19 - Wasser & Feuer
Alice blinzelte kurz. Es gab nur eine Möglichkeit...
Sie ging einen Schritt zurück und ließ sich dann fallen. Sie ließ sich hinten über fallen, sah Kyles ungläubiges Gesicht und die Hände die nach ihr greifen wollten. Aber es war zu spät. Sie drehte sich in der Luft und sah mit entsetzten wie die scharfen Steine rasend schnell näher kam. Oh scheiße. Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt zu sterben. Alice hörte ihren eigenen verzweifelten Schrei. Sie kniff fest die Augen zusammen und hoffte inständig das es schnell ginge.
Und dann spürte sie wie mit Wucht Wasser auf ihren nackte Haut knallte und ihrer Kleidung durch tränkte.
Sie wartet darauf die kalten harten Steine zu fühlen. Die Schmerzen.
Aber nichts geschah. Sie schwebte in einer Wolke aus Wasser. Ihr Haar wurde ihr ins Gesicht geschwemmt und dann fühlte sie auf einmal wie die Wasserwolke platze. Ihr Po fiel hart auf den kalten Stein. Doch noch bevor sie "Au" sagen konnte wurde sie von kräftigen Armen an einen breiten Brustkorb gepresst.
"Bist du des Wahnsinns?" fragte sie ein ziemlich wütender Kyle, nachdem er sich vergewissert hatte das ihr nichts verletzt war. Oh ja, das bin ich, dachte sie sich auf seine Frage hin. "Hast du überhaupt eine Ahnung, das du da unten liegen müsstest? Du hättest dir das Genick brechen können! Du wärst auf die Steine gefallen. Mein Gott, Frau! Langsam versteh ich Alexandr! Wenn du...!"
Er schimpfte immer weiter, während sie auf seinen Schoß saß und seine Klamotten völlig durchnässte. Sie ließ ihn einfach schimpfen. Den so ehrlich musste sie sein, er hatte vollkommen recht. Sie bibberte vor Kälte, aber das störte sie nicht im geringsten. Sie hatte es geschafft. Sie war runter gesprungen. Okay, sie gab zu, wahrscheinlich mit einer ihrer dümmsten Ideen überhaupt, aber es hatte geklappt. Kyle hatte ihr den Hals mit Hilfe von Wasserbändigen gerettet. Als sie sich hinten über fallen ließ, hatte sie auf seine Fähigkeiten vertraut. Jetzt im nach hinein war ihr klar, dass, das wirklich richtig dolle hätte schief gehen können doch zum Glück war es das nicht. Sie lebte noch, ihr Herz schlug, zwar immer noch viel zu schnell, aber es schlug und ihr Atem ging auch. Sie holte tief Luft versuchte sich zu beruhigen und wie sie es sonst auch tat, von innen nach außen zu trocken, damit die Eiseskälte verschwand die sie erfasste und ihre Zähne heftig klappern ließ.
Kyle bemerkte es nun auch und sah sie besorgt an. "Hey, ist alles okay?" fragte er und zog ihr Alexandrs klitschnasse Jacke aus und seine eigene an. Sie nickte "Nur ein wenig kalt!"
"Wenn du es mir nicht bei bringen willst hättest du es nur sagen müssen!" sagte er nun ruhig, doch sie hörte und spürte das er verletzt war. "Verdammt! Du hättest sterben können! Du lägest jetzt tot da unten."
"Kyle!" rief sie um seine Aufmerksamkeit zubekommen, denn er redet nun schon mehr mit sich selbst. "Hast du es nicht bemerkt, der einzige Grund warum ich pitschnass bin und noch lebe, obwohl ich da unten eigentlich wie Mus liegen müsste, ist der, das du mich mit einem riesigen Wasserball aufgefangen hast!"
Jetzt endlich hatte sie seine Aufmerksamkeit. Erstarrte sie an. Seine Augen waren vor entsetzten geweitet als er ihre Worte begriff.
Er sprang auf und sie rutschte von seinen Schoß. Er packte sie beim Handgelenk und zog sie hoch. Seine Hand hatte sich so fest um ihren Arm gespannt, das sie Angst hatte er würde ihr den Knochen brechen. Sie keuchte auf vor Schmerz. Doch Kyle beachtete sie gar nicht. Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie richtig und schrie sie an. "Wie zum Teufel konntest du dich nur deswegen hinab stürzen? Du..."
Er tobte. Er fühlte Wut. ... rasende Wut. Und schreckliche Angst. Er hatte solche Angst um sie. Er war wütend auf sie, das sie ihr Leben aus diesen Grund in Gefahr brachte. Und er konnte nichts tun. Er konnte ihr nur folgen und probieren sie da raus zu holen. Wie konnte sie sich nur so in Gefahr bringen? Beißender Qualm stieg ihm in die Nase. So das er husten und stehen bleiben musste. Die Hitze drang von überall auf ihn ein und er fühlte sich wie in einem Feuerkäfig. Schweiz lief ihn über die Stirn, in die Augen und brannte. Er hörte das prasseln des Feuers vor ihm, hinter ihm, unter ihm, über ihn, einfach zu allen Seiten umkreiste es ihn. Er hörte ein Ächzen und ein Krachen und sprang instinktiv vor. Im nächsten Moment hörte er auch schon ein lautes Knallen. Er drehte sich um, genau an der Stelle, wo er eben noch gestanden hatte lag ein schwerer lichterloh brennender Balken. Brennender Putz rieselte von der Decke. Er musste sie so schnell wie möglich finden und sie hier rausbringen. Er drang in ihr Bewusstsein ein und sah mit ihren Augen. Er fühlte die unverbrauchte Energie des Feuers und er fühlte den Wunsch alles zu zerstören. Er fühlte es, weil Sara es fühlte. Sie hatte sich bis ins Wohnzimmer vorgekämpft und sah sich in dem brennenden Zimmer um. Sie hörte das Knistern und Prasseln des Feuers. Das Hauchzen, aufgrund der unerwarteten Freiheit und fühlte die Macht. Sie roch den rauchigen geliebten Geruch und atmete ihn tief ein. Sie ließ ihre Finger über die brennende Wand gleiten und fühlte wie das Feuer an ihren Fingern leckte. Sie liebkoste, wie ein kleiner verspielte Welpe bei seinem Frauchen.
Sie ließ das Feuer ihren Arm höher wandern, zu ihren Hals, ihrem Haar, über ihre Haut, über ihr Gesicht und ihre Kleidung. Es störte sie nicht, es fühlte sich vertraut an. Das Feuer war wie sie, wild und unbändig. Das Feuer war sie. So herrlich,...so vertraut.
Sie hörte einen Schrei. Den Schrei eines kleinen Kindes. Sie schüttelte sich und nahm die Hand von der Wand. Das Feuer brannte noch immer auf sie, doch das nahm sie nicht mehr zur Kenntnis. Sie durfte nicht vergessen warum sie hier war. Zielstrebig schritt sie auf die nächste Tür zu, aus der die verzweifelten Schreie drangen. Die Flammen, die an den Türrahmen züngelten, schienen sich vor ihr zu verneigen. Liebkosend strich sie kurz durch die Flammen und fühlte ihr wohlwollen. Sie ging durch die Tür und sah nun mit entsetzten, dass das Kleinkindergatter brannte. Sie wusste das niemand so war wie sie. Selbst ihr Bruder mit dem sie so viele Gemeinsamkeiten verbanden und mit dem sie alles teilte, selbst er war nicht so wie sie. Sie hatte immer probiert diese Seite an sich zu verbergen, sie zu kontrollieren, doch nachdem was jetzt passierte würde Markus auch das wissen. Und dann würde er sie hassen. Ein Stich durchfuhr sie bei den Gedanken daran. Schmerzhaft bohrte er sich in ihre Brust und raubte ihr fast den Atem. Aber das war jetzt egal, sie musste das kleine Mädchen retten, das verzweifelt um ihr Leben schrie. Als es sie sah hörte es auf zuschreien und sah sie verwundert an. Die Flammen um sie herum waren vergessen. Sie starrte auf die Frau, die vor ihr stand und auf der das Feuer zügellos züngelte ohne das es sie störte. Sie war unglaublich schön und obwohl sie die Macht der Frau und die Wildheit hinter der ruhigen Fassade spürte, wusste sie das sie total nett war und ihr nichts tun würde. Sie würde ihr helfen.
Die Frau sah sich um, ließ ihren Blick über das Feuer streifen und dann verschwand es, zog sich zurück. Weg von ihrem Gefängnis und auch weg von der Haut und den Haaren der Frau, runter von ihrer Kleidung.
Sara kniete sich vor der Kleinen nieder und sah in intelligente Augen. "Ich tue dir nichts, ich will dir helfen!" sprach sie mit leiser Stimme das Mädchen an. "Wie heißt du?"
Das Mädchen sah ihr genau in die Augen. Sie hatte seltsame Augen. Golden mit grünen Sprenkeln. "Maggie!" antwortete sie.
"Also gut Maggie, ich heb dich jetzt hoch und du legst mir die Arme um den Hals und hältst dich gut bei mir fest. Das Gesicht presst du an meine Schulter!"
Maggie nickte und streckte dann die Hände raus. Sie konnte es gar nicht erwarten aus diesen Raum raus zukommen. Sie wollte zu ihren Papa und zugleich wollte sie viel mehr über die Frau wissen. Deshalb fragte sie nach ihren Namen, als sie hochgehoben wurde und nach einem kurzen Zögern antwortete sie. "Ich heiße Sara!"
"Das ist ein toller Name!"
"Nicht so toll wie Maggie!" sagte sie und presste den Kopf des Kindes an ihre Schulter, damit es nicht sah wie sie aus der Wohnung zum Treppenhaus rannte und über das Treppengeländer sprang und sich die fünf Stockwerke in die Tiefe stürzte. Sie landete in der Hocke in einen Feuerkreis. Als sie aufsah sah sie Markus, er war von allen Seiten umzingelt. Das Feuer züngelte nach ihn und leckte sich gierig seinen Weg auf Markus zu. Sie stieß ein wütendes Zischen aus.
Das Feuer ließ sofort von ihm ab. Er sah auf in ihre feuerroten Augen und sah wie sie blass wurde. Sie war unsicher, sie hatte Angst. Angst vor seinem Urteil. Er bemerkte auch wie das Feuer wieder um ihn herum zu schleichen begann. Jederzeit bereit sich auf ihn zustürzen, um sie zu verteidigen. Er fühlte ihre Angst und schüttelte den Kopf. "Ich könnte dich nie hassen!"
Sie sah ihn mit Unglauben an und erst dann sickerten die Worte bei ihr durch. Dankbar und voller Liebe lächelte sie ihn an und er fühlte selbst wie sich auf seinen Gesicht das gleiche Lächeln ausbreitete. Er hörte ein weiteres Knacken und Krachen und dann sah er wie ein Teil des Treppengeländers auf sie zu kam. Sara reagierte blitzschnell. Sie machte eine Handbewegung und dann rasten Feuerdrachen auf das Stück zu und ließen es zu Asche verfallen. Die Asche rieselte feinem Staub gleich, auf sie nieder. Hastig gab Sara ihm Maggie. "Schaff sie hier raus und bleib draußen! Vertrau mir, bitte!"
Ohne auf seine Antwort zu warten schwang sie sich über das Geländer und er sah wie das Feuer sich auf sie stürzte und wieder auf sie zu tanzen begann. Sie rannte die Treppen hoch und verschwand aus seinen Gesichtsfeld. Wieder hörte er ein Krachen und stürzte gemeinsam mit Maggie aus den Flur raus in die Nacht.
Mehrere Leute kamen ihm entgegen gerannt. Sah ihn erstaunt und mit Erleichterung in den Augen an. Ein Mann schrie vor Freude auf, als er das Mädchen in seinen Armen sah. "Ist in dem Haus noch jemand drin?" fragte ihn ein anderer. Er sah zu den lichterloh brennenden Gebäude, sah wie einer der Fensterrahmen brennend hinab fiel und gleich darauf mehrere Leute Wasser darauf spritzten damit das Feuer nicht übergriff. Dies war ihre einzige Sorge, mehr konnten sie nicht mehr für das Haus tun.
Er wandte sich ab und schüttelte den Kopf. "Nein, nur noch der Feuerteufel." Mein Feuerteufel!
Er sah in leuchtend grüne Augen die ihn besorgt und ängstlich ansahen. "Kyle, es tut mir leid! Ich wollte dich wirklich nicht verärgern! Ich ... Damals als ich es richtig mitkriegte was ich konnte, gab es einen Unfall. Ich und Lynn waren wie jeden Sommer in einen Steinbruch baden.!" erzählte sie und erinnerte sich ganz genau an diesen Tag. Sie wandte sich ab und ließ ihren Blick über das um Steine fließende Wasser gleiten. Sie erinnerte sich an jede Einzelheit. Es war brütend heiß. Sie waren nicht ganz fünf Jahre, ihre Mutter hat ihnen erlaubt mit ein paar Freundinnen mit zu gehen und verließ sich darauf das die andere Mutter auf sie aufpasste. "Wir waren zusammen mit ein paar Freundinnen und spielten verstecken. Ich und Lynn wollten uns ganz oben am Steinbruch verstecken, da standen nur ein paar Bäume und Büsche die Aussicht war super und wir konnten alles ganz gut beobachten. Lynn kam zu nah an den Abgrund wo die Felswand zwanzig Meter senkrecht abging. Sie rutschte aus. Ich rannte zu ihr, wollte sie packen, aber ich war zu langsam. Sie fiel. Und sie schrie entsetzlich laut. Irgendwie, ich weiß nicht, das Wasser flog Lynn entgegen und steckte sie genau wie ich vorhin in einer Wasserwolke. Erst begriffen wir nicht was geschehen war. Am nächsten Tag und den Wochen darauf passierten immer wieder undenkbare Dinge. Wenn wir starke Gefühle haben oder wir uns nicht unter Kontrolle haben, kann es immer wieder passieren das Rollleitungen platzen, Waschbecken überlaufen, die Sprinkleranlage angeht und sowas. In den Wochen danach passierte mir sowas dauernd. Und dann begriff ich was ich konnte." Sie versuchte ihm zu erklären wieso sie es getan hatte. "Ich wusste nicht wie ich es dir sonst erklären konnte, als das passiert war, konnte ich es einfach! Als wäre eine hinderliche Barriere wie weg geräumt! Und das gleiche wollte ich bei dir machen!"
Kyle sah sie an. Sie hatte es nicht mitbekommen. Sie hatte es nicht gesehen. Was auch immer es hieß, er würde es vorerst dabei belassen! Er ließ ihre Schultern los!
"Dir ist ja nichts passiert!" sagte Kyle beschwichtigend, um sich nicht an merken zulassen das er verwirrt war. Wie konnte es sein das sie es nicht ebenso wie er gesehen hatte? "Aber noch einmal machst du sowas nicht! Sonst sperr ich dich persönlich in ein Zimmer ohne Fenster und werf den Schlüssel weg."
Sie schüttelte den Kopf. Froh das er nicht mehr sauer auf sie war.
"Zeigst du mir nun die ... Feinheiten?" fragte Kyle und zog sie an der Hand damit sie ihm einen Pfad nach unten folgte.
"Konzentrier dich auf irgendwas" sagte sie ", zum Beispiel Wasserblasen aufsteigen zulassen!"
"Ich weiß was viel besseres!" wiedersprach er und dann wurde sie von einem Wasserstrahl umgehauen.
"Oh, du!" sagte sie total überrascht "Na warte!" Über Kyles Kopf platzte eine riesige Wasserblase.
"Das kannst du doch besser!" forderte Kyle sie lachend heraus.
"Darauf kannst du dich verlassen!" erwiderte sie lachend und stieß ihn mit voller Wucht ins Wasser, doch er fasste sie am Handgelenk und lachend tauchten sie gemeinsam ins feuchte Nass unter.
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