Kapitel 5: Todesser


Er beugte sich ein wenig zu ihr, drang mit diesen schwarzen Löchern noch weiter in sie, als würde er direkt in ihre Seele schauen, festhalten und zudrücken, „Das einzige, was Sie jetzt machen müssen, ist die Bibliothek zu verlassen, wenn ich es Ihnen sage. Ich bin nicht McGonagall oder Dumbledore, die sich auf irgendwelche Kompromisse einlassen.", die zu Fäusten geballten Finger knackten schon.
Hermine wurde von seinem Blick gefangen genommen, irgendetwas an diesen Augen war ihr wieder unbequemer Weise sehr bekannt.
Auch wenn sie es sonst vermied, ihm so tief in die Augen zu sehen, weil sie immer ein Unwohlsein in ihr auslösten, so konnte sie sich an diesem Abend nicht zurücknehmen, starrte völlig offen zurück.

Er zog die Augen zu Schlitzen, warum sah sie ihn so an?
„Raus jetzt.", schnarrte er, entfernte sich wieder von ihr, „Wenn ich Sie hier gleich noch erwische, wenn ich wiederkomme, dann kann Ihnen auch McGonagall nicht mehr helfen.", machte auf dem Absatz kehrt und stürmte raus.
Seufzend drehte sie sich zum ihrem Arbeitsplatz zurück, schloss die Bücher, räumte sie wieder zurück, steckte ihre Rollen Pergament in die Tasche, verabschiedete sich gespielt geknickt von Madame Pince und verließ die Bücherei.
Sie lief nicht weit, stoppte dann an einer Ecke, sah sich um, zog den Umhang aus ihrer Tasche, warf ihn sich über, zog auch die Karte hervor und stellte sicher, dass Snape noch eine ganze Weile in anderen Teilen des Schlosses zu tun hatte.
„Er rennt wie ein Marathon-Läufer", nuschelte sie, als sie seinem sich schnell bewegenden Namensschildchen folgte.
Zwei andere Schüler liefen ihm geradewegs in die Arme, sie hatte fast Mitleid mit den beiden und als die drei auf der Karte zusammenstießen, glaubte sie sein Gebrüll sogar hören zu können.

Hermine verharrte einige Minuten in ihrer Ecke, sie würde warten bis Snape seine erste Runde vollendet hatte und zur Bibliothek zurückkommen würde, damit er sich sicher war, dass sie in ihren Räumen wäre.
Schneller als gedacht schoss er aus einem anderen Gang, sie rutschte leise weiter in die Schatten, wenn er sie erwischen würde, dann wären Harrys Umhang und auch die Karte für immer verloren und das wollte sie wirklich nicht riskieren.
Sein aufmerksamer Blick flog über jeden Zentimeter, scannte die Umgebung ab, er sah kurz in ihre Ecke, schien sie geradewegs anzusehen, was Hermines Herz für einen Moment lahmlegte, lief dann aber weiter, stieß die Tür der Bibliothek auf, ließ sich von Madam Pince bestätigen, dass die Gryffindor nicht mehr vor Ort wäre und setzte dann, ein wenig entspannter, seinen Weg fort, auch Madam Pince verließ wenig später den Raum.

Als Hermine sich sicher war, dass niemand mehr in unmittelbarer Nähe war, schlich sie sich auf Zehenspitzen und mit einem Geräuschebann in die Bibliothek, schlüpfte in die Verbotene Abteilung und durchforstete die langen, dunklen und staubigen Reihen, der zumeist schwarzmagischen Bücher.
Sie suchte Gang für Gang, wonach sie suchte, wusste sie selbst nicht so genau, „Der erste Zaubererkrieg", zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, sie zog sich in eine Ecke zurück, schlug das Buch unter dem Umhang auf und fing an zu lesen.
Es behandelte die Jahre von Voldemorts erster Herrschaft von 1970- 1981, die durch die verfehlte Tötung eines Babys endete.
Hermine kannte wie keine zweite Harrys Geschichte, aber diese Tatsachen nun noch einmal in einem Buch zu lesen, überzog sie mit einer Gänsehaut.
Voldemort, der die wahnsinnige Idee von reinem Blut hatte, auch wenn er selbst kein Reinblüter war, setzte die Idee in die Köpfe der Hexen und Zauberer, dass nur Reinblütige der Magie wert waren. Er wollte die Welt von Muggeln, Muggelstämmigen, Squibs und allerlei magischen Kreaturen, die als genauso wenig wertvoll angesehen wurden, ausrotten, er wollte sie vernichten, quälen und ausbeuten.
Er hatte den Krieg begonnen, hatte so viel Leid über die Welt der Zauberer gebracht, so viele Leben zerstört, dessen Auswirkungen noch heute spürbar waren und wiederkehren würden, wenn Harry, Ron und sie nicht irgendeine Lösung finden würden.

Aber wie sollten sie einen so wahnsinnigen und von Hass getriebenen Zauberer aufhalten?
Wenn nicht einmal Dumbledore es damals geschafft hatte.
Der Todesfluch, der eigentlich Harry galt, wurde durch eine tieferliegende Magie zurückgeworfen, dieses Mysterium hatte Dumbledore Harry schon im ersten Jahr erklärt, die Liebe seiner Mutter hatte ihn vor dem Tod gerettet.
Voldemort wurde durch seinen eigenen Fluch beinahe zur Strecke gebracht, aber warum hatte es ihn nicht getötet?
Er hatte 13 Jahre gebraucht, um sich wieder so weit zu regenerieren, hatte vermutlich trotzdem einen Großteil seiner Macht eingebüßt.
Wie mächtig muss er wohl früher gewesen sein? Wie viel Gutes hätte er tun können..., sie schüttelte den Kopf, verstand nicht, warum Tom Riddle sich damals auf die falsche Seite gestellt hatte, wie ein Mensch mit einem Herz und einem Gewissen so böse und skrupellos sein konnte.

Nachdem sie sich aus ihren Gedanken befreit hatte, stieß sie auf ein Kapitel über seine Anhänger, die Todesser.
Harry konnte zwei Jahre zuvor auf dem Friedhof die Treue seiner Anhänger bestaunen, auch wenn er eben diese Treue und Loyalität nicht verstand.
Voldemort behandelte sie wie Dreck, nicht so schlimm wie die, gegen die er kämpfte, aber gut behandelte er sie keineswegs.
Selbst, der sonst so stolze, Lucius Malfoy beugte sich Voldemort, wobei Hermine eher vermutete, dass die Untertanen größere Angst vor ihrem Herren und Meister hatten, als dass sie seiner schwachsinnigen Ideologie folgten.
>Todesser sind die Anhänger von Lord Voldemort. Sie tragen auf dem linken Unterarm das Dunkle Mal, mit welchem Voldemort in der Lage ist, sie zu rufen und umgekehrt, verschiedenen Quellen nach, löst der Ruf des Dunklen Lords bei Todessern einen nahezu unaushaltbaren Schmerz aus, der sie dazu treibt seinem Ruf so schnell wie möglich zu kommen.
Erst in seiner Nähe lässt der Schmerz nach.
Die Todesser verbreiten in der Zauberergemeinschaft Angst und Schrecken und machen oft Gebrauch von Unverzeihlichen Flüchen, Folterungen. Auch Morde liegen bei ihnen an der Tagesordnung.
Äußere Erscheinung: Sie tragen meistens einen schwarzen Umhang und sind, während ihrer Auftritte, maskiert.
Die ersten Todesser waren bereits Schulfreunde des jungen Tom Vorlost Riddle.
Nach und nach wurde die Gemeinde der Todesser größer. Als Voldemort schließlich beim Mordversuch an Harry Potter spurlos verschwand, behaupteten viele von ihnen, von Voldemort mit dem Imperius-Fluch belegt worden zu sein und entgingen so einer Gefängnisstrafe im Zauberergefängnis Askaban. <

Harry hatte ihnen erzählt wie das Dunkle Mal aussah, ein Totenkopf aus dem eine Schlange drang, schwarz und bedrohlich auf der meist hellen Haut. Dass dieses Mal auch noch Schmerzen auslöste, wenn er sie rief, war eine Sache, die Hermine noch nicht wusste.
Wieso sollte man sich so einem Mann anschließen, der selbst seine Anhänger nur demütigte, folterte, von ihnen unmögliche Sachen einforderte?
Kein Ziel, kein Gedankengut der Welt konnte so wichtig und groß sein, dass man das über sich ergehen lassen könnte, wenn man ein wenig Selbstachtung für sich übrig hätte.
Es war ein offenes Geheimnis, dass Igor Karkaroff genau wie Snape früher ebenfalls in den Reihen des Dunklen Lords standen, Karkaroff hatte sogar eine kurze Zeit in Askaban gesessen, konnte sich seine Freiheit aber durch den Verrat anderer Todesser erkaufen.
In diesem Verrat fiel auch der Name des Slytherin-Professor, der, laut Harry, durch Dumbledores Bürgschaft einer Strafe entgehen konnte und nun als Spion für den Orden arbeitete.

Eine Weile dachte sie nach, so wirklich sicher konnte man bei so einem Mann nicht sein, oder?
Wie hoch stand die Chance, dass er vor lauter Angst wieder zu seinem ehemaligen Meister zurückkehren und alle und alles verraten würde, so wie Peter Pettigrew, der selbst seine besten Freunde verraten hatte?
Welches Druckmittel, wenn Dumbledore eins hätte, hatte er gegen Snape, um ihn bei Laune zu halten?
Harry, ebenso wie Sirius zu Lebzeiten, waren der festen Überzeugung, dass Snape immer noch die gute Seite hinterging.
Remus hingegen schien Dumbledores Urteil zu vertrauen, auch wenn sein Gesicht in den letzten Wochen von wachsender Sorge gezeichnet war.
Dumbledore vertraut ihm... dann solltest du das auch..., erinnerte sie die Stimme.

Sie seufzte, so einfach war das alles nicht.

Sie wollte ihm vertrauen, sie wollte daran glauben, dass Menschen sich ändern konnten, dass man aus diesem Strudel des Untergangs auch wieder auftauchen könnte, dass er in Wirklichkeit gar nicht so böse war, wie er immer tat, aber sein Verhalten ließ eigentlich kein anderes Urteil zu, als dass er die, die auf der guten Seite standen, verachtete und missbilligte und diese Erkenntnis schmerzte sehr.
Unschlüssig legte sie das Buch zur Seite, sah auf die Karte des Rumtreibers und musste einen Schrei unterdrücken, der sich schnell in ihrem Hals bildete.
Snape war ebenfalls in der Verbotenen Abteilung, er durchstreifte die Gänge, wäre in wenigen Schritten bei ihr.
Sie nahm hektisch ihre Sachen, versteckte sich unter einem der Tische, zupfte panisch an dem Umhang, um auch wirklich alles zu verstecken und hielt die Luft an.
Leise wie ein Panther schlich er über den kalten Boden, als würde er die Angst riechen, die von ihr ausstrahlte.
Der Zauberstab war gezückt, stets bereit ihn einzusetzen näherte er sich immer weiter der versteckten Gryffindor ohne, dass er es wusste.
Er stand direkt vor ihr, Hermine glaubte, er würde sich jede Minute zu ihr herunterbeugen, ihr persönlich eine Tracht Prügel erteilen und sie vor McGonagalls Tür schleppen nur, um sie dann erneut zu erniedrigen.
Aber nichts dergleichen geschah, er stand einfach vor dem Tisch, als wäre er eingefroren. Sie hörte ihn einen tiefen, beinahe seufzenden, Atemzug nehmen und fragte sich, was in ihm vorging, es war ein fast friedlicher Moment.

Ein Moment, der ihr zeigte, dass er trotz der Härte und der Häme, die er für vor allem Harry und sie übrig hatte, auch nur ein Mensch war, dass ihm gewisse Sachen irgendwie nahe gingen und nicht kalt ließen, auch wenn er sonst ein einziger Eisblock war.
Weitere Schritte schreckten sie auf, panisch sah sie auf die Karte, sah den Schulleiter auf sie zukommen, jetzt steckst du in der Patsche....

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