Kapitel 34

Liam POV

Gestern Abend ist Niall schon nach knappen zehn Minuten an Louis gelehnt eingeschlafen. Dieser machte uns auch sofort darauf aufmerksam, weswegen wir uns noch leiser verhielten, um Niall auf keinen Fall wieder aufzuwecken. Trotz, dass dieser den halben Tag verschlafen hatte, war er offenbar noch immer müde und erschöpft. Auch seine blasse Gesichtsfarbe mit den roten Wangen und glasigen Augen hat sich leider überhaupt nicht verändert. Sein Fieber, welches nun hoffentlich endlich gesunken ist, will ich heute messen, wenn ich mit den Jungs vor unserem Interview zu Niall fahre. Gegen elf Uhr abends schalteten wir den Fernseher komplett aus und verließen Niall.

Jedoch hatte Louis etwas mit dessen Klammergriff zu kämpfen, da Niall sich offenbar sehr wohl an Louis' Körper gekuschelt gefühlt hat. Aber gemeinsam schafften wir es Niall sanft von einem grinsenden Louis zu lösen und anschließend auf der Couch zu zudecken, ohne, dass Niall aufwachte. Daraufhin fuhren wir mit unseren jeweiligen Autos nach Hause, aber beschlossen davor, dass ich heute Harry, Louis und Zayn abhole und wir so zusammen zu Niall fahren, um zu schauen wie es ihm nun nach der Nacht geht. Natürlich musste ich das Modest darüber informieren, dass wir jetzt alle bei Niall abgeholt werden müssen. Nicht, dass die Organisation noch aus den Fugen gerät und wir unsere Vorgesetzten unnötig in Rage versetzen.

Zum Glück hatte ich den verständnisvollen Georg in der Leitung, der rein gar nichts gegen meine Äußerung einzuwenden hatte und mir ausrichtete, dass uns Steve und David abholen werden. Jetzt gerade befinde ich mich auf dem Weg zu Harrys Haus, da ich diesen zuerst abhole. Das Radio habe ich ausgestellt, um stattdessen eine von mir selbst zusammengestellte und gebrannte CD meiner Lieblingsmusik laut aufdrehen zu können. So hindere ich meine Gedanken gleich am Ansatz pessimistische Kopfkinos abzuspielen, da ich mich vollkommen auf die Musik konzentriere und voller Enthusiasmus mit gröle. Ich erreiche Harrys Adresse und parke vor seiner Einfahrt, dann hupe ich kurz, um ihn auf meine Ankunft aufmerksam zu machen.

Es dauert nicht lange, bis sich die Haustür öffnet und Harry herauskommt. Nachdem er ordentlich seine Tür verschlossen hat, kommt er auf mein Auto zu. Ich drehe die Lautstärke herunter und begrüße Harry als er auf der Beifahrerseite einsteigt „Guten Morgen!" Er grinst schief und entgegnet „Auch dir einen guten Morgen. Hoffen wir mal, dass er das auch ist..." Ich verstehe auf Anhieb worauf er sich bezieht, doch ich weiß darauf keine aufbauende Antwort, ohne mich selbst belügen zu müssen. Deshalb ordne ich mich schnell in den Verkehr ein und mache mich auf den Weg zu Zayn. Die Musik läuft nun nur noch im Hintergrund und Harry äußert nach wenigen vergangenen Minuten „Hat Niall dich angerufen?" Ich schüttele direkt meinen Kopf und meine „Das sollten wir als gutes Zeichen sehen, oder nicht?" „Doch sicher." Harry dreht sich nach links und schaut aus dem Fenster, während ich mich wieder auf den Verkehr konzentriere.

Erst als Zayn schließlich einsteigt werden wieder die ersten Worte in dem davor ziemlich stillen Auto gewechselt. Er lässt sich auf die Rückbank fallen und äußert „Hey Jungs. Alles klar bei euch?" Den letzten Satz bezieht er wohl auf Harrys und meinen Gesichtsausdruck, der keineswegs glücklich aussieht. Seufzend erwidere ich beim Losfahren „Niall hat sich nicht bei uns gemeldet." „Bei mir auch nicht, aber ist das der einzige Grund für eure Ausdrücke?" Harry wendet sich zu Zayn um und erklärt „Das reicht doch schon! Niall könnte etwas passiert sein und so nicht imstande sein uns anzurufen!" Ich seufze „Jetzt male mal nicht den Teufel an die Wand, Harry! Warte doch erst einmal ab." Mit diesen Worten verstummt Harry erneut und auch Zayn äußert nichts mehr.

Nun drehe ich wenigstens für etwas Unterhaltung die Musik wieder lauter und singe in meinem Kopf die Lyrics lautlos mit. Dazu klopfe ich mit meinem rechten Daumen im Takt auf das Lenkrad. Bereits nach kurzer Wegstrecke erreiche ich die Einfahrt von Louis' Haus und bremse ab, sodass ich direkt davor zum Stehen komme. Überrascht halte ich inne auf die Hupe zu drücken, da Louis schon längst die hintere Tür aufreißt und sich neben Zayn pflanzt. Erstaunt äußert dieser „Hast du etwa schon auf uns gewartet?" Während ich in den ersten Gang schalte und anfahre, entgegnet Louis „Ich hab euch aus dem Fenster schon kommen sehen und bin mitdenkend aus dem Haus gegangen." 

Harry geht auf Louis' Erklärung nicht ein, stattdessen wendet er sich um und sieht Louis fragend an „Hat Niall wenigstens DICH angerufen?" Ich setze für eine beruhigende und erläuternde Antwort für Harry an, in der ich ihm sagen will, dass kein Anruf nicht immer schlecht sein muss, doch davor nickt Louis kurz und gähnt anschließend herzhaft. Verwundert und angespannt äußere ich mit den Augen auf den Verkehr gerichtet „Weswegen?" Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Harry sich nun ganz umdreht, um Louis vermutlich besser erwartungsvoll anstarren zu können. 

Dieser erwidert „Naja. Eigentlich hatte ich schon geschlafen, aber da ich mein Handy, mit der höchsten Lautstärke aufgedreht, neben mir liegen hatte, war ich sehr schnell hellwach und hab natürlich sofort abgenommen." Ungeduldig bemerkt Zayn in der kurzen Pause von Louis „Und weiter?" Dieser fährt fort „Niall konnte nicht schlafen und brauchte Unterhaltung. Der Bildschirm vom Fernseher war ihm zu grell zum Anschauen, deshalb rief er mich an. Besonders lange haben wir uns aber auch nicht unterhalten, da Niall es dann doch geschafft hat einzuschlafen. Mitten im Telefonat. Naja. Ich hab dann halt aufgelegt." 

Erleichtert über diese doch recht harmlose Schilderung vom Grund des Anrufes entspanne ich mich wieder und lockere meinen Griff ums Lenkrad. Ebenso dreht sich Harry wieder in die richtige Sitzposition zurück. Kurze Zeit später erreiche ich schon die Adresse von Niall und parke ordentlich auf einer gekennzeichnenden Fläche. Zayn, Louis und Harry sind flink ausgestiegen und zur Haustür gelaufen. Nachdem ich das Auto zugeschlossen habe, folge ich ihnen und suche auf den Weg Nialls Zweitschlüssel an meinem Schlüsselbund. Mehr oder weniger geduldig warten meine drei Bandkollegen bis ich die Tür aufgeschlossen habe und wir treten nacheinander in den dahinterliegenden Flur. 

Möglichst ohne irgendwelche lauten Geräusche zu verursachen bewegen wir uns auf direktem Weg ins Wohnzimmer. Niall könnte ja noch schlafen und wir wollen ihn auf keinen Fall unsanft aufwecken. Allerdings scheint unser bemühtes Schleichen mit den Schuhen an den Füßen überhaupt nicht nötig gewesen zu sein, da das Sofa verlassen ist. Unruhig blicke ich auf die zerwühlten Decken und den Couchtisch. Das Wasser und der Tee sind leer getrunken und zu meiner Freude ist ebenso der Teller leer geputzt. Nur wo ist Niall? Nicht nur ich frage mich das, denn im selben Augenblick rufen wir gleichzeitig genau nach diesem und ich drehe mich einmal um meine Körperachse.

In der kurzen von uns eingelegten Stille zum Lauschen nach einer Antwort ertönt gedämpft Nialls Stimme „Bin im Bad!" Harry läuft los in die Richtung des besagten Raums. Flink folgen Louis, Zayn und ich ihm. Ersterer erkundigt sich vor der Tür stehend „Alles okay bei dir, Niall?" Eine zustimmende Erwiderung kommt zurück. Kurz danach öffnet sich die Tür und ein blonder Schopf erscheint in der Öffnung. Mit einem musternden Blick erkundige ich mich „Wie geht es dir denn?" Schulterzuckend lehnt sich Niall am Türrahmen an und blickt uns mit einem leichten Lächeln an „Hätte ich gewusst, dass ihr so früh kommt, hätte ich keinen spontanen Abstecher zur Pflege ins Bad gemacht." 

Tatsächlich fallen mir erst jetzt Nialls nasse Haare auf, die strähnenweise in dessen immer noch blassem Gesicht hängen. Offenbar hat sich Niall an Harrys Bitte gehalten, die Treppe zu meiden, denn er trägt dieselben Klamotten wie gestern. Nur die Jogginghose ist neu. Offenbar mustern auch Zayn, Louis und Harry Niall, da dieser seine glänzenden Augen verdreht und meint „Sehe ich echt so schlimm aus, dass ihr mich so anstarren müsst als ob ich im nächsten Moment umkippen würde?" Da Niall seinen Körper weiterhin am Türrahmen anlehnt und im Gesamtbild nicht gerade das Gegenteil von seiner eigenen Äußerung vertritt, schweige ich lieber.  Kerngesund und fit wie ein Turnschuh sieht er halt nicht aus. 

Louis und Harry entgegnen ebenso nichts und Zayn meint ablenkend „Wollen wir ins Wohnzimmer?" Mit einem einverstandenen Nicken löst Niall sich von seiner Stütze, während Zayn, Louis, Harry und ich ihn nicht aus den Augen lassen. Aus diesem Grund fällt es uns allesamt direkt ins Auge als Niall leicht schwankt und sich dabei über die Augen reibt. Ungefragt legt Zayn sofort seinen Arm um Nialls Hüfte, welcher sich auch nicht übermäßig beschwert. Stattdessen blickt er Zayn dankbar an und lässt sich von diesem wortlos ins Wohnzimmer begleiten. Louis, Harry und ich folgen den Zweien und setzen uns schließlich entweder zu Niall auf die Couch oder nehmen hier stehende Sessel in Anspruch. 

Aufmerksam blicke ich auf unser irisches Mitglied und äußere „Jetzt bitte etwas ausführlicher und sei ehrlich. Wie geht es dir?" Zayn und Harry bei Niall auf dem Sofa blicken ebenso wie Louis und ich erwartungsvoll auf den Angesprochenen, welcher nun erwidert „Naja... Nicht gerade besser als gestern würd ich sagen." Gleich darauf nimmt Niall erneut der Husten ein und ich springe geschwind auf, um etwas zu trinken zu besorgen. Als ich zurückkehre hat Niall sich schon wieder beruhigt, auch wenn er noch etwas schnell atmet. Ich schenke ihm Wasser ins Glas und reiche es ihm. Während Niall trinkt, betrachte ich ihn und entdecke nun doch wieder seine rötliche Färbung der Wangen, die offenbar beim Duschen verschwunden war. 

Louis hat sich schon das hier auf dem Tisch liegende Fieberthermometer gegriffen und hält es Harry hin, da dieser direkt neben Niall sitzt. „Mund auf Niall." Gehorsam befolgt Niall Harrys Anweisung und wir warten erneut auf das Signal. Beim Ertönen des Tons zieht Harry das Thermometer wieder zu sich und Niall trinkt artig weitere Schlucke aus dem Glas. „Mhm..." Harry zieht seine Augenbrauen zusammen, dann blickt er in die Runde „Wer ruft Doktor Brown an?" „Wieso denn unseren Hausarzt?" Verständnislos blickt Zayn Harry von der Seite an. Louis hingegen begreift und sieht Niall besorgt an, indes frage ich „Wie hoch?" Harry muss nicht noch einmal darauf schauen um mir zu antworten „39,8°C" Ich reiße meine Augen erschrocken auf und entgegne „Das ist ja sogar höher als gestern!" Niall hat sich derweilen in den Schneidersitz gesetzt und schaut schweigend in seinen Schoß. 

Zayn starrt nun mit ebenso entsetzen Gesichtsausdruck wie Louis und ich auf Niall. Ebenso hat Harry seinen Blick auf unser blondes Bandmitglied gerichtet. Dieser murmelt niedergeschlagen „Ich hatte so gehofft, dass das Fieber heute weg ist..." In Gedanken entgegne ich stumm 'Ich auch, ich auch Niall'. Statt einer Antwort auf Nialls Äußerung verkündet Zayn „Ich ruf dann mal an." Zustimmend geben Louis, Harry und ich ein Nicken zurück, während Niall wie ein Häufchen Elend auf der Couch sitzt. Zayn zieht sein Handy hervor und hält es sich nach kurzem Herumtippen ans Ohr „Ja, guten Morgen Doktor Brown. Es geht um Niall."

Bei der Nennung seines Namens hebt Niall seinen Kopf und blickt Zayn aus müden, matten Augen an. Dieser lauscht kurz, dann schildert er flink was Niall fehlt und legt mit einer kurzen Verabschiedung auf. Zayn sperrt den Bildschirm seines Handys und informiert uns „Er macht sich auf den Weg und müsste in fünf bis zehn Minuten da sein." Ich entgegne ein Nicken, dann blicke ich zu Niall „Hast du Hunger? Soll ich dir was bringen?" Einzig und allein ein Kopfschütteln bekomme ich als Antwort zurück. Da Niall zumindest seinen gestrigen Teller leer gegessen hat, lehne ich mich halbwegs zufrieden zurück. „Brauchst du sonst etwas?" Aufmerksam sieht Louis Niall an, jedoch schüttelt dieser erneut schweigend seinen Kopf.

Skeptisch äußert nun Zayn „Ist soweit alles okay bei dir?" Erst jetzt hebt Niall seinen Blick und entgegnet bitter „Nein. Nichts ist 'okay'! Ich will nicht krank sein und ihr sollt euch nicht so um mich sorgen..." Mit den letzten Worten wird Niall immer leiser und hält sich seine eine Hand an die rechte Schläfe. Seufzend ergreift Harry das Wort „Niemand kann es sich aussuchen wann man mal krank wird. Und zum Sorgenmachen: Niall, natürlich sorgen wir uns um dich, wenn es dir nicht gut geht und daran kannst du nichts ändern." Harry legt seinen Arm behutsam um Niall, welcher bedrückt meint „Hoffentlich geht das schnell rum..." Zuversichtlich gestimmt äußere ich „Doktor Brown weiß was er tut. Mit seiner Behandlung wirst du sicher wieder flink gesund."

Exakt in diesem Moment ertönt die Haustürklingel, gleichzeitig kneift Niall seine Augen zusammen und drückt seine Hand noch stärker gegen seinen Kopf. Besorgt blicke ich ihn an und Harry streicht sanft mit seiner Hand dessen Arm hoch und runter. Indes steht Louis auf und bemerkt „Ich mach ihm dann mal auf." Mit diesen Worten verschwindet er aus dem Wohnzimmer und kehrt wenige Minuten später gefolgt von Doktor Brown zurück. Dieser äußert mit einem amüsierten Lächeln „Hier ist ja gleich die ganze Band versammelt!" Der schlaksige Mann mit dem schütteren schwarzen Haar nähert sich unserm Sitzgrüppchen. Während Louis sich langsam wieder auf den einen Sessel sinken lässt, stellt Doktor Brown seine Tasche auf dem Boden ab und setzt sich auf die andere Seite von Niall.

Wir vier verhalten uns leise, als der Doktor Niall zu untersuchen beginnt. Er misst erneut Nialls Fieber und fragt nach dessen Wohlbefinden. Da Niall nicht ganz ehrlich ist, ergänzen Harry, Zayn, Louis und ich einige Details. Anschließend zieht Doktor Brown sein Stethoskop aus seiner Tasche und fordert Niall auf seine Jacke auszuziehen. Darunter kommt ein Sweatshirt zum Vorschein, welches Niall ebenfalls ablegen muss. „Niall, jetzt durch den Mund tief ein- und ausatmen!" Niall befolgt Doktor Browns Anweisung, allerdings atmet er dabei doch recht angestrengt.

Anschließend horcht der Doktor vermutlich Nialls Herzschlag, da er das Stethoskop von Nialls Rücken auf dessen linke Brusthälfte drückt. Danach klopft er vorsichtig mit seiner Fingerkuppe der rechten Hand auf Nialls Brust und lauscht erneut. Harry, Louis, Zayn und ich beobachten Doktor Brown schweigend bei seiner Arbeit, während Niall es sichtlich unangenehm ist. Endlich richtet sich der Mann auf und verkündet „Die Symptome haben schon gereicht, sodass ich eine Vermutung hatte. Aber durch die Untersuchung bin ich mir nun sicher."

Wie versprochen kommt das nächste Kapitel ♥ Ich hoffe euch geht es allen soweit ganz gut ♥

Meine Fragen an euch:

- Was wird die Diagnose vom Doktor wohl sein?

- Habt ihr jetzt auch schon Ferien oder erst nächste Woche?