Kapitel vier

"Ich weiß nicht. Es ist einfach kompliziert, schätze ich." Die Worte verlassen meinen Mund langsam, fast so, als wären sie gar nicht gewollt. Doch das stimmt nicht ganz, denn sie waren ehrlich. Die Sache zwischen Harry und mir ist kompliziert und das wusste Eleanor, wie ich es weiß.

"Was ist daran bitte kompliziert? Natürlich, bezeichnet er dich als sein Eigentum. Du bist das einzige, was ihm noch geblieben ist, jetzt, wo seine Schwester gestorben ist. Er muss dich irgendwie bei sich behalten und durch seine Krankheit denkt er, dass die beste Möglichkeit um dies zu erreichen, Angst ist", versuchte Eleanor mir zu erklären und lächelte den Kellner dankbar an, welcher uns gerade den Kaffee hinstellte. Sofort setzte sie die Tasse an ihre Lippe und ich wollte sie gerade warnen, da kam sie mir zuvor. "Heiß, ich weiß. Ich bin nur unglaublich müde und kann es gar nicht abwarten, dass das Koffein von diesem zauberhaften Getränk zu wirken beginnt." Wir beide lachten, wobei es bei ihr eher ein kichern war, weswegen ich sie anlächelte. Ja, ich hatte sie defintiv gerne, doch bei mehr waren wir noch nicht. Ich glaube, dass sie bei mir genauso denkt, wie Zayn. Trotzdem gehen wir ab und an miteinander aus, doch es ist einfach nicht mehr. Noch nicht. Sie weiß über Harry bescheid, da ich sie meistens anrufe oder wir uns verabreden, nachdem ich bei Harry war.

"Aber er hat es so gesagt, als würden wir eine Beziehung führen. So richtig ernst, weißt du?", begann ich wieder mit Harry und seufzte schwer, bevor ich mit meinen Händen die Tasse umfasste und mein Körper die Wärme annahm, die das Porzellan spendete. Mein Blick wanderte nach draußen, wo es mittlerweile zu regnen begonnen hatte. Die Menschen liefen an dem Cafè vorbei, manche schnell, manche langsam. Einige hatten einen Regenschirm, wieder andere nutzten ihre Taschen oder ihre Jacken. Augenblicklich war ich froh, mit Eleanor hier im warmen zu sitzen. Normalerweise mochte ich den Herbst und den Winter, allgemein die kalten Tage. Harry und ich waren uns dort schon immer einig gewesen. In unserer Wohnung, ja, wir haben ungefähr zwei Jahre zusammen gelebt, ehe wir beide beschlossen hatten, dass jeder seinen eigenen Platz haben sollte, hatten wir feste regeln für diese Jahreszeiten. Heizung höchstens auf drei, Fenster zu, nur Morgens lüften und es waren ungefähr 500 Teesorten aller Art im Haus. Wir beide mochten Tee lieber als Kaffee, außer morgens. Da musste es ein kräftiger, schwarzer Kaffee sein. "Wir beide waren schon immer nur beste Freunde. Wieso muss ich das gerade jetzt in Frage stellen? Mir war sonst nie aufgefallen, wie wir beide uns verhalten, wenn wir zusammen sind oder gar, wie ich mich fühle. Gerade jetzt fällt mir auf, dass ich dieses Gefühl wirklich schon länger habe, aber das kann doch nicht sein, oder? Ich war nie eifersüchtig gewesen, wenn er jemanden mit nach Hause gebracht hat."

"Weil du schon immer wusstest, dass du der einzige für ihn bist. Egal, was für eine Person er getroffen hätte, du würdest trotzdem noch an erster Stelle stehen. Er würde für dich sterben, er würde für dich in ein anderes Land ziehen, er würde für dich durch Wände gehen, wenn er das könnte. Du warst nie eifersüchtig, weil du nie die Angst haben musstest, dass er dir von irgendjemandem weggenommen wird. Das selbe gilt für Harry."
Wieso klang aus ihrem Mund nur alles so verdammt logisch und wieso, musste sie alles, was ich mir heute schon klar gemacht hatte, noch einmal wiederholen? Ich hatte die Hoffnung gehabt, dass sie mir das alles ausredet, denn ich würde es nicht schaffen. Gefühle für Harry, in dem Zustand, in dem er nun ist? Das war mein eigenes Todesurteil. "Du hilfst ihm mehr als diese Medikamente. Was denkst du, warum er nur mit dir redet und nur aus seinem Zimmer kommt, wenn er weiß, dass du da bist? Du bist sein Zuhause und wirst es immer bleiben. Ob als bester oder fester Freund."

"Du sagst das, als sei es so einfach."

"Weil es so einfach ist, Louis. Nun beginn du doch nicht auch noch damit, alles drei mal zu überdenken. Du siehst doch, wo es Harry hingebracht hat."

"Ich denke nicht, dass er sich über so etwas Gedanken gemacht hat", gab ich skeptisch von mir und schüttelte den Kopf. "Er hatte andere Probleme als sich darüber Gedanken zu machen, ob er Gefühle für seinen besten Freund hat, oder nicht."

"Genau das, glaube ich nämlich nicht. Ich denke, dass es ihn genauso sehr gequält hat, wie es das nun mit dir macht. Natürlich ist es komisch, ich kann euch beide vollkommen verstehen, aber denk doch mal drüber nach. Bitte, denk wirklich drüber nach. Ihr habt einander nicht umsonst den ersten Kuss genommen."

"Wir waren neugierig! Ich weiß doch, dass ihr Mädchen das ebenfalls tut, um euch vorzubereiten. Sobald es zwei Jungs machen, ist es wieder komisch", unterbrach ich sie schmollend und biss kurz von meinem Muffin ab, ehe ich seufzte. Ja, wir hatten uns damals geküsst, aber wir waren einfach jung und unerfahren gewesen.

"Das Mädchen es machen, kommt auch häufiger vor. Louis, ich will dich da wirklich in nichts rein drängen oder so, aber überdenk das ganze nochmal genau." Sie blickte auf ihre Armbanduhr, um kurz darauf aufzuspringen und ihre Handtasche zu nehmen. "Ich muss los. Wir telefonieren?" Ich nickte, sie schenkte mir ein lächeln und drückte mir danach einen Kuss auf die Wange, ehe sie mir beim rausgehen winkte und ich kurz darauf alleine an diesem Tisch saß.
War es wirklich anders, wenn Mädchen das machen? Aber warum? Wir waren auch neun Jahre alt gewesen und außerdem war es nur ein kleiner Kuss, welcher sogar von Harry vorgeschlagen wurde.

-'

"Ich habe heute keine Lust auf Fußballtraining", beschwerte sich Louis' bester Freund, was diesen zum kichern brachte. Harry hatte so oft keine Lust, dass Louis sich fragte, ob der Lockenkopf überhaupt Fußball spielte, weil er es mochte oder nur, weil der Doncaster ihn darum gebeten hatte. Damals war Louis noch alleine beim Fußball gewesen und hatte niemanden gekannt, also beschloss er, seinen besten Freund zu fragen, welcher sofort genickt hatte. Doch die Begeisterung hatte nicht lange angehalten und deswegen machte sich Louis Sorgen.

"Das letzte mal, bevor wir zwei Wochen Pause haben. Komm schon Harry", schmollte er also und Harry seufzte, nickte dann aber geschlagen.
Die beiden Jungs nahmen sich ihre Trikots raus, um sie gleich wieder anzuziehen. Stolz zeigte Louis Harry sein Trikot, welches er neu bekommen hatte. Es stand sogar sein Name hinten drauf. "Schau mal. Da steht Tomlinson und sogar meine Nummer! Mein Dad hat es mir gekauft. Ist das nicht obercool?" Harry nickte nur begeistert und schmunzelte dann.

"Ich wette, es wird Jimmy auch gefallen", grinste Harry und streckte seinem besten Freund die Zunge heraus, weswegen dieser rot werdend zu Boden sah und an seinem Trikot herum nestelte. Nicht, dass Louis darüber nachgedacht hatte, aber nun, wo Harry es erwähnt hatte, hoffte der Braunhaarige wirklich, dass es seinem Schwarm gefallen könnte. Den Brief hatten die beiden zwar immer noch nicht abgegeben, aber Jimmy hatte Louis letztens in der Pause gefragt, ob er eine Runde mit Fußball spielen möchte und natürlich hatte Louis mit einem großen lächeln auf dem Gesicht zugestimmt. Und dann war diese Partie noch nicht einmal kurz ausgefallen. Jimmy hatte Louis danach sogar noch bis zu seinem Klassenzimmer gebracht und die beiden hatten sich für die nächste Pause erneut verabredet. "Ist dir eigentlich bewusst, dass er dich küssen wollen könnte, wenn ihr beide zusammen kommt?"

Nach dieser Frage von Harry drehte sich Louis geschockt zu seinem besten Freund um. Wie, Jimmy könnte ihn küssen wollen? So richtig? Auf den Mund?
Louis' blaue Augen wurden immer größer und Harry kicherte, während er seine grünen Augen süß zusammen kniff und Louis wurde automatisch etwas ruhiger. Wieso machte Harry sich darüber lustig? Was sollte er denn jetzt machen?

"Wieso glaubst du, dass Jimmy das wollen würde?", fragte Louis unsicher und setzte sich neben seinen besten Freund auf das Bett. Harry hörte auf zu lachen und schenkte Louis ein liebevolles lächeln.

"Weil Jimmy schon ein großer Junge ist natürlich", Harry sprach es so aus, als wäre es das normalste der Welt und, als hätte Louis das wissen müssen. "Gemma hatte ihren ersten Kuss auch in der dritten Klasse und Jimmy ist schon in der vierten."

"Aber..aber ich habe doch noch nie jemanden geküsst", murmelte der Doncaster leise und sah zu seinen Händen, "Was ist, wenn ich irgendwas falsch mache?"
Um ehrlich zu sein, fand er diesen Gedanken auch nicht wirklich gut. Er fand, dass es immer seltsam aussahen, wenn sich die Erwachsenen in den Filmen küssen und sich gegenseitig fast auffressen. Er wollte Jimmy nicht auffressen.

"Was willst du denn da falsch machen. Du legst einfach deine Lippen auf seine und fertig", meinte Harry nun und holte seinen besten Freund so aus seinen Gedanken. Louis wollte Harry fragen, ob er es vielleicht mit ihm üben konnte, aber kurz davor stoppte er. Was ist, wenn Harry ihn dann auslachen würde oder, wenn Harry ihn überhaupt nicht küssen möchte? "Soll ich es dir zeigen?"
Louis kleines Herz schien schneller zu schlagen, als Harry diese Frage stellte. Doch anstelle richtig zu antworten, nickte er einfach und rutschte näher an seinen besten Freund heran, welcher immer noch aufrichtig lächelte. "Ich habe das auch noch nie gemacht, also können wir beide gleich üben", grinste Harry und wackelte mit seinen Augenbrauen, was so lustig aussah, dass Louis zu lachen begann. Er liebte es, wenn Harry versuchte die angespannte Stimmung aufzuheitern und es dann sogar schaffte. Denn um ehrlich zu sein, schlotterten dem kleinen Doncaster schon ganz schön die Knie, wenn er daran dachte, nun seinen ersten Kuss an seinen besten Freund zu verlieren.

"Aber nur ganz kurz", sprach Louis noch aus und Harry hielt ihm den kleinen Finger hin.

"Nur ganz kurz", wiederholte Harry und sie hakten ihre kleinen Finger ein, ehe sie ihre Hände los ließen und Harry noch ein ganzes Stück näher rückte.

Louis in seinem neuen Trikot und Harry immer noch in dem blauen Kragenshirt welches er zum Geburtstag bekommen hatte, saßen sich die beiden gegenüber und Louis suchte in Harrys grünen Augen nach einer Aufforderung, was er nun zu tun hatte. Harry hingegen lächelte nur und schloss daraufhin seine Augen, weswegen Louis ihn verwirrt anschaute.

"Wieso machst du denn deine Augen zu?" Louis verstand das nicht. Wollte Harry ihn etwa nicht ansehen?

"Die machen das in den ganzen Filmen immer so. Immer, kurz bevor sie sich küssen, schließen beide die Augen."

"Aber dann weiß ich doch überhaupt nicht, wo dein Gesicht ist", murmelte Louis und nun öffnete auch Harry seine Augen. Zustimmend summte er vor sich hin und schien zu überlegen, bevor er seine kleinen Hände an Louis' rote Wangen legte und erneut seine Augen schloss. Louis hingegen wusste nicht wirklich, wo er mit seinen Händen hin sollte, weswegen er sie einfach auf den Hüften seines besten Freundes platzierte.
Kurz darauf schloss er ebenso seine Augen und bewegte sich da hin, wo er glaubte, dass sich Harrys Gesicht dort befand. Doch offensichtlich machten die beiden etwas falsch , denn wenig später trafen sich anstatt ihrer Lippen ihre Nasen und die beiden lösten sich voneinander.

Verschreckt sahen die beiden sich an, immer noch mit klopfendem Herzen, ehe beide zu lachen anfingen. Louis hätte nicht erwartet, dass es tatsächlich so kompliziert ist, jemanden zu küssen. In Filmen und bei seinen Eltern sah das immer so einfach aus, dass er mit keinen Schwierigkeiten gerechnet hätte.

"Nochmal?", fragte Harry seinen besten Freund und nachdem Louis einmal tief durchgeatmet hatte, nickte er und zeigte ein sicheres lächeln. Die beiden setzten sich wieder genauso hin wie davor und Louis platzierte seine Hände auf Harrys Hüfte. Sie nickten sich einmal zu und schlossen, nachdem sie bis drei gezählt hatten, ihre Augen.

Anders als das Mal zuvor, legte Louis seinen Kopf leicht schief und wenig später trafen seine Lippen auf die Von Harry. Lediglich für ein paar Millisekunden, ehe die beiden sich wieder voneinander lösten und mit großen Augen in die des jeweils anderen sahen.

"Wir haben uns geküsst", sprach Louis leise aus und Harry nickte, wollte noch etwas sagen, als Harrys Mutter von unten rief, dass die beiden sich beeilen sollen, da sie in fünf Minuten los wollten. Harry sprang schnell von seinem Bett auf, um sich das Trikot, welches er bereits aus seinem Schrank gezogen hatte, anzuziehen.

Schnell hatten sich die beiden Jungs noch etwas zu trinken eingepackt, bevor sie gemeinsam die Treppe hinunter rannten und ihre beiden Mütter bereits in der Küche stehen sahen.
"Wir können los", freute sich Louis und die beiden lachten nur über Louis fröhliche Art. Harry hingegen, wollte seiner Mum am liebsten sofort erzählen, dass Louis und er sich eben geküsst haben und das er seinen ersten Kuss mit Louis hatte. Doch irgendwie, fand der kleine Lockenkopf das Thema nun nicht ganz angebracht und blieb deswegen lieber still, während er hinter seinem besten Freund ins Auto stieg.

Louis blickte seinen besten Freund an und schenkte diesem ein lächeln, weswegen Harry beschloss, es einfach gut sein zu lassen. Er könnte es seiner Mutter auch heute Abend noch erzählen, wenn die beiden alleine sind. Und nun würde es zum geliebten Fußballtraining seines blauäugigen besten Freundes gehen. Harry war glücklich und irgendwie erleichtert, nun sagen zu können, dass er bereits seinen ersten Kuss hatte. Er fühlte sich älter und es war ihm vollkommen egal, dass Louis kein Mädchen gewesen war, so wie bei den anderen Jungs. Louis war sowieso viel besser als irgendein Mädchen. Nun fühlte er sich irgendwie wie etwas besonders und das Gefühl war toll.

Und wie Louis dachte, kann man sich ja denken. Er fühlte sich ebenso älter und bereit, für Jimmy. Er war nicht mehr so unsicher und wusste nun, dass küsse zwischen Jungs und Jungs genauso sind, wie Küsse zwischen Jungen und Mädchen. Und er war einfach wahnsinnig, wahnsinnig, glücklich.

.-

[...]

LashtonsKxndxm Gott, dass war wahrlich schwer 😅 ich hoffe, es ist trotzdem einigermaßen gelungen 🙈

Würde mich über Kommentare Freuen und ich hoffe, Ihr seit alle ganz gut rein gerutscht ?<3

Frohes neues Jahr 2016 ❤️

-Michelle'❤️

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