... oder doch nicht?
"Marie, darf ich dich was fragen?" Sie schaute ihn an. Verdammt, seine Augen waren der Marianengraben in braun. Man versank einfach in unendliche Weiten. "Marie?" "Was? Ehm ... ja, immer." "Weißt du, wie bezaubernd du bist? Wie wunderschön? Ich glaube, dass ich mich in dich verliebt habe." "Was?!!"
...
Marie war geschockt. Warum sie geschockt war? Das wusste sie selber nicht. Wahrscheinlich lag es einfach an der Tatsache, dass dies ein unpassender Ort war und noch viel schlimmer, er war mit ihrer Freundin zusammen. Es lag ihm kein Wert darauf, Luisa in Erinnerung zu behalten. "Hey, alles gut?" Nun wirkte auch Nico unsicher. Hatte er etwas Falsches gesagt? "Du verlogenes Schwein ... ich mein ... sorry es tut mir leid." Es hatte Marie vollkommen aus dem Konzept gebracht. Tränen rannen ihr aus den Augen.
Sofort stand Nico auf. Er wollte sie fest in die Arme schließen, doch Marie war schneller. Sie entwand sich seinem Griff und rannte weinend aus 'Milli's Bar'. Alle Besucher schauten ihr besorgt nach, dann schauten sie skeptisch zu Nico. "Hey, ich weiß nicht, was sie hatte, oder warum sie so reagiert hat, also lasst mich aus dem Spiel." Er schrie die Menge förmlich an und rannte Marie nach. Nach dem er die Bar verließ, räusperte sich ein älteres Ehepaar. "Wie unverschämt die jungen Menschen doch heutzutage sind." Dies dachte im Moment vermutlich jeder, der die Szene beobachtet hatte.
Marie war weg. Egal, wie laut er rief, weder hörte er sie, noch erblickte er sie irgendwo. Er rannte, war verzweifelt. Irgendwann war er in einem Viertel angelangt, welches selbst er nicht kannte. Es war düster ... stockdunkel. Nirgends brannten Straßenlaternen und die Straße war wie leergefegt. Kälte kroch seinen Rücken hoch. Wo war er hier nur gelandet? Wie kam er wieder zurück? Würde er Marie hier finden? Sicher nicht. Am Ende war sie zuhause und gönnte sich gerade einen heißen Kakao und eine schöne Dusche.
Einsam taumelte er durch die Gassen. Langsam ergriff ihn eine tötliche Erschöpftheit. Schnell holte Nico sein Handy heraus. "Mist, kein Empfang! Was soll das?" Irgendwo, an einer Straßenecke, ließ er sich nieder. Wie lange Nico schon unterwegs war? Keine Ahnung, es könnten Stunden vergangen sein. Sein zeitgefühl hatte ihn komplett verlassen. Er musste vorsichtig sein, hier könnte alles, wirklich alles, passieren. Um sich wach zu halten, dachte er nach. Was hatte er denn falsch gemacht, warum war sie so abrupt verschwunden. Hatte er womöglich etwas gesagt? Was tief in Marie etwas bewegt hatte? Etwas stark verletzendes? Ein Bild tauchte auf einmal vor seinen Augen auf, das Titelbild einer Zeitung.
"Ach verdammt, warum bin ich so bescheuert?" Marie war verletzt worden, weil ihr in diesem Moment bewusst wurde, dass er der Freund von Luisa war. Er kauerte sich zusammen. Große Vorwürfe bombardierten sein Gehirn und langsam wurde es echt kalt. Nico's Körper wurde gerade mal von einer Übergangsjacke geschützt, dabei war es fast Winter. Jetzt begann es, zu regnen. Was für ein schrecklicher Tag. Er würde bis morgen früh so ausharren, hier sitzen bleiben. Wenn es hell wäre, könnte er sich besser orientiern, jetzt war es nur unnötiger Kraftaufwand.
Ein Rascheln. Nico schreckte auf. Was war das? Ein Schauer überkam ihn. Schnell holte er sein Handy aus der Hosentasche und schaltete die Taschenlampe an. Es war kein gerade heller Schein, jedoch ausreichend, um zu bemerken, dass nicht unweit von ihm, jemand stand. Rote Augen starrten ihn an. Mehr konnte er nicht erkennen, dann war die Person weg. Der Regen durchnässte ihn komplett. Auf einmal überkam ihn ein unwohles Gefühl. Hatte er nicht etwas übersehen? Erneut leuchtete er auf die Stelle zuvor und dann sah er es. Auf dem Boden, da lag etwas. Langsam näherte er sich dem Unbekannten, die Gestalt des Etwas wurde klarer. Ein Schock setzte sich augenblicklich in seinen Knochen fest.
Das konnte doch nicht sein. War es wirklich ... ?
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