20 - Nichts wie weg!

"MIST!" beiden entfuhr dieser Fluch, während Haut, Haar und Kleidung verblasste. Das war die Gabe, die alle drei Geschwister hatten und die sie regelrecht einzigartig machte, denn keiner der anderen hatte sie und das war auch einer der Gründe weshalb sie so geschätzt waren, weshalb man ihnen eine Auftrag nach den anderen gab. Und weshalb sie so viele Feinde hatten. Aber Stepan beherrschte sie am besten und konnte dies auch über Stunden aufrecht erhalten, während Tamara und er schon nach einer Dreivierteln Stunde mit Kopfschmerzen und alles verzehrenden Blutdurst kämpfen mussten.

Alexandr sprang hoch zur Decke und hielt sich dort an die Vorsprünge der kunstvoll eingravierten Bilder fest, während Stepan auf ein Fenster zu ging und sich daneben stellte.

Alexandr und Stepan waren vollkommen verblasst. Sie waren durchsichtig. Alexandr sah wie Traver und sechs ihm bekannte Vampyre und drei die er heute zum ersten Mal sah rein kamen. Sie erstatteten ihm Bericht.

"....Päckchen abgegeben!" sagte gerade einer. Was für ein Päckchen? fragte sich Alexandr.

"Und hast du irgendwas an ihr feststellen können?" fragte Traver.

Der Vampyr schüttelte den Kopf. "Ich hab mich beeilt, damit sie mich nicht Alexandr beschreiben kann!" gestand er kleinlaut. Alexandr lächelte grimmig. Sie hatten Angst, er lass es aus ihren Gesichtern. Gut. Wenn sie gewusst hätten das er hier war... Er lächelte grimmig. Sie würden alle sterben. Auf die eine oder andere Weise...

Traver fuhr rum. "Es ist total egal ob sie dich dem Volltrottel beschreiben kann oder nicht! Ich schicke nicht umsonst jeden Tag einen anderen." er tobte und eilte mit den anderen zielstrebig durch den Saal. "Alexandr ist diesmal schwer im Nachteil. Er kann nicht auf die Insel! Er weiß ja noch nicht mal wo wir sind! Eh er das herausgefunden hat, hab ich die kleine Hexe schon längst an mich gebunden und dann kann mich niemand mehr aufhalten. Ihren Bruder bringen wir entweder um oder er schließt sich uns an. Das ist mir total egal. Du..." die Stimmen wurden undeutlich als sie Füße auf den Treppen hörten.

"Nichts wie weg, Leute würde ich sagen!" Tamara klang unruhig und sie spürte immer wenn Gefahr nahte.

"Wie lange denkst du haben wir noch?" fragte Alexandr und ließ sich von der Decke fallen und kam in der Hocke auf.

"Weniger als eine Minute!" sagte sie.

"Ich wollte noch in den Keller!" fluchte Stepan.

"Ich würd das nicht tun, wir müssen hier weg!" wiederholte Tamara "Verdammt noch mal, Alexandr, Stepan, tot können wir niemanden mehr helfen!"

"Wir kommen!" Alexandr biss die Zähne zusammen.

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"Wie waren sie?" Fragte Alice Kyle. Sie lehnten beide an einem Stein. Nach dem sie ihre Wasserschlacht völlig durchnässt und in ausgelassener Stimmung mit einem Unentschieden beendet hatten, hatte Kyle sie aus dem Wald geführt. Er hatte sie zu einem gigantischen Stein gebracht, der auf einen kleinen Hügel lag und nun saßen sie beide hier und beobachteten den Sonnenuntergang. Zuerst hatten sie beide geschwiegen bis Alice spürte wohin seine Gedanken wanderten. Er dachte an seine Zeit hier und an seine Eltern.
Kyle antwortete nicht sofort. Er wusste das sie es ihm nicht übel nehmen würde, wenn er gar nicht antwortete, aber er wollte mit ihr reden. Es schmerzte ihn immer noch, wenn er an seine Eltern dachte, aber es waren wundervolle Menschen gewesen. Sie haben es nicht verdient das er sie totschwieg.
"Sie waren wundervoll. Sie haben mich so akzeptiert wie ich bin." Gestand er ihr dann. "Als sie mich adoptierten waren die beide schon fünfunddreißig. Sie haben sich beide unbedingt Kinder gewünscht, aber es klappte nicht. Viele von den Paaren wollten kein seltsames Kind. Das Tattoo auf meinem Rücken schreckte alle ab,... bis auf sie." sprach er nach einer kurzen Pause Weiter. "Die beiden gaben mir eine Chance. Sie gaben mir Liebe, obwohl sie mich nicht kannten. Essen und ein Zuhause. Sie sorgten dafür das ich in die Schule ging und lernte. Sie brachten mir alle möglichen Dinge bei. Und als dann Marvin kam haben sie mich nicht abgeschoben oder so. Ich war noch genauso wichtig wie vorher. Obwohl Marvin ihr leiblicher Sohn war und ich nicht. Sie machten zwischen uns beide keinen Unterschied." Er lächelte als er daran dachte wie er seine Mutter im Krankenhaus besucht hatte und Marvin das erste Mal in den Armen halten durfte. Sein Vater hatte ihm Marvin gegeben und seine Mom erklärte ihm wie er ihn richtig halten sollte. Beide hatten sie unheimlich stolz ausgesehen als sie die beiden so gemeinsam sahen. "Dad hat viel gearbeit. Der Hof hier, das alles hier war sein Leben. Er hat die Tiere geliebt genauso wie die harte Arbeit auf dem Feld. Er hatte ein paar Angestellte und kam mit jedem klar. Er war zwar streng aber gerecht. Ich habe so manchesmal den Kuhstall ausmisten dürfen, weil ich Scheiße gebaut habe." Mitlerweile liefen ihn Tränen über die Wangen. "Ich habe sie enttäuscht. Ich habe so viel Scheiße gebaut, Alice."

"Du hast sie nicht enttäuscht. Sie haben dich geliebt und in deinen Erinnerungen sehe ich genau wie stolz sie auf dich waren. Es gab Tage da waren sie sauer auf dich, weil du halt Mist gebaut hast, aber sie haben es dir immer wieder verziehen und du hast auch so viel getan auf das sie stolz waren. Sie haben wahrscheinlich an ihre eigene Jugend gedacht. Kyle. Jeder baut mal Mist. Entscheidend ist nur wie man hinter her damit umgeht und du hast dafür gerade gestanden. Und auch darauf waren sie stolz." Sie legte den Arm um ihn und zog ihn zu sich, sodass er seinen Kopf auf ihre Schulter legen konnte. "Erzählst du mir auch was von deiner Mom?" fragte sie ihn. Sie hätte zwar jedes Detail aus seinen Gedanken erfahren könne, aber er musste darüber reden um das ganze Verarbeiten zu können.
"Sie war wunderschön. Sie hatte kurze blonde Haar. Strahlend blaue Augen, in denen du jeden Moment die Zuneigung und die Lust am Leben sehen konntest." Für einen Moment sah Alice das Bild einer kräftigeren Frau in ihrem inneren aufblitzen. Sie strahlte eine solche Energie aus. Diesen ganz besonderen Charme den keiner wirklich in Worte fassen kann.
"Sie hat vormittags in einem kleinen Büro in der Nähe gearbeitet und nachmittags hat sie sich dann um Marvin und mich gekümmert. Wir haben dann Dad geholfen, herum gealbert... Sie hat es geliebt zu dekorieren und im Sommer war sie immer am liebsten im Garten. Ihre Lieblingsblumen waren Sonnenblumen und sobald sie Musik hörte konnte sie einfach nicht still sitzen." Er lächelte als er an ihr letztes gemeinsames Lagerfeuer dachte. Er hatte auf der Gitarre gespielt und seine Mutter hatte dazu gesungenen und getanzt. Marvin hatte sich den Mund mit Marshmallows vollgestopft und sein Vater beobachtete glücklich das Schauspiel bis er später mit seiner Frau tanzte.
"Nach und nach habe ich mich immer mehr von ihnen distanziert. Ich weiß nicht genau wann es begann, aber ich hatte irgendwann das Gefühl innerlich tot zu sein..." Alice erinnerte sich nur zu gut daran. Das war der Moment in dem sie beschloss in München ihr Abitur zu beenden, während Kyle zu den Aufreißer schlecht hin mutierte. Alkohol und auch die ein oder andere Droge fanden ihren Weg zu ihm. "Ich hatte das Gefühl sie mit in das Loch, in das ich fiel, reinzuziehen und das war das letzte was ich wollte."
Alice legte ihre Kopf auf seinen und umarmte ihn fester. "Ich weiß. Aber sie haben dich trotzdem geliebt und sie haben auch gewusst das du sie liebst."
Für eine lange Zeit schwiegen beide und beobachteten lediglich das Naturschauspiel, als es Nacht wurde und die ersten Sterne zu erkennen war hauchte Kyle einen Kuss auf Alice Wange. "Danke."

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Sorry meine Lieben, das ich es diese Woche nicht pünktlich geschafft habe. Aber derzeit bin ich in Edinburgh für drei Wochen und dadurch kann es sein das die nächsten zwei Kapitel noch länger auf sich warten lassen. Ich entschuldige mich schon im Voraus, aber ich hoffe ihr habt Verständnis.
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Wie immer würde ich mich über Kommentare und wenn ihr für mein Buch abstimmt freuen.
Bis bald
Laura

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