Kapitel 94: Rätsel
„Na los... seit wann sind Sie so schüchtern?", sie wollte ihn aus der Reserve locken.
Er setzte den typischen Snape Blick auf und ging auf sie zu, stellte die Musik an, Hermine sah ihn anklagend an.
„Haben Sie nichts besseres?", fragte sie und verzog den Mund zu einer Schnute.
„Was gefällt Ihnen daran nicht?", wollte er fast schon beleidigt wissen.
„Es ist... ein wenig... ruhig..", sie wollte erst langweilig sagen, aber das hätte ihn wahrscheinlich noch mehr gekränkt.
Er lief an ihr vorbei, ließ sie im Raum stehen, sie sah zum Kamin und zur Decke und wartete auf die Musik.
Mit ertönen der Melodie lagen plötzlich seine Hände an ihren Schultern und strichen an ihren Armen entlang.
Hermine kannte die Melodie, die elektrisierenden Töne eines Tangos. Sie schloss die Augen und biss sich auf die Lippe.
Er nahm ihre Hand, die andere lag an ihrer Hüfte, dann drehte er sie ruckartig zu sich um, sein Blick sprühte vor Verlangen, Hermine bekam eine Gänsehaut.
Er legte ihr die Hand wieder an den Rücken und zog sie nah zu sich, die Führhand war auf ihrer Kopfhöhe, ihre Hand lag auf seiner Schulter.
Dann bewegte er sich rhythmisch zum Takt, er übernahm natürlich die Führung und auch wenn Hermine die genauen Schritte nicht konnte, er war ein wirklich talentierter Tänzer mit einer ungeahnten Leidenschaft, er vollführte Figuren mit ihr, drehte sie auf der Stelle und zu sich ein, sie spürte seinen Oberkörper in ihrem Rücken und sein Gesicht nah an ihrem Hals, sie ließ seine Hände los, schritt lasziv um ihn herum, ihre Hand strich über seinen Bauch, zu seinem unteren Rücken und wieder zum Bauch, er griff nach ihr, legte eine Hand an ihren Nacken, die andere an ihre Hüfte und beugte sie zum Boden hin.
Passend zum Schlusstakt stellte er sie wieder gerade hin, nahm ihre Hand, gab ihr einen Handkuss und verbeugte sich vor ihr.
Hermine war hin und weg und lächelte ihn glücklich an.
„So wie Sie gucken wollen Sie nochmal tanzen...", stellte er fest, sie lachte und nickte.
Dieses Mal war die Musik ruhiger, was ihr nach dem aufregenden Tango auch recht war, sie stellte sich nah zu ihm, er legte ihr wieder die Hand auf den Rücken, die Führhand mit ihrer Hand lag an seiner Brust, ihre andere lag wieder auf seiner Schulter.
„Wo haben Sie gelernt so zu tanzen?", fragte sie beeindruckt.
„Glauben Sie ich habe keine sozialen Kontakte und lebe nur in den Kerkern?", gab er belustigt zurück.
„So war es nicht gemeint...", meinte sie kleinlaut und errötete leicht.
„Sie müssen nicht immer alles wissen", sagte er leise mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
Hermine legte langsam ihre Wange an seine Brust und schloss die Augen, er sah mit einem schiefen Lächeln auf sie und schüttelte dann den Kopf, tanzte weiter.
„Was mache ich nur mit Ihnen?", fragte er nach einer Weile und sah gedankenversunken auf einen Punkt im Raum.
Sie sah auf, zog damit seinen Blick auf sich, er musterte ihr Gesicht, sie sah eher ängstlich aus.
Er ließ sie sich drehen, lächelte sie leicht an und zog sie wieder zu sich.
Hermine ließ seine Hände los und stand einfach vor ihm, ihre Augen flogen über sein Gesicht, dann ging sie einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn.
Snape versuchte ihr Gesicht zu sehen, irgendwie wirkte sie bedrückt. Er seufzte leise auf, legte die Arme um sie und strich behutsam über ihren Rücken, bis rauf zu ihrem Nacken.
Das Lied endete und ein langsames, melancholisches Instrumental füllte den Raum aus. Es drang in beide ein und legte sich um sie, füllte ihre Herzen weiter mit Wehmut und bittersüßer Traurigkeit.
Er atmete tief ein und aus, sie spürte die Bewegung seines Brustkorbs und sah ihn an, beide blieben an Ort und Stelle stehen und blickten sich in die Augen. Snape legte ihr die Hände langsam an den Nacken, strich über ihre Wangen, presste die Kiefer aufeinander. Sein Blick sagte mehr als tausend Worte und doch stand Hermine vor einem Rätsel.
Müde und abgeschlagen ließ er sie los, entfernte sich langsam von ihr und ging zur Couch, ließ sich auf sie fallen, sah zur Decke und legte eine Hand über seinen Kopf, die Außenseite auf die Stirn.
Hermine sah ihm nach, folgte ihm langsam, sie kniete sich in die Couch und ließ sich vorsichtig neben ihn sinken, er sah sie nur an, konnte nichts sagen.
Sie kuschelte sich nah an ihn, das Gesicht an seinem Hals, ihre Stirn an seiner Wange, die Hand scheu über seinen Bauch gelegt.
Ein keiner Schauer flog von der einen Seite seines Körpers zur anderen. Seine rechte Hand lag immer noch auf seiner Stirn, mit der anderen streichelte er ihren Arm, der sich weiter um ihn geschoben hatte.
Hermine konnte sich nicht länger gegen die aufkommende Müdigkeit wehren, die sanfte Musik, die sanfteren Berührungen von Snape zogen sie langsam ins Schlummerland, in das sie jetzt gerade nur zu gerne reiste. Sie fühlte sich sicher in den sonst so dunklen Kerkern, wusste sie doch, dass er bei ihr war. Seine Wärme taten ihr Übriges und nach einer kurzen Zeit hörte und spürte er tiefe regelmäßige Atemzüge von ihr.
Er seufzte ein wenig und sah nach oben, sie sollte doch nicht hier schlafen...., schallt seine innere Stimme ihn, sie sieht einfach aus wie ein Engel wenn sie schläft, obwohl ihr der Teufel im Genick sitzt...
Er war so in Gedanken an diese junge Frau vertieft, dass er gar nicht bemerkte, dass Albus sich in seine Räume appariert hatte.
Der Schulleiter stand am Schreibtisch, setzte sich leicht auf das Holz und musterte die Szene.
„Sie hat etwas an sich, was eure Mauern zum Einstürzen bringt...", stellte Dumbledore leise fest, er war fasziniert davon, was Hermine mit Severus anstellen konnte, zu was sie ihn bewegen konnte, ganz ohne Magie.
„Unsere?", fragte Severus, er hatte nach einer Weile gespürt, dass Albus in seinen Räumen war.
„Sirius war ebenso machtlos...", der alte Mann schmunzelte leicht, stand auf und stellte sich neben die Couch.
Sein Blick flog über Hermine, er strich ihr väterlich über den Kopf, sie kuschelte sich weiter an Severus, dieser sah zu seinem Mentor.
„Keine Rüge? Keine Abmahnung?, fragte er leise.
„Ich würde vorschlagen... das bleibt in diesen Räumen. Riskier nicht deine Anstellung Severus. Das Nachsitzen sollte so langsam ein Ende finden.", sagte er und sah über seine Brille, „Ich kann bei vielen Sachen ein Auge zudrücken... aber sollte ich mitbekommen, dass irgendetwas gegen ihren Willen passiert", er wollte schon protestieren, aber Dumbledore hob eine Hand, „oder... Minerva davon durch irgendwen in Kenntnis gesetzt wird... du kennst die Regeln, Severus. Du weißt, was dann passiert.", sagte er leise aber durchaus bestimmt. Severus nickte.
Dumbledore sah gedankenversunken auf Hermine, „sag ihr nichts von dem was dich bedrückt, ich weiß, dass man in solchen Verbindungen gerne mal Sorgen und Ängste austauscht... aber sie hat schon genug Sorgen gehabt, sie soll sich nicht auch noch um dich sorgen... und um all das, was noch kommt...", er sah gütig zu Severus, dieser nahm die Hand von seiner Stirn und legte sie auf ihren Rücken.
„Sie wollte schon Veritaserum benutzen um etwas aus mir herauszukriegen... ich kann dir nicht versprechen, dass sie nicht irgendwann irgendetwas erfährt. Du kennst Hermine Granger.", meinte Severus dunkel und schüttelte leicht den Kopf.
„Der Tag wird kommen an dem wir alle ihren Mut brauchen werden, ebenso wie den von Harry und Ron.", sagte Dumbledore. Severus versuchte etwas in seinen Augen zu finden, aber er verschloss seinen Blick und verschwand dann aus seinem Wohnzimmer.
Severus dachte nach, Albus hatte wie immer recht, er musste ihr einfach versuchen zu widerstehen, aus dem Weg zu gehen, aber das war leichter gesagt als getan.
Er drückte leicht ihre Schulter, „Miss Granger, aufwachen.", seine Stimme war sanft und dunkel.
Sie bewegte sich nicht, „Miss Granger", sagte er lauter aber immer noch sanft, „Sie müssen aufstehen."
„Ich bin so müde", nuschelte sie leise, kaum hörbar und kuschelte sich noch etwas weiter an ihn.
„Sie müssen in ihre Räume gehen. Bitte.", seine Stimme war fast flehend, er schloss dabei die Augen als würden ihn die Worte schmerzen.
„Warum?", fragte sie müde und kämpfte sich langsam wach.
„Sie können nicht hier bleiben."
Sie hob den Kopf und drückte sich schwerfällig nach oben um ihn anzusehen, strich mit der Hand wieder über seine Brust, ihr Blick war verschlafen, ihre Haare leicht verwuschelt.
„Das ist aber wirklich schade", meinte sie mit einem müden Lächeln, hielt sich die Hand vor den Mund als sie gähnte.
„Na los, gehen Sie in Ihr Bett.", ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.
Sie nickte, dann stand sie auf, sah zu ihm, er wollte ebenfalls aufstehen, als sie ihn zurück auf die Couch drückte.
„Ist schon gut, ich finde den Weg raus. Bleiben Sie liegen.", sie legte den Kopf schief und sah ihn fast schon liebevoll an, dann beugte sie sich zu ihm herunter und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.
Er lächelte leicht und schnaubte, schüttelte dann den Kopf.
„Gute Nacht", flüsterte sie und ging zur Tür.
„Gute Nacht Miss Granger", gab er zurück, schloss seine Augen als die Tür ins Schloss fiel.
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