21/ 22 - Ganz normaler Alltag oder so - Teil 3

Alice seufzte zufrieden. Endlich fertig! Was sie machte? Sie saß an ihren kleinen Küchentisch und hatte ihre Mathehausaufgaben erledigt. Die letzten beiden Mathestunden waren ausgefallen. Die Freude alle die mit ihr in einem Kurs waren, war riesig gewesen, bis ihre Deutschlehrerin die Aufgaben anschrieb die Frau Steglitz ihnen als Ersatz aufbrummte. Nun hatte sie fast drei Stunden dafür gebraucht und hatte somit absolut nichts gut gemacht. Damit war ihr der Unterricht offiziel lieber. Es war nicht so das sie ein Problem mit Mathe hatte. Aber sie hatte eine sehr ausgeprägte Aversion gegen Hausaufgaben und jeglicher Art von zusätzlichen Arbeiten.

Schnell räumte sie ihre Schulsachen weg und schnappte sich dann Kate. Sie musste in einer Stunde zum Training. Vorher wollte sie noch eine kurze Runde mit Kate drehen.

Marvin war nachdem er seine Hausaufgaben gemacht hatte in den Park zu seinen neu gewonnenen Freunden gegangen. Sie wollten gemeinsam Fußballspielen. Kyle war wie er es versprochen hatte bei Madlen und Alexandr hatte sich mit seinen Geschwistern verabredet. So hatte Alice auch mal ein wenig Zeit für sich. Im Gegensatz zu dem gestrigen Tag schien heute die Sonne und offenbarte ihre ganze Kraft. Ein lauer Wind ging, der ihre immer wieder einzelne Strähnen ins Gesicht wehte.

Vollkommen mit sich und ihrer Umwelt im Reinen. Schließlich hatte sie einen wunderbaren Freund, sie hatte ihren Bruder wiedergefunden und fühlte sich dadurch wieder vollständig, sie hatte einen niedlichen kleinen Bruder dazu bekommen und das Wetter war einfach genial. Streckte sie die Arme aus, das Gesicht gen Himmel und drehte sich im Kreis. Sie genoss die warmen Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht und den Duft nach frisch gemähten Gras. Es war ihr egal was irgendwer anderes von ihr denken würde, sollte er sie jetzt sehen. Im Moment war einfach alles perfekt.

So kam es auch nicht das sie das Taxi sah. Sie öffnete erst die Augen als es schon fast zu spät war. Das Auto das sich näherte fuhr viel zu schnell wie sie am Klang hörte. Also riss sie die Augen auf und versuchte im nächsten Moment zurück zuspringen, denn die Tür des Autos öffnete sich und ein Mann sprang hervor und griff nach ihr.

Sie war zu langsam und so bekam er ihr Handgelenk in die Finger. Sie versuchte sich gegen ihn mit den Kampftechniken die sie bei den Selbstverteidigungskurs den sie ihrem Vater zur liebe besucht hatte zu wehren, doch er war ein Vampyr und somit hatte sie als Mischwesen keine Chance.

Er war kurz davor sie in den Wagen zu zehren als ein Auto mit quitschenden Reifen hielt. Das Taxi aus dem der Vampyr kam verschwand ohne den Vampyr oder sie mitzunehmen. Der Vampyr sah erschrocken nach hinten und sackte im nächsten Moment zusammen und begrub sie unter seinem Gewicht. Alice wurde jegliche Luft aus ihren Lungen gepresst. Ächzent versuchte sie den Kolos von sich herunter zu schieben. Erfolglos.

Verdammte Scheiße, Kyle. fauchte sie aufgebracht. Hilf mir! Sie wusste genau das ihr Bruder es war der ihre gerade den Hals gerettet hatte und sie wusste auch das er den Vampyr dafür mit einem geschickten Dolchwurf getötet hatte. Kyle kam sofort zu ihr und zog mit einem kräftigen Ruck den Vampyr von ihr. Erleichtert holte sie tief Luft. "Wie geht es.." setzte er an und streckte ihr die Hand entgegen, doch dann hockte Alexandr neben ihr und musterte sie besorgt. "Alles okay?" fragte er sie und tastete ihren kompletten Körper nach Verletzungen ab.

"Alles okay." bestätigte sie und ließ sich von Kyle und Alexandr hoch helfen. Hinter Alexandr sah sie Stepan und Tamara. Sie standen mit dem Rücken zueinander und starrten hochkronzentiert die Häuser an.

"Was machen sie?" fragte Alice verwirrt und rieb sich über ihren schmerzenden Hintern. Alexandr entging das natürlich nicht. Immer noch musterte er sie besorgt. "Ist wirklich alles gut?" hakte er nach. Alice musste sich schwer zusammen reißen um das sie nicht ihre Augen verdrehte. Das war wirklich eine schlechte Angewohnheit von ihr, wie sie in diesem Moment feststellte.

"Ja, alles okay." sagte sie und bemühte sich nicht genervt zu klingen. Sie hatte die liebevolle Besorgnis aus Alexandrs Stimmer herausgehört. Sie wäre in einer ähnlichen Situation wenn er oder Kyle die Betroffenen wären wahrscheinlich noch viel schlimmer. "Das würd vielleicht der ein oder andere blaue Fleck, aber das hat noch niemanden umgebracht."

"Schlimm genug das er es überhaupt geschafft hat dich anzurühren." knurrte Alexandr nun. Unverhohlene Agression klang nun aus seiner Stimme. Alice legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. "Es ist doch nichts passiert." versuchte sie ihn zu beruhigen obwohl sie selbst dringenst eine Erklärung brauchte um zu verstehen was hier passiert war.

Stepan löste sich aus seiner Starre und kam zu ihnen rüber. "Nichts passiert?" fragte er sie und sah sie mit missbilligenden Blick an. "So etwas hätte überhaupt nicht passieren dürfen." erklärte er. "Du solltest dich besser um sie kümmern." befahl er seinen Bruder und hob die Leiche auf. "Ich kümmere mich um den hier." und mit diesen Worten war er verschwunden. Danach löste auch Tamara sich aus der Starre und kam zu ihnen. Sie strich Alice leicht über die Wange und blickte ihr tief in die Augen.

"Sie hat einen leichten Schock." erklärte sie ihren Bruder dann, als sie die geweiteten Pupillen und etwas zu weit geöffneten Augen bemerkte. Ihre Haut war einen Ticken zu bleich und etwas kalt. "Gebt ihr was warmes zu essen und was zum trinken und erklärt ihr, war hier gelaufen ist." Sie löste sich von Alice und trat einige Schritte zurück. "Um die Menschen hier haben wir uns gekümmert." bemerkte sie und war dann auch verschwunden. Alice sah ihr hinter her. Ihr Gehirn streikte gerade. Das war zu viel und zu schnell in zu kurzer Zeit.

Etwas hilflos sah sie zu Alexandr und zu ihrem Bruder. Alexandr war eine Miliesekunde schneller als Kyle und schloss sie in seine Arme. "Alles gut." murmelte er in ihr Haar. Für einen Moment fragte sie sich ob er damit sie oder sich selbst beruhigen wollte. Doch dann entspannte sie sich und genoss einfach nur noch die tröstende, warme Umarmung. Alexandr hob sie hoch und pfiff einmal nach Kate die sofort angerannt kam zu Kyle sagte er: "Fahr das Auto rein. Und mach irgendwas zu essen fertig."

Kyle verschwand mit einem letzten nachdenklichen Blick zu Alice in Richtung des Autos das er am Straßenrand geparkt hatte. Mit quitschenden Reifen fuhr er davon und wendete auf der Straße. Alice hob kurz den Kopf von Alexandrs Schulter. Das waren keine fünfzig was er fuhr. ALice wäre überrascht gewesen wenn es hundert gewesen wären. Hundertzwanzig, Schatz! korrigierte Kyle sie und seiner Stimme hörte man deutlich die Erleichterung an. Wenn sie wieder an seinem Fahrstil anfing zu meckern dann ging es ihr besser.

Angeber!, erwiederte sie ohne es wirklich ernst zu meinen. Er hätte nie und nimmer so schnell fahren können, wäre die Straße nicht so unbefahren gewesen. Hier parkte lediglich aller eine halbe Stunde ein Auto mal ein oder aus und ein anderes fuhr durch weil es sich verirrt hatte. Es war eine ruhigere Wohngegend.

Alexandr trug sie stillschweigend den gesamten Weg bis zu seiner Wohnung. Normalerweise hätte Alice dagegen protestiert aber sie genoss ganz einfach die Kraft und die ruhige tröstende Wärme. Sein Atem ging nach fast zehn Minuten Fußmarsch immer noch genauso ruhig und gleichmäßig wie zu beginn. Es hatte definitiv seine Vorteile einen Vampyr als Freund zu haben wie sie mit einem kleinen Lächeln auf ihrem Gesicht feststellte.

Alexandr bemerkte es und verlor etwas von seiner angespannten Haltung. Die ganze Zeit zermarrterte ein Gedanke sein Gehirn: Er hätte sie fast verloren. Er hätte sie fast verloren.
Einfach nur weil er selbst nachlässig gewesen war. Er hatte gewusst das Traver irgendetwas von ihr wollte und er war so dumm gewesen und hatte sie trotzdem unbewacht gelassen. Denn Stepan hatte recht, das hier hätte gar nicht passieren dürfen und hätte er auch nur für eine Minute seinen Verstand eingeschalten wäre das auch nicht passiert. Alice hätte jetzt keinen Schock und könnte immer noch unbeschwert aus dem Haus gehen.

Als sie die Tür erreichten wollte Alice das er sie herunterließ. "Nichts da, meine Schöne." knurrte er schon fast. Er wollte sie momentan einfach nicht loslassen. Er war gar nicht dazu in der Lage. Also öffnete er die Tür mit seinen mentalen Fähigkeiten und trat gemeinsam mit Alice hindurch. Kate immer ganz dicht auf den Fersen.

"Das hat ja schon fast was von einer Hochzeit!" witzelte Kyle als er ihnen die nächste Tür aufhielt und Alexandr sie wieder hindurch trug. "Fehlt nur noch das weiße Kleid und der Anzug."

"Du bist manchmal so unromatisch." murrte Alice und sah ihn über Alexandrs Schulter hinweg an.

"Wo bin ich unromatisch?" entrüstete sich nun Kyle. "Ich habe ja schließlich festgestellt das es wie bei diesen furchtbar öden Hochzeiten ist."

"Du hast die Romatik mit deinen Bemerkungen ruiniert." erklärte ihn nun Alexandr, während Alice meinte: "Sage ich doch furchtbar unromantisch."

Kyle gab sich geschlagen. Er schloss die Tür hinter den beiden und bemerkte: "Lieber furchtbar unromantisch als furchtbar kitschig so wie ihr."

Alexandr und Alice waren sich einig denn sie fauchten beide zu gleich: "Wir sind nicht kitschig."

"Und allein das ist schon der bloße Beweis dafür wie schlimm es um euch steht." erwiderte Kyle und stellte vor Alice eine heiße Schokolade ab und vor Alexandr einen Kaffebecher der mit Blut gefüllt war. Aus Rücksicht vor Alice, da Menschen Blut nicht so gerne sahen.

"Okay." begann Alice dann. "Was ist dort gelaufen?" fragte sie als sie die halbe Tasse schon geleert hatte. Sie saß immer noch auf Alexandrs Schoß und lehnte sich nun an ihn. Er strich ihr immer wieder durchs Haar oder berührte ihr Gesicht. Auch Alexandr hatte einen ganz schönenSchock bekommen.

"Das da draußen waren zwei Vampyre von Traver." erklärte ihr Alexandr als er seine Stimme wieder gefunden hatte. "Sie wollten dich holen." Alice nickte, irendwie sowas hatte sie sich schon gedacht. "Und warum ist Traver so interessiert an mir?" fragte sie dann.

"Das wissen wir nicht wirklich." gestand Alexandr ihr ehrlich. "Es gibt eine Prophezeiung, die du damals durchgelesen hast, und wir nehmen an das er euch und vor allem dich deswegen haben möchte."

"Aber das ist doch nur wirres ungenaues Gefasel." meinte Alice und man hörte Wut in ihrer Stimme. Wut darüber das jemand sie wegen so einem Schwachsinn bedrohte. Okay, sie gab ja zu das es nicht völliger Schwachsinn war. Kyle und sie hatten gewisse Fähigkeiten und sie hatten irgendwelche Erinnerungen von längst vergangenen Zeiten. Trotzdem sah sie es nicht ein warum jemand etwas deshalb von ihr wollen sollte. Wenn sie die gesamte Wahrheit über Kyle und sich selbst gekannt hätte, hätte sie diese Frage nie auch nur gestellt.

"In das 'wirre Gefasel' kann man eine ganze Menge hinein interpretieren." bemerkte Alexandr.

Alice nickte. Sie konnte daran jetzt nichts mehr ändern. Sie musste es akzeptieren. "Und warum ward ihr aufeinmal da?"

"Ich war ohne hin auf den Weg zu dir." erklärte Kyle. "Und dann habe ich die ganze Sache mitbekommen und auch gleich Alexandr angerufen."

"Ach so." Das klang logisch. "Und was haben Tamara und Stepan gemacht?"

"Sie haben die Gedanken derjenigen manipuliert die den Vorfall gesehen haben, damit sie sich nicht daran erinnern. Sonst würden wir so einige Schwierigkeiten bekommen." Kyle wollte noch etwas sagen doch auf einmal klingelte Alice Handy. Sie zog es ungeschickt aus ihrer Hosentasche.

"Wo bleibst du?" fragte Saskia.

"Hä?" fragte Alice und bewies damit eine unheimliche Menge an Inteligenz.

"Tanzen! Training! Jetzt! Auto! Einsteigen!"

"Oh verdammt." fluchte Alice als ihr bewusste wurde das sie das Training vollkommen vergessen hatte und sprang von Alexandrs Schoss und lief in Richtung ihrer Wohnung. "Gib mir drei Minuten." bat sie und legte auf.

"Wo willst du hin?" fragte Alexandr sie und folgte ihr.

"Tanzen." antwortete sie knapp und schlug ihm die Schlafzimmertür vor der Nase zu. Alexandr lehnte sich gegen die Tür und kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nase. Alice schien noch nicht wirklich zu begreifen was für Auswirkungen dieser Vorfall heute haben würde.

"Du kannst nicht tanzen gehen." erklärte er ihr dann als sie aus der Tür herausschlüpfte mit neuen Sachen, denn die alten hatten Gras- und Dreckflecken gehabt. Über ihre Schulter trug sie eine schwarze Sporttasche.

"Natürlich kann ich tanzen gehen. Mir geht's soweit gut." behauptete sie. Alexandr wusste das das eine eiskalte Lüge war. Ihre Hände zitterten noch leicht und als sie über den Flur gegangen war hatte sie sich gehetzt umgesehen. Der Schock steckte ihr immer noch in den Knochen.

Lass sie tanzen gehen. meinte Kyle zu ihm. Es ist die perfekte Ablenkung für sie. Sie liebt es und sie kann sich darin fallen lassen, wie in nichts anderes.

Sie braucht Schutz. knurrte Alexandr dem es vollkommen wiederstrebte Alice aus den Augen zu lassen.

Ich werde sie begleiten. Du musst sowieso wieder zu Stepan und Tamara.

Alexandr verzog unwillig das Gesicht. Er ging zu Alice in die Küche. Sie schob sich gerade eine Weintraube in den Mund und schnappte sich ihre Wasserflasche. "Ich bin weg." erklärte sie ihm, hauchte einen Kuss auf seine Wange und wollte ihn einfach stehen lassen. Doch er packte sie an den Schultern und hielt sie auf.

"Einen Moment." befahl er ihr. "Du passt auf dich auf. Kyle begleitet dich und heute Abend sprechen wir noch einmal in aller Ruhe über den Vorfall."

"Muss das sein?" fragte Alice fast wie ein Kleinkind. Sie hatte sich dafür entschieden einfach so zu tun als ob dieser Vorfall nie geschehen wäre. Das Alexandr noch mal mit ihr darüber sprechen wollte und Kyle sie auch noch begleiten sollte vereiltete ihren Plan.

"Ja das muss sein." bestättigte Alexandr und ließ sich von ihren Blick nicht aus der Ruhe bringen, wenn es um ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden ging kannte er kein Erbarmen.

Alice überlegte einen Moment. Sie würde aus der Nummer nicht mehr rauskommen, wurde ihr ziemlich schnell klar. Auch wenn sie das Problem ignorierte hieß das noch lange nicht das es deswegen weg war.

"Okay." erklärte sie sich einverstanden.

"Sehr schön." Alexandr gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und umschlang sie mit seinen Armen. Für ein paar Sekunden ließ Alice sich in die Umarmung fallen, bis ein Auto mehrfach hupte. Seufzend löste sie sich von Alexandr. "Danke." hauchte sie und gab ihm einen letzten Kuss auf die Wange, dann verließ sie ihre Wohnung im Flur traf sie auf ihren Bruder, der geduldig auf sie gewartet hatte.

Auch ihn umarmte sie ein Mal ganz fest. Danke das du mir den Hals gerettet hast.

Immer wieder, mein Engel.

Gemeinsam gingen sie zum Auto. "Er kommt heute mit." erklärte sie ihren Freundinnen. Saskia nickte und Madlen schenkte ihm ein verführerisches Lächeln. Da bahnte sich auf jeden Fall was an.

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