Kapitel 115: Erinnern und Vergessen
„Kannst du mir etwas über ihn sagen?", fragte sie aufgeregt und lächelte ihn an.
„Nein", er schüttelte den Kopf, „nein, kann ich nicht."
„Warum? Es ist wichtig...", meinte sie enttäuscht.
„Warum ist es wichtig?", er drang in ihre Augen, fixierte sie mit seinem Blick.
„Da gibt es so ein Zaubertränkebuch... ‚Dieses Buch gehört dem Halbblutprinzen'... da stehen viele interessante Sachen drin, veränderte Zaubertränke, neu-erfundene Zauber... irgendein Zauber für Feinde...", sie lachte leicht, „ich wollte nur wissen, was der Halbblutprinz für ein Mensch war... aber man findet nichts über ihn, in keinem der Bücher. Es ist, als wäre der Prinz nur ein... Phantom...", sie zuckte mit den Schultern, sah nachdenklich auf den Tisch vor ihr.
„Wo ist das Buch?", fragte er steif.
„Harry hat es...", meinte sie vorsichtig.
„Er muss das Buch abgeben. Sofort."
„Ich glaube nicht, dass-"
„Es ist gefährlich. Genau wie der Halbblutprinz, er war kein netter Mann, kein lieber Zauberer. Vergiss diesen Namen und vergesst das Buch. Bitte.", er war ziemlich angespannt, Hermine sah ihn unsicher an, er nahm ihre Hand und drückte sie, „Vertrau mir."
Sie atmete durch und nickte, streichelte über seine Wange. Er ließ die Bücher zurück zu ihren Plätzen schweben, schob sie dann aus der Bücherei, fing plötzlich an sie anzuschreien.
„Und wagen Sie es nicht noch einmal in die Verbotene Abteilung eindringen zu wollen", bellte er, packte sie am Kragen und schubste sie leicht von sich weg.
„Lassen Sie sie in Ruhe, Snape!", brüllte Harry und rannte zu Hermine.
„Für Sie immer noch Professor, Potter", zischte er zwischen seinen Zähnen hindurch.
„Wenn Sie sie dann in Ruhe lassen...", sagte Harry sauer und starrte ihn böse zurück an.
„10 Punkte Abzug für Gryffindor, für jeden von Ihnen....", er lächelte sie süffisant an, gab Hermine noch einen eindringlichen Blick und rauschte dann davon.
„Geht's dir gut?", fragte Harry, als Snape außer Sichtweite war und begutachtete Hermine.
„Ja, alles in Ordnung", versuchte sie ihn zu beruhigen.
„Was machst du hier?", fragte er.
„Ich habe... recherchiert.. Harry... dein Buch, das vom Halbblutprinzen... Es ist gefährlich, du musst es loswerden.", sagte sie aufgeregt, sie nahm Severus Warnung durchaus ernst.
„Wieso? Konntest du etwas über ihn herausfinden?", fragte er skeptisch.
„Ja.. und nein... du musst mir in der Sache einfach vertrauen.", versuchte sie ihn zu überzeugen.
„Woher hast du die Info? Snape sagte, eindringen zu wollen... das heißt, du warst noch gar nicht drin. Woher weißt du etwas über den Halbblutprinzen?", bohrte er nach.
„Das hat mir jemand gesagt.", gab sie einfach zurück.
„Wer denn?"
„Ein Freund.", damit war es ruhig zwischen den beiden.
Harry dachte auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum über ihre Worte nach, er konnte und wollte nicht glauben, dass das Buch wirklich böse war, es standen so viele gute und nützliche Sachen darin. Er zog sich in seinen Schlafsaal zurück.
Hermine ging in ihre Räume und sah, wie so oft, aus ihrem Fenster.
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„Harry, da ist Katie..", sagte Hermine am Gryffindortisch, der Unterricht hatte seit einigen Wochen wieder angefangen. Harry sah auf.
„Katie Bell...", erinnerte Hermine Harry, er stand schnell auf, lief zu Katie und sprach mit ihr, Hermine sah ihnen dabei zu, beide Köpfe drehten sich zum Eingang der Großen Halle, Hermine folgte ihren Blicken und sah Draco in dem Gang stehen, Harrys und Katies Blick machte ihn nervös, er lief schnell aus der Halle, Harry rannte ihm nach.
Das kann nur in einer Katastrophe enden..., dachte sie, sie lief ebenfalls aus der Halle sah sich verwirrt um, sie musste mit jemandem reden, sie wusste nicht einmal, wo Harry und Draco hingerannt waren.
„Warum bist du so verwirrt?", fragte eine dunkle Stimme hinter ihr, Hermine drehte sich um, sah aber niemanden.
„Draco und Harry...", ihr Blick sagte alles, Severus machte sich noch im Laufen sichtbar, sein Umhang flog ihm nur so hinterher.
Sie atmete erleichterter aus, Severus würde nachsehen, was nicht bedeutete, dass es keine Toten geben würde.
Sie wusste nicht, ob Harry Draco oder Severus mehr hasste. Verzweifelt lief sie nach oben in den Gryffindorturm, wartete mit Ginny und Ron im Gemeinschaftsraum.
Er kam einige Zeit später in das große Wohnzimmer und traf auf seine Freunde. Er war kalkweiß, zitterte, erzählte was auf der Toilette passiert war.
„Harry, das Buch muss weg.", Ginny sprach das aus, was alle dachten, „Noch heute."
Er nickte, stand dann auf, nahm das Buch, Ginny und er verließen den Raum. Ron ging schulterzuckend und kopfschüttelnd in den Jungenschlafsaal, Hermine in ihre Räume.
Sie schloss die Tür, drehte sich zum Bett und sprang vor Schreck nach hinten gegen die Tür; Severus saß auf ihrem Bett und musterte sie.
„Wie geht es Draco?", fragte sie leise.
„Er lebt.", gab er kalt zurück.
„Severus, ich hab ihm gesagt, dass er das Buch weggeben soll. Gleich nachdem wir aus der Bibliothek kamen.", meinte sie.
Er schnaubte auf und schüttelte den Kopf.
„Ich glaube nicht, dass Harry ihn umbringen wollte.", versuchte Hermine ihn zu verteidigen.
„Er sollte nicht einfach Zauber an irgendwem üben, die er nicht kennt.", sagte er laut, sie verstand ja, dass er sauer war, das was Harry erzählt hatte klang furchtbar, aber warum ließ er seine Wut an ihr aus?
Sie hatte seine Warnung weiter gegeben, schon Monate vorher hatte sie Harry geraten das Buch abzugeben.
„Warum brüllst du so?", fragte sie, sah ihn enttäuscht an.
„Weil fast ein Schüler verblutet ist.", sagte er noch genauso laut und stand auf.
„Ist das meine Schuld? Oder deine?", sie zuckte schwach mit den Schultern.
Er wollte etwas sagen, hielt aber inne.
„Nein... warum brüllst du mich also an?", sie nahm ihm jeglichen Wind aus den Segeln.
Er strich sich durch das Gesicht, setzte sich wieder auf ihr Bett, stützte seine Ellenbogen auf seinen Knien ab und strich über seinen Nacken.
„Es tut mir leid.", meinte er leise. Sie ging zu ihm, stellte sich neben ihn und gab ihm einen Kuss auf den Kopf, legte die Arme um seinen Hals, beugte sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er lachte leicht, schüttelte den Kopf, stand auf, zog sie mit sich in den Kamin und kam in seinem Wohnzimmer wild knutschend mit ihr an.
Nachdem sie miteinander geschlafen hatten schlief Severus schnell ein, Hermine setzte sich im Schneidersitz auf das Bett und beobachtete ihn beim Schlafen.
Sein Gesicht, umrandet von den tiefschwarzen Haaren, war entspannt, ebenso wie der Rest seines Körpers.
Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, die Falte zwischen seinen Augenbrauen war nicht ganz so tief, sein Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Sie zog die Knie zur Brust und stützte ihren Kopf darauf ab, sie sah weiter an ihm herab.
Seine Haut, wenn auch hier und da von Narben gezeichnet, war hell, sie erinnerte Hermine fast an Mondlicht, wirkte rein, kühl und sanft. Die Hände lagen neben seinen Hüften, er hatte wirklich schöne Hände, groß, breit, definierte Finger, die mit den Zutaten der Zaubertränke, dem Zauberstab oder auch anderen Sachen wunderbar agierten.
Sein Unterkörper wurde von einem Stück der Decke verdeckt, aber sie wusste nur zu gut, was sich unter dem Stoff der Boxershorts verbarg, sie schmunzelte leicht, schüttelte den Kopf.
Ebenso wie Sirius, sah er älter aus, als er eigentlich war, die ewige Anspannung und der Stress hatten enorme Auswirkungen auf seine körperliche Hülle, er war sehr viel ernster als Sirius, hatte keinen spitzbübischen Charme an sich, eher diese dunkle, mystische Aura, aber sein Lächeln konnte ihn gut und gerne 10 Jahre jünger machen.
Sie atmete tief durch, dann krabbelte sie zu ihm, gab ihm einen Kuss auf die Lippen und legte sich vorsichtig auf ihn und kuschelte sich an seinen Körper, er brummte ein wenig auf und legte seine Arme um sie, mit einem Lächeln schlief sie schließlich ein.
Am nächsten Morgen wachte Hermine verschlafen auf, sah auf die Uhr und sprang fast vom Bett, Severus keuchte auf, ihr Knie hatte empfindliche Stellen nicht gerade sanft berührt.
„Severus, wir haben viel zu lange geschlafen...", meinte sie panisch und rannte kopflos ins Bad, machte sich frisch, band ihre Haare neu, zauberte sich ihre Sachen an und rannte zurück ins Schlafzimmer, er war mittlerweile auch aufgestanden, sah schlecht gelaunt auf seine Robe, die auch er schon wieder angezogen hatte.
Sie lief zu ihm, gab ihm einen schnellen Kuss und rannte aus seinem Schlafzimmer, „bis später", rief sie, bevor sie unsichtbar durch seine Tür rannte.
In einer Ecke machte sich Hermine wieder sichtbar und ging in die Große Halle um wenigstens noch eine Kleinigkeit zu frühstücken.
„Guten Morgen", sagte sie zu Harry und Ginny, als sie sich an den Tisch setzte.
„Wo kommst du denn her?", fragte Harry lachend.
„Ich hab irgendwie verschlafen... habt ihr gewartet?", fragte sie entschuldigend.
Harry nickte, „aber nicht so schlimm..", dann verzog er das Gesicht und sah genervt zur Eingangshalle, „was will der denn?"
Hermine folgte Harrys Blick, Severus wirkte noch genervter als gerade eben, er rauschte durch den Gang und blieb an den drei Gryffindors hängen.
„Miss Weasley, Miss Granger, Potter...", er zog eine Augenbraue nach oben, lächelte süffisant, „ich hoffe, Sie wollen heute nicht wieder einen meiner Schüler umbringen...", Hermine seufzte auf, was ihr einen bösen Blick von Severus bescherte.
„Draco hat mich zuerst angegriffen", verteidigte sich Harry.
„Wie dem auch sei....", seine Stimme war dunkel und langgezogen, er zog eine Phiole aus seiner Umhang-Tasche und gab sie Hermine.
„Das ist das erste und letzte Mal Granger, ich bin keine Apotheke. Wenn Sie Schmerzen haben gehen Sie gefälligst zu Madame Pomfrey.", meinte er schneidend kalt.
Hermine errötete, sie wusste genau, was für ein Trank es war, sie hatte ihn gestern tatsächlich vergessen. Das durfte wirklich nicht nochmal passieren.
„Danke, Sir", sagte sie kleinlaut. Ginny sah sie interessiert an, Harry sah verächtlich zu Snape.
Er schnaubte nur auf und lief dann schnell weiter zum Lehrertisch, schwang sich elegant auf seinen Platz und fixierte die Gryffindors.
Wortlos und kopfschüttelnd stand Harry auf und verließ den Tisch, Hermine und Ginny sahen ihm nach.
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