Kapitel 37: Der Halbblutprinz


Einige Tage später hatte sie einen Entschluss gefasst, der vermutlich alles verändern würde, sie wollte endlich wissen, wer er war, sie musste endlich wissen, wer er war und heute würde sie ihm eine kleine, aber durchaus gemeine Falle stellen.
Sie hatte sich bei Harry die Karte des Rumtreibers ausgeliehen, beobachtete die Namensschilder, die sich überall in Hogwarts bewegten.
Je später es wurde, desto mehr hielten sich die Schüler in ihren Häusern auf, die Lehrer, die nicht gerade Aufsicht hatten, in ihren Räumen und Dumbledore lief wie immer durch sein Büro.
Meistens kam er einige Zeit nach dem Abendessen, wenn wirklich alles dunkel war, kurz vor der Sperrstunde.
Sie saß auf ihrem Bett, sah fieberhaft über die Karte, ihr Schild schwebte still auf einem Punkt in ihrem Raum, sie durchforstete verschiedene Gänge, offenbar hatte Flitwick in dem einen Teil des Schlosses Aufsicht und Snape im anderen, er flog durch die Kerker, kontrollierte wohl, ob alle Slytherins wirklich in ihren Betten waren.
Hoffentlich trifft er nicht auf ihn, dachte sie, das gibt richtig Ärger...
Es war 20:26 Uhr, eigentlich musste er gleich auftauchen, mit pochendem Herzen und schweißnassen Händen hielt sie zitternd die Karte fest, erlitt fast einen halben Herzinfarkt als Snape plötzlich in den Gang schoss, er wird ihn erwischen... er wird ihn zu Dumbledore schleifen und ich kann meine Koffer packen, redete sie sich ein, versuchte panisch eine Lösung auf die Schnelle zu finden atmete immer schneller, schrie dann auf, als sie plötzlich nichts mehr sah und sich die Augenbinde um ihren Kopf wickelte.

Severus sah sie erst fragend, dann geschockt an, ihm rutschte das Herz in die Hose, als er die Karte erkannte.
„Hat er dich gesehen?", fragte sie panisch, stand mit wackeligen Knien auf, ihre Hände zitterten immer noch.
„Wer?", fragte er angespannt.
„Snape... er hat Aufsicht... er war plötzlich auf dem Gang", sie hielt ihm die Karte hin, die er langsam annahm.
„Du solltest einem Todesser niemals diese Karte einfach so geben", kommentierte er anklagend, er konnte die Anspannung nicht ablegen, sah dann auf die Karte und schloss die Augen.
Zwei schwebende Schildchen, Hermine Granger und Severus Snape, als sie unsicher tastend zu ihm wankte, kam auch das Schild näher an seines und als sie ihn in die Arme schloss, schwebten die beiden auf demselben Punkt.
Wenn Potter auf die Idee käme seine Gedanken weg von Draco zu lenken und diese Karte studierte, wie er es früher immer getan hatte, wäre das Geheimnis sowieso gelüftet.
Warum hatte er an diese vermaledeite Karte nicht schon früher gedacht?
Er spielte schon wochenlang mit dem Feuern und war immer glimpflich davon gekommen.
„Er ist weg...", sagte er.
„Merlin sei Dank... ich dachte jetzt ist es vorbei..", hauchte sie, hatte ja keine Ahnung wie recht sie mit dieser Angst hatte.
„Alles ist gut", versicherte er ihr, streichelte beruhigend über ihren Rücken, lehnte seinen Kopf auf ihren, tippte mit seinem Zauberstab auf die Karte, „Missetat begangen", flüsterte er.

*

Es waren etwas mehr als drei Wochen vergangen, in denen er beinahe jede Nacht bei ihr war.
Wenn er Aufsicht hatte, musste er ihr eine weitere Lüge auftischen, dass er einen Auftrag von Voldemort bekommen hatte und nicht bei ihr sein konnte.
Er war sich sicher, dass sie es merken musste, dass sie langsam, aber sicher misstrauisch und eins und eins zusammenzählen würde, aber sie vertraute ihm so sehr, dass sie nicht einmal ansatzweise auf die Idee kam, dass er etwas mit dem unliebsamen Professor gemein hatte, was sein schlechtes Gewissen nur noch verstärkte.
Es war für Hermine schon eine Gewohnheit, dass sie, sobald ihre Tür aufging, nur noch Dunkelheit sah, sich die Augenbinde an ihren Kopf schmiegte und verknotete, so auch an diesem Abend.

Sie legte das Buch, was sie gerade studierte beiseite, spürte seine Hand an ihrer, „wie war dein Tag?", es war eine Wohltat seine Stimme zu hören, auch wenn sie immer noch keinen blassen Schimmer hatte, wie sich seine richtige Stimme anhörte.
„Wie immer... Harry hat sich mit Snape gestritten und danach in Zaubertränke geglänzt... ich finde es einfach unfair, dass er dieses Buch hat.", motzte sie.
„Welches Buch?"
„Harry war eigentlich gar nicht für Zaubertränke angemeldet... er hatte kein Buch und musste dann notgedrungen ein ziemlich abgegriffenes nehmen, was sich aber als Glücksgriff herausgestellt hat... jedes Rezept ist verändert, verbessert... jeder Trank gelingt", sie schüttelte aufgebracht den Kopf.
„Das Buch des Halbblutprinzen...", sagte er leise, schluckte dann.
Hermine horchte auf, „ja... woher weißt du das?"
„Ich habe diese Tränke verbessert... das ist mein Buch.", gab er angespannt zu.
Es war einfacher für ihn ihr zu eröffnen, dass er das Phantom war, als ihr Professor.
„Du bist der Halbblutprinz?", fragte sie geschockt, „Du... bist dieses Genie hinter den Tränken?"
„Harry muss das Buch abgeben.", er ging gar nicht auf ihr Lob ein.
„Das sage ich ihm auch ständig... das ist Betrug.", sie zuckte die Schultern.
„In diesem Buch stehen nicht nur gute Sachen, nicht nur Verbesserungen für Tränke... es gab eine Zeit in meinem Leben, die... sehr gewalttätig war. Ich habe Zauber erfunden... Flüche entwickelt... er muss es abgeben, bevor noch irgendetwas passiert."
Eine weitere Stille legte sich auf sie, war das wieder einer seiner Scherze?
„Hast du verstanden was ich gesagt habe?", er drückte vorsichtig ihre Hand, hatte Angst, dass sie ihm entziehen würde, aber stattdessen verschränkte sie ihre Finger mit ihren.
„Du hast Flüche entwickelt? Du... wolltest Menschen verletzen?", fragte sie traurig.
„Ich war auf einem sehr falschen Weg... jede Entscheidung, die ich damals getroffen habe, hat mich nur weiter in den Abgrund getrieben, hat mich weiter zu den Todessern gebracht... wenn ich könnte, würde ich das alles rückgängig machen.", er setzte sich zu ihr auf das Bett, musterte ihre Reaktion.

Hermine senkte den Kopf, das war wieder zu viel, so viel zu begreifen, so viel zu akzeptieren, obwohl sie ihm glaubte.
„Ich bin nicht mehr dieser wütende, junge Zauberer, der seine Gefühle nicht im Griff hat... ich hab mich geändert.", seine Stimme war gefüllt mit Bedauern und Scham, auch wenn er stolz auf sein unfassbares Talent war, was er von seiner Mutter geerbt hatte, er bereute es, sein Talent und seine Macht für Rache missbraucht zu haben.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du mal so warst..", flüsterte sie, lehnte sich an seine Schulter, hielt seine Hand fest in ihren.
Er konnte es dafür umso besser.
„Aber... eigentlich muss ich dir danken...", schob sie hinterher.
„Wofür?"
„Dass du mir ein wirklich großes Geheimnis verraten hast...", sie schmunzelte leicht, hob den Kopf und lächelte ihn an.
Severus seufzte innerlich, sie konnte wirklich in allem das Gute sehen, er beugte sich zu ihr, küsste sie, wurde aber durch ein Kichern unterbrochen, „was ist los?"

„Deine Haare kitzeln", sagte sie, strich sich die schwarzen seidigen Haare von der Nase, fühlte noch ein wenig, „ich wusste nicht, dass du lange Haare hast", sagte sie erstaunt, aber nicht minder erfreut.
Severus fiel alles aus dem Gesicht, „ich... sollte mir mal wieder die Haare schneiden...", sagte er verhalten.
„Ich finde es eigentlich ganz schön... darf ich.. sie jetzt anfassen?", fragte sie hoffnungsvoll, hielt sich die Strähne an ihre Nase und seufzte auf, „Deine Haare riechen so gut.", wartete gar nicht auf seine Antwort und strich durch sie hindurch.
„Volle seidige Haare...", ihre Stimme trug etwas Verträumtes, was ihn lachen ließ, „warum hast du mir so lange verheimlicht, dass du so schöne Haare hast?"
Er druckste ein wenig herum, „oder dachtest du ich finde lange Haare unmännlich?", fragte sie.
„Ja", er sprang einfach auf den Zug auf, „ich dachte... dass es dir irgendwie unangenehm ist."
Sie seufzte, „im Gegenteil", konnte ihre Hände kaum aus seinen Haaren nehmen, vergrub ihr Gesicht in ihnen, kletterte ein wenig umständlich auf seinen Schoß und fing an ihn zu küssen.
Es war ganz anders als sonst, so voller unbändiger Lust und Leidenschaft, dieses Mal eroberte sie ihn vollkommen, er hatte nicht den geringsten Hauch einer Chance.
Sie drückte ihn mit einer ungeheuren Kraft nach hinten ins Bett, küsste und leckte über seine Lippen und seinen Hals, biss ihm sogar leicht in die Schulter, zog sich in Windeseile aus, befreite ihn ebenfalls von seinen Stoffschichten und fummelte dann an seiner Hose, sie kannte ihn mittlerweile gut genug, dass er eigentlich immer bereit war vor allem wenn eine leidenschaftliche Knutscherei vorhergegangen war und so zog sie ihn aus der Hose, positionierte ihn an sich und ließ sich auf ihn sinken.

Ein letztes Zucken, ein letztes befriedigtes Stöhnen. Hermine rollte sich von ihm herunter, rang nach Luft, ebenso wie er.
„Beim Heiligen Salazar... das war...", Severus rang nicht nur nach Luft, sondern auch nach Worten.
„Einfach Wahnsinn", beendete Hermine seinen Satz, lachte erleichtert auf, streichelte über seine Brust, suchte dann seine Wange und drückte noch einmal die Lippen auf.
„Ich wusste nicht, dass lange Haare bei Männern eine solche Wirkung auf dich haben", schnaubte er, suchte eine ihrer Hände und verschränkte sie mit seiner, führte sie zu seinen Lippen.
Ein gelöstes Lachen drang aus ihrem Mund, sie kuschelte sich weit an ihn, „ich ehrlich gesagt auch nicht... aber vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass sie zu dir gehören.", ein seliges Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit.
Er schüttelte lachend den Kopf, „es scheint ich kann dich mit keiner neuen Information irgendwie abschrecken, oder?"
„Warum solltest du das auch wollen?", Hermine schüttelte ebenso den Kopf, aber aus anderen Gründen als er.
Weil es für dich das Beste wäre..., dachte er seufzend, verbot sich aber, das Glücksgefühl, das durch den fantastischen Orgasmus immer noch durch seinen Körper streifte, durch diese miesepetrigen Gedanken weiter verdrängen zu lassen, „weil du mir ja ansonsten komplett verfallen wärst, wenn du alles von und an mir gut finden würdest... dann könntest du dich nie wieder auf andere Männer konzentrieren nach so einem... Prachtexemplar wie mir", erfand er, versuchte dabei gespielt eingebildet zu klingen, was Hermine zum Lachen brachte.
„Das klingt fast, als würdest du mich loswerden wollen", stellte Hermine immer noch lachend fest.

„Wie könnte ich jemanden wie dich nur loswerden wollen?", fast schon verzweifelt sah er über sie, nahm einen tiefen Atemzug, strich bedächtig über ihre weichen braunen Wellen, die sich sanft über ihren Rücken verteilten.
„Eine gute Frage... die kann ich dir auch nicht beantworten.", reckte ihr Kinn ein wenig nach oben, lächelte siegessicher, tastete nach seinen Fingern und zog sie zu ihrer Wange, schmiegte sich an sie.
„Nein... jemanden wie dich kann man nicht loswerden wollen...", flüsterte er, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und lehnte seine Wange dann an ihren Kopf, genoss die uneingeschränkte Zärtlichkeit, die sie ihm zu Teil werden ließ, bis sie irgendwann erschöpft, aber glücklich an seiner Seite einschlief, kurz danach schloss auch er die Augen.

Am nächsten Morgen wachte Hermine als erste auf, sie lag immer noch an ihn gekuschelt, spürte die warme Haut unter ihren Fingern, die immer noch ein leichtes Kribbeln auslöste, was durch ihre Fingerspitzen bis in ihren Bauch wanderte.
Ein glückliches Lächeln bildete sich auf ihren Zügen.
Sie nahm einen tiefen Atemzug, sog den atemberaubenden Duft ein, den er abgab und fing an sanft über seinen Oberkörper zu streichen, erfasste die kleinen und größeren Narben auf seiner Haut, die leichte Brustbehaarung, die ansonsten weiche Haut.
Sie spürte das regelmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs und wie er langsam aus dem Schlaf erwachte, „Guten Morgen", strich mit der Nase über seine Haut.

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