❰ EPISODE 1 ❱
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« ES IST DIE OUVERTÜRE, DIE DIE OPER EINLEITET. »
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Mit einem nervigen Piepen endete das Telefonat. Seufzend schmiss der Blondhaarige sich auf das Bett und starrte die mit Leuchtsternen geschmückte Decke an. Sein ganzer Körper fühlte sich kraftlos an und das Gespräch gerade eben mit seinem Bruder war ebenfalls nicht entspannend gewesen. Vielleicht müsste er eine Pause einnehmen, in den letzten Tagen arbeitete er mehr als sonst und nun war er erschöpft.
Sein Freund meinte immer, er sollte nicht so streng mit seinem Körper umgehen. Leider war der Blondhaarige oft durch den Zwang von Arbeit geblendet, wodurch er gar nicht auf seine eigene Gesundheit und Unversehrtheit achtete. Sein Freund hatte recht. Er kannte ihn einfach zu gut. Doch es war gut, denn so zeigte er seine Besorgnis.
Ein leises Lachen ertönte in Richtung des Wohnzimmers. Eigentlich konnte es nur eine bestimmte Person sein, trotzdem tat er so, als wäre er überrascht, Seungcheol am Türrahmen stehen zu sehen. Bei dem Anblick war sein Lächeln kaum unterdrückbar, es war Freude, pure Freude, die durch seinen ganzen Körper fuhr.
"Jeonghan, warum bist du so müde?", seine Ausstrahlung, diese Art, wie die sanften Worte der Kehle des Braunhaarigens so leicht entglitten, war vermutlich das Einzige, was ihn diesen im Moment aufmuntern konnte. So gleich schwand auch all die negativen Gedanken, die es sich in dem Hinterkopf des Blondhaarigen gemütlich gemacht hatten.
Jeonghan öffnete seine Arme weit, eine Geste, die Seungcheol einlud, sich mit auf das Bett zu legen. Natürlich konnte der Braunhaarige sich dies nicht entgehen lassen und fand seinen Weg unter die warme, kuschelige Bettdecke. Sogleich schlang sein Freund seine Arme um seine Taille. Jeonghan schloss seine Augen und seine Mundwinkel hoben sich zufrieden.
Seungcheol liebte Momente wie diese. Die einfache Stille zwischen ihnen, egal wie lange sie anhielt, es wurde nie unangenehm. Beide schätzten diese Ruhe, vor allem nach der langen Arbeitszeit. Er fand Gefallen an ihren kuscheligen Abenden, an den Blumen, die Jeonghan hin und wieder mitbrachte, an allem, was ihre Beziehung ausmachte.
"Heute ist Samstag. Warum warst du so lange dort?", schmollte der Braunhaarige und stützte sich auf seinem Ellenbogen ab, während er mit schwärmerischen Blick Jeonghan ansah. Sein Anblick fesselte ihn jedes Mal, so elegant und schön wie ein Engel.
"Ich mag das Café.", erwiderte der Blondhaarige mit einem Grinsen und streichelte voller Liebe die leicht rötlichen Wangen seines Freundes, welche bei der Berührung nur noch rötlicher wurden.
"Du überarbeitet dich noch. Das Café gehört deinen Eltern, du wolltest mit ihnen über deine Arbeitszeit reden.", seine Hand fuhr durch die blonden Haare des schlummernden jungen Mannes bevor er sein nach seinem Telefon griff.
Natürlich wollte er wieder Jisoo kontaktieren. Schließlich hinterließ es kaum einen guten Eindruck, bei seinen zukünftigen Schwiegereltern anzurufen und sich zu beschweren. Es mochte feige wirken, doch Seungcheol wusste, dass sein Freund nicht mit seinen Eltern darüber reden würde, somit musste er der Sache selbst einen kleinen Schubs geben.
"Tu nicht so als würdest du nicht ebenfalls zu viel arbeiten. Sie brauchen mich etwas mehr, die Jahreszeit ist zurzeit perfekt. Um diese Zeit kommen die meisten Gäste.", Jeonghan entnahm das Telefon aus den Händen seines Freundes und legte es auf den Nachttisch neben dem Bett.
Der Braunhaarige schmunzelte. Der Andere hatte nicht Unrecht, ständig machte er sich Sorgen über dessen Überstunden, obwohl er selbst an manchen Tagen bis spät in die Nacht arbeitete. Zwar war er der Jüngste seiner Familie, jedoch hatte er die größte Chance, der Nachfolger seines Vaters zu werden. Schließlich war es nichts Leichtes, an der Stelle des Geschäftsführer zu stehen, für diesen Posten musste er sich natürlich besonders anstrengen.
Je anstrengender die Tage, desto schöner wurden ihre Abende. Jeonghan würde ihn oft von der Arbeit abholen und Seungcheol würde das Abendessen für sie kochen. Es war ihr normaler Alltag, so winzige Momente, die auf den ersten Blick nicht unbedingt außergewöhnlich waren, aber für die beiden doch die schönste Zeit des Tages waren.
Ehrlich gesagt, gab es nichts in dieser Beziehung, was man hätte bemängeln können. Seungcheol fühlte sich wohl, er war endlos glücklich und genauso erging es auch dem Blondhaarigen. Sein ganzen Leben lang dachte er, ohne seinen Bruder Jisoo zu leben, wäre unmöglich. Die Brüder hatten schon immer eine enge Beziehung, sodass Jeonghan ihn gar nicht loslassen wollte. Doch dies änderte sich drastisch, nachdem er den Sohn des Vorsitzenden einer Firma traf und er begriff langsam, dass er Jisoo loslassen musste.
Die ersten Tage waren schwer, die neue Wohnung hatte einen fremden Geruch, der kaum dem von seinem Zuhause ähnelte. Auch die kalte Farbe an den Wänden hieß ihn nicht gerade willkommen. Aus der chaotischen und lauten Umgebung, die Jeonghan zuvor gewohnt war, wurde ein einsames, stilles Zuhause. Zu seinem Glück hatte er den Braunhaarigen, bei dem er sich wohl fühlte. Aus den leeren Wänden wurden Leinwände für die Kunst, sie wurden dekoriert und mit Erinnerungen beschmückt.
Für Seungcheol war ebenfalls alles neu. Sein Leben verbrachte er fast nur in dem großen Haus seiner Eltern. Beschweren konnte er sich nicht, er wuchs in sehr reichen Verhältnissen auf. Also fehlte es ihm an nichts, außer an Zeit, die er mit seinen Eltern verbringen konnte, genauso wie er es bei anderen Kindern sah.
Vielleicht war genau dies der Grund, warum er so an Jeonghan hing. Dieser vermittelte ihm stets das Gefühl von Interesse, von Liebe und auch Fürsorge. Der Start ihrer Beziehung war etwas holprig, doch sie standen es gemeinsam durch. Mit der Zeit lernten sie auch schnell, wie jeder seine eigenen Probleme hatte und wie komplizierte diese ihre Liebe doch machten. Seungcheol war stolz darauf, endlich Harmonie zu finden. Den perfekten Ausgleich ihrer Bedürfnisse, ohne den anderen dabei in geringster Weise zu verletzen.
Es war die glücklichste Zeit seines Lebens. Ihre gemeinsamen Tage, an denen sie etwas entspannter sein konnten. Wenn dies nicht ging, dann endete es oft wie in diesem Moment. Zusammen Arm in Arm, ein ruhiger Abend geprägt von zwei erschöpften jungen Männern, die auf nichts anderes als ihre Verbundenheit zählten. Er liebte solche Zeiten.
Nach einer Weile, in der sie vor sich hin schlummerten, setzte sich der Blondhaarige mit einem Gähnen auf. Verschlafen schaute er auf die Uhr, welche anzeigte, dass es schon um neun war. Allmählich war es auch dunkler geworden, die bunten Lichter der Straßen und Läden verliehen der Stadt etwas Leben. Sie spiegelten sich auf der Wasseroberfläche des kleinen Flusses. Es war ein himmlischer Anblick.
Sanft rüttelte er seinen Freund wach. Der Ausblick von hier war bildschön, Jeonghan wollte diesen Abend dafür nutzen, am Ufer des Flusses spazieren zu gehen. Es fiel ihm etwas schwer, Seungcheol wecken zu müssen, da dieser so friedlich schlief und dabei auch noch zuckersüß aus sah, jedoch wollte er unbedingt nach draußen. Ein Begehren, welches er nur schwer unterdrücken konnte, zumal er seine Freiheit auch liebte. Der Drang war einfach zu überwältigend. Vorallem da Jeonghan in den letzten Tagen kaum Zeit hatte.
"Wach auf, Seungcheol. Lass uns eine Runde spazieren gehen?", mit diesen Worten öffneten sich die Augen des Braunhaarigen sofort. Als er sich aufsetzte, lachte sein Freund über seine rötlichen Wangen, die durch den Schlaf etwas puffig waren. Ein schöner Anblick, aus Jeonghans Sicht.
Niemals würde Seungcheol solche Anfragen abschlagen. Er dachte immer, solche Abende würden die Beziehung zwischen ihnen verstärken, denn auf eine bestimmte Art und Weise verbanden sie sich, ohne irgendetwas unbedingt sagen zu müssen. Sie waren kein Paar, welches mit leeren Worten umher schmiss, viel lieber verbrachten sie Zeit miteinander. Ehrlich gesagt wartete er abends immer darauf, dass Jeonghan ihn wieder auf einen nächtlichen Spaziergang einlud und jedes Mal sprang sein Herz vor Freude.
Kaum waren dreißig Minuten vergangen, liefen sie draußen Hand in Hand entlang des Ufers. Das Nachtleben der Stadt war ruhiger, somit für die beiden auch viel angenehmer. Hatte Seungcheol es vorhin erwähnt? Er liebte ihre Abendspaziergänge, zu dieser Zeit sah der Blondhaarige immer am glücklichsten aus. Sein Lächeln war hinreißend und sein Kichern einfach reizend. Gott, er würde alles dafür tun, um Jeonghan für immer glücklich zu machen. Egal wie viele Spaziergänge sie noch machen würden, jeden einzelnen Schritt wollte er wertschätzen.
Zusammen lachten sie, genossen das Nachtleben der sonst so lauten, stressigen und vollen Hauptstadt. Seungcheol konnte kaum noch zählen, wie viele Streetfoods er für sich und seinen Freund gekauft hat. Er würde Jeonghan mit seinen weichen Händen die Wangen fürsorglich wärmen und der Andere würde ihre Hände in er Tasche seines Mantels aufbewahren. Akte der Liebe, Worte waren überflüssig. Sie brauchten nur Momente wie diese, um dem Anderen ihre Liebe zu versichern.
Und so ging erneut ein Abend zu Ende. Sie redeten nicht viel, stattdessen zeigten sie ihre Liebe für den anderen Partner durch Gesten der Zuneigung. Wie Jeonghan immer seinen Freund von hinten umarmte, während dieser kochte, oder wie Seungcheol den Blondhaarigen auf seinem Schoß schlafen ließ. Ihre Beziehung war aus Handlungen und Taten aufgebaut, doch kommunizierten sie immer noch genug, um zu wissen wie sich der Andere fühlte, welche Bedenken und Sorgen er hatte.
Verträumt starrte Seungcheol den Fernseher an, ohne überhaupt wahrzunehmen, was gerade lief. Tatsächlich ging er in seinen Gedanken etliche Szenarien durch. Er hätte die ganze restliche Nacht so verbringen können. Bei dem Gedanken an seinen Freund und ihre unvergesslichen Erinnerungen pochte sein Herz vor Freude so sehr, sodass er gar nicht merkte wie seine Mundwinkel automatisch ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen formten.
Er liebte Jeonghan sehr. Nach Nichts sehnte er sich genauso viel, wie nach einer glücklichen Beziehung mit dem Blondhaarigen. Und diese sollte bis in die Ewigkeit anhalten. Er dachte oft zu viel über die Zukunft nach, doch Jeonghan würde ihm sagen, dass er den Moment genießen sollte. Manchmal wünschte Seungcheol sich, dass es Fotoapparate gibt, die ihn später in eine Bildaufnahme eintreten ließ, denn er wollte, dass Momente wie diese niemals enden würden.
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