Marie verlies das Krankenhaus. Endlich konnte sie wieder nachhause und doch, ... warum musste so etwas grausames passieren. Gedankenverloren steuerte sie den Park an. Es würde sich in der nächsten Zeit sicher viel ändern. Sehr viel. Leise Gitarrentöne drangen in ihr Ohr und sie sah, wie ca. 20 m von ihr entfernt, ein Solokünstler stand. Schnurstracks lief sie hin und setze sich. Sie genoss die Töne sehr und Tränen liefen ihr schon nach kurzer Zeit die Wange herunter. Sicher wäre es jetzt viel lustiger, wenn Luisa noch da wäre. Zusammen hätten sie sich einen Spaßtext ausgedacht und zur Gitarrenmelodie gesungen. Warum, warum ist das Schicksal nur so grausam? Sie sprang auf, sie konnte nicht weiter hier zuhören. Es zerstörte sie auf eine quälend langsame Art und Weise. Bevor sie jedoch den Weg nachhause antrat, gab sie dem Künstler noch 10 Euro. Der Weg war beschwerlich, Luisa lies sie einfach nicht los. All das zerrte erbarmungslos an ihrer Seele. Zudem wurde es dunkel. Ihr Haus lag aber noch drei Blocks entfernt. In der Hoffnung, die Zeit würde damit schneller vergehen, holte sie ihr Handy raus und schaltete Musik an. Siehe da, schon stand sie vor ihrer Haustür. Drinnen angekommen, warf sie ihre Sachen in die hinterste Ecke und fiel wortwörtlich ins Bett. Es war anstrengend und sie musste sich ausruhen, doch so einfach war das nicht. Sie konnte einfach nicht einschlafen. Ständig musste sie an etwas denken. Keine Minute gelang es ihr, einen klaren Kopf zu bekommen. Wie lange es wohl dauern würde, sich davon zu befreien, sie hatte keine Ahnung. Nach einer Unendlichkeit beschloss sie, in die Stube zu gehen und einen Kaffee zu trinken. Währenddessen ging sie auf Insta direkt auf Annas Profil. Eine Weile starrte sie nur auf ihr Handy. Dann fing sie an, zu fluchen. "Es ist alles deine Schuld, wegen dir ist sie gestorben. Warum, ich versteh es nicht. Fahr zur Hölle!" Maries Handy lag nun an der gegenüberliegenden Wand und sie fing zu weinen an. Eine Weile später hatte sie sich wieder beruhigt und hatte Netflix an. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Schnell packte sie ihre Sachen, nahm ihr Handy, ging raus und schloss ihre Tür zu. Auch wenn es drei Uhr morgens war, sie würde in Luisas Wohnung gehen. Den passenden Schlüssel hatte sie ja. Dort angekommen, wurde sie von viel Staub begrüßt. Ist ja auch klar, hier war ja eine Ewigkeit niemand mehr drinnen. Interessiert schaute sie sich um. Ja, sie war schon öfter hier, doch ganz allein und dann noch mitten in der Nacht, ist schon was anderes. Langsam ging sie von Raum zu Raum und begutachtete jeden. Bei einem stoppte sie, Luisas Schlafzimmer. Auf dem Schreibtisch, da laggen zwei Zettel. Tickets! Das stellte sie fest, als sie sich näherte. Nico Santos, oh man. Das Mädel war echt im Hype. Marie stockte der Atem. Über dem Schreibtisch war eine Pinnwand. Ein einziger Pin war daran befestigt. "Samstag, 24.6. um 2pm in Hannover. Konzert von Nico und dann Kino als Wiedergutmachung." Süß von ihr. Leider hatte sie es nicht geschafft. Dann kam Marie eine Idee. Der 24.6. war übermorgen. Warum ging sie nicht einfach hin? Es würde Luisa sicher freuen und es wäre sozusagen der letzte Gefallen. Ja, so würde sie es machen. Wenn ihr wenigsten Nico gefallen würde ...