Kapitel 35

Louis POV

Ich schaue aufmerksam auf Doktor Brown mit der Erwartung, dass er weiterspricht und uns seine Erleuchtung mitteilt. Jedoch ist er mit seiner Verkündung seines Wissens über Nialls Erkrankung verstummt und macht keine Anstalten fortzufahren, stattdessen legt der Mann nun sein Stethoskop ab und verstaut es gemächlich in seiner Tasche. Ich atme tief aus und lasse meine Augen auf Harry, Liam und Zayn schweifen, die allesamt ebenso wie ich auf eine Erklärung warten. Allerdings sucht der Doktor nun sehr beschäftigt etwas in seiner mitgebrachten Tasche und schenkt unseren starrenden Blicken keine große Beachtung. 

Niall direkt nebendran scheint im Gegensatz zu uns nicht besonders erpicht auf die Diagnose zu sein, da er ächzend sein blaues Sweatshirt über den Kopf zieht und gleich darauf in seine Jacke schlüpft, welchen Reißverschluss er langsam schließt. Mit einem Räuspern versuche ich nun Doktor Brown leicht ungeduldig auf uns und unsere angespannten Erwartungen aufmerksam zu machen. Der schlaksige Mann hebt seinen Kopf und wendet sich mir zu. Mit ernstem Gesicht erkundigt er sich „Hast du dich bei Niall etwa schon angesteckt? Kratzt es in deinem Hals?" 

Seufzend verdrehe ich meine Augen und öffne meinen Mund, um die Fragen zu verneinen und meinen eigentlichen Beweggrund zu äußern, jedoch fährt der Doktor bereits fort „Damit ist nicht zu spaßen! Meist fängt es mit einem leichten Husten und Unwohlsein an! Aber es steigert sich sehr rasch!" Unterstützend hebt er seinen Zeigefinger senkrecht in die Luft. Genau wegen seiner Ernsthaftigkeit entgegne ich nun flink „Ich fühle mich sehr gut. Nur wäre es nun sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie uns sagen würden was verdammt nochmal Niall hat!" 

Zayn, Harry und Liam nicken, um die Dringlichkeit meiner Äußerung zu verstärken. Jetzt breitet sich ein verstandener Gesichtsausdruck auf dem Gesicht des älteren Mannes aus und er ergreift mit einem leichten Lächeln auf den Lippen das Wort „Natürlich wollt ihr das wissen. Es tut mir leid, ich war in Gedanken schon beim Verschreiben der Medikamente und habe es dabei versäumt euch in meine Erkenntnis einzuweihen." Harry entgegnet mit einem verschmitzten Grinsen „Deswegen sind wir ja da und erinnern Sie nur zu gerne daran. Also. Was fehlt Niall?" Bei seinen Worten legt er seinen Arm um Niall, welcher sich bereits zeitgleich gegen Harry gelehnt hat und unsere Unterhaltung stumm mitverfolgt. 

Doktor Brown setzt einen ernsten Ausdruck auf und seine Augen liegen größtenteils auf Niall, ansonsten blickt er Harry, Zayn, Liam und mich an, als er uns erklärt „Das hohe Fieber, der starke Husten und der schnelle Herzschlag sprechen schon für sich, dennoch versicherte ich mich mit dem Abhören und Abklopfen Nialls Lungen, um meine Diagnose zu bekräftigen." Ich schaue erwartungsvoll auf Doktor Brown, der heute anscheinend wieder einen seiner sehr langsamen und gemütlichen Tage hat, denn er macht eine Pause und holt Luft. Der Mann ist wirklich sehr nett, höflich und ein guter Hausarzt, jedenfalls nach den glimpflichen Erkrankungen, in denen er uns erfolgreich behandelt hat. Allerdings ist der Doktor auch schon in die Jahre gekommen und das nicht nur vom Aussehen her. 

In dem Moment als Zayn Anstalten macht nachzufragen und Doktor Brown somit aufzufordern weiterzusprechen, fährt dieser selbstständig fort und schaut mit einem ernsten Gesicht in die Runde „Niall hat eine Lungenentzündung, welche sofort zu behandeln ist!" Regelrecht vor Erstaunen überrumpelt bemerke ich stutzig „Es ist Mitte August und dahingehend Sommer. Bekommt man nicht nur im Winter, der so richtig arschkalt ist, eine Lungenentzündung?" 

Ich hefte meine Augen fragend auf den Doktor und schweife zwischendurch immer wieder auf den danebensitzenden Niall, welcher bei der Verkündung seinen Kopf von Harrys Schulter gehoben hat und ebenso wie ich seine Erkrankung nicht so ganz nachvollziehen kann, jedenfalls deute ich so seinen verwirrten Gesichtsausdruck. Doktor Brown erwidert mit einem nachdenklichen Ausdruck im Gesicht „Während einer kalten Jahreszeit ist eine Lungenentzündung üblich, dennoch scheidet damit nicht schlussfolgernd der Sommer aus. Es geschieht nur seltener. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Ich hatte vorhin doch noch..." Der restliche Satz des Mannes endet in einem unverständlichen Gemurmel und er widmet seine Aufmerksamkeit wieder den Tiefen seiner Tasche.

Indes ist Zayn näher an Harry herangerutscht, um seinen Arm um dessen Schultern zu legen und somit Niall kurz aufmunternd durch die nun trockenen Haare zu wuscheln. Der Grund ist, dass dieser mit einem niedergeschlagenen Seufzen in sich zusammengesunken ist. Bei Zayns Geste schenkt er diesem ein leichtes Lächeln, jedoch verschwindet dieses rasch als sich Nialls ganzer Körper deutlich unter einem erneuten Hustenanfall anspannt. 

Doktor Brown zuckt erschrocken zusammen und hebt seinen Kopf, während Harry sanft über Nialls Rücken fährt und Liam diesen sofort nach dem Beruhigen das Glas in die Hand drückt. Anerkennend nickt der Doktor und äußert „Wie ich sehe habt ihr alles wunderbar im Griff. Daher gebe ich euch ohne Bedenken die Liste der von mir verordneten Medikamente, welche zu besorgen sind. Die Dosierungen habe ich dazu geschrieben. Wer möchte...?" Ohne die Vollendung des Satzes blickt der Mann uns mit dem Zettel in der ausgestreckten Hand an.

Flink greife ich danach und überfliege das Geschriebene. Zum Glück kann ich die schlampige Handschrift einwandfrei lesen, da ich einiges gewöhnt bin und selbst keine Schönschrift besitze. Ich zähle drei Medikamente, für die wir wohl in die Apotheke müssen. Ich hebe meinen Blick und nicke kurz, wegen des fragenden Blicks des Doktors. Dieser nickt ebenso kurz und wendet sich an Harry, Zayn, Liam und mich bei seinen nächsten Worten „Zusätzlich braucht Niall in den nächsten Tagen viel Schonung. Er darf sich nicht überanstrengen!" Verstanden nicken wir vier und ich nehme mir vor darauf zu achten, dass Niall ausreichend zur Ruhe kommt. 

Doktor Brown blickt kurz auf Niall, welcher deutlich betrübt mit hängenden Schultern die Unterhaltung verfolgt, und fügt hinzu „Außerdem wird Niall keinen großen Hunger haben, weswegen eine leichte Kost genügt. Dazu sollte er Säfte trinken, sodass sein Körper wenigsten ein paar Nährstoffe bekommt." Erneut zeigen wir durch ein Nicken unser Verständnis für das Gesagte. Liam neben mir seufzt leise, weswegen ich mich ihm zuwende. 

Ich meine in seinem Ausdruck ein schlechtes Gewissen zu erkennen, aber das plötzliche Erheben von Doktor Brown zieht meine Aufmerksamkeit von Liam weg und ich richte meine Augen auf den Mann, der nun mit Nachdruck meint „Erwartet nach den ersten Einnahmen nicht zu viel, denn die Medikamente brauchen Zeit für die volle Entfaltung ihrer Wirkung. 48 Stunden sind dafür eine angemessene Dauer." Verstanden geben Harry, Zayn, Liam und ich abermals ein Nicken zurück, während Niall Doktor Brown aus matten Augen trübselig anblickt. 

Mit einem sanften Gesichtsausdruck legt der Mann die Hand auf Nialls Schulter „Ich wünsche dir eine schnelle Genesung." Krächzend antwortet Niall „Danke. Das hoffe ich auch..." Doktor Brown lächelt Niall mit einem zuversichtlichen Gesichtsausdruck an, dann verabschiedet er sich von uns und äußert „Ihr kennt ja meine Nummer. Meldet euch falls etwas vorfallen sollte." Erneut nicken wir, diesmal alle. Mit unserer Antwort verschwindet der Mann mit den Worten, dass er schon herausfindet, aus dem Wohnzimmer. Wenig später hören wir wie die Tür ins Schloss fällt. 

Erst jetzt richtet sich alle Aufmerksamkeit auf mich, genau genommen auf den Zettel in meiner Hand. Harry erkundigt sich „Was wird denn überhaupt gebraucht? Louis?" Niall hat seine Augen halb geschlossen, dennoch schaut er mich genauso wie Zayn, Harry und Liam interessiert an. Aus diesem Grund richte ich mich kerzengerade auf und räuspere mich, um die Jungs zu informieren „Paracetamol gegen das Fieber, dann Codein gegen den Husten und Amo... Mann! Wie spricht man DAS denn aus?" 

Mit zusammengezogenen Augenbrauen versuche ich das Wort in meinen Gedanken korrekt auszusprechen, doch bevor ich diese Aufgabe meistern kann, entzieht Liam mir den Zettel und übernimmt „Ähm... Dann wäre da noch das Antibiotikum Amoxi...cillin. Ha! Amoxicillin also." Ein heiseres Lachen erklingt und ohne meinen Blick auf die Person zu richten, weiß ich, dass es von Niall kam. Mit einem glücklichen Lächeln, dass er offenbar nicht mehr ganz so niedergeschlagen über das Herauskommen der Lungenentzündung ist, schaue ich auf genau diesen. 

Niall hat sich schon wieder gegen Harry gelehnt und seinen Kopf auf dessen Schulter abgelegt, dazu sieht er Liam und mich mit einem amüsierten Gesichtsausdruck an. Zayn erkundigt sich nun mit einem leichten Grinsen „Und wie besorgen wir die Medikamente jetzt? Im Alleingang oder warten wir bis Begleitung kommt?" Eigentlich ist es uns sozusagen verboten einfach so nach Lust und Laune durch London zu schlendern, ohne einen Bodyguard als Schutz dabei zu haben. 

Aber ehrlich gesagt verspüre ich jetzt kein riesiges Verlangen danach erst anrufen und anschließend warten zu müssen, um loszukönnen und Nialls Medikamente zu besorgen. Natürlich könnten wir den Gang zur Apotheke auch leicht mit einem kurzen Anruf von jemand anderes machen lassen. Allerdings will ich das aus irgendeinem Grund nicht in andere Hände geben, deswegen bemerke ich in das aufgekommene Schweigen „Bei dem kurzen Weg vom Auto rein in die Apotheke und wieder raus kann ja gar nichts passieren. Ich wäre dafür, dass wir das selbst machen." 

„Der Meinung bin ich auch, aber auch nicht ganz alleine." Liam blickt besonders mich bei seinen Worten an, weswegen ich unschuldig mit meinen Schultern zucke „Darauf würde ich doch niemals kommen!" Sarkastisch nickt Liam mit einem wissenden Gesichtsausdruck „Du doch nicht." Bevor die Debatte zwischen Liam und mir ewig fortlaufen kann, mischt sich Zayn ein „Harry und Liam können doch hier bleiben, während Louis und ich das schnell erledigen." „Find ich gut. Macht ihr dann auch noch einen Abstecher in den Supermarkt?" Fragend blickt Harry abwechselnd Zayn und mich an. Uns kurz anschauend nicken wir und ich entgegne „Klar. Kein Problem." 

Mit meinen Worten stemme ich mich aus dem Sessel, gleichzeitig erhebt auch Zayn sich. Ich schaue auf Niall, welcher seine Augen offensichtlich irgendwann während unserer Diskussion geschlossen hat. Ob er schläft weiß ich nicht, trotzdem flüstere ich Liam leise zu „Achtet auf ihn." Dabei deute ich leicht auf Niall. Schweigend gibt Liam mir ein Nicken als Antwort und sein Ausdruck im Gesicht sagt mir, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche. 

Liam reicht mir seinen Autoschlüssel und den Medikamentenzettel, beides nehme ich mit einem 'Danke' entgegen. „Dann bis gleich!" Zayn und ich verlassen das Wohnzimmer mit einem letzten Blick auf Niall an Harry gekuschelt und streben die Haustür an. Da wir unsere Schuhe noch an den Füßen tragen und keine Jacke dabei hatten, lege ich meine Hand direkt auf die Klinke und öffne die Eingangstür. Ich lasse Zayn den Vortritt und schließe die Tür behutsam hinter uns. „Soll ich fahren? Oder willst du?" Fragend sehe ich zu Zayn, der schon einige Schritte vor mir ist. 

Nun dreht er sich zu mir um und zuckt die Schultern „Ist mir gleich. Du kannst gerne, wenn du willst." Einverstanden überwinde ich mit Zayn die wenigen Meter bis zu Liams Auto und pflanze mich auf den Fahrersitz, während es sich Zayn auf den Beifahrersitz bequem macht. Schnell befinden wir uns auf den Weg zur Apotheke, da wir dort zuerst hinwollen. Im Hintergrund läuft leise das Radio und ich achte konzentriert auf den Verkehr. „Schon seltsam, oder?" Verwirrt erwidere ich auf Zayns Worte, wenig geistreich „Hä? Was meinst du?" 

Meine Augen schwenken kurz zur Seite auf Zayn, welcher mich ansieht und erklärt „Naja. Niall und die Lungenentzündung. Das kann doch nicht sein, dass er die von seinem nicht besonders langen Aufenthalt im Regen mit Amy hat!" Zayn macht eine Pause und ich setze für eine Erwiderung an, doch Zayn fährt bereits fort „Und dann auch noch das Merkwürdige, dass das Mädchen gar nichts hat! Noch nicht einmal eine winzige Erkältung!" 

Zayn schnauft und ich bemerke schnell mit meinem Blick auf die Fahrbahn gerichtet „Ich weiß es doch auch nicht. Aber was nützt es sich darüber aufzuregen? Es ist nun mal passiert und ändern können wir es sowieso nicht mehr." Ein Seufzen von Zayn erklingt „Hast ja Recht." Ich nicke zustimmend und biege links ab. „Ähm Louis?" Genervt verdrehe ich meine Augen und entgegne mit dem Blick auf die Straße gerichtet „Was ist denn jetzt?" „Mussten wir nicht eins weiter geradeaus und dann erst links?" Bei Zayns vorsichtig gestellter Frage, lasse ich meine Augen kurz über die Umgebung schweifen und stöhne „Mist. Ich dreh um..." 

Ein leises Lachen ertönt, worauf ich nicht eingehe. Zum Glück, für Zayn, sagt er nichts mehr. Sei es über mein Verfahren, mein anschließendes sehr eigenwilliges und interessantes Umdrehen oder zum Thema Niall. So erreichen wir etwas später als zuvor gedacht die Apotheke 'Apex Pharmacy'. Nicht sonderlich überraschend ist natürlich kein freier auffindbarer Parkplatz in Sicht, deswegen blinke ich links und fahre an den Bürgersteig heran. Grinsend meine ich zu Zayn „Ich drehe dann mal kleine Runden um den Block und hol dich wieder hier ab. Okay?" Zustimmend nickt Zayn und steigt aus, bevor er die Tür zuschmeißt äußert er „Verfahr dich nicht!"

 Lachend entfernt er sich vom Auto, während ich mich wirklich in der Überlegung befinde ebenfalls auszusteigen und ihm eine nette Gegenleistung für diesen Satz zu bringen. Allerdings ertönt ein durchdringendes Hupen und im Rückspiegel erkenne ich einen wild gestikulierenden, zusätzlich vermutlich fluchenden, Fahrer. Aus diesem Grund setze ich flink den Blinker rechts und ordne mich in den vollen Straßenverkehr von London ein. Stolz ohne mich ein einziges Mal verirrt zu haben, bei meinen Runden um den Block, klopfe ich mir gedanklich auf die Schulter, als Zayn bei dem fünften Vorbeikommen endlich am Straßenrand steht und sich mehrmals in seiner Umgebung skeptisch umsieht. 

Irritiert über sein Verhalten halte ich links mit dem gesetzten Blinker und Zayn reißt die Tür auf, um sich neben mir fallen zu lassen. Geschwind fahre ich wieder an, bevor sich jemand beschweren kann, und erkundige mich anschließend „Was ist denn los?" „Frag eher was passiert ist!" Auf Zayns Gegenfrage erwidere ich verwirrt „Und was ist nun passiert?" Links neben mir ertönt die Stimme von Zayn „Etwas Merkwürdiges."

Genießt den weiteren Sonntag noch schön und ich hoffe, dass ich ihn mit dem Kapitel noch etwas versüßen konnte :-)

Meine Fragen an euch:

- Was denkt ihr über die Lungenentzündung?

- Was könnte Zayn mit seinen Worten meinen? Was ist passiert?