„Gute Preise, Gute Besserung" oder wie war das?

Der nächste Morgen war nicht der schönste. Mit leichten Kopfschmerzen und einem Klos im Hals schleppen Merle und ich uns dem Grausamen Alltag wieder entgegen. Ein Hoch auf Aspirin. Merle verabschiedet sich und macht sich auf den weg. Ich springe jetzt erstmal unter die Dusche. Nach einer viertel Stunde fühle ich mich gleich wie ein ganz neuer Mensch.

" Wie spät ist es überhaupt?" frage ich mich selbst und gehe ins Schlafzimmer. Es ist halb Acht.

" Wie früh sind wir den bitte aufgestanden?"

Manchmal kann man sich echt über sich selbst und die innere Uhr wundern. Ich krame mir neue Kleidung aus dem Schrank und ziehe mich an. Nachdem ich auch mein Bett gemacht habe und alle Fenster zum Lüften aufgerissen habe gehe ich in die Küche und schenke mir noch eine Tasse Tee ein. Mein Blick fällt von hier in mein Wohnzimmer, da es fast ein offener Wohnbereich ist und sehe die Flasche mit den Gläsern einsam dort herum stehen. Der gestrige Abend kommt wieder in meinen Kopf und ich kann nicht anders, als zu schmunzeln.

" Meine kleine Merle ist Verlobt." Ich spreche es laut aus, da es so noch ein Stück realer wird.

Es ist Zehn Uhr und meine Praxis ist seit einer Stunde schon wieder gut gefüllt. Ich glaube, ich kann bald über Personal nachdenken. Von Pflaster kleben bis zur kompletten Untersuchung ist alles dabei und natürlich auch meine besten Freunde die Scherzartikel. Das Kinder aber auch auf so einen Kram stehen müssen. Warum versuchen sie es nicht mal mit etwas gesundem? Gut, bei Schneewittchen war der Apfel auch nicht die beste Lösung, aber das sind Ausnahmen. Gerade verabschiede ich wieder ein Vater mit Sohn.

" Vielen Dank und Gute Besserung. Sollte es trotzdem zu Schwierigkeiten kommen, bitte wieder kommen." wünsche einem Vater mit Kind.

" Danke. Schönen Tag noch." Bevor sie die Tür betreten halte ich sie, dann doch noch zurück.

" Was mir eben noch eingefallen ist. Hast du noch etwas von den Kotzpastillen?" Meine Frage ist an den Jungen gerichtet. Dieser zieht auch gleich eine bunte Papierschachtel aus seiner Jackentasche.  

" Bitteschön ,hier. Die können sie behalten, ich fasse die nicht mehr an." Er drück sie mir geschwind in die Hand, als ob es eine heiße Kartoffel wäre.

" Danke." Die beiden verlassen die Praxis / Apotheke und ich mache mich auf den Weg in mein kleines Labor. Ich nehme mir jetzt die Zutaten mal unter die Lupe. Vorsichtig Suche ich eine kleine Pastille heraus und lege sie vor mich auf den Tisch. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, dass die Dinger so komisch grün waren, geschweige den, dass es Pillen waren. Besonders die Farbe. Wer kommt überhaupt auf so etwas? Popelgrün! Das sieht nicht mal "lecker" aus. Egal, ich hole den Mörser und zerkleinere das grüne Ding. Das Pulver verteile ich dann in kleine Schälchen, um möglichst viele Proben zu nehmen. Nach ein paar Minuten habe ich so ziemlich alle Inhaltsstoffe bestimmen können, so wie deren Wirkung. Im großen und ganzen ist mit dem Zeug alles gut, aber es ist eine deutlich zu große Menge an Schneebeere enthalten, weshalb die Wirkung so lange anhält. Ich freue mich, dass ich das Rätsel gelöst habe, zumindest bei einer Süßigkeit, es fehlen nur noch zwei. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät, dass es fünfzehn Uhr ist. Gerade sind auch nicht viele Leute hier und wenn die weg sind, mache ich mich auf den Weg zu den Zwillingen.

Mit der Papierschachtel in der Jackentasche verstaut trete ich vor die Apotheke. Draußen scheint die Sonne auf den Schnee und hüllt alles in eine wärme, trotz der Winterkälte. Ich zücke den Zauberstab und verschließe die Tür, denn einen Ausgeräumten Laden kann ich nicht gebrauchen. Unterwegs betrachte ich die vielen weihnachtlich geschmückten Schaufenster, so  wie die Fassaden. Es ist einfach immer wieder schön sich in dieser kleinen Einkaufpassage zu bewegen und selbst nach fast 20 Jahren gibt es immer wieder was neues. Natürlich sind nicht mehr alle Läden da, denn viele sind von Todessern ausgeplündert worden. Und auch manche Ecken erinnern auch noch leicht daran. Aber hat nicht jede Weld sein Schicksal. Die Läden oder Kaputten Häuser sind wie Narben, nach vielen Jahren, die daran erinnern.

Schon in fünfzig Meter Entfernung  höre ich Kinder kreischen und johlen vor Freude, dass es Kracht und Zirpt. Ja, ja Fred und George wissen einfach wie man Menschen zum lachen bringt. Oder sie erschrickt. Ich selbst bin oft ein Opfer ihrer Streiche geworden, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass ich sie ebenfalls aufs Korn genommen habe.

Mit flinken Bewegungen weiche ich ein paar Jugendlichen aus, die aus dem laden gelaufen kommen. Vorsichtshalber kontrolliere ich nochmal den Eingang, nicht das mir gleich die Tür entgegen geflogen kommt. Da aber niemand in Sichtweite ist trete ich mit ruhigem Gewissen ein. Drinnen war die Hölle los! Überall Blinkt es, klickt es oder fliegt etwas. "Wie lange ist das her?", denke ich. Staunend schlendere ich durch den Laden und vergesse meinen eigentlichen Grund, warum ich hier bin. Nicht nur, dass man eine Reizüberflutung erleidet, man muss auch noch aufpassen nicht hin zufallen. Überall stapeln sich Meter hohe Kartons und von den Füßen anderer Personen möchte ich erst gar nicht anfangen.

" Hallo, junge Dame. wie können wir Ihnen helfen?" Egal wie Wild die Umgebung auch ist, diese Stimmen hinter mir erkenne ich überall wieder. Ich kann nicht anders als zu lächeln, denn meine Freude steigt Innerhalb von Sekunden. Langsam drehe ich mich auf dem Absatz meiner Stiefel um.

" Hey, Jungs. Ist lange her."

" George weist du wer das ist?" Fred schaut misstrauisch zu seinem Bruder und der schüttelt den Kopf.

" Keine Ahnung Fred."

Ich gerate etwas in Panik.

" Keine Panik, natürlich kennen wir dich. Wie kann man dich vergessen Irene." lacht Fred. Er lehnt lässig am Geländer der Treppe.

" Fred denkt auch an nichts anderes mehr." meint George und zwinkert mir zu.

" Ihr seid immer noch wie früher." lache ich und schütelt den Kopf. Ich trete auf die beiden zu und umarme sie.

" Wir sind halt einfach Charmant." Wie immer kein bisschen eingebildet loben sie sich selbst.

" Aber der Grund warum ich hier bin." Ich ziehe die Schachtel aus meiner Manteltasche und halte sie ihn entgegen. "Ich brauche ein Paar Informationen dazu."

" Bist du jetzt auch ins Scherzartikel Geschäft eingestiegen? Sieht etwas langweilig aus." Fred nimmt mir die Schachtel ab und schüttelt sie. Er hält sie sich ans Ohr und wartet einen Moment, dann öffnet er sie. George schaut seinem Bruder über die Schulter und runzelt die Stirn.

" Was können die Dinger denn? Die sehen aus wie Trollpopel, also damit wirst du nichts." Die beiden machen sich lustig über die Pillen und ich verzweifle gerade.

" Die sind nicht von euch?"

" Nein, das wäre ja eine Beleidigung." Fred wirft mir die Schachtel entgegen. Ich fange sie auf und stecke sie zurück in meinen Mantel.

" Ok, das ist schlecht. Unter anderem wegen diesen Dingern häufen sich bei mir Kinder und Jugendliche, mit dauerhaftem Erbrechen, Nasenbluten, angeschwollenen Lymphknoten und verschwundener Stimme."

Die beiden schauen mich verdutzt an. Sie scheinen wirklich nicht zu wissen wovon ich spreche.

"Irene, das ist kein Artikel aus unserem Sortiment." beteuert Fred und George meint : " Und es gab auch keine Beschwerden, oder ähnliches. Woher hast du das den?"

" Die Schachtel habe ich von einem Jungen. Er meint die sein von euch."

Die beide nicken und scheinen zu überlegen.

" Ich hatte auch  noch andere Scherzartikel im Laden. Nasblutnougat, diese Kotzpastillen hier und Irgendwelche Stumschalt- Schnecken."

" Komm mal mit." die Zwillinge winken mich hinter sich her. Wir gingen durch den laden und stoppen in einem Riesigen Lager.

" Hier sind alle unsere Scherzartikel, die wir mit gutem Gewissen verkaufen. Schau doch nach, ob du die Sachen wiederfindest die du bei dir hattest." Ich nicke und schaue mich gründlich um. Ich schaue mich sogar zweimal gründlich um, aber ich finde einfach nichts.

" Wie kann das denn sein. Auf den Verpackungen steht euer Name, mit Adresse des Ladens. Klar kann man so etwas fälschen, aber dann müsst ihr euch echt darum kümmern, wer das Zeug unter eurem Namen verkauft." Ich stelle mich mit den Händen in den Taschen vor die Beiden und schaue sie ratlos an.

" Hörst du das George, das klingt nach einem Fall für Fred Holms und George Watson."

"Warum bin ich Watson?" fragt George entsetzt über seine vermeidliche Rolle.

" Weil ich der schlauere von uns beiden bin. Und ganz nebenbei auch der gut aussehende." Bei seinem letzten Argument wand sich Fred an mich und stupste mich mit seiner Schulter an. Was soll man dazu sagen.

" Oder was meinst du, Irene."

" Fred du kannst niemanden Voreingenommenen fragen. Natürlich wird sie dir sagen, das ich besser aussehe!" George streicht sein Haar zur Seite und wirft sich in Pose.

" Das habe ich euch schon Hundert mal gesagt, das ihr gleich ausseht." Das stimmt auch, aber Fred hat für mich trotzdem gewonnen. George wusste das auch, denn er hat schon ziemlich früh bemerkt, dass ich auf seinen Zwilling stehe.

" Ohne Spaß, was wollt ihr jetzt machen?"

"Nix." Kommt es prompt und wieder synchron aus ihren Mündern. Sie zucken nur mit den Schultern.

" Wie NIX? Das könnt ihr doch nicht so weiter gehen lassen! Klar ich könnte jetzt behaupten, dass ich so gut Geld verdienen würde, aber das ist doch Blödsinnig!" Spätestems jetzt wo beide mich an Schmunzeln, merke ich das es ein Scherz war.

" Du bist so Süß, wenn du dich aufregst." meint George und Fred nickt. Warum finden mich immer Alle süß. Merle meinte das Gestern Abend auch schon zu mir.

" Wie viel nehmen wir den für "unsere neuen Scherzartikel", mit langer Wirkung?" Fred deutet auf meine Manteltasche.

" Warte kurz. Was hat den dieses Mädchen erzählt, oder war es der Vater von dem Jungen? Ach komm schon!" fluche ich, " Jetzt habe ich es wieder. Drei oder Vier Sickel."

Sie fingen an lauthals zu lachen.

" Das kann auch nur Müll sein. Vier Sickel." George und Fred ticken sich gegen die Stirn.

" Das ist doch gar nichts. Das ist wirklich nur eine Möglichkeit für dich Geld zu machen. Warte mal was machst du überhaupt? Du wolltest doch Ärztin werden, oder?" Fred lächelt mich an und scheint gespannt auf die Antwort.

" Ja, das ist richtig und ich kann euch mitteilen, dass hier eine Staatlich geprüfte Medizinerin vor euch steht. Ich habe auch ein paar Jahre im St. Mungo gearbeitet, habe mich dieses Jahr jedoch entschlossen eine eigene Praxis zu eröffnen. Und eine eigene Apotheke habe ich auch mit dabei."

Beide applaudieren und verbeugen sich.

„Frau Doktor Bennett. Wir sind beeindruckt." werde ich von beiden gelobt.   

„Zu den Süßkram, ich werde es nicht so hin nehmen, dass sich irgend wer oder welche such  mit Guten Preisen schmücken und ich jedem dritten Gute Besserung wünschen kann!"

„Gute Preise!" sagt George.

„Gute Besserung!" sagt Fred.     

„ist das nicht aus so einer Muggel Werbung?" Fred schaut seinen Bruder Stirnrunzelnd an und sie schauen mich an.

Ich habe aber im Moment einen Lach Fläsch meines Lebens. Wie wahrscheinlich ist es bitte, das Zwillinge vor einem stehen und eins zu eins die Werbung eines Husten und Bronchialmittels Zitieren.

„Was haben wir den jetzt angestellt?" Fragt George etwas verwirrt.

Fred hingegen lässt seine flache Hand vor dem Gesicht von links nach rechts pendeln.

„Hey, ich bin nicht bekloppt." verteidige ich mich, kann aber nicht mit lachen aufhören. Und boxe in leicht gegen die Brust.


„ Au, ich bin sehr sensibel." Fred zieht einen Schmollmund.

" Für ein Trampeltier bestimmt." George unterstützt seinen Bruder nicht im geringsten und wir ziehen Fred noch ein wenig auf. Das ist wohl die Rache dafür, das George nur Watson ist. Sicher sind einige auch Fan von John Watson und das kann ich gut nachvollziehen, also spreche ich jetzt mal aus was wir alle vermutlich denken. Natürlich passt die Rolle John Watson nicht auf George! Er ist natürlich Miss Marple.

„Naja, ich möchte euch dann auch nicht länger aufhalten." ich schaue auf die Uhr über dem kleinen Holzschränkchen, eine Stunde war vergangen. „ Kümmert euch darum, dass wird für euch bestimmt kein Nachteil haben. Man sieht sich."

Die Beiden begleiten mich zur Tür und werden auch gleich, als ich draußen bin von Jugendlichen umrahmt. Fred und George wissen einfach wie man Leute begeistern kann, bzw. veräppeln. Letzteres ist natürlich eine Vermutung *räuspern *.

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