11 - Vorherbestimmt?

"Und?" fragte Alexandr, als er sein eigenes Büro betrat. Tamara saß auf seinen Schreibtischstuhl und Stepan stand dahinter und beugte sich gerade eben vor. Keiner der beiden sah auf, als er das Zimmer betrat. Sie hatten seine Anwesenheit schon in dem Moment gespürt als er auf seinem Anwesen in Marseille ankam.

"Sowie es aussieht hattest du Recht!" teilte Tamara ihm mit. Ihre Stimme war abgelenkt und ihre Hände blätterten unruhig den Ordner durch der vor ihr lag. Auch Stepan achtete nicht weiter auf ihn. Dafür war Alexandr im Moment dankbar, da er das Gefühl hatte man könnte ihm jede einzelne seiner Emotionen die er füllte ihm Gesicht ablesen.

Er hatte es vermutet. In seinen Inneren hatte er gewusst, dass es so war. Trotzdem hatte er gehofft das er sich irrte. Nur ein gottverdammtes Mal wollte er falsch liegen. Ihm wurde heiß und kalt bei dem Gedanken, das sie in Gefahr war. Das er und Kyle, sie direkt zu ihr geführt hatten.

"Alexandr," forderte Tamara ihn auf, "gib mir den Ordner von 1935 und dann noch den von 1869."

Er zog die Ordner aus dem Regal und reichte sie seiner Schwester. Eifrig blätterte sie in ihnen, bis sie die Richtigen Seiten fand. Er stellte sich wie sein Bruder schräg hinter sie und sah ihr über die Schulter, während sie nun in den nächsten Ordner suchte.

"Seht ihr das hier?" fragte sie und zeigte auf eine Stelle in einem Bericht. Sie wartete gar nicht auf eine Antwort sonder las vor: "Die Opfer weisen weder Bissverletzungen, noch andere Körperliche Schäden auf. Jedoch wurden ihre Leichen blutarm Vorgefunden und es ist davon auszugehen, dass sie zur Beseitigung von Spuren und zur Legung falscher Fährten in den Fluss geworfen wurden. Palaberpalaber.... Der Verdacht liegt bei Traver Siter, Amion Dorente und Seoni Dorente, sowie weitere ...palaberpalaber. Das war 1869 in Frankreich, Paris. Erinnert ihr euch?" Jetzt schaute sie erst auf. "Damals sollte Alexandr den Fall bearbeiten, aber er saß ja noch in Moskau fest wegen Lev Lewi und dir ging es so schlecht, Stepan, das du Wochen nicht ansprechbar warst. Also hab ich das gemacht, mit Sergej. Ich bin mir hundertprozentig sicher das es Traver, Amion und Seoni waren, aber die Beweise waren zu ungenau..." sie seufzte so als würde es sie bis heute noch quälen, dass sie die Opfer von damals nicht rächen konnte.
Sie zog den anderen Ordner heran. "Hier in diesen Bericht seht ihr, so ziemlich das gleiche. Keine Verletzungen erkennbar, durch Blutverlust schon tot bevor sie in den Fluss geworfen wurden.... unsere Hauptverdächtigen Traver und Seoni. Amion war auszuschließen da mehrmals zuverlässige Augenzeugen ihn in Indonesien gesehen haben sollen. Auch diesmal geschahen diese Morde in Paris."

Alexandr und Stepan schwiegen. Sie warteten darauf das Tamara weitersprach.

"Sie haben wieder dich haben wollen Alexandr. Und auch diesmal haben sie nach dir gefragt Alexandr. Warum? Wie viel haben Kleopatra und ihr Gefolge damit zu tun? Aber das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit." Sie schwieg kurz. "Die Opfer gehörten alle ein und dergleichen Gesellschaftsklasse an."

"Sie wollten immer mich haben. Warum?" fragte Alexandr sich laut.

"Weil sie annahmen das du damals zu den Ball gegangen bist! Sie werden gedacht haben das du sie erkennst, das du sie zu ihr führen könnt." antwortete Stepan. "Ich habe die Prinzessin damals getroffen und sie werden denken das du das warst."

"Die Prinzessin?" irritiert sah Alexandr zu seiner Schwester die bestätigten nickte, während sie weiter in den Ordnern blätterte.

"Ich nehme an das Kyle und ..."

"Alice." knurrte Alexandr, als Stepan der Name nicht einfiel.

"Und Alice, die Wiedergeburten von dem Prinz und der Prinzessin von SanSofia sind. Ich habe sie auf einen Ball kennengelernt den ich unter deinem Namen besuchte. Sie sehen immer noch so aus wie früher."

"Warum hast du das nicht gleich gesagt?" fragte Alexandr aufgebracht.

"Weil ich mir nicht sicher war. Es ist ja nicht das erste Mal das wir jemanden Kennenlernen der aussieht wie jemand aus der Vergangenheit, aber überhaupt nichts mit der Person gemeinsam hat." verteidigte sich Stepan "Kyle hat einfach die Selbstsicherheit, die Arroganz, dieses Wissen im Blick, die Geschmeidigkeit gefehlt. Er ist wie eine andere Person gewesen. Viel zu sehr in sich gekehrt. Hast du es nicht gemerkt? Er hat sich heute Abend schon ganz anderes Verhalten. Er wird wieder ganz der Alte werden. Und Alice ... Glaub mir Bruder wenn ich dir sage das sie eine Klasse für sich ist. Bei ihrem Volk erfreuten die beiden sich großer Beliebtheit. Jeden den ich damals befragte erzählte mir von ihrer Treue, ihrer Stärke und ihren Mut. Ihre Unerschütterlichkeit. Ich konnte niemanden finden der wirklich etwas gegen sie hatte. Aber man erzählte sich auch das sie wenig von Sitten hielten und ihre moralischen Vorstellung passten anscheinend auch nicht immer ins Bild."

"Was soll das schon wieder heißen?" fragte Alexandr unwirsch.

"Man munkelte die Zwillinge gingen miteinander ins Bett und unter anderem war auch von Hochzeit die Rede. Es sei so vorher Bestimmt. In jeden zweiten Satz den sie sprachen kam es vor: Vorher bestimmt. Ich weiß bis heute nicht was es genau damit auf sich hat. Um ehrlich zu sein, bin ich seit dem ich sie traf, bis heute hin, immer noch nicht schlauer, was sie betrifft."

Alexandr biss die Zähne zusammen. Seine Gedanken beschäftigten sich noch mit Stepan's ersten Satz. Er konnte einfach nicht glauben das sie miteinander ins Bett gingen.

"Aber warum sollte Alexandr auf Alice treffen ? Ich würde ja nun wirklich fast drauf wetten, dass sie 1869 und 1935 in Paris gelebt haben oder jeden falls eine ihrer Wiedergeburten. Also warum wollten sie das du und Alice, dass Ihr euch begegnet? Das ergibt keinen Sinn. Wenn Traver an ihr interessiert ist. Theoretisch hätte Traver persönlich doch einfach nur mit ihr flirten müssen oder weiß der Geier was. Aber das wär doch nicht das Problem gewesen. Warum die Morde und der Umweg über dich Alexandr? Wenn er Alice will, dann hat er sich, mit dir, doch nur ein zusätzliches Problem auf den Hals geladen. Ich glaub hier spielen nicht nur wir und Traver, hier ist auch noch eine dritte Person die im Hintergrund die Fäden zieht."

"Und wer?"

"Was ist mit Kleopatra?" fragte Tamara und sah Alexandr direkt in die Augen, ohne ihn wirklich zusehen. Da sie im Geiste jedes einzelne Gesicht durch ging.

"Und was hätte sie davon?" warf Stepan ein.

"Die Frage ist nicht nur die was sie davon hätte, sonder auch was Traver und Amion von Alice wollen?"

Alle drei starrten sie vor sich hin, aber keiner fand die Antwort auf nur eine dieser vielen Fragen.

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