49 - Die Falle
"Sie sind da!" ertönte Tamaras Stimme leise in ihrem Ohr durch das Headset. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sie konzentrierte sich und dann hörte sie das leise Rascheln von Kleidung, aber keine Schritte. So liefen Vampyre. Für einen Menschen war das Geraschel der Kleidung zu leise aber als Vampyr hörte man es. Sie wandte sich dennoch nicht vom Fenster ab. Stepan blickte in Richtung Tür, während Kyle genau wie sie den Regen beobachtet. Alice und Kyle wurden innerlich ganz ruhig. It's Showtime.
Die Tür flog auf und sie wandte sich ihr zu, so als wäre sie erschrocken. Stepan und Kyle sprangen auf. In der Tür standen vier Vampyre. In der Hand hielt jeder eine Waffe, die auf die Klasse und sie gerichtet waren. Die ganze Klasse schnappte nach Luft, dem Lehrer viel die Kreide aus der Hand, aber niemand achtete darauf wie sie zerbrach. In Stepans Hand sah sie eine Klinge aufblitzen und auch die Vampyre sahen sie.
"Das würd ich an deiner Stelle nicht tun, Alexandr!" sagte der eine "Ihr könnt ja mal ganz langsam einen Blick aus den Fenster werfen." Stepan stand vollkommen still, nickte ihr nur kaum merklich zu. Sie drehte sich sehr langsam um. Sie fühlte Alexandrs Anspannung und Wiederwille ebenso heftig wie ihren eigenen. Eine der Lektionen, die sie sehr früh gelernt hatte, war: Dreh niemals, aber auch wirklich nie deinen Feind den Rücken zu. Trotzdem tat sie es und sah aus dem Fenster. In der Hofmitte sah sie einige Vampyre stehen, die Marvin gepackt hatten, ihm einen Dolch an die Kehle drückten und grinsend zu ihrem Fenster hochsahen.
Kyle sah das Bild in ihren Gedanken und sofort wallten die finsteren Erinnerungen auf, die er versuchte in eine dunkle Kammer zusperren, wo niemand sie fand. Das Gefühl wie der Dolch sich durch seine Kehle schnitt. Wie sein eigenes warmes Blut über seinen Hals rann und sein Shirt durchnässte und das saugen an seiner Kehle. Es kostete ihn enorme Körperbeherrschung um sich nicht zu schütteln. Er verbannte die Erinnerung und konzentrierte sich auf den Vampyr, der nun zu sprechen begann.
"Wenn ihr nicht wollt, das dem Kleinen oder irgendeinen anderem hier etwas passiert" begann er seine Rede "dann solltet ihr ohne zögern genau das machen was wir euch sagen!"
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Alexandr beobachtet das Geschehen ganz genau. Alice, Kyle und Stepan verließen den Raum. Im Gang waren noch mehr Vampyre. Genau in den Augenblick als sie durch die große Eingangstür traten, tauchten Traver, Seoni und Amion neben Marvin, auf. Alice, Kyle und Stepan wurden zu Traver gebracht.
Alexandr ließ sich lautlos von dem Baum fallen. Tamara legte ihm leicht eine Hand auf die Schulter. Der Junge, Alexandr, denk daran.
Er nickte kaum merklich. Neal und Tom glitten durch die Schatten der Bäume und hielten augenblicklich an, als Seonis Blick unruhig umher schweifte. Alice fauchte sie an und erreichte damit Seonis ungeteilte Aufmerksamkeit. Er huschte hinter den nächsten Baum.
"Du elende Schlampe!" Alice konnte es nicht fassen Seonis Gesicht zusehen. Sie hatte sie sofort erkannt. Seoni war die Zofe von ihr, im Leben als Azrael gewesen. Bis sie gemeinsam mit ihrem Bruder Amion auf den Schiff ihres Vaters mitreiste, um ihrer Mutter zu dienen. Das Schiff hatte einen Schiffbruch erlitten und niemand kehrte wieder zurück. Sie waren davon ausgegangen das alle umgekommen waren. Und nun sah sie sie wieder? Warum hatte sie Amion nicht schon ehr erkannt? Hieß das ihr Vater lebte noch? Mühsam riss sie sich zusammen. Darüber konnte sie später nachdenken. "Du verlogenes Biest!" schimpfte sie weiter. "Du hast genau gewusst wer Kyle ist und trotzdem hast du seine Mutter umgebracht." Sie zerrte an den Händen, die sie hielten, kam aber nicht los. Ohne nachzudenken ließ sie Hitze durch ihre Arme strömen, sodass die Vampyre schreiend los ließen. Sofort spürte sie Travers kalte Schwertspitze an ihrem Hals. "Nicht alle sind so unsterblich wie du, Prinschipessa!" verhöhnte er sie. "Halt lieber still und komm mit uns mit oder meinem guten Freund hier," damit deutete er auf den Vampyr der Marvin hielt "rutscht die Hand aus und dann war's das mit dem kleinen Marvin."
Alice fauchte, ließ jedoch zu das man ihr die Hände hinter den Rücken knebelte.
Sie drehte sich kurz zu Stepan und Kyle um. Von drei Vampyren flankiert und einen Dolch an der Kehle, standen beide still und mit grimmiger Miene hinter ihr.
Alice sah wieder zu Traver, dem ihr Blick natürlich nicht entgangen war. "Dank dieser Aktion auf San Sofia werden diesmal beide sterben!"
"Du gottverdammter Hurensohn!" Alice trat nach ihm, doch er wich ihr aus.
"Du bist genauso gottverdammt wie ich." erinnerte er sie und drückte die Spitze seines Schwertes fester gegen ihre Kehle sodass das Blut lief. Ein kleiner Schmerzenslaut entwich ihr. Sie bog ihren Kopf hoch, damit das Schwert ihr nicht noch tiefer in die Kehle schnitt. Als sie das tat, sah sie das die gesamten Schüler und Lehrer sich an die Fenster drängten und erschreckt das Geschehen verfolgten.
"Das reicht Traver!" mischte sich Amion ein, da immer mehr Blut austrat und sie den Kopf immer weiter hinterbog.
"Die kleine Hure hier, kann noch viel mehr aushalten!" Stepan und Kyle knurrten hinter ihr. Sie spürte wie Alexandr in ihren Kopf knurrte und fauchte und das er fast hinter Traver war.
"Traver, es reicht du bringst sie um!"
"Und wenn schon, das kleine Miststück hat nichts anderes verdient!"Immer mehr bohrte sich die kühle Goldspitze in ihre Kehle und sie hätte am liebsten geschrien vor Schmerzen.
"Und wenn schon, das kleine Miststück hat nichts anderes verdient!"
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Alexandr sah nur noch rot. Er spürte ihren Schmerz und sah auch wie das Schwert immer tiefer in ihre Kehle stach. Er gab das Zeichen und sofort stürmten alle los. Er hörte das dumpfe Aufstöhnen der überraschten Vampyre als eine Klinge sie durchbohrte. Ohne nach rechts und nach links zusehen kämpfte er sich durch die kleine Meute der Vampyr bis sein Schwert gegen das von Traver schlug. Er sah ihm direkt in die Augen, für einen Moment sah Alexandr nur das stechende blau. Er sah den Hass, sah die Wut und sah den Wahnsinn. Dann sah er das erkennen, den Schock und die Angst. Traver begriff das er seinem Tod in die Augen sah und Alexandr erfasste grimmige Genugtuung. Traver schlug mit dem Schwert nach Alexandr, doch der war darauf vorbereitet und wehrte den Schlag geschickt ab. Mit schnellen, sicheren Bewegung trieb Alexandr Traver immer weiter zurück. Traver landete einen Treffer an Alexandrs linken Arm. Das Blut floss, doch Alexandr schien die Wunde nicht einmal zu bemerken, unbeirrt zielte er weiterhin mit seinem Schwert auf Traver. Landete einen Treffer nach dem anderen. Am Arm, im Gesicht, an der Hüfte, noch einmal am Arm, an der Schulter... Sein Lächeln erreichte seine Augen nicht und versprach seinem Gegner einzig und allein den Tod. Sein letzter Schlag trennte Travers Kopf vom Rest seines Körpers.
Traver sackte in sich zusammen, schwer atmend ließ Alexandr sein blutiges Schwert sinken und wandte sich langsam um. Alice stand nicht weit von ihm und sah mit aufgerissenen Augen zu ihm. Sie riss an ihren Händen. Neal befreite sie von den Knebeln und sie fasste an ihre Kehle, doch ihre Augen lösten sich nicht von ihm. Langsam ging er auf sie zu und schloss sie in seine starken Arme. Leise schluchzte sie auf, doch er beruhigte sie: "Er ist tot. Traver ist tot. Er kann dir nichts mehr tun." Einen Moment gestattete er es sich einfach sein Gesicht in ihr Haar zu vergraben und den ihr eigenen Duft einzuatmen. Doch sie hielt ihn auf Abstand und betrachtete besorgt sein Gesicht. Mit zittrigen Händen strich sie ihm über die Wange und als sie ihre Finger zurückzog klebte Blut an ihnen. Er selbst tastete die Wunde ab und auch die an seinem Arm überprüfte er als er ihren besorgten Blick folgte. „Das ist nichts, nur ein paar Oberflächliche Kratzer." Beruhigt schmiegte sie sich wieder an ihn.
Alexandr sah auf und begegnete Neals ruhigen, abwartenden Blick. "Seoni und vier andere sind uns entwischt. Amion ..." er deutet hinter Alexandr.
Nur wiederstrebend ließ er Alice los und drehte sich um. Da stand er. Der Gesichtsausdruck zwischen hochmütig und gelangweilt schwankend, von Markus und Zinjo festgehalten schien er geduldig auf seine Verurteilung zu warten. Als auch Alice sich zu ihm umdrehte ließ er sich auf die Knie fallen und beugte leicht den Kopf.
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