Kapitel 4
Nur langsam begann mein Hirn das Geschehne zu verarbeiten. Er hatte mich geküsst! Oh und es war gut gewessen. Soweit ich das beurteilen konnte. Aber das Lucian mich hier einfach in der Gasse stehen gelassen hatte war schon irgendwie seltsam. Plötzlich fielen mir die Soldaten ein. Warum wollte Lucian nicht, dass sie uns sahen? Natürlich waren die Soldaten des Herzogs nicht sonderlich beliebt unter der Bevölkerung. Aber ich hatte noch nie erlebt, dass jemand überhaupt nicht von ihnen erkannt werden wollte. Langsam beschlichen mich Zweifel. War er am Ende ein gesuchter Verbrecher und ich machte mich auch strafbar, wenn ich mit ihm zusammen gesehen wurde? Ein Blick zur Sonne, die schon ziemlich tief stand verriet mir, dass ich ziemlich spät dran war. Wenn ich mich nicht beeilte würde ich es nicht mehr rechtzeitig aus Niema rausschaffen bevor sie die Tore schlossen. Mit schnellen Schritten hastete ich durch die Gassen zurück zum Marktplatz. Ich verbannte alle Gedanken an Lucian und an den Kuss in den hintersten Winkel meines Gehirns. Darüber könnte ich mir heute Abend noch Gedanken machen. Jetzt musste ich erst mal aus der Stadt raus. Erst jetzt viel mir auf wie weit ich tatsächlich in die Stadt hineingegangen war. Darauf hatte ich meiner Suche nach einem Kleid gar nicht geachtet. Als ich am Marktplatz ankamm war dieser wie leergefegt. Mir wurde heiß und ich rannte zum Tor. Es war geschlossen. Und ich sah auch keine Wachposten, die ich vielleicht darum bitten könnte es noch einmal für mich zu öffnen. Eine leichte Übelkeit beschlich mich und ich drückte mein Kleid enger an mich. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich konnte mich ja schlecht in einer Gasse zum Schlafen hinlegen. Man würde mich morgen entweder vergewaltigt oder mit aufgeschlitzter Kehle dort finden. Oder beides. Tränen traten mir in die Augen. Warum hatte ich dummes Huhn auch nicht auf die Zeit geachtete? Ich hatte doch gewusst, dass in Niema die Tore zur 6. Stunde schloss. Ich hätte einfach nur auf die Kirchnglocken hören müssen, die die 5. Stunde einrief. Dann hätte ich es noch geschaftt. Jetzt kammen die Tränen. Am liebsten hätte ich mich auf den Boden gehockt, die Knie angzogen und geheult. Dann dachte ich aber an mein neues Kleid, das eine solche Aktion nicht ohne Flecke oder schlimmeren Überleben würde. Es half nichts. Ich musste mich auf die Suche nach einer Bleibe für die Nacht machen. Ziellos ging ich los. Ich hatte nur einen Gedanken, ein Gasthaus oder ähnliches zu finden. Vielleicht könnte ich da in der Küche schlafen und mich dafür dort nützlich machen.
Eine halbe Stunde später war ich endgültig am Ende. Kein Gasthof oder Herberge wollte mich aufnehmen und in der Küche schlafen lassen. Am Anfang hatte ich mich noch damit zufriedengegeben, doch je später es wurde und je näher die Dunkelheit kam, desto verzweifelter wurde ich. Zum Schloss hatte ich den Wirt beinah auf Knie angefleht doch er blieb hart und hatte mich grob aus der Tür gestossen. Meine Füße taten wehe und ich wollte nur noch schlafen. Mir blieb nur noch eine Möglichkeit und die behagte mir überhaupt nicht. Ich musste wohl oder übel am Hof des Herzogs fragen ob ich dort im Stall schlafen konnte. Erledigt schleppte ich mich dort hin. Es wurde dunkel und ich bekamm wirklich Panik. Wenn man mich dort nicht aufnahm, konnte ich mir wirklich mein Grab schaufeln. Meine Eltern und Mary würden mich nie wieder sehen. Kleine Schluchzer schüttelten mich. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich wieder weinte. Enldich! Da war das Tor, dass die Außenwelt vom herzoglichem Hof vernhielt. Unter normalen Umständen hätte ich dort niemals geklopft. Aber das hier waren keine normalen Umständen und mir war wirklich alles egal. Ich donnerte kräftig dagegen. Nichts rührte sich. Wahrscheinlich schliefen alle schon. Ich hieb nocheinmal dagegen. Und noch mal. Beim 5 Mal schrie ich so frustriert auf, dass ich aus dem Stall die Pferde panische wieheren hörte, aber dass war mir auch egal. Ich hockte mich auf den Boden, das Kleid war mir jetzt nebensächlich und heulte. Ich war müde, erschöpft, mir tat alles weh und mir war schlecht vor Hunger. Außerdem würde ich die Nach wahrscheinlich nicht überleben. Ich hatte allen Grund zum Weinen. In mein haltloses Schluchzen mischten sich schwere Schritte. Das Tor öffnete sich quitschend und zwei große Schatten beugten sich über mich. "Hey!" rief eine tiefe Stimme. "Seit Ihr von Sinnen hier gegen die Tür zu schlagen als würde es brennen." Ich hörte der Stimme an, dass die Person ihren Zorn nur mühsam zügel konnte. Ich spürte den heißen Atmen einens Tiers an meinen Haaren und zuckte zurück. "Weg Brutus!" heerschte dir Stimme und der heiße Atem verschwand. Grob wurd ich auf die Füße gezogen und ein Hand packte mein Kinn. Ich musste erbämlich aussehen. Rot verheulte Augen, ein Kleid gegen die Brust gequetscht und an meine Haare wollte ich gar nicht denken. "Was willst du, Weib? Rede!" Als ich nicht sofort antwortete schüttelte mich der Kerl an den Schulter, dass meine Zähne aufeinander schlugen. "Bitte...eine Lager für die Nacht...auch im Stall...bitte..." stammelte ich. Die Kerle lachten und einer leuchtete mir mit der Fackel ins Gesicht. Geblendet schloss ich die Augen. "Hübsch. Wäre eigentlich schade wenn dich die Menschnhändler oder anders Gesindel in die Hände bekämen." Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimte in mir auf. "Wenn wir jeden aufnehmen würden, der ein Nachtlager braucht würde der herzogliche Hof bald einer Herberge gleichen" gab der andere Kerl zu bedenken und mit einem Puff erlosch mein Hoffnungsschimmer wieder. "In jedem Fall müssen wir den Herzog benachrichtigen. Er wird darüber entscheiden ob du hier bleiben kannst oder nicht, Mädchen." Ich nickte nur. "Und du wirst persönlich beim Herzog um ein Nachtlager bitten müssen. Ich würde mal behaupten, dass er nicht begeistert sein wird, dass du ihm den Schlaf raubst." Der Kerl lachte und bedeutete mir mit einer Geste, ihm zu folgen. Warum konnten die mich nicht einfach im Stall verfrachten, ohne dass ich mich noch persönlich beim Herzog vorstellen musste? Morgen frühe sobald dass Tor von Niema geöffnte wurde wäre ich vom Hof verschwunden. Ich verkniff es mir jedoch zu fragen und folgte den Wächtern einfach. Das schwere Holztor wurde hinter mir geschlossen.
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