Kapitel 23: Das Dunkle Mal
„Hallo, Vorleser", sie lächelte, „du bist so früh heute...", klappte das Buch zu, legte es auf den Beistelltisch und ging zu ihm.
„Ich", er schloss die Augen, öffnete sie dann wieder schnell, „wollte dich sehen, schätze ich.", er wollte mit ihr reden und das nicht als Professor, das hatte er wieder einmal bei der Begegnung in der Bücherei heute morgen und auch gerade gemerkt.
Über Hermines Gesicht huschte ein mehr als glückliches Lächeln, mit einem pochenden Herzen sah sie ihm dabei zu, wie er zu ihr ging, nah vor ihr stehen blieb und seine Arme vorsichtig um ihren Rücken legte. Sie schloss die Augen, schob die Hände über seine Seiten zu seinem Rücken und drückte ihn weiter zu sich.
Severus schloss die Augen, es war so ein gutes Gefühl sie so nah bei sich zu haben, ihren Duft zu riechen, die Wärme zu spüren.
Er hatte versucht sich als Professor Snape ein wenig anzunähern, wollte ihr zeigen, dass er doch nicht so kalt und verletzend war, wie es immer den Anschein hatte, was alles in allem vollkommen schief gegangen war und es tat weh, dass sie eher dem Todesser vertraute, lieber ihm nahe sein wollte, als seinem wirklich Ich, aber das hatte er sich selbst eingebrockt.
Ihre Bewegungen zogen ihn aus seinen Gedanken, er spürte, wie sich ihre Hände über seinen Rücken bewegten, wieder zurück über seine Seiten schoben bis zu seiner Brust, sich ein wenig von ihm löste und ihn von unten wieder ansah.
Hermine bewegte ihre Finger und Hände über ihn, strich fest über seine Brust, fühlte die Beschaffenheit seiner Robe, spürte seine Hände an ihrem unteren Rücken und lächelte, „wollen wir uns setzen?", fragte sie leise, was er mit einem Nicken bestätigte, auch wenn er sie in diesem Moment eigentlich nicht loslassen wollte.
Sie schob ihn langsam zum Bett, ließ ihn sich hinsetzen und setzte sich dann nah im Schneidersitz neben ihn und tastete nach seiner Hand, zog sie dann auf ihr Knie, strich mit den Fingerspitzen über sie.
Diese innere Anspannung, die er jedes Mal fühlte, wenn sie bei ihm war, wurde einfach von Mal zu Mal größer.
Da war ein Verlangen in ihm, sie zu spüren, sie anzufassen und dass sie offenbar dasselbe Verlangen in sich trug, ließ seine Mauern langsam bröckeln.
Ihre unschuldigen Berührungen und der Wunsch nach Nähe trieben ihn in den Wahnsinn, beinahe schon gequält sah er auf seine Hand, die von ihren Fingern erkundet wurde.
Ein Kribbeln zog durch seinen ganzen Arm, als ihre Fingerspitzen über seine Handinnenfläche fuhren, Linien nachzogen und seine Finger umschlossen. Er spürte ihr Bein an seinem Handgelenk, ihr Knie lag sanft auf seinem Bein, das alles wurde langsam immer inniger.
Diese Situation zwischen ihnen erzeugte in Severus immer öfter den Wunsch ihr wirklich nah zu sein, sie wirklich zu berühren und vielleicht hätte sie das auch gewollt, eine Tatsache, die er immer wieder zurückdrängte.
„Deine Hand ist so rau", stellte sie leise fest, suchte seinen Blick dabei, strich langsam fester über seine Haut.
„Ich arbeite viel mit meinen Händen", gab er ebenso leise zurück, heftete seine Augen auf das, was sie mit seiner Hand veranstaltete, spürte, wie das Herz ihm langsam bis in den Hals schlug.
„Dann solltest du sie auch pflegen", streichelte über den Handrücken, ließ seine Hand auf ihrem Bein ruhen und schob die Finger sanft in den Ärmel seiner Robe, rutschte noch ein wenig mehr zu ihm und lehnte vorsichtig den Kopf an seinen Oberarm, sie hatte keine Ahnung, was sie damit alles in ihm auslöste.
Nach einer Weile, Hermine hatte in der Zwischenzeit die Augen geschlossen, spürte sie, wie seine Finger vorsichtig, fast schon schüchtern über ihr Bein strichen und kleine Kreise über ihr Knie zogen, sie kicherte leicht, legte ihre Hand auf seine und verstärkte den Griff auf ihrem Bein, „du kitzelst mich...", flüsterte sie.
„Entschuldigung", wollte seine Hand vor ihrem Bein nehmen, als sie sie festhielt, was er stumm so hinnahm und für weitere Minuten stumm blieb.
Er war so schweigsam, anders als sonst, als würde ihn etwas bedrücken.
Oder lag es an ihr?
War ihm diese Nähe vielleicht doch zu viel?
„Bist du sauer auf mich?", fragte sie, als sie die Stille zwischen ihnen nicht mehr aushielt.
„Nein, warum sollte ich?", fast schon erschrocken musterte er sie.
„Du bist irgendwie... anders... und wenn ich daran schuld bin, dann möchte ich es wissen.."
Schuldig sah er auf seine Hand, er wollte nicht, dass sie sich wegen seines Gewissens ebenso schlecht fühlte, er wollte einfach nur so lange wie möglich das Richtige tun, auch wenn das, was er tat, weit weg von richtig war, „ich hatte einen stressigen Tag", sagte er.
In diesen Mauern war jeder Tag irgendwie stressig.
Dieses ständige Zweigeteilt-Sein, ihr nahe sein zu wollen und gleichzeitig eigentlich distanziert sein zu müssen, stresste ihn zusätzlich zu Dumbledores Forderung und dem Schwur, den er abgelegt hatte, um Draco zu beschützen.
Er stand, wie so oft, zwischen zwei Stühlen und er wusste, dass das Alles früher oder später in einer Katastrophe enden würde, zumal Potter einfach nicht aufhörte Draco hinterher zu schnüffeln. Dass er glaubte, dass niemandem seine amateurhafte Spionage auffiel, war beinahe lachhaft.
Er war ihm auf der Spur, was Severus ebenfalls erboste, sein Patensohn stellte sich so unbeholfen an, dass er fast den Eindruck hatte, als wollte er erwischt werden.
„Warst du... bei Ihm?", fragte sie vorsichtig, beobachtete jede seiner Reaktionen.
Er schüttelte den Kopf, „nein... im Moment halten sich diese Treffen in Grenzen, ein Glück.", er wusste genau, dass diese Tatsache an Draco lag und auch an ihm.
Voldemort hielt die Füße still, er wollte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen, um Dumbledore nicht unnötig hellhörig zu machen.
„Wie ist das... wenn er euch ruft?", sie dachte dabei an das, was sie gelesen hatte, dass sein Ruf Schmerzen auslöste.
Severus überlegte, wie sollte er einer außenstehenden Person beschreiben, was er fühlte, wenn der Dunkle Lord ihn rief?
„Ich hab gelesen, dass es wehtut", schob sie nach.
„Es... ist das schmerzhafteste, was du dir nur vorstellen kannst und je länger der Ruf anhält und wir ihm nicht folgen, desto schmerzhafter wird es", sagte er leise, „wie ein Brennen, ein Nervengift, was durch den Arm in deinen ganzen Körper strahlt..."
„Das klingt ja abscheulich", flüsterte sie, sah besorgt über ihn, „warum macht er das?"
„Weil nichts wichtiger ist als der Ruf des Dunklen Lords."
„Zeigst du mir dein Mal?", sie musste es sehen, sie wollte es sehen, dieses Etwas, was solche Schmerzen auslöste, was einen normalen Zauberer zu einem Todesser machte, sie musste es sehen; vielleicht würde sie es so ein wenig mehr verstehen.
„Das ist nichts was ich gerne zeige...", brummte er, sah schuldbewusst auf seine verhüllten Unterarme.
„Ich würde es gerne sehen...", beharrte sie, „ich verurteile dich nicht. Nicht wegen einer Maske und nicht wegen eines Mals."
Severus hob den Blick, konnte das wirklich der Wahrheit entsprechen, was sie da sagte?
Ihr Blick war offen und voller Zuversicht, sie wollte einfach mehr von ihm erfahren, akzeptierte sogar den schlimmsten Teil von ihm.
Niemand würde das akzeptieren..., warf die gehässige Stimme dazwischen, die er geflissentlich abstellte, er wollte sich nicht immer die Laune verderben lassen, nicht wenn er bei ihr war und sie ihn derart ansah.
Nach einem kurzen inneren Ringen zog er den linken Ärmel hoch, offenbarte ihr den schwarzen Schandfleck an seinem mondhellen Unterarm.
Sie beugte sich weit zu ihm, nahm jedes Detail auf, wenn es nicht so bedrohlich aussehen würde, wäre es fast schon künstlerisch, „es sieht so aus, als würde es sich bewegen", meinte sie leise, schüttelte fasziniert den Kopf.
Nun, da sie ihm schon wieder so nah war, konnte er wieder diesen wunderbar blumig-süßen Duft bestaunen, der von ihr ausging.
Jedes Mal wenn er diesen Duft im Unterricht wahrnahm stieß er ihm übel auf, aber da er sie jetzt ein wenig besser kannte, gefiel es ihm sehr und er wollte nichts mehr als ihn immer weiter aufzunehmen.
„Es bewegt sich.", seine Stimme war dunkel, er hasste dieses Gefühl unter seiner Haut, Hermine sah ihn ein wenig geschockt an, „Wie eine Schlange...", gedankenverloren starrte er auf seinen Arm, erinnerte sich an jeden Schmerz, den er als Todesser erdulden musste.
Er bemerkte gar nicht, wie ihre Finger sich dem Mal näherten, bis sie sie sanft auf die dunkle Haut legte und mit einer unheimlichen Wärme erfüllte.
Erschrocken entzog er ihr den Arm, Panik schob sich in seine Augen, eigentlich sollte niemand es je sehen, geschweige denn berühren, auch wenn es ein Teil von ihm war.
„Es tut mir leid", Schuld lag in ihrer Stimme, „ich wollte dir nicht zu nahe treten.", zog sich von ihm zurück und brachte ein wenig Abstand zwischen sie.
Er seufze innerlich, eigentlich war es ein schönes Gefühl gewesen ihre Finger auf sich zu spüren, wie sie ihn so angst- und sorgenlos angefasst hatte ohne den geringsten Hauch von Abneigung oder Ablehnung.
Ein merkwürdiger Kloß bildete sich in seinem Hals, er hätte nie gedacht, dass sie so gutmütig, ja schon liebevoll zu jemandem wie ihm wäre, ein wenig verlegen räusperte er sich.
„Ich war so neugierig, wie es sich anfühlt... ich hätte vorher fragen sollen.", meinte sie schuldbewusst, konnte den Blick nicht von ihm nehmen.
Sie wollte ihn nicht verschrecken, aber irgendetwas in ihr verlangte danach ihm irgendwie näher zu kommen, dieses Rätsel endlich zu lösen und dem Mysterium auf den Grund zu gehen.
„Schon in Ordnung.", er nickte ein wenig, zog den Ärmel trotzdem wieder über seinen Arm, verstaute das grausige Andenken einer falschen Entscheidung unter einer Vielzahl von Stoffschichten, ließ den Kopf langsam in den Nacken sinken und starrte an ihre Decke.
Was zum Teufel machst du hier? Was machst du hier mit diesem unschuldigen Mädchen? Du nutzt ihre Neugier aus, ihr gutes Herz... du solltest dich schämen.
„Die Zeit fliegt nur so davon...", sagte er nach einer Weile, als er aus dem Fenster sah und die aufziehende Dämmerung sah, als wäre das ein Grund, um gehen zu können.
„Musst du gehen?", traurig sah sie ihn an, sie wollte ehrlich gesagt nicht, dass er jetzt schon wieder ging.
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