Kapitel 8: Hilfe
„Sehen Sie mich nicht so an... Sie wollen den Trank doch richtig brauen, oder nicht?", zog eine Augenbraue nach oben.
„Ja, natürlich!", sie nickte schnell.
„Dann fangen Sie an... alles auf Anfang.", er verschränkte die Arme vor der Brust, sah ihr dabei zu, wie sie den Trank vernichtete, den Kessel säuberte, sich neue Zutaten holte, die sie gerade verbraucht hatte, die Grundsubstanz in den Kessel gab und ihn anfing zu erhitzen.
Während eine kleine Flamme langsam die Flüssigkeit erwärmte, versuchte sie die Bohnen zu schneiden, was wieder in einer Katastrophe endete, sie sprangen wild umher, schossen, durch Hermines Schneiden sogar vom Tisch, was Snape mit einem ungeahnten Reflex verhinderte und sie mit einem eindringlichen Blick auf den Tisch legte.
Er seufzte, „das kann man sich ja nicht mit ansehen... kein Wunder, dass Ihr Trank schon beim ersten Mal nicht funktioniert hat...", anklagend schüttelte er den Kopf, „Zerdrücken Sie die Bohnen..."
„Aber in den Anweisungen steht-"
„Schneiden, das weiß ich... packen Sie Ihr Buch weg und machen Sie einfach was ich sage.", wies er sie an.
Nach einem prüfenden Blick ihrerseits, ob er es wirklich ernst meinte, legte sie die Klinge flach auf die Bohne und zerdrückte sie, was wirklich sehr viel besser funktionierte als das Schneiden, eine Tatsache, der sie in den Anweisungen in Harrys Buch keinen Glauben schenken wollte.
Sie gab den Saft von 12 Bohnen dazu, wollte gerade weiter machen, als er sie wieder aufhielt, „da fehlt eine."
„Aber im Buch stand 12-", sah zu ihm, fing sich einen einschüchternden Blick von ihm ein, die Worte blieben ihr im Hals stecken, nickte dann, „dann gebe ich noch eine dazu", piepste sie, beobachtete die veränderte Farbgebung des Trankes und lächelte erstaunt, offenbar funktionierte es.
Sie tauchte den Löffel zum Umrühren in den Trank, wurde wieder von ihm unterbrochen, „sieben Mal gegen und einmal mit dem Uhrzeigersinn", dieses Mal nickte sie ohne Proteste, er hätte keinen Grund jetzt kurz vor dem Ende den Trank zu verderben und so rührte sie so oft und in die Richtung, die er ihr gesagt hatte.
Am Ende sah sie ihn aufgeregt an, der Trank hatte zumindest schon die richtige Farbe, klar wie Wasser.
Sein prüfender Blick flog darüber, natürlich war ihr der Trank gelungen, er hatte ihr geholfen, hatte ihr die Tipps gegeben, die den Trank perfektionierten.
Vollkommen entspannt ließ er, wie auch schon Slughorn bei Harrys, ein Blatt vorsichtig auf die Oberfläche gleiten, welches sich glühend auflöste.
„Perfekt", sagte er leise, ein kleines Lächeln huschte über seine Züge, dann sah er zu ihr, die nicht den Trank bestaunte, sondern ihn, „was ist?", sein Blick wurde ein wenig strenger.
„Gar nichts, Sir... ich... ohne Ihre Hilfe hätte ich es nicht geschafft.", meinte sie aufrichtig, schenkte ihm ein freundliches Lächeln.
„Das ist mir klar", sagte er schon fast selbstverliebt, lächelte süffisant, natürlich war er sich seiner Fähigkeiten und Erfahrung bewusst.
„Danke.", Hermine ließ sich von seiner schroffen Art nicht abschrecken, nicht dieses Mal.
„Ich hoffe Sie verstehen das nicht falsch, es ist mir im Grunde vollkommen egal, ob Sie diesen Trank beherrschen oder nicht, es geht mir einzig und allein um die Zutaten.", er zog eine Augenbraue nach oben, schenkte ihr einen abwertenden Blick, „Jetzt füllen Sie den Trank ab und räumen Sie Ihren Arbeitsplatz auf... das schaffen Sie garantiert ohne mein Zutun."
Enttäuscht von sich selbst und auch von ihm wandte sie den Blick ab, nickte.
„Und dann scheren Sie sich aus diesen Räumen, es ist schon längst Sperrstunde.", schob er nach, drehte sich dann auf dem Absatz um, verließ mit wehendem Umhang den Raum.
Hermine seufzte, sie hatte wirklich für einen Moment, für den Hauch eines Momentes gedacht, dass er ihr um ihretwegen helfen wollte.
Dieser Hauch wurde durch das tosende Donnerwetter Severus Snape mehr als schnell verweht.
Nachdenklich und geknickt füllte sie den Trank in einige Behältnisse, beschriftete sie, verstaute sie in die dafür vorgesehenen Fächer, räumte die übriggebliebenen Zutaten wieder zurück, säuberte ihren Arbeitsplatz und den Kessel und lief dann schnell nach oben in ihren Raum.
Völlig erschöpft zog sie sich um, putzte ihre Zähne und fiel dann hundemüde ins Bett, duschen könnte sie auch noch morgen.
*
Am Morgen wurde Severus schon recht früh von Dumbledore zu sich berufen, was er durch einen unschuldigen Hauselfen anwies, der sich schnell aus dem Staub machte, nachdem er die Nachricht des Schulleiters an den launenhaften Professor überbracht hatte.
Mit schlechter Laune und einem schnellen Gang machte er sich daran durch das Schloss zu rennen und das Büro des alten Mannes aufzusuchen, er stellte sich auf die Stufen des Wasserspeiers, sprach das Passwort und wurde nach oben befördert.
Augenverdrehend nahm er einen tiefen Atemzug, klopfte dann an die Tür und stürmte, ohne ein Herein, in das sonnengeflutete Büro, in dem Albus schon hinter seinem Schreibtisch saß.
„Sie wollten mich sprechen, Schulleiter?", fragte Severus gelangweilt, wartete was der alte Mann nun schon wieder von ihm verlangte.
„Ja, Severus, ich habe gestern von unserem lieben Horace gehört, dass du Miss Granger eine Woche Nachsitzen auferlegt hast.", sagte Dumbledore, strich über seinen Bart und lehnte sich im Stuhl zurück.
„Nun, wenn unser lieber Horace das sagt, dann wird das wohl der Wahrheit entsprechen", sagte er sarkastisch mit einem süffisanten Lächeln, was sich danach wieder in eine gelangweilte Maske verwandelte.
Dumbledore räusperte sich, „dürfte ich auch erfahren, warum?"
„Spielt das eine Rolle?", wollte Severus wissen, was wollte der alte Mann von ihm?
„Spielt es, Minerva wusste über deine Bestrafung ebenfalls nicht Bescheid."
„Beim heiligen Salazar, muss ich denn jedem auf die Nase binden weshalb Schüler eine Strafe bekommen?", fragte er recht ungehalten.
„In diesem Fall, ja."
Severus seufzte genervt, „Miss Granger war der Meinung, dass ein Confringo genau der richtige Zauber wäre, um ihn beim Üben von nonverbalen Zaubern auf mich zu feuern.", sagte er giftig, sah das aufkommende Grinsen auf Dumbledores Gesicht, „Ich finde das überhaupt nicht lustig."
„Du hast recht, entschuldige...", meinte Dumbledore, versuchte das Grinsen zu unterbinden, „ich hab es mir bildlich vorgestellt. Ist jemand zu Schaden gekommen?"
Er winkte ab, „Goyle hat einen Petrificus Totalus abbekommen und ist vom Stuhl gekippt, den Confringo konnte ich glücklicherweise in meinen Schreibtisch lenken.", strich sich über die Nasenwurzel.
„Und sie hat das... einfach so gemacht?", hakte Dumbledore nach, diese aggressive Verhaltensweise war mehr als untypisch für Hermine, Severus sah ihn fragend an, „Du hast sie nicht... provoziert..?"
„Das ist doch völlig zweitrangig!", brüllte er schon fast, „Selbst wenn ich sie provoziert habe-", Dumbledore seufzte, „das gibt ihr noch lange nicht das recht mich mit einem Sprengzauber anzugreifen!"
„Vielleicht solltest du deine eigene Wut ein wenig unter Kontrolle bringen, Severus. Weder Harry noch Hermine können etwas für deine Laune, die du unfairer Weise meistens an ihnen auslässt.", wies er ihn an, „Du solltest lieber froh sein, dass ihr ein nonverbaler Confringo gelungen ist.", ein stolzes Lächeln zuckte über Dumbledores Lippen.
„Ich weiß, dass sie nonverbale Zauber beherrscht... das habe ich... bereits gemerkt", giftete er, warum er so sauer auf sie war, wusste er selbst nicht so genau, vielleicht weil sie nicht einmal dem Todesser einen Sprengzauber auf den Hals gehetzt hatte, Professor Snape aber schon.
„Wird es jemals auch nur einen Tag geben, an dem du dich nicht mit Gryffindors streiten wirst?", fragte Dumbledore seufzend, schüttelte enttäuscht den Kopf.
„Das liegt nicht in meiner Hand.", zischte er, drehte sich dann um und rannte aus dem Schulleiterbüro.
„Wann wird der Junge endlich ein wenig friedsamer?", seufzte Dilys Derwent, eine alte freundlich blickende Hexe mit silbrigem Haar, die aufmerksam dem Gespräch zwischen dem Schulleiter und dem Zaubertränkprofessor, nun mehr dem Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, gelauscht hatte.
„Ich befürchte, dass das noch eine Weile dauern wird und ich es nicht mehr erleben werde.", Dumbledore lächelte mit einem Hauch von Wehmut zu der einstigen Schulleiterin und Heilerin, die ihm schon bei Arthur Weasleys Verletzungen durch Nagini gute Dienste erwiesen hatte, ihr Portrait hing nicht nur im Büro des Schulleiters sondern auch im Haupteingangsbereich des St.Mungos-Hospital, in dem sie beinahe 20 Jahre als Heilerin gearbeitet hatte.
Severus brauchte frische Luft, er flüchtete auf den Astronomieturm, die Ländereien wurden schon an diesem frühen Morgen von den nervigen Schüler in Anspruch genommen und bis auf den Verbotenen Wald, in den er wirklich nicht gehen wollte zumindest nicht ohne den friedfertigen Wildhüter, müsste er sich hier hin zurückziehen und hoffen, dass niemand ihn behelligen würde.
Für eine gute Stunde hatte er seine Ruhe, dann hörte er Schritte und ein genervtes Nuscheln, „verdammter Peeves..."
Er lachte dunkel, Peeves hätte glatt mit den Weasley-Zwillingen verwandt sein können, wenn er kein Poltergeist wäre und nicht schon seit Jahrhunderten sein Unwesen trieb.
Severus drehte sich der Person zu, die ihn in dieser friedlichen Umgebung störte, setzte die böse Maske wieder auf und erblickte einen braunen Schopf, ein feminines Gesicht mit leicht-verhärteten Zügen umrahmt von schön geformten rehbraunen Locken, warum musste es immer sie sein?
Hermine bemerkte ihn in den ersten Momenten gar nicht, sie war so vertieft in ihre Suche, dass sie den schwarz gekleideten Mann am Geländer gar nicht wahrnahm, bis er sie ansprach, „Granger,... hat man nicht einmal seine Ruhe?!", es war schärfer als beabsichtigt, aber das Treffen, die ungeplante Zusammenarbeit gestern Abend und auch Albus Moralpredigt taten ihr übriges.
Er hätte sich selbst ohrfeigen können, dass er ihr jedes Mal auf höchst verletzende und widerwärtige Art und Weise entgegentrat, aber er war einfach überfordert, vor allem mit ihrer uneingeschränkten Nettigkeit, die auch ihm regelmäßig zu Teil wurde, obwohl er es nicht verdient hatte.
Sie zuckte so sehr zusammen, dass sie beinahe wieder rückwärts die Treppen herunterfiel, im letzten Moment hielt sie sich am Geländer fest, Severus verdrehte die Augen, sprang ihr aber zu Hilfe, zog sie recht unsanft wieder auf die Beine und von der Treppe weg.
„Können Sie nicht aufpassen?", brummte er, entfernte sich wieder von ihr, drehte sich den Ländereien zu, damit sie nicht wieder in seine Augen eintauchen könnte.
„Sie haben mich erschreckt", meinte sie leise und verschüchtert, sie hatte immer noch seinen bösen Blick von gestern im Kopf und dass er ihr nun half, hätte sie auch nicht erwartet, offenbar wollte er doch keine Gryffindor-Tote auf sein Konto gehen lassen.
„Was wollen Sie hier?", er wollte es gar nicht wissen, hoffte, dass seine abweisende Art sie einfach in die Flucht treiben würde.
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