Kapitel 14

Kapitel 14

Niall POV

Gerade noch träumte ich von Amy und mir. Wir unternahmen etwas Schönes zusammen und verbrachten den gesamten Tag miteinander. Diese Vorstellung machte mich in diesem Augenblick unendlich glücklich und ich wollte, dass dieser Traum nie endet. Jedoch war mein Verstand oder vielleicht auch das Schicksal offenbar anderer Meinung. Plötzlich verschwindet die helle Umgebung und die vollen Farben werden immer blasser. Schließlich löst sich auch Amy direkt vor meinen Augen einfach auf und ich stehe einsam und verlassen auf einer dunklen Straße. Keine Menschen und kaum Licht um mich herum.

Dann sehe ich ein Auto näher kommen, genau das gleiche Modell wie meines und ich stelle nach weiterer Näherung des Autos fest, dass es tatsächlich meins ist. Aus irgendeinem Grund erkenne ich wer hinter dem Steuer sitzt. Diese Person hat blonde Haare und blaue Augen. Das bin ich! Zu keiner Handlung fähig schaue ich meinen Doppelgänger verwirrt an. Wie aus dem Nichts taucht mit einem Mal das kleine Mädchen genau vor mir auf und sieht dem Wagen tatenlos entgegen. Ich schrei sie an, dass sie wegrennen, ausweichen oder irgendetwas tun soll. Doch es bringt nichts. Aus lauter Verzweiflung will ich sie wegzerren und damit retten, allerdings greife ich einfach durch sie hindurch. In diesem Moment wird mir bewusst, dass ich nichts tun kann. Ich bin machtlos in diesem Moment. Schwach.

Völlig vom Verstand verlassen trete ich schlussendlich kurz bevor das Auto uns zwei erreicht vor sie und will sie mit meinem Leben beschützen. Ich schließe die Augen und hoffe inständig, dass es klappt. Unerwartet verspüre ich einen Windhauch und mir wird bewusst, dass der Wagen soeben einfach durch mich hindurch gerast ist. Genau wie ich das Mädchen nicht berühren konnte. Ich höre einen Aufprall, quietschende Reifen und Schreie. Angsterfüllt öffne ich meine Augen und blicke auf eine dunkle Straße. Nichts befindet sich mehr vor mir. Langsam drehe ich mich um und meine Augen sind beklommen auf den Asphalt gerichtet.

Zuerst erfasse ich eine Pfütze. Nein, keine Wasserpfütze. In der sonst düsteren Umgebung sticht das knallige Rot mir förmlich ins Auge und mit entschlüpft ein heiserer Schluchzer. Ohne, dass ich etwas dagegen tun kann fahren meine Augen über das am Boden liegende Mädchen. Sie sieht genauso aus wie ich sie im letzten Moment vor dem Aufprall vor meinem inneren Auge erblickt hatte. Ihre Haut ist bleich, abgesehen von roten Striemen und Kratzern. Ihre Gliedmaßen stehen in einem seltsamen und unnatürlichen Winkel von ihrem Körper ab. Das schlimmste sind aber ihre Augen. Diese sind vollkommen verblasst, dennoch blicken sie mir direkt in mein Gesicht und bohren sich in meine vor Schock aufgerissenen Augen. Mit Grabesstimme haucht sie mir entgegen „Du hast mich umgebracht, Niall James Horan!“ Ich schüttele energisch meinen Kopf und schreie ihr entschuldigende Worte entgegen.

Ich sinke auf meine Knie und schluchze immer und immer wieder wie leid es mir tut. Doch sie hört es nicht, sondern wiederholt ihren Satz unaufhörlich. Ich schreie verzweifelt auf und will nichts anderes als, dass es endlich aufhört! In diesem Moment rüttelt mich jemand gewaltsam und ich schrecke hoch. Noch völlig wirr von dem Albtraum schlinge ich meine Arme um irgendeinen Körper und drücke mich fest an ihn. „Von was hast du denn geträumt?“ Zuerst überlege ich Zayn nicht zu antworten, weil ich an den Traum nicht zurückdenken will. Dennoch erwidere ich gedämpft von der Brust, an welche ich mich kralle „Von dem kleinen Mädchen.“ Nun hoffe ich, dass sich die Sache damit erledigt hat, allerdings ertönt kurz darauf Louis' Stimme „Welches kleine Mädchen denn?“

Trauer und Angst durchflutet mich, trotzdem weiß ich, dass ich den Jungs das jetzt sagen muss. Langsam lasse ich die Person los und sinke zurück in mein Bett. Nacheinander sehe ich Louis, Zayn, Liam und Harry mit traurigem Gesicht an, dann antworte ich „Das kleine Mädchen, welches ich beinah überfahren hätte…“ Schnell richte ich meinen Blick in meinen Schoß. Zu sehr fürchte ich mich vor ihrer Reaktion. Ich fühle mich schlecht deswegen, sehr schlecht. Fast hätte ich ein Kind umgebracht! Was ist, wenn es mir beim nächsten Mal wirklich passiert? Damit könnte ich nicht leben! Auf keinen Fall…

„Hey Niall…“ Meine Matratze senkt sich an meiner linken Seite und jemand lässt sich direkt neben mir nieder um dann sanft über meinen Rücken zu fahren. Ich entgegne nichts, sondern bleibe einfach still sitzen. Nun setzt sich auch auf meine andere Seite jemand „Davon wussten wir nichts. Was ist denn genau passiert?“ Ich hebe langsam meinen Blick und sehe Louis und Harry neben mir sitzen. Liam und Zayn stehen jeweils an einer Seite des Bettes. Alle Vier schauen mich interessiert, doch gleichzeitig sehr betroffen, an.

Ich seufze tief und kaue auf meinen Fingernägeln herum bis mich Liams Stimme hochschauen lässt „Es hilft dir bestimmt darüber zu reden. Wir wollen dir nur helfen, wirklich.“ Aufgrund seines ermutigendem Hochzucken seiner Mundwinkel beginne ich zögerlich zu erzählen wie sich der Unfall zugetragen hat. Dabei spiele ich nervös an meinem Handgelenkverband herum und beachte meine Schmerzen kaum. Ich verspüre noch immer ein nervtötendes Brummen im Kopf und das Ziehen in meinem rechten Handgelenk hat sich zu einem schmerzhaften Pochen verwandelt. Dennoch richte ich meine gesamte Aufmerksamkeit und Konzentration auf meine vier besten Freunde. Während meiner Worte unterbricht mich keiner der Vier. Nur ihre Ausdrücke verändern sich durchgehend.

Als letzten Satz füge ich noch schnell, nach der Tatsache, dass sie den Rest nun kennen, hinzu „Mir tut es außerdem noch leid was davor geschehen ist. Ich will nicht, dass einer von euch sauer auf mich ist oder so…“ Nacheinander blicke ich in ihre jetzt doch leicht von meiner Schilderung überforderten Gesichter. Harrys Arm liegt auf meinen Schultern und er ist es auch, der nach einigen schweigenden Minuten die Stille durchbricht „Erst einmal ist keiner von uns in irgendeiner Weise sauer auf dich. Ich liege doch richtig, Jungs?“ Louis, Zayn und Liam nicken direkt mit ihren Köpfen und Harry fährt fort „Zweitens ist doch alles gut. Dem Kind ist nach deiner Erzählung nichts geschehen und im Fernsehbericht wurde ebenfalls nichts dergleichen erwähnt.“

Mir gefrieren die Gesichtszüge bei dem Wort 'Fernsehbericht´. Wird der Unfall etwa schon auf allen Kanälen gezeigt? Beklommen äußere ich „Erzählen die Reporter etwa darüber? Mit Bildern und Videos?“ Ich verziehe mein Gesicht und reibe mit meiner linken Hand unruhig darüber. Was werden nur meine Eltern dazu sagen? „Nein! Also nicht so wie du es gerade darstellst. Wir haben nur einen kurzen Bericht mit einem einzigen Bild vom Auto gesehen. Mehr nicht! Da fehlte sogar der Namen!“ Zayn entgegnet das mit einem ernsten Gesicht.

Dennoch lehne ich meinen Kopf verzweifelt gegen die Wand hinter dem Bett und murmele leise „Was werden Greg und meine Eltern nur von mir denken? Ich habe beinah ein kleines Mädchen überfahren!“ Liam widerspricht mir energisch „Eben! Nur fast und nicht ganz! Niall, jetzt sehe das ganze doch positiv. Niemand anderes ist zu Schaden gekommen und dir geht es auch schon besser!“ Seine Worte erwecken in mir tatsächlich einige positive Gedanken. Doch der nächste Satz, den Liam leise hinzufügt, erstickt diese im Keim. „Übrigens haben wir Maura, Bobby und Greg schon angerufen und über deinen Zustand informiert.“

Ich schlucke schwer und krächze „Was haben sie denn gesagt?“ Nun ergreift Louis das Wort und erwidert leicht grinsend „Könnte ich nicht so überzeugend argumentieren, dann stände deine Mum in wenigen Stunden persönlich vor dir.“ Zayn spricht direkt weiter „Dein Vater macht sich einfach nur Sorgen um dich und will auf dem Laufenden gehalten werden“ „Greg verlangt hingegen einen persönlichen Anruf von seinem lieben Bruderherz, wie er es gesagt hat.“ Liam sieht mich mit einem kleinen Schmunzeln an und ich atme erleichtert aus. Im nächsten Moment bemerke ich „Sie wissen nichts von dem Mädchen, oder?“ Alle Vier schütteln als Antwort ihren Kopf und ich nuschle „Na super…“

Bevor einer der anderen etwas erwidern kann, ertönt ein Klingeln. Verwundert wandern meine Augen von links nach rechts, jeder der Jungs zieht sein Handy aus der Hosentasche. Letztlich meint Liam mit einem entschuldigenden Blick auf mich „Das Modest…“ Ich nicke und er nimmt ab „Ja?“ Gestikulierend mit einer Hand verdeutlicht er uns, dass er draußen weitertelefoniert. Louis, Zayn, Harry und ich stimmen gezwungenermaßen zu. Somit verschwindet Liam aus dem Zimmer. Bereits nach kurzer Zeit äußert Harry einfühlsam „Willst du, dass wir bei dir sind, wenn du daheim anrufst?“ Überlegend schaue ich in ihre abwartenden Gesichter und schüttele langsam meinen Kopf „Ich mache das lieber alleine.“

Nacheinander nicken die Jungs, dann äußert Zayn „Hast du hier denn ein Telefon zum Anrufen oder brauchst du vielleicht eins von unseren Handys?“ Ich zucke mit meinen Schultern und sehe mich in dem nicht besonders großen Zimmer um, dabei stoßen meine Augen auf dem Tisch neben meinem Bett tatsächlich auf ein angeschlossenes Telefon. Kritisch betrachte ich dieses. Irgendwo habe ich mal, glaube ich, gelesen, dass das ziemlich viel kostet und auch ein erheblicher Aufwand ist. Über Geld muss ich mir ja keine Sorgen machen, dennoch verspüre ich keine große Lust für das Telefonieren erst einiges bewerkstelligen zu müssen.

„Ach, weißt du was? Ich lass dir meins einfach da, schließlich bekomme ich es morgen ja wieder.“ Harry kramt sein Handy ohne eine Erwiderung meinerseits abzuwarten erneut aus der Hosentasche und legt es neben das interne Telefon. Ich lächele ihn dankbar an und schließe aufgrund der anhaltenden Kopfschmerzen nun doch mal meine Augen. Dazu lege ich meinen Kopf seufzend auf Harrys Schulter. Womit habe ich solche Freunde, die mir selbst nach langem Streit und anschließender Trennung immer noch so zur Seite stehen, nur verdient?

Ich spüre an dem Anheben der Matratze, dass Louis nun wohl aufsteht. Kurz darauf ertönt ein überraschter Ausruf „Huch! Was ist denn das? ... Oh.“ Prüfend ein Auge öffnend, um zu schauen ob es sich lohnt ebenfalls das andere aufzumachen, blicke ich zu Louis, der nun einen kleinen Zettel in der Hand hält und mich nachdenklich mustert. Da er mich weiterhin so ansieht obwohl ich ihn anschaue, bemerke ich schließlich „Was ist das denn Louis?“ Dieser zuckt leicht zusammen, offenbar habe ich ihn aus seinen Gedanken gerissen, und hält mir die beschriebene Seite vor die Augen. Schon im ersten Moment erkenne ich die Schrift.

Ich richte mich schnell auf und meine rechte Hand greift sofort danach, ohne weiter darüber nachzudenken. Den Schmerz, der daraufhin vom Handgelenk ausgehend meinen Arm herauf kriecht, beachte ich nicht sonderlich. Amys Nummer! Traurig fahren meine Augen über die in schöner Schrift geschriebenen Zahlen und ihrem Namen, der darüber steht. Ich weiß, dass die Jungs es mit ihren Worten nur gut meinten und sie haben vermutlich auch vollkommen Recht. Dennoch schreit mein gesamter Körper und vor allem mein Herz danach, dass ich diese Nummer einfach nur wähle um ihre Stimme endlich wiederzuhören. Die Frage warum ich jetzt schon so sehr an diesem Mädchen hänge erscheint mir vollkommen unwichtig. Das was für mich zählt ist die Tatsache, dass ich sie kennenlernen, mit ihr Zeit verbringen und einfach nur in ihrer Nähe sein möchte.

„Also ich soll euch mitteilen, dass… Hey. Alles okay bei euch?“ Ich schrecke hoch und meine Hand umfasst den Zettel noch fester. Von der Angst beherrscht, dass ihn mir doch noch jemand wegnimmt. Niall, das ist doch völliger Unsinn! Das sind deine Freunde! Niemand wird dir irgendetwas wegnehmen! Dennoch verstecke ich den kleinen Zettel in meiner Hand und lege diese näher zu mir, nämlich auf den Bauch. Nun blicke ich Liam mit einem unschuldigen Lächeln an „Was willst du uns denn sagen?“ Leicht irritiert sieht Liam von mir auf Louis, Zayn und Harry, welche mich, wie ich gerade feststelle, alle drei mit aufmerksamem Blick mustern. Was haben sie denn? Als ich nun nacheinander zu ihnen sehe, wenden sie sich plötzlich von mir ab und Liam erwartungsvoll zu. Über diese recht seltsame Situation schüttele ich leicht meinen Kopf und meine Augen schweifen erneut zu Liam.

Dieser zeigt nun beim Näherkommen und Hinsetzen auf sein Handy „Also wie ich vorhin schon sagte, war das unser Management.“ Neugierig äußert Harry, der noch immer neben mir auf dem Bett sitzt „Was wollten sie denn?“ Seine Augen fest auf mich gerichtet erwidert Liam „Sie haben sich um deinen Wagen gekümmert.“ „Oh…“ Mehr sage ich nicht dazu, allerdings erkundigt sich Louis „Und das heißt?“ „Naja… Zuerst einmal haben sie ihn, nachdem die Polizei den Unfall aufgenommen hat und er abgeschleppt wurde, abgeholt und deine privaten Sachen, die noch brauchbar waren, herausgeholt und mitgenommen.“ Bilder von dem Geschehnis zucken durch mein Gehirn, doch ich lasse mir nichts anmerken.

Ohne Aufforderung informiert uns Liam weiter „Anscheinend lohnt sich eine Reparatur nicht mehr, weswegen sie dir ein neues Auto holen werden, sowie ein Handy. Das Alte hat die Sache nicht überlebt.“ Ich nicke, da ich es gewohnt bin, dass das Modest alles Mögliche für uns regelt. Andauernd schrottet jemand von uns sein Handy, weswegen wir regelmäßig das neueste Modell bekommen. „Ist die SD-Karte denn kaputt?“ Meine Frage erscheint manchen in dieser Situation vielleicht komplett unangebracht, doch ich habe tausende von Bildern auf dieser winzigen Karte gespeichert und ich will diese auf keinen Fall verlieren!

Liam antwortet kurz überlegend „Ich glaube sie haben irgendetwas davon gesagt, dass nur das Handy Müll ist. Also sind die beiden Karten noch heil.“ Erneut nicke ich und lehne vorsichtig meinen pochenden Kopf gegen die Wand. „Da wäre noch etwas…“ Mit verschränkten Armen blickt Liam uns nervös entgegen. Argwöhnisch erkundigt sich Zayn, während Louis, Harry und ich unsere Augen auf Liam gerichtet haben „Etwas Schlimmes?“ Dass Liam langsam mit dem Kopf wiegt, lässt mich unruhig werden. Was hat er erfahren?

Zögerlich äußert Liam „Wie man es sieht…“ Auf unsere fordernden Blicke seufzt er tief und verkündet schnell „Sie konnten es nicht verhindern, dass der Name des Fahrers vom Unfall in die Öffentlichkeit gelangt. Alle Medien sind nun voll davon. Wir werden nachher auch aus Sicherheitsgründen abgeholt, da es nicht lange dauert bis jedermann weiß in welchem Krankenhaus wir sind.“ 

Jedem der heute schon wieder Schule hat wünsche ich einen schnell vorbeigehenden Tag und ich hoffe, dass ihr heute Morgen überhaupt aus dem Bett gekommen seid :-) Allen anderen: Genießt den letzten Ferientag ♥ 

400 Reads! Dankeschön an alle Leser, egal ob ihr kommentiert, votet oder nur lest ♥♥ Ihr seid die Besten! ♥

Meine Fragen an euch:

- Wie findet ihr Nialls Gedanken zu Amy?

- Was denkt ihr über Liams letzten Satz?

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