Kapitel 21: Erneute Enttäuschung
Eine Zeit lang war es ruhig zwischen ihnen, Severus zwang sich seinen Blick auf seinem Buch gerichtet zu lassen und Hermine verschlang Seite für Seite, bis ihr etwas wieder einfiel, „Ach...", sie sah auf, „Sir... was ich Sie noch fragen wollte... ist der Wolfsbanntrank gelungen?"
Er nickte, „es ist alles gut gegangen", musterte das Lächeln, was sich auf ihren Zügen bildete.
„Und Ihrem Finger geht es auch wieder gut?", das Lächeln lag immer noch auf ihren Lippen, sie sah auf seine Hand.
„Er ist noch dran", sagte er langsam, hielt die Hand hoch und zog eine Augenbraue nach oben.
„Da bin ich beruhigt", schenkte ihm einen warmen Blick und sah dann wieder in ihr Buch.
„Wie schön, dass Ihnen die Unversehrtheit meiner Körperteile nicht egal ist", versuchte er ernst zu sagen, konnte aber ein kleines aufkommendes Schmunzeln nicht schnell genug verbergen.
Hermine sah zu ihm, „ich hätte es mir nie verziehen am Verlust eines Ihrer Körperteile schuld zu sein.", gab ihm einen vielsagenden Blick.
Die Ausrede, dass ihre „laute Atmung" ihn von seinen Tätigkeit abgelenkt haben soll, kaufte sie ihm immer noch nicht ab.
Seine dunklen Augen huschten über sie, er schürzte seine Lippen, ließ die ganze Sachen unkommentiert so stehen und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Buch, was nicht lange anhielt.
„Haben Sie Remus die Tränke schon gebracht?", fragte sie aufgeschlossen.
„Nein... das ist auch nicht meine Aufgabe... ich... stelle die Tränke nur her, ich bin keine Eule.", zog dabei eine Augenbraue nach oben, das fehlte ihm auch noch dem verarmten Werwolf persönlich die Tränke vorbei zubringen.
Hermine konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen, sie selbst hatte vor zwei Jahren genau diese Worte an Harry gerichtet, als er ihr aufgetragen hatte, dass sie Ron etwas ausrichten sollte weil die zwei Jungs zu dickköpfig waren, um vernünftig miteinander zu reden.
„Was ist daran so lustig?", wollte er wissen, versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, was sie sich wieder vorstellte und ihn vermutlich verärgern würde.
Sie schüttelte den Kopf, „nicht so wichtig. Wissen Sie denn, wie es ihm geht?"
Severus sah argwöhnisch über sie, warum interessierte sie sich so für Remus Lupin?
Der Mann hatte sie beinahe zerfleischt, als er ihr Professor war und hatte sie im Grunde mehr als einmal in Gefahr gebracht.
„Nein", sagte er langsam, „warum?"
Hermine senkte den Blick, „ich hoffe einfach, dass es ihm gut geht... nach Sirius...", über seinen Tod nachzudenken versetzte ihr immer noch einen Stich, sie konnte Harrys Gesicht und seinen markerschütternden Schrei nicht aus ihren Erinnerungen verbannen, dass er Sirius Tod so hautnah miterlebt hatte, zusehen musste, wie sein einziges richtiges liebendes Familienmitglied durch den Schleier gezogen wurde und nichts von ihm übrig geblieben war, was Harry und die anderen hätten betrauern können, es war einfach nicht fair.
„Ein Krieg fordert immer Opfer.", sagte er hart, wofür er sich im selben Atemzug wieder
hätte ohrfeigen können.
Hermine sah ihn mit einer Mischung aus Empörung und Anklage an, nahm einen tiefen Atemzug, „haben Sie denn mit nichts und niemandem Mitleid?", ihr Herz fing kurz nachdem diese Worte aus ihrem Mund gestolpert waren, an zu rasen, was hatte sie sich dabei gedacht?
Wie konnte sie ihn so etwas fragen?
Er würde sie zum Teufel jagen und mit mindestens einem Monat nachsitzen bestrafen.
Severus sah langsam zu ihr, blieb an ihren Augen hängen, die ihn so enttäuscht und sträflich musterten, wie sehr ihre Verachtung ihn schmerzte. Sie hält dich für ein Monster, stellte die Kopfstimme fest, drückte damit noch tiefer in die Wunde, „Trauer und Angst führen nur dazu, dass man unaufmerksam wird... in solchen Zeiten sind Alleingänge und vermeintliche Heldentaten immer ein Himmelfahrtskommando."
„Heldentaten", wiederholte sie leise, „Sirius und Harry haben aus denselben Motiven gehandelt, sie wollten um jeden Preis verhindern, den jeweils anderen zu verlieren."
„Und trotzdem hat einer von ihnen mit dem Leben bezahlt", sagte er erbost, strafte sie mit einem bösen Blick, dass ihn Blacks Tod nicht interessierte wäre gelogen, er war durchweg unnötig und vermeidbar gewesen. Er hatte Potters Hinweis verstanden und sofort Dumbledore informiert, leider hatte Black das Gespräch belauscht und auf eigene Faust gehandelt.
„Es trifft offenbar immer die Falschen", flüsterte sie, wandte enttäuscht den Blick ab, packte ihre Bücher zusammen, die sich wieder an ihren Ursprungsort begaben und stand ruckartig auf, um durch die Gänge zu flüchten.
Als sie aus der Bücherei gestürmt war seufzte er, warum konnte er nicht einfach den Mund halten?
Sie mochte Black, auch wenn Severus nicht genau verstand warum und sein Tod nahm sie ebenso sehr mit wie Potter.
Warum war es so schwer das Richtige als Professor zu sagen?
Als Todesser hätte er so etwas mit ziemlicher Sicherheit nicht gesagt, er hätte sie versucht zu trösten, wäre für sie da gewesen, hätte sie vielleicht in den Arm genommen.
Er schüttelte den Kopf, schlug sein Buch unsanft zu und verließ ebenso aufgebracht die Bücherei.
Hermine war mit eiligen Schritten nach oben geeilt, er hatte Dumbledore versprochen keine verletzenden Bemerkungen mehr über Sirius zu machen, das galt anscheinend nur für Harry, warf die Kopfstimme ein, enttäuscht warf sie sich auf ihr Bett, zog die Decke über sie und starrte traurig an ihre Wand.
Sie hätte diese Menge an Enttäuschung eigentlich nicht fühlen dürfen, jeder wusste, dass Snape Sirius und Remus hasste, aber da war etwas in ihr, was für einen kurzen Moment gedacht hatte, dass er tief im Inneren doch ein guter Mensch war, dass ihm die Gefühle und Gedanken seiner Mitmenschen doch nicht gänzlich egal war, dass ihm ihre Gedanken nicht egal waren, auch wenn sie es hätte besser wissen müssen.
Diese ruhigen Momente zwischen ihnen während des Tränkebrauens, waren offenbar unwiederholbare Ausnahmen, wer weiß, was er an diesen Abenden konsumiert hat..., merkte die nervige Stimme an, er kann nicht vollkommen bei Sinnen gewesen sein...
Hermine war nicht nur traurig und sauer auf ihn, sondern vor allem auch auf sich selbst. Sie hätte es definitiv besser wissen müssen, aber ihr gutes Herz wollte einfach nicht akzeptieren, dass er so böse war, wie Harry und Ron immer sagten, so hinterhältig und abschätzig war kein Mensch, nicht einmal Snape, oder?
Sie atmete tief durch, wollte sich nicht weiter mit dem Professor beschäftigen, er hatte es nicht verdient, dass sie sich so den Kopf über ihn zerbrach, ihm war das ganze Gespräch vermutlich völlig egal gewesen, wütend stand sie auf, verließ ihre Räume und betrat den Gryffindorgemeinschaftsraum, in dem reges Treiben herrschte, an einem hinteren Tisch fand sie sogar Harry und Ron.
„Was machst du denn hier?", fragte Ron, als Hermine sich neben ihn gestellt hatte.
„Ich freu mich auch dich zu sehen, Ron", gab sie augenverdrehend zurück.
„Wollte Ginny nicht mit dir nach Hogsmeade?", schaltete sich Harry ein, stellte damit die Frage, die auch Ron stellen wollte.
„Ich hatte keine Lust nach Hogsmeade... ich war in der Bücherei aber... naja, sagen wir einfach, Snape hat wieder sehr gute Laune.", zuckte mit den Schultern, setzte ein schiefes Lächeln auf.
„Dieser Typ", schnauzte Ron, „aber wo ist Ginny dann?", wollte Harry stattdessen wissen.
„Ich glaube sie ist mit Dean hin.", sah dabei entschuldigend zu ihm, lenkte dann aber schnell auf ein anderes Thema, „was macht ihr?"
„Wir versuchen uns an den Aufgaben für Slughorn", Ron warf die Feder beiseite, „du hast sie bestimmt schon fertig, oder?"
„Ich hab sie am Dienstag schon fertig gehabt", sagte sie beiläufig, sah über Ron Gekritzel, „ich hoffe du willst das so nicht abgeben... da stimmt die Hälfte nicht.", schüttelte den Kopf.
„Kümmere dich um seine Sachen", motzte er, setzte sich so, dass ihr Blick auf seine Unterlagen abgeschnitten war und kritzelte beleidigt weiter.
Hermine und Harry tauschten vielsagende Blicke aus, ließen ihn dann weiterschmollen und setzten sich auf das frei gewordene Sofa in der Mitte des Raumes.
„Du siehst irgendwie bedrückt aus...", meinte Harry, musterte sie ausgiebig.
„Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit Snape... aber, das ist nicht der Rede wert.", sie winkte ab, eigentlich wollte sie ihm nicht erzählen, was er wieder gesagt hatte, es würde Harry ebenso bedrücken und das wollte sie um jeden Preis vermeiden, er hatte es schon schwer genug.
„Musst du wieder nachsitzen?"
Sie zog die Augenbrauen zusammen, erst jetzt fiel ihr auf, dass er ihr absolut keinerlei Bestrafung hatte zukommen lassen, nicht einmal Punktabzüge, eine Sache, die höchst untypisch war, „nein... ich hab gar keinen Ärger bekommen", meinte sie verwirrt.
„Gar keinen? Nicht mal Punktabzug?", Harry war ebenso verwirrt, was sie mit einem perplexen Kopfschütteln verneinte, „Vielleicht hat Dumbledores Standpauke doch etwas gebracht... wenn er sich schon nicht mit seinen dämlichen Aussagen zurückhalten kann, dann verzichtet er offenbar wenigstens auf die Bestrafung...", er glaubte nicht, dass Snape unter die Heiligen Samariter gegangen war, aber er richtete seine Energie und Aufmerksamkeit vermutlich einfach auf etwas wichtigeres, in diesem Fall seinen Lieblingsschüler Draco Malfoy, von dem Harry immer noch felsenfest überzeugt war, dass er den Todessern beigetreten war.
„Hast du Lust auf einen Spaziergang? Ich muss mal raus...", fragte Hermine, als hätte sie genau gehört, an was Harry wieder gedacht hatte.
„Ist vielleicht gar keine schlechte Idee", er nickte, sah dann kurz zu Ron, „ich glaub er kommt nicht mit... ich sag ihm Bescheid, dann komme ich."
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