Sie musste heute unbedingt etwas unternehmen, sonst war sie wirklich am Ende. Schnell zog sie sich an. Als sie das Haus verlassen wollte, zögerte sie erst, doch dann packte sie ihren Mut und trat vor die Haustür. Ein Glück hatte sie ein Messer und Pfefferspray dabei.

Für alle Fälle ...

Schon stand sie vor dem Polizeirevier. Polizisten liefen ein und aus, manche hatten einen Fährtensuchhund dabei. Zuvor musste Marie in ihrem Leben noch nie etwas melden, weshalb das ein sehr gewöhnungsbedürftiger Anblick war. Als die meisten Polizistin davonfuhren, ging sie rein an den Empfang. "Guten Tag, ich würde gern eine Anzeige gegen unbekannt machen." Marie erzählte der Empfangsdame, was geschehen war. Etwas Warmes umgriff ihre Schulter.

"Du tust mir leid." Schnell drehte sie sich um und hatte instinktiv das Pfefferspray umklammert. "Nico? Was machst du denn hier?" Er lachte. "Das gleiche könnte ich dich auch fragen und jetzt nimm bitte das Spray runter." Da bemerkte Marie erst, wie sie es Zentimeter vor seinem Gesicht hielt. Zügig ließ sie es in ihre Tasche gleiten. "Supi, danke dir. Ich bin hier, da mein Auto beschmiert wurde. Sozusagen eine Anzeige gegen Unbekannt. Und du?"

Marie sah ihn geschockt an. Wie konnte er nur so daherreden? Sein Auto war noch neu. "Naja, ich mach auch Anzeige gegen Unbekannt. Heute Nacht stand jemand vor meinem Fenster. Natürlich habe ich mich erschreckt und bin deswegen ins Badezimmer gerannt, hier konnte er mich nicht sehen. Aber so, wie es aussah, hatte er sich Zutritt verschaffen, bevor ich ihn gesehen habe." Nico war blass geworden. "Du musst sofort ins Exil. Der kann dir überall auflauern."

"Exil? Hier muss niemand ins Exil, da vor Ihnen der weltbeste Polizist steht." Ein rundlicher, glatzköpfiger Mann ging auf sie zu und lächelte. "Wie ich gehört habe, wollen Sie und das hübsche", er machte einen anzüglichen Pfiff, "Fräulein eine Aussage machen? Da sind Sie bei mir richtig." Marie und Nico tauschten Blicke aus und mussten urplötzlich gleichzeitig anfangen, zu lachen. Das konnte ja heiter werden.

Auf dem Heimweg, hielten sie an einer Bar an. "Hey, hast du auch Lust, auf einen Longdrink in 'Milly's Bar'?" Wie Nico sie ansah ... Sein Hundeblick war unbezahlbar süß. "Von mir aus, aber nur einen und ich bestelle ein Gin Tonic." Nico sprang in die Luft und lachte. Er freute sich wie ein kleines Kind. Bezaubernd. "Jaaaahhh, los komm, geht alles auf meinen Nacken." Schon nahm er sie am Handgelenk und führte sie rein.

Es war wie damals, vor dem Konzert. Ruhig, etwas staubig, idyllisch, einfach perfekt. Wie automatisch steuerte sie den Platz an, auf dem sie saß, bevor der "Unbekannte" kam. Nico folgte ihr. Genau das wollte er in ihr erzeugen. Zusammen setzten sie sich und schauten sich an. Marie verlor sich augenblicklich in seinen Augen, wie damals. Nur, dass sie jetzt alles von seiner Pracht erblicken durfte.

Ein Kribbeln bereitete sich aus. In beiden. Dann riss Marie den Augenkontakt. Ihr wurde unwohl dabei. Dies war der Ort mit den letzten Glücksgefühlen vor dem Unfall. Es war irgendwie unpassend. Schnell bestellte sie für sich und Nico und schaute danach aus dem Fenster. "Marie, darf ich dich was fragen?" Sie schaute ihn an. Verdammt, seine Augen waren der Marianengraben in braun. Man versank einfach in unendliche Weiten. "Marie?" "Was? Ehm ... ja, immer." "Weißt du, wie bezaubernd du bist? Wie wunderschön? Ich glaube, dass ich mich in dich verliebt habe." "Was?!!"