24 - Verhängnisvoller Spaziergang
Alice erwachte aus einen leichten, traumlosen Schlaf. Sie streckte sich und wurde sich erst da bewusst das sie ausgestreckt auf einer muskulösen Brust lag. Unter ihrem Kopf hörte sie einen gleichmäßigen beruhigenden Herzschlag. Starke Arme hatten sich beschützend um sie geschlossen. Es war schön so aufzuwachen, ging es ihr durch den Kopf. In den Armen des Mannes geborgen den man liebte. Einige Minuten blieb sie liegen und genoss es Alexandrs kräftigen Arme um sich zu spüren, dicht an ihn geschmiegt. Bis sie sich der störenden Hose bewusst wurde.
Er hatte sie nicht lieben können, nicht richtig. Er hatte gesagt es war zu gefährlich und sie wusste was er meinte. Sie war ein Mensch oder ein Halbvampyr und er war eben ein Vampyr. Vorsichtig öffnete sie Alexandrs Arme und löste sich von ihm. In ihren Kopf war ein heilloses Chaos ausgebrochen. Sie stand auf und suchte im Halbdunklen ihre Sachen zusammen. Sie wollte ihn nicht munter machen. Während sie sich leise anzog sah sie aus dem Fenster zum Mond hinaus. Kühl und eisig verströmte er sein Licht über die Stadt. Morgen Nacht würde Vollmond sein, das wusste sie Instinktiv. Schon als sie ganz klein war hatte der Mond auf sie eine magnetische Wirkung gehabt, so dass sie oft nächtelang, sehr zum Verdruss ihrer Mutter, auf den Dach ihres Hauses saß. Sie hatte sich oft allein gefühlt, erinnerte sie sich, besonders zu Vollmond. Es war egal ob Lynn mit ihr oben war oder ob sie wirklich allein war. Innerlich war sie leer gewesen. Ihr hatte ein Hälfte der eigenen Seele gefehlt. Aber wer war diese eine Hälfte? Kyle, ihr Zwilling oder Alexandr. Irgendwie waren es beide. Kyle war derjenige des fehlen sie damals gespürt hatte. Aber nachdem sie nun eine Welt mit Alexandr kannte würde es sich ohne ihn genauso anfühlen. Sie brauchte alle beide damit sie sich vollständig fühlte.
Abrupt wandte sie sich von dem Mond ab. Sie hob ihre Schuhe auf, ging noch einmal ans Bett und betrachtete seine geliebten Gesichtszüge. Eine Haarsträhne war ihm in die Stirn gefallen. Behutsam strich sie sie zurück und hauchte einen Kuss auf seine warmen festen Lippen. "Ich liebe dich, Alexandr Drakon" flüsterte sie leise. Als er schlief traute sie sich ihm das zusagen was sie sonst nicht hätte sagen können. Er brummelte irgendetwas, was sie nicht verschwand. "Bis später" sagte sie leise und verließ dann barfuß die Wohnung um in ihre eigene zu gehen, wo Kate sie vorwurfsvoll erwartete. "Tut mir leid, meine Süße!" sagte sie und eilte in ihr Schlafzimmer. Sie sah zu ihrem Bett und sah dann wieder zum Fenster. Sie konnte sich jetzt hinlegen und ewig mit ihren Gedanken quälen, oder sie konnte rausgehen sich ein ruhiges Plätzchen suchen und im Mondschein ihre Gedanken ordnen. Die kühle des Lichts und die Kälte die er verströmte halfen ihr, sie würden sie beruhigen und es würde ihr helfen ihre Gedanken zuordnen. Außerdem hatte sie einmal keinen nervigen Leibwächter. Alexandr und Kyle würden zwar nicht glücklich sein, aber für fünf Minuten Freiheit war sie mittlerweile bereit alles zu tun.
Sie tauschte ihren zerknitterten Rock gegen eine bequeme ausgewaschene Jeans ein und zog über ihr dünnes Shirt ihre schwarze Lieblingsstrickjacke. Dann leinte sie Kate an und verließ das Haus. Langsam und gemächlich ging sie die Straßen entlang, auf Kates Lieblingspark zu.
Ihre Gedanken wanderten zu Alexandr zurück. Dass sie sich in ihm verliebt hatte, stand außer Frage. Wahrscheinlich war sie es schon seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Ihre Gedanken wanderten weiter. Zu dieser Nacht. Zu seinen Berührungen, seinen Drängen, seiner Leidenschaft. Sie hatte sie nicht stillen können. Weil er ein Vampyr war, weil es zu gefährlich war. Sie hatte die eiserne Selbstbeherrschung die er sich auferlegt hatte gespürt, und sein Bedauern. Sie wollte diesen Abstand nicht. Ihre Verletzlichkeit sollte nicht der Grund dafür sein, das er nicht so sein konnte wie er war. Dass er ein Teil seiner selbst zurück hielt. Sie würde ihn Fragen ob er sie wandelte oder Kyle...
Sie schreckte auf. Kate knurrte. Sie knurrte die Schatten hinter ihnen an. Alice sah sich um, ihr Herz schlug schneller. Sie sah nichts. Nur Schatten. Warum zum Teufel war sie alleine los gegangen? Alice wurde ganz anders zumute. Sie hatte gewusst das sie vorsichtig sein sollte da irgendein bekloppter Vampyr etwas von ihr wollte. Sie ließ ihren Blick immer wieder in die Ecke wandern in deren Richtung Kate knurrte. Doch sie konnte beim besten Willen nichts ausmachen. Eilig lief sie mit Kate weiter. Kate drehte sich immer wieder um und knurrte und auch Alice sah sich um, sah jedoch nie etwas. Sie spürte auch keine Bedrohung. Sie waren fast in der Mitte des Parks, an Alice Lieblingsplatz, wo es auch einige Verstecke gab, als Kate sich gegen die Leine stemmte und nun eine wahre Drohgebärde ausstieß. Und dann sah sie ihn. Ein dunkler Schemen der sich aus den Schatten löste. Und auf allen vieren vorsichtig auf sie zu kam. Erleichtert holte Alice tief Atem als sie erkannte, dass es nur ein Hund war. Gottverdammt. Seit diesem einen Vorfall war sie einfach zu schreckhaft. Alexandrs und Kyles Paranoia schien ansteckend zu sein. Doch als sie die Größe des Hundes sah wurde ihr mulmig im Magen. Er kam immer näher. Groß, nahezu riesig, schwarz, gefährlich. Vor ihm ausreißen konnte sie nicht. An seinen Bewegungen, die geschmeidig und fließend waren, sah sie die Kraft. Gegen so einen Hund hatte sie keine Chance, schnelle Läuferin hin oder her. Sie musste Kate beruhigen und konnte nur hoffen, dass er sie in Ruhe lassen würde.
"Still, Kate!" augenblicklich verstummte das Gebell, doch sah der Shizu nach wie vor weiterhin wachsam zu dem anderen Hund.
Als er näher kam, erkannte Alice mehr Einzelheiten. Der Hund war pechschwarz und er war dürr. Zu dürr, wie sie sah. Wenn sie sich nicht irrte war es ein asiatischer Windhund. Bloß was hat solch ein edler Hund mitten in der Nacht ohne Herrchen oder gar Halsband in einem Park zu suchen? Der Hund kam immer näher nun war er nur noch drei Meter von ihr entfernt. Zwei Meter. Sie sah in die schwarzen Augen des Tieres. Große traurige Augen.
Unwillkürlich streckte sie die Hand nach ihm aus, vergessen war die Angst und ließ ihn dran schnuppern. Er kam noch näher und leckte schließlich über ihre Fingerkuppen. Sie strich vorsichtig mit der Hand über sein schwarzes glänzendes Fell. Und er drängte sich näher an sie heran. "Was bist du denn für ein Süßer?" fragte sie, als sie merkte wie zu traulich und liebebedürftig der Hund war. Kate stieß einen Laut aus der fast wie ein Seufzen klang und Alice kraulte auch sie lachend.
Sie genoss die Stille der Nacht und fühlte sich wohl. Ihr Gedanken ordneten sich wie von allein. Und ihre Anspannung wich. Sie hockte sich hin und befahl den Hunden dann "Sitz". Kate kannte das schon sie gehorchte sofort doch der andere Hund nicht. Damon, wie sie beschloss ihn zu nennen, wegen seines schwarzen Fells und den Augen, legte den Kopf schief. "Sitz". Der Kopf neigte sich noch mehr zu Seite, doch dann sah er zu Kate und tat ihr es einfach nach. Sie gab den beiden jeweils ein Leckerli. "Fein gemacht, meine Süßen!" lobte sie und kraulte sie weiter.
Die Hunde sprangen plötzlich auf und keine Sekunde später hörte sie ein Lachen laut und höhnisch. Sie wirbelte herum. An einem Baum gelehnt stand ein Vampyr. Sie erkannte es sofort denn seine Zähne waren viel zu lang. Alice starrte ihn einfach nur aus zu Schlitzen verzogenen Augen an. Sie Begriff sofort das sie in der Falle saß. Abhauen konnte sie nicht. Sie war kein Vampyr und ihm somit von vorn herein körperlich Unterlegen. Die einzige Möglichkeit war ihre Fähigkeit das Wasser zu bändigen, dann hatte sie eine Chance gegen ihn.
Aber was wollte er von ihr? Was hatte sie nur getan? Warum konnten sie denn sie nicht einfach in Ruhe lassen? Und warum war sie alleine los gegangen? Diese Fragen brachten nichts.
Die Hunde hatten sich zu beiden Seiten von ihr aufgestellt und kläfften was das Zeug hielt. Doch das würde ihnen nicht helfen, das wusste sie. Es könnte die Hunde nur noch mehr in Gefahr bringen. Der Vampyr lachte einfach weiter und kam näher. Als er nah genug war erkannte Alice in ihm den Vampyr der das Taxi gefahren hatte. In ihr erstarrte alles. Sein Gesicht verzog sich wurde kalt und dann wogte Hass über seine Gesichtszüge. Er raste auf sie zu und bevor sie regieren konnte flog sie quer durch die Luft. Sie prallte gegen einen Baum. In ihren Kopf und Rücken explodierte ein rasender Schmerz. Sie rutschte den Stamm hinab, die Hunde sprangen den Vampyr an, doch irgendwas war zwischen ihnen und den Vampyr. Eine Mauer. Der Vampyr griff nach ihnen und schleuderte sie ebenso wie Alice durch die Luft. Sie jaulten auf als sie auf den Boden aufschlugen. Eiskalter Zorn erfasste sie. Taumelnd stand sie auf und riss die Hände hoch. Der Schmerz war vergessen. Aus dem Brunnen der nicht weit von ihr entfernt war, ballte sich das Wasser auf wie eine Flutwelle. Höher und höher. Mit fassungslosen schreckgeweiteten Augen sah der Vampyr nach oben. Wie erstarrt, bewegte er sich nicht. Auch nicht als Alice ihre Hände fallen ließ und das Wasser auf ihn niederstürzte. Von der Seite her prallte es eben wie die Hunde gegen eine unsichtbare Mauer doch von oben drang es ein.
Der Vampyr stand in einer Säule voller Wasser. Alice sah wie die Mauer zufallen begann und geistesgegenwärtig sorgte sie dafür das es gefror und der Vampyr drin war. Ihre Knie gaben unter ihr nach und sie sackte in den Matsch, gegen den Baum gelehnt. Sie hörte wieder ein Lachen, spöttischer Applaus. Sie drehte den Kopf und blickte in stechendblaue Augen. Nicht noch einer...
Der Schmerz kam zurück. Nebel zog in ihren Verstand auf und dämpfte ihn gleich wieder. Sie wusste das sie hätte weg laufen sollen, sich wehren oder irgendwas aber sie war müde.
Viel zu müde. Und viel zu schwach.
Alice! Kyles Stimme laut, panisch, nervig. Sie wollte schlafen, konnte er das denn nicht verstehen. Lass mich. Immer näher rückte die Dunkelheit, doch ehe sie vollkommen darin versank, spürte sie einen Stich im Hals. Weit entfernt hörte sie Bellen und ein Fluchen. Dann war alles Schwarz.
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