Epilog
Epilog
Erzähler POV
„Jetzt sei doch nicht die gesamte Zeit dermaßen missmutig." Die bittende Tonlage von Louis' Stimme wird von einem entnervten Blick begleitet, den der Bandälteste Niall zuwirft. Der Ire hingegen verhärtet seinen grimmigen Gesichtsausdruck und entgegnet bissig „Ich habe euch ja auch zum lustigen Feiern eingeladen, richtig?" Der vorhandene Sarkasmus kommt besonders stark bei dem Wort 'lustig' heraus.
„Wir meinen es doch nur gut! Du kannst dich hier nicht einfach verschanzen und keinen an dich heranlassen." Liam versucht sich daran die Situation zu entschärfen, jedoch macht er es durch diese Aussage nicht besser.
Niall zuckt beinah schon desinteressiert seine Schultern und starrt die zum Teil bereits leeren Bierflaschen auf dem kleinen Tisch im Wohnzimmer an. Keinen einzigen Tropfen Alkohol hat er an diesem Tage angerührt. Egal welche Überredungsversuche seine vier Bandkollegen gestartet hatten, Niall weigert sich stur. Seine Lektion hat er vor zwei Tagen gelernt. Alkohol, die Lösung aller Probleme. Aber nur für den einen winzigen Moment der Benommenheit. Danach wütet der Schmerz nur umso stärker im zerschmetterten Herzen, noch dazu war es Niall am nächsten Morgen kotzübel.
„Wir versuchen wirklich nur zu helfen, Niall." Der Jüngste in der Band hat sein Bein mit dem erneuerten Gips hochgelegt, die Krücken direkt neben ihm an der Couch angelehnt. Erst heute Morgen stimmte Doktor Kismet Harrys Bitten, endlich raus aus dem Krankenhaus zu können, schließlich zu und bestätigte die Entlassung mit ihrer Unterschrift. Eine letzte Anweisung gab die Ärztin Harry jedoch noch auf den Weg: Er solle sich viel Ruhe gönnen und nichts überstürzen sowie in einer Woche zu einer Nachuntersuchung vorbeikommen.
Selbst diese überaus gute Nachricht der Besserung brachte Niall noch nicht einmal zum Lächeln. Als der Ire Harry, neben Zayn, Louis und Liam vor seiner Haustür, noch etwas unsicher auf den Krücken stehen sah, fragte er lediglich tonlos „Was macht ihr hier?"
Allerdings nimmt ihm Harry diese Äußerung nicht übel. Auch die anderen Drei sehen darüber hinweg, selbst nach Nialls Versuch ihnen vor der Nase die Tür wieder zuzuschlagen.
Jetzt in diesem Moment sitzt die Band gemeinsam im Wohnzimmer auf der großen Couch verteilt, Harrys Bein nimmt zusätzlich einen herangerückten Sessel in Anspruch. In jeder Hand, außer Nialls, befindet sich ein Getränk. Wie Niall bleibt Harry dem Alkohol fern, auch wenn der Jüngste medizinische Gründe hat. Denn vor der offiziellen Entlassung nahm er zum letzten Mal die verordneten Medikamente ein und diese vertragen sich bekanntlich schlecht mit Alkohol.
Sich in die entfernteste Ecke des Sofas gedrückt starrt Niall noch immer auf eine der Flaschen und murmelt nun kaum hörbar „Ihr könnt mir nicht helfen." „Natürlich können wir das. Wir sind für dich da!" Zayn schenkt Niall ein aufmunterndes Lächeln, das dieser nicht erwidert. Stattdessen schüttelt der blonde Ire bloß stumm seinen Kopf.
„Wir wissen, dass es wehtut Niall. Aber du musst da nicht alleine durch." Die eigentlich besänftigt gemeinte Äußerung von Liam bewirkt unerwartet genau das Gegenteil. Als Antwort erfolgt zunächst ein bitteres Schnauben, dann sieht Niall hoch und stellt mit aufsteigender Wut fest „Ihr könnt es nicht verstehen. Euch wurde nicht das Herz gewaltsam herausgerissen und auch noch darauf herumgetrampelt. Ihr seid nicht mit einem Mal von der rosaroten Wolke heruntergestürzt und musstet die blanke Wahrheit erkennen. Selbst, wenn ihr es wirklich wolltet, ihr könnt es nicht nachvollziehen!"
Mit dieser Ansprache lässt er seine Bandkollegen sprachlos zurück und als sei dies nicht schon genug spricht er nun jeden einzelnen mit einem direkten verletzten Blick an. „Du führst eine eigentlich schon surreal perfekte Beziehung mit Sophia." Von Liam wechselt er ohne Stopp direkt zu dem danebensitzenden Zayn. „Perrie und du bekommt selbst nach dem größten Streit alles geregelt." Als nächstes ist Louis dran, der bereits den Mund für einen Einwurf öffnet, doch schneidet ihm Niall mit seiner entschlossenen Miene und scharfer Stimme das Wort ab. „Du konntest deine Beziehung mit Eleanor retten und du Harry..." Nialls blaue Augen streifen Harrys unbeschriebenen weißen Gips und seine Stimme nimmt einen sanfteren Klang an. „Du hast Mia gefunden." Bevor einer seiner Bandkollegen sich äußern kann, fügt Niall mit nun deutlich zutiefst verletztem Gesichtsausdruck hinzu „Ich hatte nicht das Glück, das euch vergönnt ist."
Einige Sekunden herrscht ein betroffenes Schweigen und es werden einige Blicke ausgetauscht. Obwohl den Jungs klar war, dass Niall die Trennung von Amy hart zu schaffen macht, wussten sie nichts über den Neid, den sie mit ihren gut laufenden Beziehungen in Niall auslösen.
Schließlich ist es Harry, der sich räuspert und behutsam ansetzt „Wir wissen vielleicht wirklich nicht wie du dich fühlst oder was du nun am meisten brauchst. Aber wir werden dir beistehen und dich nicht dich selbst überlassen."
„Mir ist einfach nicht nach Feiern zumute." Ein tiefes Seufzen entweicht Nialls Lippen und er sinkt in die Polster zurück. „Dann siehe das hier nicht als Feier in deinen Geburtstag, eher als einen beliebigen Abend unter Freunden." Liam wirft Niall einen fragenden Blick zu, den dieser nach einem kurzen Zögern mit einem Nicken bestätigt.
„Gut." Louis grinst in die Runde und schlägt angeheitert vor „Ein Trinkspiel wäre jetzt genau passend!" „Da bin ich wohl außen vor. Ich bleibe bei Cola." Harry zuckt entschuldigend mit seinen Schultern, während Zayn Louis einverstanden auf die Schulter schlägt „Also ich bin dabei!" „Ich auch." Liam entgegnet ein halb gequältes Grinsen, da er meist der erste Betrunkene ist und dahingehend deutlich früher irgendetwas Blamables veranstaltet.
„Was ist mit dir, Niall?" Louis blickt enthusiastisch zu Niall, der sich bisher nichts zum Vorschlag äußerte. Normalerweise würde der Ire keine Sekunde im Überlegen verschwenden, doch herrschen gerade keine normalen Umstände und Louis bekommt ein verneinendes Kopfschütteln.
„Das wird bestimmt lustig!" Breit grinsend hebt Louis seine Augenbrauen, doch bleibt Niall bei seiner Antwort und betont nun seufzend „Eher nicht."
„Ach komm schon! Du brauchst Ablenkung und ein spaßiges Spiel ist dazu genau das Richtige. Wie sollst du denn sonst Amy vergessen. Ich meine-" Mitten im Satz stockt Louis und zieht, im Betracht Nialls heftigem Zusammenzuckens, ein erschrockenes Gesicht. Sofort beteuert er „Niall. Es tut mir leid! Ich wollte nicht..."
Mit gesenktem Blick schüttelt dieser seinen Kopf „Schon okay. Ich..." Ein Brennen in seinen Augen und der dicke Kloß in seiner Kehle bringt Niall dazu sich rasch zu erheben und sich abzuwenden, seine Körperhaltung angespannt. Tief einatmend äußert er mit brüchiger Stimme „Ich bin gleich wieder da."
„Niall, bleib. Bitte." Liam blickt Niall voller Sorge an. Keiner der Jungs hat Niall jemals dermaßen gebrochen erlebt und das macht allen zu schaffen, da sie nicht wissen wie sie am besten helfen können.
„Ich muss kurz... alleine sein." Ohne sich bei seinen Worten umzudrehen verlässt er nun mit schnellen Schritten das Wohnzimmer. Seine Füße tragen ihn raus aus dem Haus, direkt in den Garten, der vor einer großen Rasenfläche beherrscht wird. Den frischen Wind des Septemberabends spürt er kaum, doch breitet sich eine leichte Gänsehaut auf seinen nackten Armen aus. Auf einer hölzernen Bank lässt er sich schließlich ruckartig sinken und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen.
Egal wie sehr er versucht das Mädchen aus seinen Gedanken zu streichen und sie zu vergessen, genauso geschwind schlägt sie sich den Weg zurück in sein gebrochenes Herz und verankert sich fest darin. Er kann sie nicht vergessen, sie erlaubt es ihm nicht. Wie soll er in seinem alltäglichen Leben fortfahren, wenn sie ihn einfach nicht loslässt? Wie soll er fortfahren, wenn er im Herzen in der Vergangenheit verweilt? Wie soll er abschließen, wenn noch so viele Fragen ohne Antwort dastehen?
Nur eine einzige Person kann ihm den nötigen Seelenfrieden geben. Ein Mädchen, das sein Herz gestohlen hat und entschlossen versteckt hält. Mit jeder Faser seines Körpers sehnt er sich nach ihrem Antlitz, doch bereitet ihm diese Sehnsucht eine stechende Qual und zerreißt ihn innerlich.
Ohne, dass Niall es wahrnimmt oder sich wirklich Gedanken darübermacht, steht er stockend auf, tritt durch die gläserne Tür ins Innere und schleicht mit leisen Schritten durch das Haus bis er das Gesuchte entdeckt. Aus dem Wohnzimmer klingt gelöstes Lachen zu ihm und bestärkt Niall in seinem Handeln. Er muss es einfach tun, ihm bleibt keine andere Wahl. Mit dem kleinen Gerät in seiner Hand kehrt er zurück zu seinem vorherigen Platz im Garten.
In ihm wütet ein unlösbarer Zwist aus vielen Gefühlen. Ganz vorne mischt der immense Schmerz der Enttäuschung und des Verrates mit.
Unentschlossen starrt er auf das Display seines Handys und drückt wiederholt die Entsperrungstaste, sodass das Display immer wieder aufleuchtet. Das Bild hat er nicht ändern können, weshalb ihm der Anblick einer glücklich strahlenden Amy und seiner selbst einen imaginären Dolch in sein blutendes Herz bohrt. Auch das Datum des einen besonderen Tages, als sie sich kennenlernten, ist weiterhin sein Code '0408'.
Erinnerungen durchfluten seinen Verstand und bringen seinen Körper zum Erbeben:
Als er zum ersten Mal in diese rabenschwarzen Augen blickte und sie ihm die gesamte Zeit nicht von der Seite wich. Die langen Telefongespräche nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Ihr erstes Date mit dem Schokonachtisch und dem ausgelassenen Tanz im Regen. Der atemberaubende erste Kuss und das Liebesgeständnis am Krankenhausbett. Die darauffolgenden unglaublichen Tage der Zweisamkeit, bis zu dem Moment des handgreiflichen Streites und des darauffolgenden Unfalls Harrys. Die unbändige Wut wegen Harrys Behauptungen, die aufkommenden Zweifel an Amys Glaubwürdigkeit und die grenzenlose Enttäuschung, als er schlussendlich die Wahrheit erfuhr.
Auch jetzt durchströmen ihn Zweifel gemischt mit der Angst des Ungewissen. Wie wird sie reagieren? Wie wird er sich fühlen? Was wird als nächstes passieren? Nur eine ihm erkennende Möglichkeit kann ihm zu diesen Fragen eine Antwort liefern.
Erneut muss er das Handy entsperren, das unaufhörliche Zittern seiner Finger behindert ihn stark darin. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis Niall die Kontakte öffnet und doppelt so lange bis er auf den einen gesuchten Kontakt drückt. Das Gerät fällt ihm beinah aus der immer stärker zitternden Hand und er spürt den harten Herzschlag in seiner Brust. Bevor er es sich noch anders überlegen kann, presst er seinen Finger auf den Touchscreen und hält sich das Handy an sein Ohr.
Dem Tuten lauschend verschnellert sich seine Atmung und sein zuvor leeres Gehirn beginnt sich mit auftauchenden zweifelnden Gedanken zu füllen: Was mache ich hier überhaupt? Das hat doch keinen Sinn, oder doch? Ich hatte ihr nie wirklich gesagt, dass Schluss ist. Ich sagte ihr nie, dass ich sie nicht mehr liebe, denn das stimmt nicht.
Niall verliert sich einen kurzen Moment in seinen Überlegungen, welche von einem regelmäßigen Tuten begleitet werden. Als er sich schon sicher ist, dass niemand den Anruf entgegennehmen wird, knackt es in der Leitung. „Niall?" Eine deutliche Ungläubigkeit gemischt mit steigender Aufregung dringt aus ihrer weiblichen angenehmen Stimme und versetzt den Angesprochenen in eine plötzliche eisige Starre. Sein Hals quetscht sich zusammen und seine Augen weiten sich bei der Erkenntnis: Er wird kein Wort herausbringen.
Das Rauschen der Leitung dröhnt in sein rechtes Ohr, indes ihm sein Herzschlag unglaublich schwerfällig erscheint. „Bist du es? Niall? Hallo?" Das Zittern in ihrer Stimme erzeugt vor Nialls innerem Auge ein Bild aus seiner Erinnerung von ihr. Die rabenschwarzen langen Haare und ebenso dunklen Augen, der schlanke Körper und das strahlende Lächeln.
Als Niall seinen Mund letzten Endes doch öffnet, kommen ganz andere Worte über seine Lippen. Nichts was er zuvor gedacht hatte, keine einzige Frage. Sein übermächtiges Unterbewusstsein spricht aus ihm. Sein zerschmettertes Herz setzt sich langsam wieder zusammen. Ihre Stimme ist der Klebstoff, der die Scherben zusammenhält.
Seine jetzige Stimme ist leise, fast tonlos. Doch bringt die Telefonleitung den einen Satz sicher zu dem einen speziellen Mädchen. Vier Worte aus dem tiefsten Inneren Nialls, die vollkommen der Wahrheit entsprechen: „Ich habe dich vermisst."
Als letztes folgt die Danksagung, aber ich möchte euch schon an dieser Stelle ein riesen Dankeschön sagen! Ich hoffe ihr hattet Spaß am Lesen meiner Geschichte ♥
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