❰ EPISODE 3 ❱
Schnell richtete der Braunhaarige seinen Anzug, bevor er das Büro des Vorstandsvorsitzenden, welcher sein Vater war, betrat. Dieser hatte ihn hierher gebeten, Seungcheol spürte, wie sein Herz in seiner Brust wild pochte. Er atmete noch einmal tief ein, danach ergriff er mit seiner Hand die Türklinke und trat ein.
"Seungcheol, mein Sohn. Wir warten schon eine ganze Ewigkeit auf dich.", sein Vater begrüßte ihn mit seiner lauten Stimme und lachte auf. Der Sohn verbeugte sich und schloss die Tür hinter sich.
Seine Augen wanderten auf den jungen Mann, der direkt vor dem Arbeitstisch des CEO saß. Seine blonden Haare stachen hervor, als er sich umdrehte, befand sich ein liebevolles Strahlen auf dessen Lippen. Sogleich fuhr eine Welle von Glückshormonen durch den Kopf des Braunhaarigen.
"Jeonghan, seit wann bist du hier?", fragte er seinen Freund und lief geradewegs auf ihn zu, nur um seine Hand durch dessen weiche Haare zu fahren. Das große Grinsen auf seinen Lippen war ein Effekt, den der Blondhaarige einfach auf ihn hatte.
"Hong Jeonghan. Mein Sohn, ich muss sagen, dein Freund ist wirklich sehr hinreißend. Er hat uns zu einem Abendessen eingeladen.", sein Vater hinter dem Tisch auf und klopfte den Staub von seiner Hose, der sich während des langen Arbeitstags angesammelt hatte.
Der Freund dessen Sohnes verstand seine Körpersprache und stand daraufhin ebenfalls auf. Erneut waren sie die letzten in dem Gebäude, welches der Hauptsitz von KBC Corporation war, ein seit vielen Generationen von den Chois familiengeführtes Unternehmen. Jedes Mal, wenn der Blondhaarige hier eintrat, war er von der Größe überwältigt.
In den letzten Tagen arbeitete der Braunhaarige, trotz des Vorfalls vor einigen Wochen, für seine Verhältnisse sogar noch mehr. Kurzfristig entschied sich sein Freund also, Vater und Sohn zu einem Essen einzuladen. Laut dem Vorstandsvorsitzenden war Seungcheols Mutter heute Abend mit ihren Freunden verabredet, weshalb sie nicht kommen konnte.
Zu dritt begaben sie sich auf dem Weg zu einem Restaurant, wobei sie in getrennten Autos fuhren, Seungcheol mit seinem Freund und seinem Vater mit seinem Chauffeur. Innerlich schmerzte es Jeonghan, zu wissen, dass sie geradezu eines der teuersten Restaurants fuhren, ließ ihn um das Geld in seiner Brieftasche trauern. Was er nicht alles tat, um ein guter, zukünftiger Schwiegersohn zu sein.
Der Blondhaarige staunte nicht schlecht, als sie eintraten. Der Duft von dutzenden, köstlichen Speisen lag in der Luft und ihm wurde bewusst, wie hungrig er eigentlich war. Sie waren ausgelegt auf der Theke, bereit um vom Kellner zum passenden Platz gebracht zu werden, bevor man sie mit voller Begeisterung genoss. Das dunkelbraune Holz verlieh dem Ort Eleganz, die feinen, goldenen Gravuren reflektierten das Licht und ließen den Raum in einer goldenen Atmosphäre untertauchen.
"Guten Abend, meine Herren.", begrüßte eine Frau hinter der Theke sie. Sie war schön, ihre schwarzen Haare waren hochgebunden und sie strahlte die drei Herren an. Ein wenig erinnerte sie Jeonghan an seine Mutter, welche im Café die Gäste ebenso mit einem großen Lächeln empfangen würde.
"Ich habe reserviert auf Hong Jeonghan.", daraufhin durchsuchte die Frau schnell den Computerbildschirm, bis sie die Reservierung des Blondhaarigen fand. Sie begleitete die drei dann zu ihrem Tisch und hinterließ für jede Person eine Speisekarte.
Ihr Tisch war weiter abgelegen von den anderen Gästen. Es befand sich auf einer großen Terrasse, welches zum Restaurant dazu gehörte und hatte eine fantastische Aussicht auf den See, der wenige Meter von ihnen entfernt am Steg anfing. Die Wasseroberfläche spiegelte den Mond wieder, der neben weiteren Sternen am hellsten leuchtete. Die Terrasse selbst war beleuchtet durch die kleinen Lampen, die warmes Licht ausstrahlen.
"Ein sehr schöner Ort. Ich muss sagen, von dir habe ich nicht weniger erwartet, Hong Jeonghan.", schmunzelte der ältere Herr zufrieden, nachdem sie ihre Gerichte bestellt hatten. Auch Seungcheol war sehr überrascht, soweit er sich erinnern konnte, dass er noch nie hier war. Aber er liebte diesen Ort, besonders jetzt da es Nacht war, schien es viel schöner zu sein.
"Dankeschön, aber es ist nicht der Rede wert. Darf ich Ihnen etwas Wein einschenken?", fragte der Blondhaarige mit seinem entzückenden Lächeln, worauf Seungcheols Vater nur ungern das Angebot ablehnen wollte.
Seungcheol war stolz darauf, jemanden wie Jeonghan seinen Freund nennen zu dürfen. Er war charmant, liebevoll, seine sanfte Art ließ ihn wie ein Engel wirken, was durch sein pures Aussehen nochmal unterstrichen wurde. Jedes Mal, wenn er den Blondhaarigen sah, sprang sein Herz vor Freude und die Schmetterlinge flatterten in seinem Bauch. Dieses Kribbeln unter seinen Fingerspitzen, der rötliche Ton auf seinen Wangen, all das waren Nebenwirkungen von Jeonghan.
"Seungcheol, du solltest dich wirklich glücklich schätzen, dass du so jemanden an deiner Seite hast. Jeonghan, ich hoffe sehr, du und mein Sohn könnt bis in die Ewigkeit anhalten. Er ist verrückt nach dir, er redet andauernd nur von dir! Da weiß man gar nicht, ob er überhaupt seine Arbeit macht oder nicht.", Seungcheols Vater lachte auf, mit seiner linken Hand klopfte er dem Blondhaarigen auf die Schulter, der gleich wegen dem unerwarteten festen Druck und der Kraft doch etwas überrumpelt war.
"Vater! Jetzt erzähl doch nicht so viel.", beschämt schmollte der Sohn, wie ein Kind, das keine Süßigkeiten essen durfte, und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Sein Freund kicherte, er war amüsiert von dem Anblick seines Freundes, dessen Wangen sogleich einen dunklen Rotton annahmen und über das Geständnis, welches sein Vater verriet.
Bevor Jeonghan noch etwas ergänzen konnte, nachdem er die Wange des Braunhaarigen kniff, kam ein Kellner mit ihren Gerichten. Es duftete, selbst mehrere Meter weit entfernt, konnte man den Geruch schon wahrnehmen. Als der Kellner ihre Speisen auf den Tisch platzierte, staunten sie nicht schlecht. Das Essen sah teuer aus, kein einziger Makel, die Platzierungen waren perfekt, insgesamt schien es wirklich hochwertig zu sein. In einem luxuriösen Restaurant in der späten Nacht zu essen, und das mit einem malerischen Ausblick, dieser Augenblick war umwerfend.
Der Rest dieses Abends verlief weiterhin ohne Probleme und sie konnten sich zurücklehnen. Witzige Gespräche, Austausche des Alltags, Geständnisse, von denen niemand gedacht hatte, Erzählungen und Erinnerungen, all dies füllte den Abend bis in die späte Nacht. Ihr Lachen, welches die Atmosphäre von Minute zu Minute auflockerte, es war aufrichtig, jene Fassade war durchbrochen.
Mit einem großen Grinsen beobachtete er, wie Vater und Sohn, für unzählige Male dieses Abends, zankten und wie sehr sie sich eigentlich ähnelten. Vielleicht sollte er auch wieder mit seiner Familie Zeit verbringen. Er und Jisoo würden sich morgen sowieso treffen. Er wollte ein letztes Mal etwas mit ihnen unternehmen, bevor es zu einer Wendung in seinem Leben kam.
"Ich entschuldige mich für einen kurzen Moment.", sagte Jeonghan während er aufstand und begab sich auf dem Weg nach innen, zu den Toiletten. Der Braunhaarige schaute ihm verträumt hinterher und stützte seinen Kopf auf seiner Hand auf.
Kurz war ein Klingelton zu hören, es kam aus der Richtung seines Vaters, der gerade genüsslich seinen Wein trank. Durch die Unterbrechung räusperte sich dann und holte sein Handy heraus, um die Nachricht zu lesen. Doch als er auf den Bildschirm blickte, runzelte er ungläubig seine Stirn. Geschockt sah er seinen Sohn an, welcher immer noch in die Richtung schaute, in die Jeonghan sie verlassen hatte.
"Seungcheol, ist etwas letztens auf der Arbeit passiert?", mit einem besessenen Blick starrte Seungcheols Vater ihn an, es durchbohrte ihn beinahe, um seine tiefsten Geheimnisse zu finden.
Seungcheol schluckte. Die Gabel fiel ihm aus der Hand und ein nervöses Lachen entkam seiner Kehle, womit er kläglich versuchte, die Frage absurd da stehen zu lassen. Sein Schwitzen jedoch verriet ihn, zögerlich griff er nach der Serviette und tupfte die Schweißperlen ab. Wie kam sein Vater jetzt darauf? Der Braunhaarige war sich sicher, er hatte jegliche Videoaufnahmen der Überungskameras dazu gelöscht, er versuchte alles zu vertuschen und normal wirken zu lassen.
Aus Reflex biss er sich auf die Zunge, die Ungeduld seines Vaters auf eine Antwort wuchs. Erneut räusperte er sich, wodurch Seungcheol etwas zusammen zuckte und unter dem Tisch hektisch mit seinen Finger spielte. Seinen Ring nahm er ab und an, das bedrückende Schweigen seiner Seite ließ seinen Vater die Geduld verlieren.
Bevor dieser etwas sagen konnte, kam jedoch einer der Kellner angerannt. Er sah verzweifelt aus, völlig fertig und sein Blick schrie nach Hilfe. Mit einer Hand, die unkontrolliert zitterte, zeigte er auf das Restaurants des Gebäudes, die Andere umfasste seine Schürze in einem engen Griff, wie als brauchte er emotionale Beihilfe, Unterstützung um mit der geraden Situation zurecht zu kommen und nicht in eine Panikattacke zu bekommen. Er keuchte mehrmals hintereinander, Seungcheol beugte sich über den Tisch, um dem armen Mann ein Glas Wasser anzubieten.
"D-Der junge Herr.", stotterte der Kellner, zugleich strahlten seine Augen pure Angst aus. Seine Worte flossen ineinander zusammen, wodurch er es ihnen schwer tat, ihn zu verstehen. "Ihre dritte B-Begleitung, er hat sein Bewusstsein verloren! Sie müssen s-sofort mitkommen!"
Für einen Moment wurde es leise. Für einen kurzen Moment verstummte die Welt um sie herum, es war, als hätte jemand die Uhr angehalten. Doch diese Stille zerbrach, genau wie es das Wasserglas tat, welches zuvor in Seungcheols Händen war. Vor Schock hatte er es fallen lassen, der Aufprall auf den Boden ließ es in tausende Glasstücke zerspringen, die in der Luft im Mondlicht glänzten.
Seungcheol stürmte los. Er hatte das Gefühl zu ersticken, es erinnerte ihn an den Vorfall auf der Arbeit. Letztes Mal fürchtete der Braunhaarige um sein Leben, dieses Mal hatte die wichtigste Person in seinem Leben Schaden erlitten. Wurde er vom Unglück verfolgt? Wie er wieder begann verrückt zu werden, wie seine Beine langsam nachgaben und er spürte, wie sein ganzer Körper schwächer wurde, er hasste es alles. Schon wieder war er kurz davor, in Tränen auszubrechen.
Erbärmlich. Er fühlte sich erbärmlich. Sein Freund fiel in Ohnmacht, doch hier war er und kämpfte mit sich selbst, mit seinen Gefühlen, mit seinem Körper. Für einen kurzen Moment spürte er, wie sein Körper beinahe in eine Starre verfiel. Bei dem Anblick von Jeonghan zerbrach sein Herz, es zerbrach genauso wie das Glas zuvor.
Vor seinen Augen lag Jeonghan, Menschen um ihn herum versammelt, sie alle starrten den bewusstlosen Blondhaarigen an. Seinen Gesichtszügen nach sah es so aus, als schlief er friedlich, jedoch wusste Seungcheol, dass dies nicht der Fall war. Egal wie viel Sauerstoff vorhanden war, er bekam kaum Luft, seinen Freund in diesem Zustand zu sehen, war herzzerreißend.
Ab diesem Moment wurden seine Erinnerungen verschwommen. Allerdings wusste er genau noch, wie er sich hinkniete und Jeonghan in seinen Armen hielt. Verzweifelt versuchte er dessen kalten Körper zu wärmen, er wollte ihn nie wieder loslassen. Tränen flossen seine Wangen herunter, er schluchzte aus bitterer Angst. Solange, bis die Nässe auf seiner Haut brannte, solange vergoss er seine Tränen.
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