Kapitel fünfzehn

Am nächsten Tag, schaffte ich es nach der Arbeit tatsächlich schnell, zu Harry zu fahren. Mein Chef hatte mich irgendwann gehen lassen, da ich sowieso viel zu aufgeregt war und nur panisch umher gesehen hatte. Ja, ich hatte Panik davor, was heute passieren würde. Jedes mal wenn ich auf den Klinik Parkplatz fahre, ist es, als wäre ich noch nie hier gewesen. Ich kann nicht einschätzen, was mich erwartet, wenn ich das Gebäude betrete. da Natalia mich jedoch nicht angerufen hatte, hoffte ich einfach darauf, dass sich Harrys Zustand seit gestern nicht verschlechtert hatte und so vielleicht auch das Gespräch mit Riley gut verlaufen würde. Und wenn diese Hürde gemeistert ist, würde ich es wagen, mit ihm seine Schwester zu besuchen. Ich glaube zwar nicht daran, dass er es gleich beim ersten mal schaffen wird, aber nach und nach werde ich ihn schon dazu bringen können. Er musste Abschied nehmen, um gesund werden zu können.

"Harry ist im Musikzimmer. Ich glaube, Andra ist mit ihm gegangen", berichtete mir Natalia, nachdem sie mich an der Rezeption gesehen hatte und ich nickte nur verwundert.
Harry im Musikzimmer?
Doch ich hinterfragte das ganze gar nicht weiter, sondern folgte Natalia, die mir etwas über Harrys ruhige Nacht erzählte und, dass er heute morgen sogar freiwillig beim Frühstück aufgetaucht war. Obwohl ich mit meinen Gedanken bereits bei dem Treffen von heute Nachmittag war, konnte mein Kopf diese Informationen ebenfalls in sich aufnehmen. Ich würde eben erst später darüber nachdenken können.
Sie setzte mich vor einem Raum ab und wollte gerade gehen, als ich sie zurück hielt.

"Später kommt eine Riley vorbei und möchte zu Harry. Ich weiß, sie hat eigentlich keinen Termin, aber es war ziemlich kurzfristig. Könntest du vielleicht...?"

"Sie für dich eintragen?"
Ich nickte und Natalia lächelte sanft. Ihre Lippen hatte sie heute dunkelrot geschminkt und ich musste sagen, obwohl ich eher auf natürliche Farben stehe, es ziemlich gut bei ihr aussah. "Natürlich trage ich sie für dich ein. Grüß Harry von mir."

"Mache ich, danke."
Dieses Mal war sie diejenige, die nickte und mich daraufhin verließ.

Leise, wie als würde eine Bombe bei mehr Geräuschen losgehen, öffnete ich die Tür vor mir und konnte bereits die ersten Patienten erkennen. Anscheinend war es nicht nur ein Musikzimmer, denn viele saßen auch einfach nur herum und spielten einige Spiele. Ich konnte ein paar Brettspiele, aber auch Kartenspiele erkennen.
Automatisch suchte ich mit meinen Augen den Raum nach meinem Lockenkopf ab, den ich bereits wenig später entdeckte. Nur etwas später sah ich auch schon Andra, die etwas entfernt saß und Harry dabei zusah, wie er etwas auf dem Klavier spielte. Mit langsamen Schritten ging ich auf die beiden zu, machte jedoch keinen Mucks, da ich Angst davor hatte, dass Harry mich bemerken und womöglich mit dem spielen aufhören könnte. Also blieb ich neben Andra stehen und spürte wenig später bereits ihren Blick auf mir, weswegen ich, wenn auch wehmütig, meinen Blick von Harry abwand und sie ebenfalls ansah.

"Er spielt dieses Stück seit fast zwei Stunden. Er hat ab und an mal ein anderes probiert, aber er meinte, dass kannst nur du. Es wundert mich, dass die anderen Patienten noch nicht genervt von ihm sind", sagte sie leise, sogar so leise, dass Harry uns nicht bemerkte.

"Wie kam er darauf, hier rein zu wollen und dann auch noch zu spielen?"

Andra zuckte mit den Schultern und sah wieder zu Harry, welcher erneut mit dem Stück begann.
"Ich habe mich heute morgen beim Frühstücken neben ihn gesetzt und dann hat er mir erzählt, dass er von dir geträumt hat. Er hat mir nicht erzählt, was genau, aber er meinte, dass er von dir geträumt hat. Und dann hat er mich gefragt, ob ich ihn hier hin begleite, damit er nicht so alleine ist, bis du kommst."

Ich summte leise und ging dann mit kleinen Schritten auf Harry zu. Um ihn nicht zu erschrecken, legte ich ganz langsam meine Arme von hinten um ihn und presste seinen Rücken an meinen Oberkörper. Nachdem Harry sich erst angespannt und dann wieder entspannt hatte, drückte er sich noch etwas näher an mich und nahm meine kleinen Hände in seine.

"Hey Lou", brummte er leise und ich konnte ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen erkennen, was mir das Herz erwärmte.

"Hey Haz."

"Ich habe das Stück gespielt, was du mir damals beigebracht hast. Ich habe heute Nacht davon geträumt und musste es dann heute einfach spielen. Kannst du mir Drops of Jupiter spielen?"
Harry drehte seinen Kopf zu mir und seine grünen Augen durchbohrten meine. Ich drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen und summte ein 'natürlich' gegen sie, ehe ich mich von ihm löste und um den Klaviersessel herum ging, um mich neben Harry setzen zu können.
Tatsächlich ist es Jahre her, seitdem ich das letzte Mal gespielt habe. Das letzte Mal, muss in einer Kneipe in Deutschland gewesen sein. Es hatte mich einfach zu schmerzlich an Harry erinnert.

Ich fing also an zu spielen und tatsächlich, klappte der Anfang des Liedes noch komplett ohne Fehler. Ich konnte den Song immer noch auswendig spielen, was mich stolz machte. Bei der letzten Strophe jedoch, fing ich leise damit an, den Text mitzusingen, da es meine Lieblingsstelle des Songs ist.

"Can you imagine your love, pride, deep-fried chicken?

Your best friend always sticking up for you

Even when I know you're wrong

Can you imagine your first dance, freeze dried romance?

Five-hour phone conversation, the best soy latte that you ever had

And me


But tell me did the wind sweep you off your feet?

Did you finally get the chance to dance along the light of day,

And head back toward the Milky Way?

Tell me did you sail across the sun?

Did you make it to the Milky Way to see the lights are faded,

And that Heaven is overrated?


Tell me, did you fall from shooting star,

One without a permanent scar?

And did you miss me while you were looking for yourself?


Na na na...

And did you finally get the chance to dance along the light of day?

Na na na...

And did you fall from a shooting star, fall from a shooting star?

Na na na...

And are you lonely looking for yourself out there?"

Ich ließ das Lied langsam ausklingen und wollte gerade meine Hände von den Tasten des alten Klaviers nehmen, als hinter mir plötzlich alles anfing zu applaudieren. Ein Blick in Andras Gesicht zeigte mir, dass sie das ganze Wohl angefangen hatte und ich kam nicht drum herum, rot anzulaufen und meinen Blick Harry zuzuwenden. Dieser lächelte mich nur überglücklich an, so glücklich, dass ich es sogar in seinen Augen erkennen konnte.

"Ich liebe dich", sagte er dann plötzlich, beugte sich zu mir rüber und küsste mich sanft. Und obwohl wir uns schon so oft geküsst hatten, kam dieser mir vor, als wäre es unser erster Kuss. Nicht, weil der Applaus dadurch noch lauter wurde und auch nicht, weil er mir so zeigte, dass wir ihm nicht peinlich waren. Es war einfach der Moment, der diesen Kuss so magisch und unfassbar machte.
Nachdem wir uns lösten, fuhr sein Daumen noch ein letztes Mal über meine nun angeschwollenen Lippen und er legte seine noch einmal sanft auf meine, ehe er sich endgültig löste und stattdessen seine Hände an meinen Rücken legte, um mich mit einem Zug näher an sich zu ziehen.

Und so saßen wir noch eine ganze Weile da. Ich spielte mit Harry noch ein wenig 'Your Song' von Elton John, wobei das eher damit zu tun hat, das dies der erste Song war, den Harry und ich damals mit fünfzehn gelernt haben. Beziehungsweise hatte ich schon Jahre lang Klavier Unterricht gehabt, doch erst dort wollte er auch wirklich einen Song lernen. Es gibt einen Teil, der mir von den Lied am liebsten gefällt, da er einfach so sehr zu Harry und mir passt.

'So excuse me forgetting

But these things I do

You see I've forgotten if they're green or they're blue

Anyway the thing is what I really mean

Yours are the sweetest eyes I've ever seen'

Nachdem wir fertig waren, sind wir beide zurück auf sein Zimmer gegangen und haben uns zusammen gekuschelt auf sein Bett gelegt. Unsere Beine miteinander verschlungen und mein Gesicht in seiner Brust, lauschte ich seinem Herzschlag und hörte ihm dabei zu, wie er mir genaueres über seinen Traum erzählte. Und ich musste lächeln, da es kein Albtraum, sondern ein wirklich schöner Traum gewesen war. Für diesen Moment, fühlte es sich sogar fast normal an. Ich in seinem Arm, fast, als wären wir in unserer eigenen Wohnung, ich komme gerade von der Arbeit und er erzählt mir von seinem Tag. Mein lächeln wurde größer, als ich an eine gemeinsame Zukunft mit Harry dachte.

"Weißt du, was der größte Unterschied zwischen dir und den anderen Personen in meinem Leben ist, Louis?", fragte Harry mich plötzlich und ich war zu faul und es war viel zu gemütlich, als das ich mich aus seiner Brust hätte befreien können. Also schüttelte ich lediglich den Kopf und spürte, wie sein Griff um mich fester wurde.
"Du hast meine Demonen an den Händen genommen und langsam angefangen, mit ihnen durch die Dunkelheit zu tanzen. Anders als alle anderen, bist du nicht einfach davon gerannt."

"Wie sollte ich denn bitte weg rennen? Ich liebe dich Harry."
Ich kroch nun also doch aus seiner Brust hervor und stützte mich mit meinen Armen so auf dem Bett ab, dass unsere Köpfe auf einer Höhe waren. "Wann hast du gemerkt, dass du dich in mich verliebt hast?"
Nachdem Riley mir gestern die ganze Geschichte erzählt hatte, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Harry war bereits vorher gewusst geworden, dass er in mich verliebt war. Früher als mir.

"Ich kann dir nicht sagen, in genau welchem Moment es war. Ob es war, als du einmal dieses ganz besondere Frühstück an meinem Geburtstag gemacht hast oder doch, als du mich so unbeschwert angelächelt hast, als wir mit den Jungs ausgegangen sind. Ob es war, als du das erste Mal in lediglich einem meiner Pullis durch die Wohnung gelaufen bist, der dir viel zu groß war oder doch, als ich einfach nur neben dir auf dem Sofa saß und dir dabei zugesehen habe, wie du bei Titanic angefangen hast zu weinen. Aber ich erinnere mich an den ersten Moment wo du auf mich zugegangen bist und ich realisiert habe, dass die Welt um mich herum verschwindet, wenn ich mit dir zusammen bin. Und ich glaube, wenn ich jeden Abend neben dir einschlafen könnte, würde ich nie wieder ängstlich sein."

Mein Blick wurde weicher und ich rückte mit meinem Gesicht näher an seins. Meine Hände stützte ich auf seiner Brust ab, fuhr über die Schwalben auf seinem Dekolletè. Ein lächeln fuhr auf meine Lippen, bei dem Gedanken, dass ich ihn tatsächlich glücklich machen konnte und er sich bei mir sicher und wohl fühlt. Ich wusste, dass er dieses Gefühl nicht häufig hatte und wie wichtig es für einen Menschen ist.
Harrys Hand fuhr über meinen Rücken, schob mein Shirt etwas hoch und malte kleine Kreise, während seine andere flach neben seinem Körper liegt. Ich konnte mein grinsen nicht mehr beherrschen und es wurde immer größer, sodass ich schon aussehen musste, wie ein kleines Kind was die lang ersehnte Spielzeugeisenbahn bekommt und sie dann sogar noch am selben Abend aufbauen darf.

"Wieso lächelst du?", holte mich Harrys warme Stimme aus meinen komischen Gedanken und ich sah in seine Augen. Verwirrt hatte er seine Augenbrauen zusammen gezogen und es war wieder diese kleine Falte zu sehen, die sich dann immer aufzeigte. Ich lächelte noch etwas mehr, stützte mich mit meinen Händen nun auf seiner Brust ab und ging so nahe an sein Gesicht, dass sich unsere Nasen fast schon berührten.

"Ich bin gerade einfach verdammt glücklich", stellte ich für mich selber fest und sah dieses kleine aufblitzen von Freude in seinen Augen, als ich einen sanften Kuss auf seinen vollen Lippen platzierte.

"Ich auch."

Nun lächelte auch Harry, nahm seine Hand von meinem Rücken und sofort wurde wieder die Kälte bemerkbar, die mir vorerst gar nicht so bewusst gewesen war. Doch ich achtete ja auch auf nichts anderes, als Harry. Wie seine Haltung ist, wie er spricht, wie seine Mimik ist... alles was ich tat, bestand daraus, Harry zu studieren.
Er zog mich vorsichtig, darauf bedacht, mich nicht zu verletzen, auf seinen Schoß und platzierte seine Hände nun auf meinem unteren Rücken, kurz über meinem Po. Doch alles worauf er achtete, schien mein Gesicht zu sein. Oder eher, meine Augen. Denn wir brachen nicht eine Sekunde den Blickkontakt, als ich auf seiner Hüfte saß und meine rechte Hand unter seinem festen Herzschlag bebte. Kurz war es ruhig, ehe er seine Augen leicht zusammen kniff und den Kopf schief legte.

"Darf ich dich küssen, Louis?", fragte er und verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Wieso sollte er mich denn bitte nicht küssen dürfen?

"Du bist so ein Idiot", machte ich ihm lachend klar und beugte mich nach unten, um ihn jedoch nur kurz zu küssen. Denn seine Lippen waren vor Verwirrung leicht geöffnet und er konnte den Kuss nicht einmal erwidern, so sehr hatten ihn meine Worte gerade verwirrt. Also löste ich mich und fuhr über seine Wangenknochen. "Natürlich darfst du mich küssen. Wieso solltest du da fragen müssen?"

Und als ich mich nun zu seinen Lippen runter beugte, lächelte er und erwiderte still, liebevoll und ein Stück zurückhaltend den Kuss, der mal wieder so viele Gefühle in mir auslöste, dass ich das Gefühl hatte, beinahe platzen zu müssen vor Freude.
Und vielleicht war auch fast das Gefühl in mir verschwunden, dass ich gerade meinen besten Freund küsste und das eigentlich ganz und gar nicht richtig war.

Denn würde das mit uns beiden nicht klappen, verliere ich nicht nur die Liebe meines Lebens, sondern auch meinen besten Freund.

xx

Wir blieben nicht mehr lange so liegen, denn bereits wenig später ertönte ein Klopfen an der Tür und Harry und ich lösten uns langsam voneinander, ehe die Tür auf ging und Natalia herein blickte. Nach einem Kurzen schauen durch das Zimmer, fand sie meinen Blick und setzte ein lächeln auf die Lippen. Harry unter mir, verkrampfte sich merklich und ich schob meine kleine Hand in seine so viel größere, die er sofort fest umschlang.

"Riley wäre dann da. Ich dachte, ihr könntet euch vielleicht lieber draußen hinsetzen, die anderen wollen ein Lagerfeuer machen und etwas Stockbrot."

Meine Verwunderung überspielend, wieso er sich mit Riley direkt draußen und nicht in einem bewachten Zimmer treffen durfte, nickte ich und sah Harry an, welcher erneut verwirrt die Stirn gerunzelt hatte. Ich wusste genau, welche Frage gerade durch seinen Kopf ging und ich wusste auch, dass ich ihm das nicht direkt beantworten durfte, beziehungsweise sollte. Vielleicht würde er sich dann gegen dieses Treffen stellen und ich wusste, dass es wichtig für ihn und seinen Zustand war.

Nach meiner Zustimmung war Natalia aus der Tür verschwunden und ich war irgendwie von Harry herunter geklettert, um mir einen zu großen Pulli von Harry anzuziehen, welcher über den Stuhl gehängt war. Dieser roch noch genau nach ihm und als Harry mich sah, die Nase in seinem Pulli vergraben, verschwand auch der letzte verwirrte Ausdruck auf seinem Gesicht und pure Liebe war zu sehen. So viel, dass mein Herz begann schneller zu schlagen und mein Körper selbst handelte, als Harry an mir vorbei gehen und zu seinem Schrank gehen wollte.
Schnell schlang ich nämlich meine Arme um seinen Hals und küsste seine Lippen, dass unglaubliche Gefühl von stehender Zeit genießend, ehe wir uns lösten und er mein ganzes Gesicht noch mit Küssen bedeckte, ehe er sich eine Strickjacke überwarf und meine Hand wieder in seine nahm.

Wir beide verließen sein Zimmer und schlenderten gemeinsam den Gang entlang, um nach draußen in den Garten zu kommen. Es war seltsam leer hier, doch das lag wahrscheinlich daran, dass bei der einzigen, wahrscheinlich wirklich schönen letzten Nacht im Dezember, noch viele draußen sitzen wollten. Aber erst als einer der Pfleger mir zu nickte, wusste ich, wieso Harry sich mit der Bedingung das ich dabei war, schon beim ersten Mal mit Riley draußen treffen durfte.

Für sie alle, war ich so etwas, wie Harrys persönlicher Pfleger.

[...]

LashtonsCxndxm

Gleich schaue ich mir endlich das Video zu Stone Cold an 😍

Ich werde weinen, aber egal :D

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, auch wenn es keine Rückblicke gab.. Dafür viel Fluff :3

Kommt es blöd wenn ich euch anflehe, mir Feedback zu geben ?:D

Schönen Mittwoch noch xx

-Michelle❤️

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