Kapitel 50: Sehnsucht


Sie kuschelte sich an ihn, malte kleine Kreise auf das weiße Hemd, welches er noch trug und lauschte seinem regelmäßigen Herzschlag.
Eine Weile lang war es still zwischen ihnen, was sich wie ein Stück Frieden anfühlte in dieser unsteten Welt, in der sie lebten und die von Tag zu Tag gefährlicher wurde, bis er sich leise räusperte, „wir werden uns morgen im Unterricht sehen...", fing er langsam an.
„Mhm", meinte sie nickend mit geschlossenen Augen, die Vibration seines Baritons zog durch seinen Brustkorb direkt in ihr Ohr.
„Du weißt, dass ich dir keine Sonderbehandlung zukommen lassen kann, oder?", wollte er vorsichtig wissen, sah ihr dann angespannt ins Gesicht, als sie sich auf ihren Ellenbogen abstützte.
„Du wirst also nicht den roten Teppich für mich ausrollen?", ihre gespielte Enttäuschung war so gut, dass er in der Tat verunsichert nach der Wahrheit in ihren Augen suchte.
Als Hermine ihr Schauspiel nicht länger aufrecht erhalten konnte, schmunzelte sie breit, konnte sich ein kleines Kichern nicht verkneifen.
Er brummte, zog eine Augenbraue nach oben und verdrehte die Augen, „ich besitze gar keinen roten Teppich.", zog dabei eine Schnute.
Hermine kicherte erneut, kuschelte sich dann wieder an seine Seite, lehnte die Wange an seine Brust und zog wieder Kreise über das Hemd, „mir ist klar, dass du im Unterricht nicht auf einmal nett zu mir sein kannst... das erwarte ich auch gar nicht."
Severs nickte zustimmen, „ich wollte das nur vorher klarstellen..."
„Hast du etwa Angst, dass ich sauer werden würde?", ein kleines Lachen stahl sich in ihre Stimme.
„Nein... ich möchte dich nur nicht verletzen... nicht erneut..", die lockere Stimmung wurde durch sein schlechtes Gewissen ein wenig getrübt.
„Wir haben uns gegenseitig das Leben schwer gemacht.", Hermine drehte sich ein wenig mehr zu ihm, so, dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte, „Aber das liegt in der Vergangenheit.", ihre Augen huschten über sein Gesicht, „Oder?"
Ein dunkles kleines Lachen legte sich in ihre Ohren, „das liegt in der Vergangenheit", wiederholte er, strich über ihren Rücken und schloss dann entspann die Augen.
„Gute Nacht, Severus."
„Gute Nacht, Hermine."

*

Er war seit gut einer Woche wieder jede Nacht bei ihr gewesen, hatte einfach nur die Nacht in ihrem Bett verbracht, ohne sie irgendwie unsittlich zu berühren, sie hatten sich nicht einmal geküsst, auch wenn die Sehnsucht immer weiter wuchs sich wieder nahe zu sein.
Hermine lag nicht wie sonst mit dem Rücken zu ihm, sondern geradewegs zu ihm gedreht, er lag auf der Seite, hatte entspannt die Augen geschlossen.
Wenn er ehrlich war, waren diese nächtlichen Besuche nicht nur gut, damit sie Schlaf fand, sondern auch, um sich selbst ein wenig Ruhe zu gönnen und die bedrückende Welt, die sich immer weiter gegen ihn stellte, für einige Stunden zu vergessen.

Sie beobachtete ihn, wie er tiefe regelmäßige Atemzüge nahm, völlig stressfrei neben ihr lag, sie musterte die langen tiefschwarzen Wimpern, die seidigen ebenso schwarzen Haare, die charakteristische Nase und die geschwungenen Lippen. Sie wusste, dass er in seiner Schulzeit vor allem von Harrys Vater und Sirius aufgezogen wurde unter anderem wegen eben jener Nase und den Haaren, die den Ruf weghatten immer fettig und ungewaschen auszusehen, auch wenn das nicht der Fall war.
Dass er als ‚hässlich' bezeichnet wurde, lag, so vermutete Hermine, viel mehr daran, dass er sich zumeist hässlich verhielt, dass sein Charakter sich für die übrige Schülerschaft auf sein Aussehen übertrug, was Hermine keinem so wirklich zum Vorwurf machen konnte.
Da sie aber auch andere Seiten von ihm kannte, liebe- und gefühlvolle, ja sogar lustige Seiten und sie immer mitlächeln musste, wenn seine Mundwinkel nach oben zuckten, sah sie in und an ihm nichts hässliches mehr, sie konnte nicht vergessen, dass er sie wegen ihres Aussehens aufgezogen hatte und diese Tatsache hatte sie als kleines Mädchen wirklich sehr verletzt, aber umso mehr freute sie sich, dass er sie nun offenbar durchaus sehr attraktiv und schön fand, auch wenn er sich gerade zurückhielt was den Austausch von Zärtlichkeiten anging.
Sie fasste den Plan, dass diese vermaledeite Keuschheit heute ein Ende finden würde, sie wollte ihn wieder gänzlich spüren, wollte ihn küssen, seine Finger an ihrem Körper spüren, mit ihm schlafen und sie war sich sicher, dass er das genauso sehr wollte.

Langsam rutschte sie ein wenig näher, sah über seine Brust, die sich so ansprechend unter dem Hemd hob und senkte und gerade danach schrie von der störenden Kleidung befreit zu werden.
Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen legte vorsichtig ihre Finger an die Knöpfe des schwarzen Hemdes, was ihn sie ansehen ließ.
„Kann ich dich etwas fragen?", sie wusste, dass sie ihn nicht ohne eine Ablenkung dazu kriegen würde sie anfassen zu lassen und deswegen musste sie sich schnell etwas überlegen.
„Was möchtest du wissen?", er war auf das gespannt, was in ihrem Kopf umherspukte, was sie dazu brachte es auf diese Weise anzusprechen.

„Du hast gesagt, dass du der Halbblutprinz bist... was hat es damit auf sich? Ich meine... die Geschichte mit den Tränken und Zaubern kenne ich... aber warum dieses Synonym?"
Er schwieg und lächelte leicht, was Hermine falsch verstand, „ich werde nichts verraten.", schwor sie aufrichtig, sie hätte schon so viel verraten können, tat es aber nicht.
„Das habe ich auch nicht von dir erwartet... es hat mit meiner Mutter zu tun. Eileen Prince, sie wurde in eine reinblütige Zaubererfamilie geboren und bis zur Hochzeit mit meinem Vater hoch angesehen. Wegen meines Vaters bin ich ein Halbblut... ein Halbblutprinz sozusagen und da ich schon in der Schule der Beste in dem Brauen und Verarbeiten von Zaubertränken war, hat er umso mehr gepasst.", er wirkte fast schon stolz, als er ihr das erzählte.
„Der Beste... klingt überhaupt nicht überheblich...", sie lachte leicht, strich während seiner Erzählung, der sie aufmerksam folgte, immer weiter über seine Knöpfe.
„Bei den Mitschülern war das keine große Leistung... was nicht heißt, dass ich nicht begabt bin. Meine Mutter hat mir dieses Talent vererbt... sie war eine ausgezeichnete Tränkebrauerin.", ein wehmütiges Lächeln stahl sich auf seine Lippen, er driftete in Erinnerungen.
„Ich hätte sie gerne mal kennengelernt...", flüsterte sie, das hätte sie wirklich, sie hätte gerne gewusst, wie er als Kind war und so, wie er über seine Mutter sprach, hatte er damals ein wirklich gutes Verhältnis gehabt.
„Sie wäre sehr enttäuscht, wenn sie wüsste, was aus mir geworden ist.", das Lächeln verschwand.
„Ich finde dich gerade gar nicht so schlimm", Hermine lächelte leicht, versuchte ihn somit aufzumuntern.
Dass das Gespräch eine solche emotionale Wendung genommen hatte, erschwerte ihr Vorhaben ungemein, gerade weil sie wusste, dass ihn ein schlechtes Gewissen quälte.

Ein wenig skeptisch und mit einer hochgezogenen Augenbraue sah er sie an, „du bist ja auch Teil des Verbrechens..."
„Verbrechen", wiederholte sie lachend, schob sich gespielt in eine bequeme Position, in der sie ihm noch näher war, berührte seine Brust nun mit der ganzen Hand, sah intensiv über ihn, versank immer weiter in seinen Augen.
Er erwiderte ihren Blick, ihre Hand auf ihm schien ihn gefangen zu nehmen, er schluckte, sah ihr dabei zu, wie sie auf ihre Unterlippe biss, sich vorsichtig weiter zu ihm schob und so tat, als würde er es nicht merken.
Aber er merkte es ganz deutlich, dass sie unendlich langsam immer näher kam, ihr Duft wurde immer präsenter, die Wärme ihres kaum verhüllten Körpers immer intensiver, sie schob den Stoff an seinem Oberkörper von den Knöpfen, einer nach dem anderen fiel ihren Fingern zum Opfer.

Als sie das Hemd bis zur Mitte aufgeknöpft hatte sah sie ihn an, er erwartete, dass sie ihm ihre Lippen auf den Mund drücken würde, bereitete sich schon darauf vor ihre weiche Haut zu spüren.
Kurz vor dem Ziel wechselte sie die Richtung, anstatt seine Lippen zu kosten, schnupperte sie an seiner Brust und seinem Hals, ließ ihre Fingerspitzen über seine Haut fahren.
Sie wollte ihn nicht wieder überfallen, wie in der Nacht, bevor sich alles besserte, sie wollte ihn so lange reizen, bis er nicht mehr an sich halten konnte, bis all seine Beherrschung aufgebraucht war und er sie mehr als alles andere wollte.
Er schloss die Augen, ließ ihr diese kleine Berührung durchgehen, nicht ganz uneigennützig, spürte, wie sie von der Brust ein wenig höher wanderte Richtung Hals, berührte hauchzart mit ihrer Wange seine.
Ihre Nase glitt über eine bestimmte Stelle, von der er wollte, dass sie auch ihre Lippen an sie legte und tatsächlich erfüllte sie ihm den Wunsch, legte sanft wie eine Feder ihre Lippen an ihn, schickte eine Gänsehaut über seinen Körper.

Hermine musste sich selbst ziemlich zurückhalten, dass sie ihn nicht wild und verlangend abknutschte, aber sie wollte sich an ihren Plan halten, suchte mit ihren Fingern nach seinen und strich ebenso zärtlich über seine Knöchel und die Außenseite, hob langsam wieder den Kopf, um die Auswirkungen ihrer Handlungen zu begutachten.
Ihre Wangen waren gerötet, sein Blick war zum Zerreißen gespannt, er genoss es, das sah sie ganz deutlich und er wollte mehr, auch das sah sie.
Sie rutschte noch weiter zu ihm, ihre Brust drückte gegen seine, ebenso wie ihr Becken gegen seines, die Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.

„Du solltest mich nicht so verführen", raunte er, sah sie eindringlich an und presste die Kiefer aufeinander, schloss wieder die Augen, als ihm dieser süße Blumenduft in die Nase schwirrte.
„Severus", seufzte sie, verschränkte ihre Finger mit seinen, zog ihn weiter zu sich, schmuste ihre Wange an seine, sie wollte ihn so gern küssen, aber er sollte den ersten Schritt machen.
Er drückte sein Gesicht zu ihrem, presste die Lippen zusammen, zwang sich dazu ihr zu widerstehen, auch wenn sie es offenbar wirklich wollte.
„Warum machst du nicht einmal das, wonach du dich so sehnst?", fragte sie schmachtend, versuchte ihn mit einem sanften Stöhnen dazu zu bewegen sie endlich zu küssen, schob ihr Bein über seine Hüfte, vergrub ihr Gesicht wieder an seinem Hals und bedeckte ihn mit wollenden und hitzigen Küssen, öffnete dabei weiter sein Hemd, fuhr über seinen Bauch.

Er schloss die Augen, seine Mauern bröckelten, ein erstarkendes Seufzen drang aus seinem Mund, er verstärkte den Griff um ihre Finger, drückte ihren Arm nach hinten auf ihren Rücken, löste seine Finger und strich fest über ihre Hüfte, schob seine Hand über ihren Po, drückte ihren Körper weiter gegen seinen.
Sie hob den Kopf, sah ebenso erregt aus wie er, seine Augen sprangen über ihr Gesicht, er haderte mit sich selbst, ob er ihr in dem Maß nachgeben konnte, tat aber schließlich das, was sein Körper von ihm verlangte.
Er näherte sich ihrem Gesicht, konnte das aufgeregte Grinsen, was sich auf ihre Züge schob, noch sehen, schloss dann erleichtert die Augen, als seine Lippen ihre berührten und sie sich sehnsüchtig küssten.
Hermine schlang ihren Arm um seinen Nacken, streichelte durch seine Haare während ihre Münder immer weiter verschmolzen, es fühlte sich richtig an, es war das, was ihr so gefehlt hatte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top