❰ EPISODE 2 ❱

Die Arbeit erschöpfte Seungcheol. Er war einer der Letzten, die noch in der Firma waren. Einige Angestellte machten Überstunden, das Säuberungsteam war ebenfalls fast fertig mit ihrer Arbeit. Draußen ging die Sonne schon unter, es war abends und doch sah man immer noch Menschen in diesem großen Gebäude, welches seine Macht und Reichweite durch die enorme Größe demonstrierte.

Mit einigen Akten unter seinem Oberarm geklemmt, ging er durch den breiten Flur, dessen Wände riesig erschienen. Sie ragten empor. Der Braunhaarige fühlte sich klein, selbst er war eingeschüchtert, es war, als schaute jemand immer auf ihn herab. Er wollte eines Tages mit einem angehobenem Kinn durch diesen Gang laufen.

Er fragte sich, ob er wirklich für den Posten des CEO gemacht war. Doch als Jüngster wurde er nie richtig wahrgenommen. Vorstandsvorsitzender zu werden, gab dem jungen Mann endlich die Möglichkeit, angesehen zu werden, den Stolz seiner Familie spüren und schon im jungen Alter erfolgreich sein zu dürfen. Er musste es erreichen, er musste ihnen beweisen, dass er als Jüngster zu gebrauchen war.

"Herr Choi! Sind Sie auf dem Weg nach Hause?", fragte der Assistent seines Vaters mit einem netten Lächeln und machte dabei eine Verbeugung, um seinen Respekt zu zeigen. Für Seungcheols Vater zu arbeiten musste die Hölle sein, die Augen des Mannes sahen müde aus und seine dunkle Augenringe waren ebenfalls etwas beängstigend.

"Guten Abend, Herr Park. Allerdings, ich werde zuhause schon erwartet. Noch einen schönen Abend, ich hoffe der Vorstandsvorsitzender Choi macht Ihnen nicht zu viel Arbeit.", sagte er und erwiderte die respektvollen Geste. Bevor er den Flur verlassen konnte, drückte der Assistent diesem noch ein paar weitere Dokumente in die Hand, die er überrumpelt annehmen musste.

Endlich ging er den restlichen Flur entlang und nahm den Fahrstuhl in die unterste Etage. Er sehnte sich nach seinem Zuhause, nach Jeonghan. Seine Glieder schmerzten, hoffentlich hatte sein Freund schon eine Tasse Kaffee für ihn vorbereitet, denn diese könnte er jetzt gut gebrauchen. Plötzlich ertönte hinter ihm ein Geräusch, etwas war heruntergefallen. Doch als er sich umdrehte, war alles normal und nichts schien merkwürdig. War es nur seine Imagination?

Auf dem Weg in die Tiefgaragen, wo sein Auto den ganzen Tag über stand, verfolgte ihn ein unwohles Gefühl. Er fühlte sich beobachtet, es war, als brannte ein Augenpaar durch seinen Anzug auf seinen Rücken. Paranoid, er war paranoid. Zwar drehte er sich etliche Male um, allerdings sah er niemanden hinter sich.

Er vergewisserte sich, ob diese fremde Person wirklich ihn folgte oder nicht, jedoch schien dieser Fremde direkt in seine Richtung zu gehen. Seungcheol war sich sicher, sie war nach ihm hinterher. Denn die Parkplätze, in dessen Richtung er gerade lief, waren nur für ihn, seine Eltern und seine restlichen Geschwister.

Mit einem Schlucken begann er schneller zu werden, die schwachen Lichter, die immer wieder aufflacketeren und dann für wenige Sekunden aussetzten, machten ihn nur nervöser. Langsam konnte er auch ein zweites Paar Schuhe hören, die Person versuchte das beste, um ihre Schritte denen von Seungcheol zu gleichen, doch dieser variierte so sehr in seinem Tempo, dass es beinahe unmöglich war. Eigentlich lag dies nur daran, dass es ihm an Gelassenheit fehlte, aber in dieser Situationen wäre es unmöglich, ruhig zu bleiben.

Völlig aufgebracht suchte er nach seinem Schlüssel. Überall tastete er nach - nur um diesen letztendlich in seiner Hosentasche zu finden. Doch die Situation brachte so viel Angst mit sich, dass er in Eile seinen Autoschlüssel aus seinen zitternden Händen fallen ließ. Seungcheol verfluchte sich selbst, schnell hob er den Schlüssel auf, ohne dabei zu vergessen zu stolpern.

Seine Hände schwitzten, mit eiligen Schritten lief er geradewegs auf seinen Wagen zu. Hastig ergriff er sein Handy aus seiner Hosentasche, während die Schritte immer lauter und unachtsamer wurden. Vor Aufregung konnte der Braunhaarige kaum ordentlich auf den Bildschirm des Telefons tippen, ohne dass seine Finger extrem zitterten. Verzweifelt suchte er Jeonghans Namen in seinen Kontakten, und die wenigen Sekunden, die er dafür brauchte, fühlten sich an wie eine Ewigkeit.

Als er die Nummer des Blondhaarigen endlich fand, wählte er diese sofort. während von seiner Stirn Schweißperlen herunterliefen. So schnell wie möglich stieg er in seinen Wagen ein und atmete etwas erleichtert auf. Hier war es zumindest etwas sicherer als draußen, komplett sicher jedoch auch nicht. Sicherheitshalber verriegelte er die Türen.

Das Klingen des Anrufes, der kläglich versuchte, seinen Freund zu erreichen, spannte ihn an. Seine Fingerspitzen tippten ungeduldig auf dem Lenkrad, während er mit seiner anderen Hand sein Auto startete.

Im Augenwinkel konnte er sehen, wie der Schatten der fremden Person auf die Wände fiel und sogleich wurden seine Knie weich. Seine Kehle war wie zugeschnürt, kein Laut wollte seinen Lippen entkommen. Ausgerechnet in diesem Moment schien sein Motor länger zu brauchen als sonst, was Seungcheol nur noch mehr frustrierte.

"Seungcheol? Bist du auf dem Weg nach Hause?", Jeonghans Stimme hinterließ einen beruhigenden Effekt auf den Braunhaarigen, gleichzeitig startete der Motor und er konnte endlich diesen Ort verlassen. Sein Freund schien Wunder zu hinterlassen.

"J-Jeonghan-", hauchte er, seine Stimme war brüchig und so leise, dass er gar nicht wusste, ob dieser ihn überhaupt hören konnte. Sein Gesicht war bleich vor Angst, er schwitzte so sehr, dass seine Finger ständig vom Lenkrad abrutschten.

Er fuhr wie ein Verrückter. Seungcheol musste weg von diesem Ort. Das Geschwindigkeitslimit hatte er längst überschritten, die rote Ampel ignorierte er ebenfalls. Nichts konnte den Braunhaarigen stoppen.

"Geht es dir gut? Ist etwas passiert? Seungcheol, antworte mir-", er war so besorgt, Seungcheol konnte dies genau heraushören. Normalerweise war der Andere ruhig und gelassen, doch nun häuften sich seine Fragen, die er nacheinander in einem Atemzug stellte.

Als der Braunhaarige sich sicher war, dass er sich schon weit genug von der Firma entfernt hatte, parkte er sein Auto. Gerade benötigte er nichts mehr als Jeonghans, der ihm Sicherheit verlieh und ihn beruhigen ließ. Nachdem er anhielt, schloss er seine Augen und lehnte sich an den Sitz. Er sah mitgenommen aus.

"Seungcheol? Geht es dir gut? Verdammt, jetzt antworte doch endlich ...", dieser hatte während der gesamten Zeit nicht aufgehört zu reden. Mittlerweile war er komplett überfordert und seine Sorgen wurden immer größer.

"I-Ich glaube ich wurde verfolgt.", krächzte Seungcheol nach einer gewissen Zeit und erzeugte eine Stille zwischen ihnen. Jeonghan war sprachlos, seine Kehle war wie zugeschnürt. Anders als dieser, wollte der Braunhaarige nichts sagen. Er versank in seinen eigenen Gedanken, in seiner Furcht.

Eine Träne lief über die Wange des Braunhaarigen. Er hatte Angst. Diese kalte, nackte Angst, ein Schauder lief ihm über den Rücken. Es war schon fast peinlich, dass er wirklich so verängstigt war. Doch er konnte seine Gefühle nicht kontrollieren, es war kein Alltagsgeschehen, verfolgt zu werden.

Es war nicht der erste komische Vorfall, wenn er darüber nachdachte. Einige Male waren seine Dokumente plötzlich verlegt, obwohl er sich sicher war, sie auf seinem Bürotisch platziert zu haben. Außerdem gab es noch dieses eine Mal, wo er verdreckte Fußspuren in seinem Büro fand. Zu dem Zeitpunkt dachte er sich nichts dabei, nun merkte er, wie naiv er doch war. Kein Angestellter durfte einfach so in Seungcheols Büro.

"Wie fühlst du dich? Soll ich dich abholen? Bleib dort wo du bist, schick mir die Adresse. Ich werde sofort kommen.", ertönte Jeonghans Stimme nach einer Weile. Sie löste den Braunhaarigen aus seiner Schockstarre und sofort wischte dieser die Träne weg, um jegliche Spuren von Schwäche zu verstecken. Er tat, was Jeonghan wollte, er schickte ihm seinen Standort und wartete auf ihn, zurückgezogen in das eigene Auto.

Er zitterte. Je mehr er darüber nachdachte, desto paranoider wurde er über jedes kleine Ereignis, jeden Moment, den er auf der Arbeit verbrachte. Denn dieser Vorfall blieb nicht der letzte. In den folgenden Wochen stapelten sich Geschehen und Seungcheol hatte das Gefühl, verrückt zu werden. So verrückt, dass er es irgendwann nicht mehr ertragen konnte.

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