ich jetzt damit ankomme.
"Nein haben wir nicht. Aber das ist auch nicht der Punkt", begann ich und zeigte auf den Brief. "Ich möchte, dass du ihn mir vorliest."
"Warum?" - 'Damit ich deine Stimme hören kann'
"Harry bitte. Tu mir bitte nur diesen einen Gefallen." Erneut war meine Stimme leise, jedoch bittend und ich glaube, dass meine Augen ihm in diesem Moment das selbe vermittelten. Ich wollte das wirklich, fast so sehr wie, dass er wieder so wird, wie er einmal war. Ich habe es damals geliebt, wenn er mir etwas vorgelesen hatte. Seine Stimme war tief, aber immer unglaublich weich und angenehm gewesen. Es war mir egal, wenn er stundenlang erzählt hatte, ich habe ihm immer gerne zugehört. Und ich wollte dieses Gefühl wieder haben, wenigstens für einen Moment.
Er schien sich an etwas ähnliches zu erinnern, als er plötzlich nickte, sich räusperte und erneut die aneinander gereihten Buchstaben überflog, ehe er anfing. Vielleicht war es auch mein flehender Blick, ich bin mir bis heute nicht sicher.
"-Lieber Jimmy..- Gott, waren wir echt so einfallslos?", fragte er lachend un ich zuckte nur mit den Schultern, als mir ebenfalls ein grinsen über die Lippen huschte. " -Ich weiß nicht, ob du mich überhaupt schon mal gesehen hast, aber ich bin Louis Tomlinson aus der 3b. Ich weiß, normalerweise bekommst du wahrscheinlich Liebesbriefe von Mädchen, aber ich wollte dir auch mal einen schreiben..- Muss ich erwähnen, wie süß das ganze ist?", unterbrach er sich selbst schon wieder und mein grinsen wurde breiter, als ich den Kopf schüttelte und zu lachen begann. "- Ich selbst habe noch nie einen bekommen oder geschrieben, aber normalerweise enden die immer mit der Frage, ob du mit mir gehen möchtest. Also wollte ich dich fragen, ob du vielleicht bei Pittos mit mir ein Eis essen gehen möchtest. In Liebe, Louis-."
Wir beide begannen erneut zu lachen und ich kann nicht verleugnen, wie gut es tat, endlich wieder mit ihm gemeinsam lachen zu können. Es wirkte irgendwie befreiend und tatsächlich hatte ich sogar das Gefühl, ein kleines Stück besser atmen zu können, als wäre ein gewisser Druck auf meiner Brust verschwunden, welcher mir die Luft genommen hatte. Doch das ganze wurde zerstört, als ein Arbeiter herein kam und uns beiden mitteilte, dass unsere Zeit vorbei war. Sofort wandelte Harrys Miene sich wieder zu Stein und er faltete den Zettel wieder zusammen, um ihn danach fein säuberlich in den Briefumschlag zurück zu packen. Kurz darauf, nach einem kurzen Blick, schob er ihn wieder zu mir rüber und stattdessen gab ich ihm das Bild von uns beiden, auf dem wir uns an Gemmas Schminkkasten bedient hatten. "Sie war so sauer",murmelte er und wirkte wie in einer anderen Welt, als er das Foto in die Hand nahm und mich danach ansah.
"Ja, du darfst es behalten", beantwortete ich seine unausgesprochene Frage und kurz meinte ich gesehen zu haben, wie sich seine Mundwinkel zu einem lächeln verzogen, doch das war so schnell wieder weg, dass ich befürchtete, es mir eingebildet zu haben. Ich stand auf, nahm meinen Rucksack und verabschiedete mich von Harry. Gerade als ich aus der Tür gehen wollte, wurde ich jedoch von seiner Stimme aufgehalten.
"Louis?", ich drehte mich zu ihm um und er sah mich ernst an. "Ich habe es dir nie gesagt, aber Jimmy war nie der richtige für dich." Nach diesen Worten verließ er den Raum und ließ mich sprachlos dort stehen, bis ich mich irgendwann zusammen raufte und es schaffte, den Raum zu verlassen, in dem heute so viel passiert war; seine Worte immer noch Dauerschleife in meinem Ohr.
[...]
Entweder LashtonsKxndxm ist schon auf dem Weg zu mir oder ist es gleich *-*
Guten Morgen allerseits. Habt ihr die Weihnachtstage gut überstanden und seit nicht aufgrund der Schokolade und dem ganzen Essen geplatzt? Manchmal hatte ich das Gefühl, kurz davor zu sein :D
Falls es Fragen zu der Geschichte gibt, oder auch irgendwelche Anmerkungen.. Ich bin für alles offen :)
Später kommt noch ein Kapitel von Voodoo Doll und somit wünsche ich euch einen schönen Tag ❤️
-Michelle'❤️
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