Kapitel 34: Das Leben ist nicht fair


„Du bringst mich einfach dazu immer mehr zu wollen...", sagte sie ehrlich in einer weichen verführerischen Stimme.
Er lachte dunkel, strich mit der Nasenspitze wieder nach oben, gab ihr ein Küsschen auf die Wange, „gönn mir eine kleine Pause", flüsterte er.
Sie fügte sich seiner Bitte, drehte sich zur Wand, seine Hand blieb trotzdem an ihr, er rutschte nah an sie, beide spürten den Körper des anderen an sich.

Eine ganze Weile streichelte er über sie, verlor sich in dem Duft ihrer Haare, drückte ihr immer mal wieder einen Kuss auf den Nacken, Hermine genoss die Zweisamkeit, freute sich, dass er wirklich bis zum Morgen bei ihr blieb, auch wenn sie sich fragte, ob ihn niemand vermissen würde.
„Du?", es kam ihr wirklich doof vor ihn nicht richtig ansprechen zu können.
„Mhm?"
„Ich hätte das vielleicht schon viel früher fragen sollen, aber... hast du... eine Freundin oder bist du verheiratet?", warum hatte sie da nicht eher dran gedacht?
Sie dachte wirklich, dass ein Todesser eigentlich keine Familie haben konnte, bis ihr Lucius Malfoy wieder einfiel.
„Ich habe zwei Kinder und eine Frau.", sagte er ernst.
Hermine sprang fast gegen die Wand, drehte sich dabei halb um, „was?! Frau und Kinder?! Oh Gott", jammerte sie, hielt sie Hand vor die Stirn, nuschelte irgendetwas, versuchte seine Hand von sich zu drücken.
Er lachte auf, dass sie so reagierte, hätte er nicht gedacht, es war für sie schlimmer, dass er vermeintlich verheiratet war und Kinder hatte, als dass er ein Todesser war, eine interessante Prioritätenliste, dachte er, „Hermine... es war ein Scherz. Ich bin weder verheiratet noch habe ich Kinder.", versuchte er sie zu beruhigen.
Sie hörte ihm in den ersten Momenten gar nicht zu, steigerte sich immer weiter in ihre Schuld und Panik hinein, dass seine Worte erst später, wie durch Watte, bei ihr ankamen, „was?"
„Es war ein Scherz... ich habe keine Kinder", wiederholte er immer noch lachend.
„Und eine Frau?"
„Auch nicht... ich bin vollkommen allein."

Erleichtert ließ sie die Luft aus ihren Lungen entweichen und den Kopf wieder in die Kissen sinken, sie wusste nicht was sie mehr geschockt hatte, die Schuld, dass sie vielleicht mit einem verheirateten Mann geschlafen hatte oder die egoistische Angst und Bedrückung, dass er vergeben war.
„Entschuldige", flüsterte er, ein trauriges Lächeln zuckte über sein Gesicht.
Sie drehte sich langsam wieder um, suchte wieder nach seinem Arm und zog ihn über sich, „ich hoffe du bist nicht sauer...", schob er nach, als sie immer noch nichts sagte.
Sie schüttelte den Kopf, „nur erleichtert...", sagte sie, streichelte mit den Fingerspitzen über seine Haut.
Nach einer Weile nahm er einen tiefen Atemzug, „Worüber denkst du nach?", er merkte, dass ihr irgendetwas auf der Seele brannte.
„Über dich..."
„Das ist nie gut... wenn Frauen über Männer nachdenken, das ist gefährlich.", es lief ihm tatsächlich kalt den Rücken hinunter.
„Du hast gesagt du bist vollkommen allein...", sagte sie leise.
„Das bin ich."
„Naja... ich meine... ich weiß nicht, wie lange du noch zu mir kommen willst, aber... für jetzt hast du mich... oder?", ihre Stimme war hoffnungsvoll, was ihm unangenehm aufstieß, er wollte sie nicht so sehr in alles mit reinziehen, sie sollte sich keine falschen Hoffnungen machen.
„Hör mal, Hermine... das... ist nicht so wie du denkst...", meinte er dunkel und leise, er hasste es solche Gespräche zu führen.
„Ich weiß, dass aus uns nichts großes wird... glaubst du wirklich ich bin so naiv?", sie drehte sich leicht zu ihm, „Ich meine nur, dass... solange diese Verbindung besteht... du... nicht allein bist.", sie zuckte mit den Schultern, „Dass meine Räume so etwas wie ein Rückzugsraum sein könnten, wenn du mal eine Pause brauchst... von allem. Mehr meinte ich gar nicht."

Er nahm einen tiefen Atemzug, das war schon viel zu viel, er hatte ihre Gutmütigkeit nicht verdient, nicht verdient, dass sie ihm so ein Angebot machte, obwohl er sie die ganze Zeit anlog.
„Ich glaube, das wäre nicht fair dir gegenüber.", gab er zu.
„Ein wirklich zynischer Mann hat mal gesagt, dass das Leben nicht fair ist... in dem Punkt stimme ich ihm zu", sie schnaubte ein wenig, konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen als sie an Snape dachte, wie recht er doch hatte, „aber.. lass mein Seelenheil mal meine Sorgen sein. Ich bin schon groß."
Zynisch... das denkt sie also über dich... wer weiß, was sie noch so denkt...
„Wenn du weißt, was du dir da zumutest", er seufzte ein wenig.

Eine ganze Weile war es wieder ruhig zwischen ihnen, Hermine war froh, dass er, trotz dieser unüberlegten Aussage von ihr, blieb und sich nicht distanzierte, sie wusste ja nicht, wie sehr ihn ihre Aussage verunsicherte.
„Das Leben ist nicht fair", wiederholte er, „wer hat das gesagt?"
„Unser Zaubertränkeprofessor... Snape... du musst ihn eigentlich kennen, er war im selben Jahrgang."
„Ah... ich erinnere mich dunkel...", meinte er unbeholfen, „schon damals war er... eigensinnig."
„Eigensinnig ist freundlich ausgedrückt.", sie lachte leicht.
„Was ist denn mit ihm?", hakte Severus nach, es war wirklich unfair, was er mit ihr machte.
Sie drehte sich wieder ein wenig zu ihm, streichelte seine Finger, „ich will eigentlich nicht schlecht über ihn reden... er ist einfach furchtbar parteiisch... er liebt seine Slytherins, vor allem Draco und seine dummen Freunde... und alle anderen hasst er. Das könnte ich vielleicht noch akzeptieren, wenn er nicht immer so... gemein wäre. Er nutzt jede Gelegenheit um Harry, Ron und vor allem Neville vorzuführen und runterzumachen...", erzählte sie.
„Was ist mit dir?"
„Mich kann er genauso wenig leiden... er zieht mich für meine schulische Leistung und mein Engagement im Unterricht auf... unerträgliche Miss Neunmalklug... aber, dass er mich hasst, damit kann ich umgehen. Ich kann ihn genauso wenig leiden, auch wenn ich glaube, dass er gar nicht wirklich so böse ist, wie er tut... irgendetwas an uns reizt ihn einfach dermaßen, dass er sich kaum beherrschen kann... Er ist zynisch, gehässig, verletzend... was wirklich schade ist, ich glaube er ist einer der intelligentesten und fähigsten Zauberer, die ich je getroffen habe... ein dunkles Mysterium...", endete sie, „Vielleicht würdet ihr euch sogar gut verstehen.", sie lachte leicht.
Er schnaubte, hatte aufmerksam zugehört, „das glaube ich nicht, wenn er wirklich so gemein zu dir ist.", er musste den Kloß in seinem Hals herunterschlucken, dass er sie mit seinen Worten wirklich so verletzte war ihm nie aufgefallen, obwohl er sie doch so oft in den ganzen Jahren hatte weinen sehen, ihm war nie in den Sinn gekommen, dass es auch seinetwegen hätte sein können, auch wenn er tief in seinem Inneren wusste, dass er eine große Schuld trug.
„Ich glaube er ist nur sauer, weil seine Slytherins nie den Hauspokal gewonnen haben", sie kicherte, stellte sich sein verbittertes Gesicht vor, das er jedes Mal aufsetzte, wenn Dumbledore verkündete, dass Gryffindor, welche Überraschung, mal wieder den Hauspokal gewann.
„Das wird es sein", ein wenig beleidigt darüber, dass sie sich über seine offenbar offensichtliche Verbitterung lustig machte.
Sie gähnte, kuschelte sich in das Kissen, zog seinen Arm noch ein wenig mehr über sich, „hätte er sich mal Gryffindor angeschlossen...", murmelte sie müde.
Severus starrte auf ihren Hinterkopf, nahm einen tiefen Atemzug, „hätte er das mal gemacht...", nickte gedankenverloren, schloss irgendwann die Augen und genoss den friedlichen Moment mit dieser verletzlichen jungen Frau.

Die Stunden der Nacht vergingen wie im Flug und Severus wurde pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen wach, Hermine schlief friedlich in seinen Armen, sie hielt seine Hand fest, als wollte sie verhindern, dass er je wieder gehen würde.
Er küsste ihren Hals, weckte sie ganz sanft, „Hermine... ich muss los.", löste seine Hand langsam von ihrer.
Blinzelnd öffnete sie die Augen „Ist es schon so spät?", gähnte dabei, drehte sich zu ihm um.
„Leider...", seufzte er, strich über ihre Hüfte, überlegte, ob eine schnelle Runde Morgensex noch in seinen Zeitplan passte, entschied sich dann aber dagegen, sie war so müde und sah dabei so süß aus, dass er sie nicht überfallen wollte, „du kannst noch ein wenig weiterschlafen...", schnurrte er, gab ihr wenigstens einen Gute-Morgen-Kuss und löste sich dann von ihr, stieg aus dem Bett und zog sich an.

Sie gähnte wieder, drehte sich in seine Richtung, „kommst du heute Abend wieder?"
„Da muss ich erst meine Frau fragen, ob das in Ordnung ist.", sagte er gespielt nachdenklich. Hermine warf ein Kissen in seine Richtung, traf dabei fast eine Vase, „Blödmann!"
Schmunzelnd hob er es auf, legte es zurück in ihr Bett, beugte sich über sie, streichelte ihre Wange, „ich komme heute Abend sehr gerne wieder.", raunte er.
Hermine drückte sich hoch, stahl sich noch den einen- oder anderen Kuss von ihm, bevor er sich endgültig loseisen könnte.
„Ich komme noch zu spät", lachte er.
„Wohin?"
„Ich habe auch einen Beruf... oder glaubst du ich bin ein reicher Erbe...?"
Hermine träumte vor sich hin, „mhh... mysteriös, ein guter Liebhaber, intelligent und sympathisch und dann noch reich? Das wäre wirklich zu viel des Guten..."
Zuviel des Guten kann es doch gar nicht geben..., dachte er, bezog es dabei allerdings auf eine andere Sache, er war weit weg von gut.
„Bis heute Abend."
Sie hörte die Tür auf und wieder zugehen, zog sich dann vorsichtig die Augenbinde ab, musste sich kurz an die Helligkeit gewöhnen; sie war wieder allein und vermisste ihn jetzt schon.

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