Kapitel 13: Falsche Eindrücke
Er nickte, konnte wieder einmal nicht glauben, dass sie ihn wirklich in ihrer Nähe haben wollte.
Das würde sich sofort ändern, wenn sie wüsste, wer du wirklich bist... dass hier ihr zynischer, respektloser Professor sitzt, der nichts anderes gemacht hat als sie zu demütigen und aufzuziehen... sie würde McGonagall und Albus davon erzählen, wie du dich immer weiter in ihr Privatleben geschlichen und sie manipuliert hast..., diese gehässige Stimme zog ihm einen Strich durch die Rechnung.
„Kann ich dich etwas fragen?", eine aufgeregte Hitze legte sich auf ihr Dekolleté, ihr wurde plötzlich heiß und kalt.
Severus sah sie an, er konnte sich vorstellen was sie wissen wollte und auch er stellte sich jedes Mal die Frage, was er hier eigentlich tat, eine Antwort darauf hatte er jedoch nicht.
Aber irgendwie war er ihr eine Antwort schuldig, zumindest sollte sie die Chance haben ihre Fragen zu stellen und so nickte er.
Sie nahm einen tiefen Atemzug, zog ihre Bettdecke ein wenig zu sich und fummelte an dem Saum, „also... ich...ich hoffe du verstehst das jetzt nicht falsch... aber, ich frage mich wirklich, warum du immer zu mir kommst..."
„Die Frage stelle ich mir auch immer", sagte er leise, senkte den Blick, „ich weiß es nicht... ich denke... dass du einen gewissen Reiz auf mich ausübst.", er flüsterte nur noch.
Hermines Herz schlug so laut, dass sie seine Worte kaum verstand, hatte er wirklich gesagt, dass sie einen Reiz auf ihn ausübte?
Von welcher Art Reiz sprach er?
Sexuell?
Mental?
Sie schluckte, er sah ihre Reaktion, ein trauriges Lächeln huschte unter der Maske über seine Züge, wieder rutschte er an die Bettkante, stand auf, Hermine sprang ebenfalls auf, seine Bewegung riss sie aus einer Starre.
„Ich bin froh, dass du kommst....", sagte sie ein wenig zu laut, als könnte sie ihn damit vom Gehen abhalten, stellte sich demonstrativ vor die Tür, „ich kann mir nur nicht vorstellen warum."
Er zog die Augen zu Schlitzen, veralberte sie ihn gerade?
„Wie könnte ich einen Reiz auf jemanden wie dich ausüben?", sie suchte Antworten in seinen Augen, ging ihm einen Schritt entgegen, wenn es wirklich nur eine körperliche Anziehung war, warum näherte er sich ihr nie?
Du willst, dass er sich dir nähert? Du kennst den Mann nicht einmal! Vielleicht ist es Filch... oder Crabbes Vater..., stichelte die Stimme in ihrem Kopf angeekelt.
Die Vorstellung, dass einer der beiden Männer unter der Maske steckte, stieß ihr wirklich übel auf, auch wenn sie hoffte, dass es eher wie in der Geschichte war, ‚Der Mann mit der Eisernen Maske'.
Hermine hatte sich immer vorgestellt, dass der Gefangene von Ludwig dem XIV. ein gutaussehender, mysteriöser und sehr gefährlicher Rivale des Königs war, der von der Öffentlichkeit ferngehalten wurde.
„Du bist jung und schön und eine der intelligentesten Menschen, neben Dumbledore, die ich kenne.", sagte er, riss sie damit aus ihren Träumereien, sie sah ihn perplex an, „Tut mir leid, war das zu ehrlich?"
Sie schüttelte leicht den Kopf, „nur ein wenig überraschend...", lachte leicht, „ich...", sie strich sich über die Stirn, atmete tief durch, er findet dich schön und intelligent, warf die Kopfstimme ein, machte ihr bewusst, was das bedeutete, was sie wieder erröten ließ, ihr allerdings auch neuen Mut gab für einen irrationalen, verrückten Wunsch.
Gerade als sie etwas dazu sagen wollte, klopfte es an ihrer Tür, ihr Kopf ruckte zu ihm, er schien ebenso versteinert zu sein, ballte die Hände zu Fäusten.
„Geh ins Bad", wies sie ihn laut-flüsternd an, zeigte auf eine Tür neben dem Kleiderschrank.
„Was?"
„Ins Bad... du musst dich verstecken!", sie wedelte mit den Händen, machte einen flehenden Gesichtsausdruck, formte mit den Lippen das Wort ‚Bitte'.
Er ging schnellen Schrittes ins Badezimmer, legte einen Unsichtbarkeitszauber und Geräuschbann über sich und betete zu allen Heiligen, dass Hermine den abendlichen Störer schnell abwimmeln würde, obwohl er, wenn er darüber nachdachte, ebenfalls ein abendlicher Störer war.
Hermine ging, als sie sicher war, dass er sich im dunklen Badezimmer versteckte, mit zitternden Knien und pochendem Herzen zur Tür, ihre Finger zitterten ebenso als sie sich um die Klinke schlossen, herunterdrückten und das Holz öffneten.
„Harry", stellte sie schluckend fest, zitterte noch mehr, in ihrem Kopf rauschten verschiedene Szenarien umher.
Harry würde den Todesser in ihrem Bad finden, würde ihn angreifen und ihn und auch sich selbst verletzten oder die zweite Möglichkeit: der Todesser würde seine Chance wittern Harry an den Dunklen Lord auszuliefern, würde aus dem Bad springen, Hermine und auch Harry überwältigen und ihn ungesehen aus dem Schloss verschleppen.
Beide Möglichkeiten trieben ihr den Schweiß auf die Stirn und die Angst in die Knochen, er durfte nicht hier bleiben und schon gar nicht reinkommen, sie musste ihn irgendwie abwimmeln.
„Hermine, ich muss mit dir reden.", wollte gerade ins Zimmer gehen, als sie sich ihm in den Weg stellte, „Was ist los? Lässt du mich nicht rein?"
„Nein", sagte sie wortkarg, Harry sah sie fragend an, „ich hab echt ein großes Problem und ich... ich kann dich nicht ins Zimmer lassen."
„Was hast du denn?", fragte er besorgt, versuchte einen Blick in ihr Zimmer zu erhaschen, „Hast du dich verletzt? Hast du Schmerzen?"
„Harry... bitte...", ein quälender Gesichtsausdruck schob sich auf ihre Züge, „ich hab... Mädchenprobleme, verstehst du?"
„Oh...", er hatte von Ron gehört, was für Mädchenprobleme Ginny und auch Molly hatten und welche merkwürdigen Verhaltensweisen sie an den Tag legten, „kann ich irgendetwas für dich tun? Vielleicht eine Wärmflasche holen oder so? Oder einen heißen Kakao?"
Hermine musterte ihn, nahm einen tiefen Atemzug, „das ist lieb von dir, Harry, aber ich würde mich wirklich lieber hinlegen, ist das in Ordnung?"
„Ja klar.... Sag... einfach Bescheid, wenn du was brauchst, in Ordnung?"
Sie nickte, „mach ich. Gute Nacht, Harry. Bis morgen.", nahm ihn kurz in den Arm und schob ihn dann wieder in Richtung Gemeinschaftsraum, schloss dann, als sie sich sicher war, dass er ein wenig entfernt war, die Tür, lehnte sich an das Holz und atmete durch.
„Mädchenprobleme", sie hörte eine dunkle verzerrte Stimme, sah ihn in der Badezimmertür stehen und schluckte.
„Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte...", sie zuckte mit den Schultern, sah ein wenig angespannt zu ihm, „für einen Moment hatte ich Angst, dass du... mich ausschaltest und Harry zu ihm bringst..."
Severus stockte, so dachte sie über ihn?
Hatte er ihr ein solches Bild vermittelt, sie nur auszunutzen und zu verraten, sobald er die Gelegenheit hatte?
Ihr sogar mutwillig wehzutun?
„So bin ich nicht", sagte er leise, setzte sich langsam wieder auf ihr Bett, stützte sich an seinen Knien ab, „so etwas würde ich nicht tun. Für nichts auf der Welt.", stellte er klar, sah kurz zu ihr, dann wieder auf den Boden.
Hermine nickte langsam, drückte sich von der Tür weg und setzte sich ebenfalls wieder auf das Bett, sah immer mal wieder zu ihm.
Jetzt, da sie ihn so still und nachdenklich sah, war ihre Sorge fast lächerlich und vollkommen unbegründet.
„Ich wollte dir... nichts unterstellen... ich... ich... hab einfach nur schon so viel gesehen und so eine Angst, dass uns etwas passiert", hauchte sie mit wässrigen Augen.
„Du musst dich nicht entschuldigen. Es ist meine Schuld. Ich hab dich in diese Lage gebracht... es war mein Fehler.", das konnte er nicht leugnen.
Ihr Blick verwandelte sich von ängstlich, zu beschämt und schließlich zu erleichtert, „ich bin froh, dass du anders bist.", flüsterte sie, vorsichtig schob sie ihre Hand zu seiner, berührte sanft seine Finger und strich hauchzart darüber.
Sein Kopf ruckte zu der Quelle der Berührung, wie versteinert starrte er auf die unschuldige Geste, die einen Sturm von Emotionen in ihm auslöste.
Er schloss die Augen, genoss dieses warme Gefühl, was sie ihm schenkte, auch wenn diese Geste für sie vermutlich nicht viel Bedeutung hatte, ihn stürzte sie in eine erneute Sinnkrise.
Es war nicht fair, dass er in diesem Mädchen, dieser jungen Frau so viele verschiedene Emotionen auslöste, Freude, Aufregung, Angst, Erleichterung und jetzt auch noch Zuneigung?
Er hatte nicht verdient, dass sie ihm so freundlich entgegen trat, nicht als Todesser und auch nicht als Professor.
Mit schüttelndem Kopf entzog er ihr seine Finger, stand auf, verließ ihren Raum und ließ eine verwirrte Hermine zurück, die nicht wusste, was sie mit dieser Situation anfangen sollte.
*
Am nächsten Abend, nachdem sie den Tag hinter sich gebracht hatte, ging sie nach unten in die Kerker, um eine weitere Strafstunde bei Slughorn hinter sich zu bringen, sie klopfte pünktlich um 19 Uhr an die Tür, wollte gerade den alten Professor begrüßen, als sie Snape am Schreibtisch stehen sah.
„Sir?", sah verwirrt auf ihre Uhr, „Wo ist Professor Slughorn?", betrat vorsichtig den Raum.
Er zog eine Augenbraue nach oben, „Ihr Professor lässt sich entschuldigen... er hat mich gebeten die... Strafstunde am Samstagabend mit Ihnen zu absolvieren.", sagte er kalt und abschätzig.
Allein die Ablehnung in seiner Stimme zeigte ihr, wie wenig erfreut er darüber war, dass Slughorn ihm diese Aufgabe aufgehalst hatte, eine Tatsache, die sie tatsächlich traurig stimmte, sie atmete tief durch, nickte dann.
„Da ich keine Lust habe mir Ihre Aufsätze durchzulesen, werden Sie mir bei einem Trank assistieren, auch wenn ich natürlich nicht viel von Ihnen erwarten kann.", schürzte die Lippen, lief dann mit schnellen langen Schritten in sein angrenzendes Privatlabor, „Bewegen Sie sich, Granger", bellte er, was Hermine dazu veranlasste ihm so schnell es ging hinterher zu laufen.
Als sie den Raum betrat, knallte die Tür in die Angeln, Hermine zuckte zusammen, sah sich ein wenig ängstlich um, du tust gerade so, als hätte Snape dir schon mal was getan..., motzte die Kopfstimme.
„Stehen Sie nicht einfach nur da rum, suchen Sie schon mal die Zutaten zusammen", wies er sie an, baute den Kessel auf und legte alle benötigten Hilfsmittel, die er brauchte, auf den Tisch, „ich lasse Ihnen die Ehre zu Teil werden, den Wolfsbanntrank mit mir zu brauen... für unseren lieben Professor Lupin", schob er gelangweilt nach, verdrehte innerlich die Augen.
Ihre Augen fingen an zu leuchten, es gab nur sehr, sehr wenige Tränkemeister, die im Stande waren diesen Trank herzustellen, dass sie nun dabei sein durfte, wie Snape ihn braute, glich tatsächlich einer Ehre.
Sie sah auf die Zutatenliste und wirbelte durch den Vorratsraum, holte die Zutaten und legte sie feinsäuberlich und äußerst bedächtig auf den Tisch neben dem Messer und dem Schneidebrett.
Snape musterte sie mit einem interessierten Blick, sie schien Feuer und Flamme zu sein, ließ sich nicht einmal von seiner schroffen Art abschrecken, die er bewusste an den Tag legte.
Dieser kleine intime Moment gestern Abend zwischen ihnen, hatte eine ganze Menge in ihm aufgewühlt und er hatte sich geschworen ihr für die nächste Zeit aus dem Weg zu gehen, aber wie das Schicksal es wollte, sollte er sie schon wenige Stunden danach wiedersehen, weil Slughorn wieder einmal bei Albus saß und mit ihm Met trank.
Als Hermine sich sicher war, dass sie alle Zutaten beisammen hatte, stellte sie sich vorsichtig an den Tisch, wartete auf Anweisungen und sah ihn freundlich an, „Sir?"
Aus seinen Gedanken gerissen intensivierte er seinen strafenden Blick, ließ sich von Selbstbeherrschung durchströmen und richtete seine Gedanken auf das Arbeitsfeld vor ihm, er durfte bei diesem Trank keinen Fehler machen, zu teuer waren die Zutaten und zu schlimm wäre ein Fehler seinerseits für Lupin.
„Sie machen nur das, was ich Ihnen sage, verstanden?", fragte er dunkel, gab ihr einen eindringlichen Blick, „Und währenddessen keine Fragen!"
„Ja, Sir", sie nickte schüchtern, beobachtete jeden seiner Handgriffe ganz genau, als er anfing die Zutaten zu schneiden, während er den Kessel stark erhitzte.
Als sie den Duft des erhitzten Metalls schon in der Luft schmecken konnte, gab er eine Schale kaltes Wasser dazu, was in einer sofortigen Dunstschwabe in die Luft stieg und den Raum mit feuchter Hitze ausfüllte.
Er gab ein weiteres Mal Wasser dazu, warf die erste kleingeschnittene Zutat hinzu und köchelte den beginnenden Sud eine ganze Weile, fügte immer wieder Wasser hinzu und drehte die Hitze ein wenig herunter.
Die Minuten verstrichen wie Sekunden und Hermine hatte ihre Augen immer noch an seine Hände und den Kessel geheftet, sah immer mal wieder vorsichtig in das kochende Gebräu, biss sich auf die Zunge, als diverse Fragen ihren Geist fluteten und richtete ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf die nächste Zutat, die er wieder hochkonzentriert und akribisch genau zerkleinerte.
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