Kapitel 11

Seine Hände wanderten meinen Körper hinunter während unsere Zungen sich in einem wilden Tanz vereinten. Enttäuschung durchfloss mich, als er sich von mir löste. "Oh nein, ich werde nicht mit dir hier auf dem Waldboden schlafen. Wenn ich das tue, dann erstens in meinem Bett und zweitens zu einem andern Zeitpunkt." Der Welle der Enttäuschung folgte eine andere, die ich nicht zuordnen konnte. Er würde es also tun. Nur nicht hier. "Na komm, Prinzessin. Gehen wir zurück. Immerhin hast du deiner Mutter gesagt, du kommst vor Sonnenuntergang nach Hause." Wieder fragte ich mich, woher er das schon wieder wusste, doch ich fragte lieber nicht. So wie ich Lucian kannte, würde ich sowieso keine Antwort erhalten. Seite an Seite liefen wir aus dem Wald. "Ich würde dich ja wirklich gerne zu dir nach Hause begleiten. Aber ich muss zurück. Wir sehen uns bald wieder." Mit diesem Versprechen, aber ohne einen kleinen Kuss wie ich enttäuscht feststellte, schwang Lucian sich schwungvoll auf seinen Rappen und trabte in Richtung Schloss davon. Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg zu unserer Hütte. Mutter stand mit sorgenvollem Blick vor der Tür. "Nelly! Ich habe dir doch gesagt, dass du vor Sonnenuntergang hier sein sollst! Und wie siehst du überhaupt aus? Total zerzaust" schimpfte Mutter, anstelle einer Begrüßung. Mist! Mir viel siedend heiß meine hitzige Begegnung mit Lucian im Wald ein. Ich hatte ganz vergessen, dass er seine Hände in meinen Haaren hatte. Ich wurde rot. "Ähm...also...ich...bin an einem tiefhängendem Ast hängen geblieben. Das hat geschmerzt und eine Weile gedauert, bis ich mich endlich befreit hatte. Deshalb bin ich auch ein bisschen spät dran. Tut mir leid, Mutter." Reuevoll sah ich sie an und hoffte, dass sie mir beide Lügen abnahm. Und das mein reuevoller Blick nicht zu viel war. "Menschens Kind, Nelly. Du bist so ein Tollpatsch. Dann komm rein. Wir warten schon seit 10 Minuten mit dem Essen auf dich."

Nach dem ich die dünne Rübensuppe hinuntergewürgt hatte (Ich war gewiss nicht wählerisch, aber dieses Essen hing einem nach 17 Jahren wirklich zu den Ohren raus. Denn das war nun mal unsere Hauptmahlzeit.) , verkroch ich mich in meinem Zimmer und betrachtete das leere Bett in dem Mary immer geschlafen hatte. Inzwischen schaffte ich es, an sie zu denken ohne gleich in Tränen auszusprechen. Ich beugte mich über den Rand meines schmalen Bettes und zog meine kleine Schatztruhe unter ihm hervor. Ich öffnete sie und nahm das zerlesene und vergilbte Buch meiner Großmutter in die Hand. Ich hatte schon lange nicht mehr gelesen und es half mir mich zu entspannen. Nach einigen Minuten merkte ich, wie mir die Augen zu fielen und ich legte das Buch zurück in die Truhe und die Truhe zurück unters Bett. Dann rollte ich mich in meinem Bett zusammen und schloss die Augen. Augenblicklich war ich eingeschlafen.

Der Traum begann relativ harmlos. Ich lag auf einer wunderschönen Blumenwiese. Von irgendwoher hörte ich Wasser plätschern und roch den süßen Duft von Kirschblüten. Alles wirkte durchscheinend und seltsam surreal. Ich erblickte Gestalten, die über die Wiese zu schweben schienen, konnte aber nicht genau sagen was es für Gestalten waren. Dann löste sich eine der Gestalten aus den anderen und kam auf mich zu. Ich erkannte Lucian, aber er sah anders aus. Schöner und weicher. Außerdem stellte ich schockiert fest, dass er nackt war. Ich blickte an mir herunter und stellte fest, dass ich es auch war. Was war das für ein seltsamer Traum? Lucian beugte sich vor, sodass seine Brust meine Brüste streifte. "Komm" raunte er und streckte mir die Hand hin. Ich ergriff sie und er zog mich lachend von der Wiese fort zu einer Lichtung, dort drückte er mich rittlings in das weiche Moos und küsste mich ungestüm. Seine Hände wanderten über meinen Hals, abwärts zu meinen Brüsten. Er liebkoste sie mit seinen Händen, bis ein süßer Schmerz zwischen meine Beine schoss. Ich stöhnte leise auf. Seine Finger wanderten tiefer zu der Süße meiner Weiblichkeit und spielten dort mit meinem empfindsamsten Punkt. Ich bäumte mich unter ihm auf und reckte ihm mein Becken entgegen. Wollte mehr. Plötzlich verdunkelte sich die Umgebung und Lucians Berührungen waren nicht mehr sanft und angenehm, sondern hart und grob. Er rahmte seinen Finger in mich, dass ich vor Schmerzen aufschrie. Das schien ihn anzustacheln. Er drückte mich heftiger in das Moos, das sich unter mir matschig und klebrig anfühlte, während sein Finger unbarmherzig weiter machte. Dann plötzlich waren sie verschwunden und legten sich stattdessen um meine Kehle. Ich spürte eine scharfe Klaue, die sich in mein zartes Fleisch grub. Angstvoll ries ich die Augen auf. Lucian hatte sich verändert. Seine Augen leuchteten Blut rot und sein Gesicht war der reinste Albtraum. Er hatte keine Nase mehr, seinen Lippen bestanden nur noch aus einem Stück verwesendem Fleisch. Namenloses Grauen erfasste mich und ich wollte schreien, mich wehren, schaffte es aber nicht mich aus seinem Griff zu weheren. "Deine Schwester war nur der Anfang um dich zu ködern. Und du bist mir so leichtfertig in die Hände gelaufen. Verliebte Menschen sind so dumm" lachte das Monster, mit einer Stimme, die mir durch Mark und Bein ging. Seine Klauen schlitzten mich langsam auf. Der Schmerz fraß sich durch meinen Körper, wie ein alles verzehrendes Feuer. Ich lag einfach nur da, unfähig mich zu rühren. Dann plötzlich entwich meiner Kehle ein markerschütternder Schrei.

Keuchend, schweißgebadete und unfähig mich zu rühren saß ich aufrecht in meinem Bett und schrie. Am Rande bekam ich mit, wie Mutter in mein Zimmer gestürzt kam. "Nelly!! Nelly, meine Kleine, es ist alles gut, alles gut. Es war nur ein böser Traum." Ich wollte aufwachen, aufhören zu schreien doch es ging nicht. Ein Klatschen und ein scharfes Brenne an meiner Wange brachte mich schließlich wieder zu Besinnung. "Kind, dir tut doch keiner was. Du hast nur geträumt" rief meine Mutter. Ich sah sie ein bisschen verdattert an. "War es so schlimm?" fragte sie sanfter. Ich gab vor, mich nicht mehr daran erinnern zu können. "Na, so wie du geschrien hast, musst es sehr schlimm gewesen sein. Daran musst du dich doch erinnern" bohrte Mutter weiter. Ich schüttelte den Kopf. Wollte nicht darüber sprechen. "Bitte, Mutter, ich weiß es wirklich nicht mehr. Darf ich jetzt weiter schlafen. Ich bin müde." Mutter schaute mich noch ein bisschen Ratlos an, dann zuckte sich mit den Schultern, murmelte irgendetwas von wegen "launische Göre" und verschwand wieder in ihrem und Vaters Zimmer. Sollte sie doch denken was sie wollte. An Schlaf war jedoch wirklich nicht mehr zu denken und so wälzte ich mich für den Rest der Nacht schlaflos im Bett.

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