Kapitel 51

Kapitel 51

Harry POV

Ich folge der blonden Auszubildenden, Mia Robbins, schweigsam durch den neutral gehaltenen Gang, welcher auch durch andere Besucher, Patienten und Angestellte geschäftig benutzt wird. Zu meiner Erleichterung wird mir keine Beachtung geschenkt. In meiner jetzigen Situation ist mir das auch mehr als nur recht. Nervös fahre ich mir durch die langen Locken und versuche mich in Gedanken auf das bevorstehende Gespräch vorzubereiten. 

Eine Entschuldigung an Amy ist mehr als nur angemessen, das ist mir natürlich klar. Ich weiß nicht was in mich gefahren war ein unschuldiges Mädchen dermaßen anzuschuldigen. Hoffentlich verzeiht sie mir, oder habe ich sie mit meinen Worten und Taten zu sehr verletzt? „Mister Styles?" Das Erklingen einer weiblichen Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich schaue, als ich mich nach rechts wende, direkt in ein atemberaubendes strahlendblaues Augenpaar.

 Ich verpasse den Moment für eine gescheite Antwort und bringe nur ein undeutliches „Mhm?" heraus. Die blonde Frau scheint dies keineswegs zu stören, eher scheint sie belustigt zu sein. Jedenfalls hat sie ein leichtes Grinsen im Gesicht, als sie mich erneut etwas fragt, merkbar zögerlich „Woher stammt Ihre Vermutung, dass Amy Ihrem Freund Niall etwas angetan hat?" Mit dieser Frage trifft sie leider genau meine momentane Schwachstelle. Ich zucke meine Schultern und schaue an ihr vorbei in den vor uns liegenden Gang, aber ich antworte ehrlich „Ich weiß es nicht. Es war einfach ein Gefühl, welches mich überzeugt hat." 

Mia Robbins nickt schweigend auf meine Worte, so als ob sie mich verstehen würde. Jedoch setzt sie zu keiner Entgegnung an und ich will auch nicht nachfragen, wieso sie mir die Frage nun gestellt hat. Außerdem kommen wir offenbar im nächsten Moment schon an der richtigen Tür an, da die junge Auszubildende plötzlich stehen bleibt und auf eine Tür zu meiner Linken deutet. Mit einem freundlichen Lächeln meint sie „Ich werde mit reingehen, um zu schauen wir es Miss Meyer geht. Aber dann lasse ich sie alleine."

Ich nicke verstanden und will schon meine Hand auf der Türklinke herunterdrücken, als sie noch etwas hinzufügt, mit einem ernsten Ton in ihrer Stimme „Ruhen Sie sich danach ebenfalls noch etwas aus! Ihr Körper benötigt den Schlaf, besonders nach dieser Aufregung." Obwohl ich mir nicht vorstellen kann in diesen frühen Morgenstunden noch zur Ruhe zu kommen und tatsächlich eine Mütze Schlaf abzubekommen, nicke ich mit einem schiefen Lächeln. 

Mit einer Kopfbewegung und einem weiterhin freundlichen Lächeln, welches sie wohl allen Angehörigen zeigt, gibt sie mir nun die Erlaubnis einzutreten. Ich weiß nicht was ich erwartet habe, doch als ich schließlich in das Zimmer komme erblicke ich nicht das, was ich mir zuvor in meinem Kopf ausmalte. All meine Vorbereitungen auf das Gespräch mit Amy werden in den Wind geschlagen. Denn das braunhaarige Mädchen sitzt, angelehnt an einem Kissen, in ihrem Bett und ihre schwarzen Augen scheinen mich forsch zu mustern. 

Nialls Mutter, Maura Gallagher, sieht ebenfalls hoch, jedoch lese ich in ihrem Blick pure Offenheit und Freundlichkeit, die sie uns, als Nialls Bandkollegen, schon vom ersten Moment an schenkte. Nur, dass nun auch Spuren von getrockneten Tränen und der Besorgnis um ihren jüngsten Sohn in ihrem Gesicht zu erkennen sind. „Miss Meyer. Wie geht es Ihnen?" Die blonde Frau reißt mich wiederholt aus meinen Gedanken und ich bemerke, dass ich mitten im Raum stehen geblieben bin und offenkundig einfach gestarrt habe. 

Meinen Kopf leicht schüttelnd begebe ich mich zu Maura, die mir mütterlich sanft über den Arm streicht. Ich entgegne daraufhin ein ehrliches Lächeln und bleibe neben ihr stehen. Indes antwortet Amy mit leiser Stimme „Besser als zuvor. Danke Mia." Die Formalitäten, die Mia Robbins professionell eingehalten hatte, interessieren Amy offenbar nicht. Woher kennen sie sich eigentlich? Ach. Ich rümpfe meine Nase und verdränge den aufgekommenen Gedanken lieber schnell. Das geht mich gar nichts an! Ich sollte mich echt nicht in Privatangelegenheiten einmischen. 

Die blonde Auszubildende lächelt nur über Amys Anrede mit dem Vornamen und prüft vermutlich die Vitalzeichen des Mädchens. Geduldig warte ich ab, doch meine Nervosität, ob Amy mir verzeihen wird, wächst mit jeder vergehenden Minute, wenn nicht sogar Sekunde. Ich habe doch ansonsten immer eine so gute Menschenkenntnis! Wie konnte ich das diesmal nur dermaßen falsch einschätzen? Lag ich etwa schon des Öfteren nicht richtig und habe es nur nicht gemerkt? 

„Harry? Was ist denn nun dein Anliegen, weswegen du hier bist? Miss Robbins meinte nur, dass du etwas Wichtiges erledigen willst." Die liebevolle Stimme von Maura holt mich erneut aus meinen wirren Gedanken, die ich seit Nialls schlechtem Zustand durchgehend habe. Ich murmele irgendeine Entschuldigung und wundere mich im nächsten Augenblick wie ich es nicht mitbekommen konnte, dass Mia Robbins das Zimmer verlassen hat. Meine Augen kleben doch eigentlich gewöhnlich auf ihr. 

„Sie ist hinausgegangen, nachdem sie Amy untersucht hatte." Nialls Mutter hat einen wissenden Blick, den nur Mütter aufsetzen, wenn sie genau wissen was los ist, aber die Tatsache nicht laut aussprechen. Ich überspiele meine Verlegenheit mit einem Grinsen und widme meine Aufmerksamkeit Amy, die mich offenbar interessiert mustert. Ob sie bereits weiß was der Grund für mein Auftauchen ist? 

„Setz dich doch." Maura versucht wohl mit allen Mitteln das Eis zu brechen, indem sie neben Amy auf die Matratze klopft. Ich folge der Aufforderung und lasse mich behutsam neben dem nun sehr ruhigen Mädchen nieder. Ihre Augen sind jedoch mit voller Aufmerksamkeit auf mich gerichtet und fordern mich lautlos auf nun zu Tat zu schreiten. Tief einatmend und meine Lippen kurz nervös aneinander reibend ergreife ich mit dem festen Blick auf Amy das Wort „Ich bin hergekommen, weil ich dir Unrecht getan habe und ich mich dafür entschuldigen will." 

Ich lege eine kurze Pause ein, um mich neu zu sammeln. Amy unterbricht mich nicht, sondern wartet geduldig ab, bis ich fortfahre. „Das Geschehene brachte mich durcheinander, anders kann ich mir meinen Fehler einfach nicht erklären. Ich bin nun hier, weil ich Wiedergutmachung leisten möchte. Ich hoffe, dass du meine ehrliche Entschuldigung annimmst, denn es tut mir wirklich sehr leid." Ich hatte wohl mit allem gerechnet, aber das Mädchen zeigt eine Reaktion, die ich nicht erwartet hatte. 

Mit einer langsamen Bewegung nimmt sie meine Hand zwischen ihre beiden schmalen Hände und drückt sie fest mit den Worten „Es ist okay. Jeder macht einmal Fehler und das ist keine Schande. Denn das Einsehen und das Bringen einer Entschuldigung ist ein großer Schritt." Sie sieht mir fest in meine Augen und lächelt mich zaghaft an „Danke, dass du dieses Wagnis eingegangen bist und herkamst. Wie könnte ich dir da nicht verzeihen?" Ein Stein fällt mir vom Herzen und ich erwidere das Lächeln erleichtert. Sie ist nicht nachtragend. Was für ein Glück! 

Ein Räuspern lässt mich meinen Kopf drehen. Bei dem Anblick von Maura, die sich um einen strengen Gesichtsausdruck bemüht, kann ich es nicht lassen belustigt zu grinsen. Dennoch hebt sie auch noch zusätzlich ihren Zeigefinger, als sie äußert „Denkt ja nicht, dass ich euren Schlafentzug zulasse! Jetzt wird sich hingelegt und keine Widerrede, Harry! Ich weiß, dass ihr zwei müde seid und mir ist sehr bewusst, dass ihr einen guten Schlaf beide sehr nötig habt!" Ein leises Kichern lässt mich nun auch leise Lachen. Allerdings hat Nialls Mutter recht. 

Ich bin tatsächlich vollkommen fix und fertig, speziell durch die vergangenen anstrengenden Stunden voller Bangen um Nialls Gesundheit. Das ist dann wohl auch der Grund, weswegen Amy sich kommentarlos in ihrem eigenen Bett ausbreitet und die Decke über sich zieht. Mein Schlafplatz gestaltet sich schwieriger. Da ich Amy, die eindeutig bald Nialls feste Freundin sein wird, nicht auf die Pelle rücken will, muss ich mich mit zwei Stühlen begnügen, die zusammengestellt mein heutiges Bett darstellen.

 Mit meiner Körpergröße quetsche ich mich in eine von außen völlig verrenkte und ungemütlich wirkende Schlafposition, die genau das auch für mich ist. Aber man soll sich ja auch mit den kleinen Dingen begnügen, nicht wahr? Maura hat es mit ihrer kleineren Gestalt auf den zwei Stühlen, die ihr zur Verfügung stehen, eindeutig einfacher. Jedenfalls entschlummert sie wenige Minuten nach Amy, die direkt eingeschlafen zu sein scheint. Meine Wenigkeit, die eigentlich mehr gewohnt ist oder zumindest gepolsterte Unterlagen, ist noch um einiges länger wach. 

Doch nach mehrmaliger Verlagerung meines Gewichtes und Ausprobieren unterschiedlicher Positionen, klappen meine schwergewordenen Augenlider einfach zu und ich entfliehe in meine eigene Welt voller fantastischer Dinge. Gedämpfte Stimmen und das nicht gerade leise Schließen einer Tür lassen mich wach werden. Ich will mich umdrehen und zurück in die weiche Matratze mit der erwärmten Decke kuscheln, als ich merke, dass diese nicht vorhanden sind. 

Alles was ich spüre sind mein Rücken und mein Nacken, die die unbequeme Nacht offenbar keineswegs gut heißen. Seufzend entwirre ich meine Arme und Beine, die sich mit den Stuhllehnen verknotet hatten und setze mich auf. Gegen das helle Tageslicht blinzelnd strecke ich meine schmerzenden Glieder und es erklingt ein Knacken. Hoffentlich war das jetzt nichts Schlechtes. Ich reibe mir den Schlaf nun komplett aus den Augen und sehe mich um. 

Meine gemütliche Aufwachphase wird durcheinander gebracht, als ich merke, dass ich ganz alleine im Zimmer bin. Verdattert starre ich auf das leere Bett und die verlassenen Stühle direkt daneben. Eilig erhebe ich mich in den Stand und streiche unbewusst über meine zerknitterte Kleidung. Mit dem Geistesblitz zurück zu Nialls zugewiesenen Zimmer zu gehen, da ich dort Amy mit Maura am ehesten vermute, durchquere ich den Raum und trete hinaus auf den Gang. 

Die teilweise belustigten wie auch musternden Blicke der anderen Menschen, denen ich auf meinem Weg begegne, schenke ich wenig Beachtung. Vor der Tür zögere ich noch kurz, dann drücke ich die Türklinke herunter. Leise öffne ich die Tür und schiebe mich behutsam erst nur halb hindurch. Das Bild, welches ich erblicke, veranlasst mich ganz in das Zimmer zu schlüpfen und ich schließe die Tür hinter mir. Wie ich es vermutet hatte finde ich Amy und Maura hier an Nialls Bett vor, aber Louis, Liam, Zayn, Greg und Nialls Vater, Bobby, sind ebenfalls hier. 

Noch hat mich keiner bemerkt, dafür sind sie auch zu konzentriert in eine geflüsterte Unterhaltung vertieft. Niall liegt offenbar noch immer tief und fest schlafend im Bett. Missmutig bleibe ich direkt nach meinem Eintreten stehen. Wieso hat mich denn niemand geweckt oder mir zumindest Bescheid gesagt? „Was ist denn das für ein Vogelnest, Harry? Neuer Kopfschmuck? Wird das der neue Trend für den August 2014?" Unverkennbar Louis Stimme übertönt das Murmeln und alle Aufmerksamkeit wendet sich mir zu. 

Trotz der eigentlichen Beleidigung kann ich mir einen kurzen Lacher nicht verkneifen. Gleichzeitig fasse ich mir auf den Kopf und versuche meinen Wirrwarr an Locken zu bändigen. Diese Handlung versetzt nun wohl auch den Rest der wachen Anwesenden in ein bemüht leises Gelächter. Stöhnend gebe ich nach wenigen Minuten auf, da mir bewusst ist, dass nur eine Bürste helfen wird. Deshalb frage ich ablenkend, als ich nun näher herantrete „Was ist denn eigentlich los? Wieso seid ihr alle hier?" 

Liam antwortet mir als erster mit einem unterdrückten Grinsen „Zuallererst solltest du wissen, dass sich keiner von uns bei Niall angesteckt hat. Doktor Pain kam vor drei Stunden und hat uns das Ergebnis unser Blutuntersuchung ausgerichtet." Verwundert entgegne ich „Vor drei Stunden? Wie spät ist es denn überhaupt?" Bevor ich mein Handy hervorziehen kann, um einen Blick auf die Displayanzeige zu erhaschen, erwidert Greg schmunzelnd „Drei Uhr am Mittag." 

Auf meinen darauffolgenden vermutlich sehr erstaunten Gesichtsausdruck, bemerkt Maura lächelnd „Du hast so tief geschlafen, sodass wir dich nicht wecken wollten. Ich wollte gerade nach dir sehen gehen, aber da kamst du schon herein." Ich nicke verstehend. Wenn ich sehr erschöpft bin, kann mich niemand so leicht aus meinem Schlaf holen. Meine Augen wandern nun auf Niall und ich lasse mich vorsichtig am Bettende auf der Matratze nieder.

 Meine ungestellte Frage wird von Bobby beantwortet „Laut Doktor Pain zeigt Niall endlich eine positive Reaktion auf die Antibiotika-Gaben. Das Fieber ist bereits auf 38°C gesunken. Doktor Pain ist sehr zuversichtlich gestimmt." Das stolze Lächeln kann ich problemlos in seinem Gesicht erkennen. Mich durchfließt ebenso eine große Erleichterung und die Anspannung fällt langsam von mir ab. Meine Augen fahren nun wiederholt an Niall entlang, während die anderen wieder ein unverfängliches Gespräch anfangen. 

Wenn ich ihn nun ansehe, meine ich die gute Veränderung schon beinah viel zu deutlich zu erkennen. Die rötliche Färbung seiner Wangen und die Blässe haben nachgelassen, sowie auch Nialls Herzschlag in einem nicht mehr ganz so unnormal schnellen Rhythmus erklingt. An seiner nassen Stirn kleben einige Strähnen seines leicht fettenden Haars, allerdings stört das keinen von uns. Denn der Schweiß verdeutlicht uns nur das Sinken des Fiebers. Jetzt wird alles wieder gut. Niall wird wieder gesund! Nun ohne weitere Zwischenfälle! 

Meine Augen schweifen über die hier Anwesenden im Zimmer und ein zufriedenes Lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus. Nialls Familie ist hier und unterstützt ihn, sowie auch wir Jungs niemals von seiner Seite gewichen wären. Schließlich muss man seinem Bandkollegen, der schon eher ein Bruder geworden ist, beistehen und ihm Mut spenden, selbst wenn Niall es wohl nicht komplett mitbekommt. Er wird spüren, dass wir für ihn da sind. 

Meine Augen bleiben nun an Amy hängen, dem unscheinbaren Mädchen, welche Niall so viel zu bedeuten scheint. Ihr Blick hebt sich und sie erwidert meinen Augenkontakt. Ein leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen, während sie Nialls linke Hand fest mit ihrer Hand hält. Seltsamerweise stört mich diese Tatsache jetzt gar nicht mehr. Mir imponiert die Stärke von Amys Zuneigung zu Niall und ich finde nichts mehr daran falsch. Vielleicht ist dieses braunhaarige Mädchen mit den rabenschwarzen Augen genau die Richtige für Niall. Denn ich bin mir sicher, dass die starken Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen. Amy liebt Niall genauso sehr, wie Niall sie vergöttert.

Ich habe es endlich geschafft ein neues Kapitel zu schreiben! Ich hoffe, dass ihr meine Story noch weiterverfolgen wollt und sie nicht schon genervt aus eurer Bibliothek geschmissen habt! 

Also an alle, die das hier lesen, ein Dankeschön! Danke, dass ihr weiterlest und hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen ♥

Meine Fragen an euch:

- Wie findet ihr Harrys Entschuldigung und seine Gedanken zu Amy?

- Habt ihr Ideen wie es nun weitergehen wird? Was glaubt ihr kommt nach Nialls vermutlicher Genesung?

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