Kapitel 3
In den nächsten Wochen geschah nichts mehr. Es wurden keine Schafe gerissen und es gab auch keine weiteren Toten. Auch meinen unbekannten Helfer hatte ich seit Marias tot vor zwei Wochen nicht mehr gesehen. Ich wusste ja noch nicht einmal seinen Namen. Seufzend wrang ich den Lappen aus und schruppte den Boden weiter. Morgen fing hier das große Erntefest an. Man feierte das Ende der Ernte und dankte für die reiche Ernte. Was in diesem Jahr eigentlich ein Witz war, den die Ernte war alles andere als reich ausgefallen. Trotzdem musste bis morgen hier alles blitzblank sein. Mutter war schon seit zwei Stunden am Bach um Wäsche zu waschen. Gerade holte sie eine neue Ladung. "Wenn du den Boden geschruppt hast kannst du in die Stadt gehen und dir ein neues Kleid kaufen. Vater ist gerade in spendier Laune." Sie lächelte. Trotz der schlechten Ernte war Vater in dein letzten Tagen sehr gut gelaunt gwesen. Was uns wirklich wunderte. Was mich noch mehr wunderte war die Tatsache, dass Mutte mich in die Stadt gehen ließ, obwohl im Haus noch viel zu machen war. Ich krabelte unter den Tisch um darunter putzen zu können.
Eine halbe Stunde später war ich fertig. Ich ging in Marys und meine Kammer, holte die Schatzkiste unter dem Bett hervor, bürstete meine Haare und steckte sie nach hinten zu einem losen Knoten. Dann strich ich mein Kleid klatt und rannte aus dem Haus zum Bach um Mutter Bescheid zu geben. Glücklicherweiße bestand sie nicht drauf, dass ich Mary mitnehmen sollte. So zog ich allein los. Der Weg nach Niema war nicht weit von dem kleinen Dorf. Nach etwa 10 Minuten Fußmarsch sah ich bereits die mächtigen Mauern, die Niema umgab und die Stadt vor Angriffen schützte. Vor den Toren herrschte bereits reger Betrieb. Natürlich wollte jeder noch schnell ein paar Besorgungen für das Erntefest erledigen. Ich schlängelte mich an den Kären und Reitern vorbei und trat durch das Tor dierekt in das Stadtzentrum von Niema. Auch hier herrschte reger Betireb und die Marktfrauen und -männer schrien alle durcheinander. "Frisches Obst, kommt und kauft"; "Frischer Fisch, der heute morgen noch im großen Meer schwamm". Ich war fast ein bisschen benohmen. Natürlich war ich schon öfter in Niema gewesen, aber die Größe der Stadt und ihre Vielfalt erschlug mich jedes Mal aufs Neue. Ich macht mich auf die Suche nach einem Schneider und verließ den Marktplatz. Als ich unter einem Torbogen durchlief entdeckte ich rechts von mir ein Schaufenster mit sehr schönen Kleidern. Der Preis für sie war gerade zu spott Billig, also betrat ich den Laden. Er bestand aus einem Raum, der so groß wie die Wohnstube bei uns zuhause war. Eine älter Frau, die ihre schwarzes, von silbernen Strähnen durchzogenes Haar zu einem langen Zopf geflochten hatte stand hinter der Ladentheke und musterte mich freundlich. "Guten Tag" wünschte ich und war versucht zu kniksen so sehr imponierte mich ihre Erscheinung. "Guten Tag. Was treib ein so schönes Kind wie dich in meinen bescheidenen Laden?" fragte die Frau. "Ich möchte mir gerne ein Kleid kaufen. Und sie schienen mir sehr schön und erschwinglich zu sein" antwortete ich. Die Frau kam hinter ihrere Ladentheke hervor und musterte mich noch einmal. Diesmal sah es so aus, als würde sie meine Größe abschätzen. "Na, dann komm mal mit, mein Kind" ihe dunkelbraunen Augen funkelten und sie führte mich in den hinteren Teil des Ladens. Dort holte sie ein langes, wunderschönes smaragdgrünes Kleid hervor. Es sah edel aus, aber nicht zu edel. Es würde noch meinem Stand entsprechen. Ich bekamm große Augen. "Ist das schön" hauchte ich und strich erfurchtsvoll über den Stoff, der sich sehr weich anfühlte. Viel weicher als mein olles Kleid, dass schon mehr als 3 Winter gesehen hatte. Die Frau lächelte und zeigte mir dabei ihre strahlend weißen Zähne. "Kann ich es einmal anprobieren?" Fragte ich schüchtern.
Später verließ ich glücklich den Laden. Das Kleid hatte wie angegossen gepasst und sehr gut zu meiner hellen Haut, meinen blonden Haaren und wasserblauen Augen gepasst. Ich war sofort verliebt gewesen. Das Kleid war so günstig gewesen, dass ich jetzt sogar noch Geld für einen passenden Haarschmuck übrig hatte. Ich summte vor mich hin, als mich plötzlich jemand am Arm packte.
"Nelly" die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. Ich wirbelte herum. Vor mir stand mein unbekannter Helfer. Seine grünen Augen bohrten sich förmlich in meine. "Hallo" sagte ich schüchtern. Seinen Namen wusste ich ja immer noch nicht. Da viel mir etwas auf. "Woher weißt du wie ich heiße?" "Deine Mutter hat im Wald deinen Namen gerufen." Eine logische Antwort. "Vielleicht wäre es nicht verkehrt wenn du mir verraten würdest, wie dein Name lautete." Ich musterte ihn. Er sah anders aus. Irgendwie dunkler und gefährlicher, was wahrscheinlich auch an den Lederhosen und dem dunklen Mantel lag. Er schien zu überlegen. "Lucian" sagte er schließlich. Ein ungewöhnlicher Name. Aber er passte irgendwie zu ihm. Er nahm mich an der Hand. "Komm" meinte er und zog mich zurück zum Marktplatz. Ich hatte Mühe mit ihm Schritt zu halten. "Nicht so schnell" keuchte ich. Er verlangsamte seine Schritte. "Was macht ein Mädchen ein Tag vor dem Erntefest in der Stadt?" fragte mich Lucian. "Ich habe mir ein Kleid gekauft. Vater hat gerade eine Spendierlaune." Wir kamen an einem Stand mit Haar- und normalem Schmuck vorbei. "Warte mal" sagte ich zu Lucian. "Ich wollte mir noch eine Spange für meine Haare kaufen." Ich blieb stehen. Mein Blick fiel auf eine Kette mit einem kleinen Stein dran. "Die ist ja hübsch." Die Standfrau lächelte und meinte "Das ist ein echter Rubin." Sofort legte ich das Schmuckstück zurück. Das konnte ich mir nicht kaufen. Lucian hielt mir eine Haarspange hin. Kleine Vögel waren in sie eingraviert. "Die ist schön." "10 Gulden" sagte die Frau, als ich mich nach dem Preis erkundigte. Ich nahm sie. Glücklich über meine neuen Sachen hüpfte ich übermütig wie ein Lamm durch die Gasse. Lucian folgte mir grinsend bis sein Grinsen plötzlich aus seinem Gesicht verschwand und er mich ruckartig herumriss und mit dem Rücken gegen eine Hauswand presste. "Wa..." wollte ich protestieren, doch Lucian hielt einen Finger an die Lippen und bedeutete mir still zu sein. Ich gehorchte ihm. Schwere Schritte halten in der gepflasterten Gasse. Soldaten dachte ich. 10 Stück, aber sie schenkten uns keine Beachtung. Für sie wirkten wir zwei wie ein normales Liebespaar. Lucian wartete noch einen Augenblick, ehe er die Hände neben meinem Kopf wegnahm. Trotzdem hielt er sich so dicht vor mir, dass ich den Duft nach Minze war nahm. Er strich mir mit der Hand eine Haarsträhne aus der Stirn. Ehe ich wusste wie mir geschah, hatte er seine Lippen auf meine gepresst und küsste mich zart. "Ich muss gehen" sagte er dich an meinen Lippen, löste sich von mir und verschwand in der nächsten Gasse. Völlig durcheinander lehnte ich mich gegen die Hauswand.
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