Kapitel 30
Es ist die dritte Nacht in Folge, in der ich schweißgebadet aus einem wirren Traum hochschreck. Ich warf einen Blick auf die rechte Betthälfte, die, wie schon seit 4 Wochen, leer war. Frustriert lies ich mich zurück in mein Kissen fallen. Vielleicht war ich zu romantisch, aber irgendwie hatte ich mir mein Eheleben mit Lucian anders vorgestellt. Immerhin war ich eine Prinzessin und er dann wohl mein Prinz. So langsam beschlich mich das Gefühl, dass ich es doch lieber wie die andern Mädchen in meinem Dorf hätte machen sollen. Warten, bis dich jemand will und zuschlagen, egal, wie er aussieht. Immerhin würde ich jetzt nicht alleine in diesem viel zu großem Bett liegen. Allerdings verdrängte ich diesen Gedanken ganz schnell, weil mir unwillkürlich wieder der Mann meiner Cousine Lotte in den Sinn. Ich schauderte. Dann doch lieber alleine. Ich rollte mich auf die Seite und starrte in den Mond, der hell in das Zimmer schien. Es war warm hier drinnen und ich beschloss, das Fenster zu öffnen. Vielleicht könnte ich so auch wieder einschlafen. Feucht warme Luft schlug mir entgegen und innerhalb weniger Minuten war es in dem Zimmer noch wärmer, wie vorher. "Mist" fluchte ich leise. Dann musste ich mir eben was anderes überlegen, um mir Abkühlung zu verschaffen. Kurz entschlossen schmiss ich die Decke aus dem Bett und legte mich zurück in die Kissen. Schon besser.
Mir war unerträglich heiß. Irgendetwas hatte sich um sich um mich gewickelt und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Außerdem kitzelte mich irgendetwas im Nacken. Grummelnd schlug ich um mich, um das erstickende Gefühl los zu werden. Mit dem Erfolg dass ich nur noch fester umschlungen wurde. Notgedrungen schlug ich meine Augen auf und sah an mir herunter. Zwei Arme hatten sich um mich gewickelt und quer über meiner Taille lag ein Bein. Ich versuchte verzweifelt mich aus der Schlingpflanze zu befreien, was mit einem Knurren und einem noch festeren Griff quittiert wurde. Also drehte ich mich in den Armen um und blickte genau in Lucians Gesicht. Er sah so friedlich aus, ich konnte ihn jetzt nicht wecken. Vorsichtig zog ich meinen Arm unter der Decke hervor und strich über sein schönes Gesicht, fuhr mit dem Finger seine geschwungenen Brauen nach. Unter aufbringen all meiner Willenskraft schaffte ich es meine Lippen nicht auf seine zu drücken. Lucians Brauen zogen sich zusammen und er zog mich noch enger an sich. So leid es mir tat, aber jetzt blieb mir nichts anderes übrig, als ihn zu wecken. Er erdrückte mich. "Lucian? Lucian, wach auf und lass los! Du erdrückst mich." Vielleicht war ich zu vorsichtig. Also zog ich meinen letzten Register und strich vorsichtig mit meinen Lippen über die seinen. Mit einem kleinen Seufzer lockerte er seinen Griff und lies seine Hände über meine Taille gleiten. "Nelly" hauchte er an meine Lippen. "Hast du eine Ahnung, wie sehr ich dich vermisst habe?" Erneut senkte er seine Lippen auf meine, zog mit seinen Zähnen leicht an meiner Unterlippe und fuhr mit seiner Zunge in meinen Mund. Ich erwiderte ohne zu zögern den Kuss. Vielleicht war meine Reaktion ein bisschen heftig, aber ich hatte es vermisst, seine Lippen auf meinen zu spüren, seine Hände an meinen Körper. Wahrscheinlich fiel meine Begrüßung deshalb auch so stürmisch aus. Erst als ich anfing meinen Unterleib an seinem zu reiben unterbrach er unsere hitzige Begegnung. "Wir sollten hier Schluss machen" Ich sah ihn verwirrt an. Warum denn schon wieder? "Ich hab morgens nicht die...Kraft." Er sah mich vielsagend an. Das war mir neu. Ich hatte noch nie davon gehört, dass ein Mann morgens...aber er war der Teufel, vielleicht war das eine Ausnahme. Ernüchternd setzte ich mich auf. "Warum warst du so lange weg?" fragte ich, um meine Erregung abklingen zu lassen. Lucian drehte sie auf die Seite und sah mich an. "Du weist nicht alles über meine Welt, Nelly. Und es wird auch noch eine Weile dauern, bis ich dir alles über sie erzählen werde." Die Antwort war äußerst vage. So leicht gab ich mich nicht geschlagen. "Dann kannst du ja jetzt damit anfangen." Er seufzte. "Vielleicht hätten wir doch lieber weiter machen sollen, dann wärst du wenigstens still gewesen. Zumindest hättest du keine Fragen mehr gestellt." Ich warf ihm mein Kissen an den Kopf. "Das beantwortet nicht meine Frage." Ich lehnte mich an das Kopfende des Bettes. "Es gibt...Wesen. Spezielle Wesen." Genervt warf ich ihm einen Blick zu. "Genauer." Lucian rollte sich zurück auf den Rücken. "Es ist schwer, dass zu beschreiben. Du musst es sehen. Und im Moment möchte ich noch nicht, dass du es siehst." Warum konnte er eigentlich nicht einmal nachgeben? Genervt schnaubte ich, dann schlug ich die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. "Was wird das?" Lucian hob eine Augenbraue. "Ich stehe auf." Ich kippte etwas Wasser in die Waschschüssel, wusch mir Arme, Gesicht und Nacken. Dann schlüpfte aus meinem Nachthemd. "Bleibst du?" fragte ich und versuchte vergeblich den hoffnungsvollen Unterton aus meiner Stimme zu unterdrücken. "Ich versuche, 2 oder 3 Tage zu bleiben." Ich drehte mich zu ihm. "Du versuchst 2 oder 3 Tage zu bleiben??" Ungläubig sah ich ihn an. "Nelly, ich kann hier nicht nur rumsitzen und den liebenden Ehemann spielen. Ich habe meine Aufgaben." Ich zog mir mein Unterkleid an. Natürlich, warum hatte ich erwartete, dass es mir anders geht als andern Frauen, die einen Mann mit Macht und Einfluss heiratet. Dabei hatte ich diese Entscheidung auch noch selber getroffen. "Gut, dann sag Bescheid, wenn du es weist." Ich konnte nicht verhindern, dass man die Verletzbarkeit aus meiner Stimme heraus hörte. Ich zerrte mir mein Kleid über den Kopf und hastete aus dem Zimmer. "Nelly!" rief Lucian mit hinterher, doch ich hörte nicht auf ihn. Zornig wischte ich den Tränen aus meinen Augenwinkeln. Warum weinte ich? Ich hatte keinen Grund dafür. Ich wusste, das Lucian mich liebte und anders, als andere Frauen wusste ich auch, dass er keine Affäre mit einer andern hatte. Also, warum fühlte ich mich trotzdem verletzt? Ziellos rannte ich durch das Gebäude, nahm die erst beste Türe nach draußen und lief in den parkähnlichen Garten. Am Pavillon blieb ich stehen und setzt mich auf die kleine Steinbank. Ja, vielleicht verhielt ich mich kindisch und ja, vielleicht war es auch ein schlechtes Omen, dass ich mich nach nicht einmal 6 Monaten Ehe schon fragte, ob ich nicht besser daran gewesen wäre, es zu lassen. Die Tatsache, dass ich meine Familie vermisste machte die Sache auch nicht einfacher. Zu gerne hätte ich meine Mutter um Rat gefragt, aber da mit der Hochzeit sämtlicher Kontakt gebrochen war, fiel das ja weg. Ich zuckte zusammen, als mich eine kalte Hundenase an stupste und sich ein knochiger Kopf in meinen Schoss legte. "Na, meine Süße? Kommst du mal nach mir schauen? Oder hat Lucian dich geschickt?" Die Hündin sah mich mit ihren feuerroten Augen an und kuschelte ihren Kopf fester in meinen Schoss. "Ehrlich gesagt kann ich mir immer noch nicht vorstellen, dass du meine Schwester und meine Freundin auf dem Gewissen hast" meinte ich zu ihr, während ich sie hinter den Ohren kraulte. Sie spitze die Ohren regte sich aber ansonsten nicht. "Willst du dich weiterhin von mir verstecken oder wirst du irgendwann deinem Verlangen nachgeben?" Erschrocken sprang ich auf und Li fletschte mit einem Knurren die Zähne. Vor mir stand der gefallen Engel, Lucians Herr. Verwirrt sah ich ihn an. "Du brauchst mir nichts vormachen, Prinzessin. Ich bin mir meiner Wirkung durchaus bewusst." Arroganter Hund schoss es mir durch den Kopf. Sein Lächeln verblasste langsam. "Allerdings würde ich trotzdem auf meine Wortwahl achten, an deiner Stelle. Verlangen kann sehr schnell in Hass umschlagen." Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, erhoben sich Flammen um mich herum und ein Loch tat sich unter mir auf, in dem ich mit einem Schrei verschwand. Verdammt, warum konnte bei mir nicht einmal etwas normal verlaufen?
Hallo Leute,
ich hab es endlich geschafft, ein neues Kapitel zu schreiben. Ich hoffe, dass ich es schaffe, die nächsten Kapitel regelmäßiger upzudaten.
Leonie
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