38 - Erwacht
Als Alice zu sich kam hörte sie wie Befehle gebrüllt wurden und zuckte vor den lauten Ton zusammen. Und dann bemerkte sie wie sehr ihr Körper schmerzte und keuchte auf. So ziemlich alles an ihren Körper tat weh. Aber am schlimmsten waren ihre Arme und ihr Gesicht. Es tat einfach nur noch weh und sie wollte sich am liebsten wieder in die dunkle Bewusstlosigkeit ziehen lassen. Doch dann fühlte sie eine Berührung im Gesicht. Sie zuckte zurück und stöhnte auf. Ein leichtes rütteln an der Schulter. "Alice, Alice! Kleines, komm zurück zu mir. Wach auf!"
Sie erkannte die Stimme wieder. So vertraut und liebevoll. Instinkttief wollte sie lächeln, doch selbst das konnte sie nicht. Da ihre Lippen unangenehm spannten.
„Alice, verdammt. Schau mich an!" mühsam schlug sie die Augen auf, denn diesen Befehlston vermischt mit Sorge in der Stimme konnte sie sich nicht entziehen. Sie starrte in Alexandrs geliebtes Gesicht. Sie sah wie Alexandrs Stirn sorgenvoll gerunzelt war und sich dann Erleichterung in seinen Blick mischte, als sie seinen festen Blick erwiderte. Er zog sie fest in seine Arme, sie keuchte erstickt, doch ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken und sie schmiegte sich an ihn. Sie fühlte seine Wärme und Stärke.
Und dann kam alles aus ihr raus. Sie fing hemmungslos zu schluchzen an und er strich ihr zärtlich übers Haar und flüsterte beruhigend auf sie ein.
Komm, kleine Schwester, es wird Zeit die Dinge hinter sich zulassen. Alexandr ist hier und ich bin auch noch da. Hier kann dir niemand mehr etwas tun. Mach die Augen auf. Kyle sprach in einen stetigen Strom auf sie ein. Beruhigend, aufmunternd und entspannte die Lage mit seiner Art und seiner vertrauten Anwesenheit. Außerdem müssen wir zwei den Saal hier ganz schön aufgemischt haben. Sieh es dir an. Komm zu mir zurück. Du kannst weinen gar nicht leiden. Die Augen tun einem weh und man bekommt Kopf schmerzen.
Alice hasste es, wenn er wie mit einem Kleinkind mit ihr sprach. Sie hörte auf zu schluchzen und löste sich dann langsam von Alexandr. Er schaute ihr prüfend ins Gesicht und wischte die Tränen vorsichtig weg. "Alles okay?"
"Jetzt wieder!" erwiderte sie mit einem zaghaften Lächeln. Sie sah an sich herab er hatte ihr sein Shirt angezogen. Es war ihr zwar viel zu weit, doch es war warm, roch nach Alexandr und es schütze sie vor neugierigen Blicken. Sie war ihm dafür dankbar.
Alice wollte aufstehen und er half ihr hoch. "Dein Gesicht..." setzte er an und strich ihr leicht über die Wange, doch sie schüttelte einfach den Kopf. "Es würd wieder!" Sie hatte jetzt ihr inneres Gleichgewicht wieder gefunden und konnte auch wieder klar denken. Es ging ihr nun wesentlich besser.
„Haben sie dich ...?" er unterbrach seine Frage, wollte sich diese Möglichkeit gar nicht vorstellen. Doch sie wusste genau was er meinte und schüttelte den Kopf. Sie legte eine Hand an seine Wange und dann stellte sie sich auf die Zehnspitzen und gab ihm einen zaghaften Kuss. „Du musst zu deinen Freunden sie brauchen dich, ich warte auf dich und dann können wir reden!" murmelte sie leise an seinen Lippen, als sie die Blicke der umstehenden Vampyre bemerkte und auch das Blut und die Verletzungen registrierte. Sie wollte gerade wieder etwas sagen, als sie von einem nahezu ohrenbetäubenden Lärm unterbrochen wurde.
"Paul ist da!" hörte sie Tamara über den Lärm des Helikopters hinweg schreien.
Alexandr sah sie an. Es fiel ihm nicht leicht sie jetzt so allein zulassen, doch er musste jetzt nach seinen Freunden schauen und dafür sorgen das die, die verletzt waren versorgt wurden. Alice hatte recht. Er hätte das Ganze auch Tamara und Stepan überlassen können, aber sie alle waren nur hier weil er sie um Hilfe gebeten hatte, dies war er ihnen nun schuldig. "Ich muss mich um meine Freunde kümmern. Kyle bleibt bei dir!"
Sie nickte, sie verstand ihn. Er hauchte einen Kuss auf ihre Stirn und in dem Moment, in dem sich eine starke Hand auf ihre Schulter legte wandte er sich ab. Sie sah ihm nach. Sah zu wie er zu einem auf den bodensitzenden Vampyr ging und ihn gemeinsam mit seinem Bruder hoch hob. Eine andere Frau wahrscheinlich eine Vampyrin die wie eine vierzehnjährige aussah, ging neben ihnen her. Tamara folgte ihnen einen blonden Vampyr den Arm um die Hüfte geschlungen um ihn zu stützen.
"Alice!" auf dieses eine Wort hin wirbelte sie herum und warf sich Kyle in die Arme.
Er zog sie fest in seine Arme, stark, warm und schützend. Und sehr, sehr fest.
Du erstickst mich! Kyle! Nur zögernd lockerte er seine Umarmung.
Kyle musterte sie besorgt. Er wusste genau wie es ihr ging. Er spürte das es ihr psychisch zwar wieder gut ging, sie sich aber immer noch ein wenig wackelig fühlte und er spürte die Schmerzen die ihren ganzen Körper peinigten.
Sie sah Kyle ins Gesicht und sagte dann mit der Andeutung eines Lächelns „Du siehst so Scheiße aus wie ich mich fühle!"
Kyle zog eine Augenbraue hoch und sie beide spürten das schmerzhafte Ziehen und verzogen das Gesicht, was erneute Schmerzen auslöste. „Das Kompliment kann ich nur zurück geben!"
Sie drehte sich in seinen Armen um und lehnte sich an ihnen. Er strich sich ihre Haare aus dem Gesicht die sich in seinen Bartstoppeln verfangen hatten und folgte ihren Blick. Die meisten der Vampyre waren ohne größeren Schaden davon gekommen und hatten nur kleine Kratzer abbekommen, doch einige von ihnen hatten nicht so viel Glück gehabt und wurden nun zum Hubschrauber gebracht um sie dort Not zu versorgen und sie dann nach Hause zufliegen. Natürlich hätte man sie auch translozieren können, aber dies war eine sehr gefährlich Angelegenheit, wenn größer Verletzungen vorhanden waren.
Kyle wollte Alice am liebsten auch verarzten lassen, doch er wusste das sie ihm eher die Augen ausgekratzt hätte, als dies zuzulassen, besonders da alle anderen schwerwiegendere Wunden hatten, die sie sich zugefügten hatten als sie sie retteten. Nein da würde sie nicht mit machen.
Kyle sah wie Neal wieder in die Halle gehumpelt kam, dicht gefolgt von einer wild gestikulierenden Natascha. Er musste sich ein Lachen verkneifen. Die wenigen Monate die er sie nun kannte, hatte er sich mit beiden gut angefreundet und schnell bemerkt das die zwei von einander nicht die Augen lassen konnten. Doch Neal behandelte Natascha wie ein Onkel es bei seiner jugendlichen Nichte getan hätte, anstatt ihnen beiden eine Chance zu geben und so kam es immer wieder zu Stress zwischen ihnen. Wenn die beiden sich dann wieder einmal in den Haaren hatten gingen alle am besten aus dem Weg, sonst wurde man schneller als man denken konnte mit in den Streit einbezogen.
Weg schauen, befahl er Schau ja nicht zu den beiden hin sonst wirst du deinen Leben lang nicht mehr froh.
Alice gehorchte ausnahmsweise einmal ohne zu wiedersprechen, denn auch sie hatte die Situation mit einem Blick erfasst und war nicht bereit sich da mit rein ziehen zulassen. Ihr Blick viel auf die Schweren goldbraunen Wandbehänge. „Ich würd zu gern wissen was dahinter ist!" flüsterte sie und löste sich von Kyle.
„Warum soll da was dahinter sein?" fragte er und folgte ihr.
„Ich weiß nicht, ich hab so ein Gefühl!" und mit diesen Worten zog sie an den schweren, samtenen Wandbehang und wich hastig aus als er mit lauten Krachen und Poltern runter fiel. Kyle hatte sie dicht an sich gepresst und schützend die Arme über Kreuz über ihrer beider Köpfe gehoben.
Als es wieder still war ließ Kyle seine Arme sinken und sah sich um. Sie standen beide in einer riesigen Staubwolke und Alice bekam prompt einen Niesanfall.
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