27 - Gefangen

Sie stöhnte gequält und versuchte ihre Hände runter zunehmen. Ihre Handgelenke brannten. Rasender Schmerz peitschte durch ihre Arme. Sie schlug die Augen auf und fand sich in vollkommener Finsternis wieder. Total irritiert sah sie sich um und sah nichts als Schwärze. Nach ein paar Sekunden viel ihr wieder alles ein. Sie blinzelte ein paar Mal heftig, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Das erste was sie erkennen konnte war eine Wand aus Gitterstäben. Sie sah sich in der gesamten Zelle um. Irgendwie kam ihre das alles so merkwürdig vertraut vor. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und sah zu ihren Händen hoch, die an Ketten fest gemacht worden war, so dass sie sich kaum einen Zentimeter rühren konnte.

Sie stellte sich auf die Zehnspitzen um ihre Arme ein wenig zu entlasten und sah sich erneut um. Diesmal in der Hoffnung irgendetwas zu entdecken was ihr helfen konnte. Doch sie fand nichts, überhaupt nichts. Ihre Zelle war bis auf einen Tisch und einen Stuhl, die beide in der äußersten Ecke standen, leer.

Seufzend ließ sie den Kopf hängen. Das hatte sie nun davon. Sie wusste, dass sie nun hier gefangen war, war allein ihre Schuld. Warum musste sie des Nachts auch allein spazieren gehen? Kein normaler Mensch hätte das getan. Alle wären sie artig im Bett geblieben und hätten auf den Vampyr gehört der sie beschützten wollte. Naja, jeder andere hätte sich wahrscheinlich niemals auf einen Vampyr eingelassen. Aber vielleicht war das ihr Problem? Sie war kein normaler Mensch! Sie war es nie gewesen und nach ein paar Jahren vergeblichen Versuchens normal zu sein, hatte sie es aufgegeben und einfach so hingenommen wie es war. Sie war nicht normal und würde es nie sein, wer damit nicht klar kam... Pech!

Und nun hing sie hier in so einer Zelle. Zum Teufel. Immer musste ihr so ein Schrott passieren. Wut überkam sie. Ohne auf den stechenden Schmerz zu achten zerrte sie an den Ketten um ihren Handgelenk und stemmte sich gegen die Wand. Sie keuchte vor Anstrengung und sackte nach einigen Sekunden zusammen. Sie holte tief Atem, sammelte all ihre Kraft und versuchte es erneut. Nichts passierte, die Verankerung der Ketten wackelte noch nicht einmal. Die Luft ausstoßend ließ sie locker. Außer dass sie nun außer Atem war, hatte es ihr nicht geholfen. Ihre Handgelenke brannten noch mehr und sie hatte sie sich aufgescheuert.

Sie hörte ein Lachen und sah auf. Vor den Gitterstäben stand jemand. Und sie wusste auch wer es war. Denn diese Lachen, voller Wahnsinn, hätte sie überall erkannt, dafür musste sie nicht erst in diese unnatürlich blauen Augen sehen. "Traver!" sie spie das Wort regelrecht wie ein Fluch aus.

"Na, na meine Schöne!" sagte er in einem tadelnden, fast schon väterlichen Tonfall doch in seiner Stimme schwang immer noch ein Lachen mit.

"Fahr zur Hölle!" fauchte sie ihn an, als er die ebenfalls aus Gitterstäben bestehende Tür öffnete.

"Das nehm ich nun aber persönlich!" erwiderte er und schloss die Tür hinter sich, aus seiner Stimme war das Lachen verschwunden und Wut schlich sich hinein. "Du wünscht mich zur Hölle, während du einen Bruder hast der ein gottverdammter Vampyr ist und du vor kurzem noch mit einem anderen Bastard von einem Vampyr geschlafen hast!" Er ohrfeigte sie. Sie zuckte zusammen. Ihre Wange brannte und ihr Hals fühlte sich so an als hätte man ihr sämtliche Sehnen zerrissen. "Sie haben beide schon getötet, genau wie ich!"

Sie sah ihn an. Nicht mit Angst, sondern mit Verachtung. Sie sah in seinen Augen den Wahnsinn. Aber sie zeigte keine Angst. Das war eine Schwäche die, wenn er von ihr wüsste, immer wieder gegen sie verwenden würde.

"Du kleine Schlampe, hast wohl gedacht ich merk es nicht!" fuhr er sie leise an. "Aber da hast du falsch gedacht! Ich rieche ihn an dir. Überall. Dafür muss er sterben. Ich werde ihm das Herz raus reißen. Vor deinen Augen. Ich werde es essen. Du gehörst mir, mir ganz allein!" Er presste seinen Mund auf ihren. Sie versuchte sich gegen ihn zu wehren doch mit ihren gefesselten Händen war sie machtlos. Seine Zunge drang in ihren Mund ein. Und sie schmeckte Alkohol und Fäulnis. Sie war machtlos. Und das sie sich gegen ihn zu wehren versuchte trieb ihn nur noch mehr an. Also hielt sie still, sie ließ es über sich ergehen und irgendwann hörte er auf und trat zurück. "Ich hatte ja gedacht, Alexandr ganz diskret umzubringen, dir zu liebe. Aber ... unter diesen Umständen werden du und er büßen müssen! Und was ich mit deinen Bruder mache, das werden wir ja noch sehen!"

Grauen erfasste sie. Panik. Oh nein! Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Alexandr und Kyle würden versuchen sie hier raus zu holen und wenn sie kamen...? Oh nein. Sie durften nicht hier her kommen. Irgendwie musste sie Kyle eine Nachricht senden. Mit ihren Gedanken. Sie musste sie aufhalten. Sie konnte nicht zu lassen das die beiden wegen ihr starben.

"Heute Nacht werde ich dich an mich binden und dann werde ich über Macht herrschen, an die andere nicht einmal in ihren Träumen zu denken wagen. Die Frauen werden mir zu Füßen liegen, einschließlich dir, und die Vampyre sowie die Menschen werden sich meinen Befehlen beugen!" Er lachte. Wieder dieses kranke wahnsinnige Lachen, das ihr einen Schauer des Grauens über den Rücken laufen ließ.

"Und was hab ich mit der ganzen Sache zu tun?" fragte sie.

Er wirbelte zu ihr herum, schien sie ganz vergessen zu haben. Er sah sie an und dann über kam ihn eine seltsame Ruhe. Der Wahnsinn schien aus seinen Augen zu schwinden und seine Gesichtszüge wurden wieder normal. Nicht mehr diese grausame verzehrte Lachen auf dem Gesicht und er wirkte schön, so wie alle Vampyre die sie bisher kannte.

"Du weißt es nicht?" fragte er fassungslos. "Du weißt es wirklich nicht!" stellte er fest, als sie denn Kopf schüttelte.

Er selbst schüttelte nun ungläubig den Kopf. "Aber du hast doch Simon in einem Eisblock gefangen!"

"Das war ein Zufall!" erwiderte sie. Sie musste ihm ja nicht erzählen das sie das Wasserbändigen konnte. Sie wollte wissen was er über sie wusste. Auch wenn ihr davor graute das er mehr über sie wusste als sie selbst.

Er schien es nicht recht zu glauben, begann jedoch trotzdem zu erzählen: "Vor ungefähr tausendsiebenhundert Jahren war ich noch ein Mensch. Ich war ein Krieger und kämpfte für mein Land. In der entscheidenden Schlacht fiel ich. Frenjon fand mich wie ich jämmerlich von anderen getreten und fast Tod meine letzten Atemzüge tat. Er hatte Hunger. Er war noch ein junger Vampyr, hatte sich bei der gleichen Schlacht wie ich einige starke, für einen Mensch längst tödliche, für einen Vampyr jedoch nur lästige Verletzungen zugezogen und suchte nach Nahrung. Dafür das er mein Blut trank, gab er mir dir Unsterblichkeit. Und auch ein paar anderen!" er zuckte die Schultern vollkommen in der Erinnerung verfangen. "Wir reisten mit einander einige Zeit, immer mehr verließen die Gruppe oder brachten sich selbst um. Es waren viele schwergläubige Männer dabei gewesen, die sich selbst für eines der Monster hielten, die es auf der Welt gab!"

Wenn sie so waren wie du, dachte sie bitter, war es das Beste was sie hatten tun können.

"Frenjon erzählte uns von seinem menschlichen Leben. Er vermisste es sehr. Er war ein König gewesen, hatte eine Frau gehab,t die er über alles liebte, aber die er verloren habe und drei Kinder. Einen Sohn und ein Zwillingspärchen. Azrael und Abbadon!" Er schnaubte kurz doch um Alice begann sich alles zudrehen. Nur aus weiter Ferne hörte sie seine Stimme. "Schon witzig seine Kinder nach den Engel des Todes und der Zerstörung zu nennen, oder..."

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Hallo ihre Lieben,

Ich habe eine ganz wichtige Frage: Gefällt euch meine Geschichte nicht mehr oder warum kommen nur ganz wenige Votes/ Kommentare?

Über eine Antwort würde ich mich riesig freuen.


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