Kapitel 128: Der Traum


„Das ist es", hauchte Harry, „das ist es! Seit Tagen habe ich so einen merkwürdigen Traum von einem Schmuckstück, es ist silbern ein Rabe mit einem blauen Edelstein in der Mitte. Ich wusste, dass ich es irgendwoher kenne! Das ist der letzte unbekannte Horkrux, Voldemort hat so oft in letzter Zeit daran gedacht.... Es muss irgendwo in Hogwarts sein...", plapperte Harry, Hermine konnte die Informationen gar nicht so schnell verarbeiten, wie Harry sie erzählte, „Hat Luna gesagt, wo es ist?"
„Sie meinte niemand der noch lebt wüsste wo es ist...", sagte Hermine entmutigt.
„Niemand der noch lebt... niemand... der noch lebt... das heißt, vielleicht jemand... der tot ist?", rätselte Harry.
„Es ist ein Geist...", mischte sich Ginny ein, „die Graue Dame... der Hausgeist von Ravenclaw."
„Die Graue Dame", wiederholte Hermine aufgeregt nickend, „Helena Ravenclaw, die Tochter von Rowena!"
„Ich sollte mich nachher mal auf die Suche nach den Geistern machen...", gab Harry zurück und aß sein Frühstück. Hermine und Ginny sahen einander glücklich an und fingen ebenfalls an zu essen.

„Wo hast du gestern geschlafen?", fragte Ginny, als sie über die Ländereien liefen.
„Auf der Couch...", meinte Hermine und lächelte schief.
„Wolltest du nicht zu ihm?", die Rothaarige legte den Kopf zur Seite.
„Ich war bei ihm.", Hermine drehte sich zum See und sah über die glitzernde Wasseroberfläche, „Aber er möchte mich nicht mehr sehen."
„Hat er das so gesagt?", Ginny zog die Augenbrauen zusammen und musterte sie.
„Ja... ich solle nicht mehr zu ihm kommen.", sie zuckte mit den Schultern.
„Du weißt schon, dass er das nur aus Schutz gesagt, oder?", sie legte ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter und drückte sie.
„Nein Ginny, das weiß ich nicht, ich weiß so langsam gar nichts mehr, ich weiß nicht was Severus sich bei irgendetwas denkt. Gerade wenn ich glaube ich bin zu ihm durchgedrungen hat er die nächste Mauer aufgebaut... ich kann das nicht mehr.", sagte sie aufgebracht und schüttelte die Hand von ihrer Schulter.
„Er wird seine Gründe haben.", versuchte Ginny sie aufzumuntern.
„Kein Grund ist gut genug.", Hermine starrte böse auf das Wasser.
„Wenn du dadurch jemandes Leben retten könntest wäre das ein sehr guter Grund...", meinte Ginny leise, folgte ihrem Blick. Hermine musterte Ginnys Gesicht, dann atmete sie seufzend laut aus.
„Glaubst du wir schaffen es?", wollte Ginny nach einer Weile wissen, „Voldemort besiegen?"
„Ich bin mir sehr sicher", meinte Hermine.
„Warum?"
„Weil das Gute doch am Ende immer siegt... oder nicht?"

In den darauffolgenden Tagen ging alles recht schnell, Harry fand die Graue Dame und konnte ihr tatsächlich das lange gehütete Geheimnis entlocken, was mit dem Diadem ihrer Mutter passierte.
Voldemort, damals noch Tom Riddle war überaus charmant und manipulativ und konnte Helena überzeugen ihm ihre Informationen das Diadem betreffend anzuvertrauen, er suchte und fand es schließlich, machte aus dem wertvollen Erbstück einen Horkrux und versteckte ihn irgendwo in Hogwarts.

„Der, der fragen muss wird es nie wissen. Für den, der es weiß, genügt eine Frage.", das waren ihre Worte.
Harry rannte zum Raum der Wünsche und dachte an das, was er am meisten brauchte, den letzten Horkrux.
Die Tür bildete sich sehr langsam, langsamer als gewöhnlich, was vermutlich an seinem ungewöhnlichen Wunsch lag. Zusammen mit Luna durchkämmte er den Da-und-Fort-Raum, wer hätte das Diadem von Rowena Ravenclaw schneller erkannt, als Luna Lovegood? Richtig, niemand.

Sie fanden nach kurzer Zeit das gesuchte Artefakt, Harry spürte, dass Tom daraus wirklich einen Horkrux gemacht hatte, es strahlte Dunkelheit aus, wie auch alle anderen Artefakte, die ein Stück seiner Seele beinhalteten.
Er brachte das Diadem zu Dumbledore, Hermine und ihre Freunde waren ebenfalls anwesend, als sie alle zusammen das weitere Vorgehen besprachen.

„Gut, wir haben das Diadem, jetzt brauchen wir nur noch den Horkrux, der sich vermutlich in Bellatrix Verlies in Gringotts befindet... es wird nicht einfach sein, daran zu kommen. Der Zaubereiminister hat unserem Wunsch für eine Durchsuchung nicht zugestimmt...", erklärte Dumbledore, er wirkte geknickt, fast schon mutlos.
„Aber Sir, wie kann er dagegen sein? Damit könnten wir Voldemort ein für alle Mal stürzen... wenn wir alle hätten und alle zerstören könnten...", wollte Harry protestieren.
„Harry ich bin vollkommen auf deiner Seite, glaube mir, ich habe wirklich versucht ihn davon zu überzeugen, aber er ist ein sturer dickköpfiger Mann, der seinen Prinzipien treu bleibt. Ich glaube er wird bedroht", sagte er leiser und nachdenklich, „er hat zwar versucht seine Angst zu verbergen aber... man hat sie in seinen Augen gesehen...."
„Dann müssen wir ohne Erlaubnis in das Verlies. Kann Dobby sich in das Verlies apparieren?", wollte Harry aufgebracht wissen.
„Kann er. Aber das wird sofort den Alarm auslösen... sie werden einige Zauber für Eindringlinge vorbereitet haben...", meinte Dumbledore.
„Professor Dumbledore... wenn wirklich ein Drache in dem Verlies ist...", mischte Hermine sich nun ein.
„Ich weiß, das wird sehr gefährlich, deswegen nehmen wir Hagrid mit, er kennt sich gut aus mit diesen Kreaturen...", unterbrach Dumbledore sie.
„Sir! Kann Drachenfeuer einen Horkrux zerstören?", fragte sie ohne umschweife und zog damit die Aufmerksamkeit aller Beteiligten auf sich.
„Das kann ich dir nicht beantworten...", gab der Schulleiter offen zu, er stand vor einem Rätsel.
„Dann könnte man das Diadem gleich mit zerstören!", spann Hermine die Idee weiter.
„Deine Einfälle sind in letzter Zeit sehr riskant und gewagt...", warnte Dumbledore sie.
„An wem das wohl liegt", warf Ron nuschelnd ein und fing sich direkt drei Schläge von Ginny, Fred und George ein, selbst McGonagall gab ihm einen vielsagenden Blick.

„Aber es ist einen Versuch wert. Minerva, Sie übernehmen die Leitung wenn irgendetwas passieren sollte. Und halten Sie die Jungs auf Spur", fügte er hinzu und sah zu den Weasleys.
„Ich rate Ihnen heil in einem ganzen Stück mit Potter zusammen wieder zu kommen...", gab die alte Löwin zurück, Dumbledore lächelte sie gütig an und zwinkerte ihr zu.

Als Harry, Dumbledore, Hagrid und Dobby in die Winkelgasse nach Gringotts apparierten zogen die Zwillinge Hermine hinter sich her, Ginny und Ron gingen zu ihren Eltern.
„Slughorn hat gesagt der Einfall mit dem Löffelkraut und dem Mondstein war brillant! Er hat ihn optimiert. Er wird funktionieren! Bestimmt...", George lächelte nervös.
Hermine seufzte, entkorkte die Phiole und trank den Inhalt.

Sie sah sich um, irgendwie kannte sie die Umgebung, es kam ihr vertraut vor. Die Heulende Hütte, warf ihre innere Stimme ein, sie nickte sich selbst zu.
„Komm schon Hermine, lass es uns hinter uns bringen.", hörte sie Harry hinter sich sagen, drehte sich zu der Quelle.
Er hielt ihr ein scharfes, glänzendes Messer hin, es wirkte eher wie ein Dolch. Sie schluckte, fühlte sich plötzlich merkwürdig unangenehm, eine tiefe Kälte zog ihr in die Glieder und eine Aufregung legte sich auf sie.
„Ich glaub ich schaff das nicht Harry", flüsterte sie und nahm mit zitternder Hand den Dolch entgegen.
„Du musst es machen... sonst hat Tom gewonnen...", bat Harry sie, ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Harry kam zu ihr, nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich. Sie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten und weinte an seiner Schulter, sie wusste, dass er recht hatte, sie musste es tun. Sie mussten es zu Ende bringen.
Nach einigen Momenten lösten sich die beiden Freunde, Harry positionierte sich und atmete durch, Hermine wischte sich die Tränen von der Wange und schluchzte noch einige Male auf.
„Am besten direkt durch die Rippen ins Herz... und mach schnell..", sagte er rau.
„Du wirst mit fehlen Harry", schluchzte Hermine wieder auf, setzte den Dolch an seinen Körper und sah nochmal in die tiefgrünen Augen, bevor sie mit einem kraftvollen Stoß in sein Herz stach.
Harry keuchte schmerzerfüllt auf, griff nach ihrer Hand und hielt sie in Position, drückte sie mit schwindender Kraft weiter in sich und sank dann langsam zu Boden. Hermine ließ mit zitternder Hand den Dolch los, ihre Finger in Blut getränkt und weinte wieder.
Mit einem tiefen Atemzug wachte sie auf und sah panisch umher, die Tränen liefen aus ihren Augen, sie war kaum zu beruhigen.

„Ich hab Harry getötet", schrie sie aufgebracht weinend und wurde von vier Händen festgehalten, „ICH HAB HARRY GETÖTET!"
„Hermine, beruhig dich", Fred und George hatten Müh und Not sie bei sich zu halten.
„LASST MICH LOS", dann brach sie völlig zusammen und weinte, sackte in sich zusammen, suchte Halt bei den Zwillingen, die sie gleichzeitig in die Arme nahmen. Unaufhaltsame Tränen liefen immer weiter über ihre Wangen, tropften auf die Schultern von Fred und George, die Hermine versuchten zu trösten, strichen über ihren Rücken.
„Hermine", Fred löste sich ein wenig und sah sie an, suchte ihren Blick und strich über ihre Wange, „es ist alles gut. Es war ein Traum.", sagte er leise.
Hermine versuchte zu verstehen, was Fred sagte, aber es drang nicht zu ihr durch, sie schüttelte leicht den Kopf.
„Nein, ich habe ihn getötet! Er ist vor meinen Augen gestorben, durch meine Hand!", sie war fest davon überzeugt.
„Du hast ihn mit einem Dolch getötet richtig? Er hat gesagt, dass es sein muss, sonst hätte Tom gewonnen...", sagte er.
„Am besten direkt durch die Rippen ins Herz...", wiederholte George und legte den Kopf schief.
„Woher...", Hermine starrte fassungslos zwischen Fred und George hin und her.
„Es war dein Plan, einen so realistischen Traum zu erstellen, dass Voldemort ihn mit Sicherheit glaubt... erinnerst du dich?", George nahm ihre Hand und drückte sie.
„Dieses Löffelkraut in Verbindung mit Mondstein ist unglaublich...", meinte Fred und sah fasziniert zu Hermine.

„Der Traum... ja", hauchte sie, „es hat sich so echt angefühlt...", setzte sich langsam wieder zurück auf das Sofa und lehnte sich an, strich sich kraftlos die Haare nach hinten.
„Das ist der Sinn davon", nickten die beiden.
Hermine hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, die Tür zum Gryffindorturm öffnete sich und kalkweißer Harry betrat den Raum.

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