15. Kapitel: Hallo Schatz

Sie saß im Auto, schon stundenlang beobachtete sie dasgroße protzige Anwesen am Waldrand. Der Kaffee war verflucht heiß,ausnahmsweise taugte die Thermoskanne mal für etwas. Schon traurig,dachte sie, ich sitze hier draußen in der Kälte, schütteThermosflasche um Thermosflasche Kaffee in mich herein nur um einfremdes Haus zu beobachten. Nur die Möglichkeit eines Wiedersehenshatte sie hierher gebracht. Ein Gerücht, dass sich durch die Ländergezogen hatte. Damon war in vielen Städten gewesen, hatte vieleMenschen getötet und war weitergezogen. Aber dann hatten die Mordeaufgehört, die Menschen glaubten der „Serienkiller", wie siesolche aus Filmen und Serien kannten, sei gestorben, aber die deranderen Welt wussten es besser. Sein Name war bis weit in die Eckender Welt gedrungen und jeder Vampir hatte seinen Namen schon einmalgehört. Was für eine Ironie, dachte sie, Damon di Angelo, wasnichts anderes als „Engel der Engel" bedeutete wurde zumSchrecken der Menschen. Dennoch hatten die Morde irgendwannaufgehört, auf einen Schlag gab es keine Leichen mehr, die auf denStraßen elendig verbluteten und der Name den sich alle zuflüstertenwurde zur Geschichte, von der Geschichte zur Legende und schließlichzum Mythos unter den Menschen.

Aber sie wusste es besser, hatte den Namen schon vorhergekannt, aber auch noch viel mehr. Sie hatte den Menschen dahinterkennen und lieben gelernt, doch dann war er gestorben. Vor ihrenAugen hatte er seinen ganzen restlichen Atem ausgehaucht. Jahre warenvergangen und die Leute vergaßen seinen Tod, nur eines blieb jedemin Erinnerung, dass es auf dem Friedhof ein Grab ohne Leiche gab. Daswusste jeder, aber niemand wusste wieso. Erst zehn Jahre späterergab für Keyla alles einen Sinn. Sie lernte eins und einszusammenzuzählen und erkannte die Zusammenhänge.

Ein Toter, dessenLeiche aus der Leichenhalle verschwindet, ein toter Gerichtsmedizinerund die beginnenden Morde einige Tage später. Eskonnte nicht anders sein, das wusste sie, zehn Jahre später hattesie es erkannt, dass Damon di Angelo zum Vampir geworden war. Sofortals sie das erkannt hatte, hatte sie sich auf die Gerüchte gestürzt,war einem nach dem anderen nachgegangen und jetzt? Jetzt saß siehier, in einem winzigen Auto und sich selbst fragend wie lange siedas noch durchziehen wollte. Schon bei den letzten drei Observationenhatte sie Zweifel gehegt, doch sie sagte sich immer wieder , das ernächste sein würde. Der Nächste war Damon di Angelo; den Jungenwollte sie finden. Die Haustür schwang auf und riss sie aus ihrenGedanken. Sofort griff sie zur Kamera und schoss Fotos. Er ist es!Ihr Herz klopfte, als sie sich das Foto ansah und Damons Gesichtdarauf erkannte. Er ist es tatsächlich. Nach all den Jahren in denensie gesucht hatte, hatte Keyla sich niemals überlegt was sie sagewürde, wenn sie ihn tatsächlich finden würde. Also blieb siesitzen und beobachtete ihn noch eine Weile, doch er stand einfach nurda, starrte auf die großen Bäume, die sich vor ihm im Waldverloren. Damon hatte ihr den Rücken gekehrt, so sah sie auch seineTränen nicht, aber sie konnte sehen wie er sich über das Gesichtfuhr und dann kurze Zeit später wieder im Haus verschwand.

Ihr Instinkt sagte ihr, sie sollte ihm folgen, alsostieg sie aus und ging langsamen Schrittes auf das gigantische Hauszu. Es war nicht abgeschlossen, leise und etwas zögerlich betrat siedie Eingangshalle und folgte den Gesprächsfetzen, die durch das Hausgeisterten. Keyla's Herz machte einen Sprung. Zwei Meter, mehr warenes nicht mehr, zwei Meter trennten sie von ihm und sie konnte nichtanders als auf seine angespannten Rückenmuskeln zu starren. „Damondi Angelo, um keinen Tag gealtert", sagte sie gerade so laut, dasser sie hören konnte. Diese Stimme, nein, das konnte nicht sein! Erdrehte sich augenblicklich um. „Keyla?!", fragte Damon entsetzt.Es stand außer Frage, trotz der schätzungsweise zehn Jahre, die siegealtert war, sah sie immer noch genauso gut aus wie eh und je.„Hallo Schatz", grinste sie und in ihren Augen lag einundefinierbarer Schimmer. „Du müsstest tot sein!", sagte ervöllig perplex und starrte sie an. Alec kam gerade die Treppehinunter und sah durch die geöffnete Tür. „Damon,wer ist das?",fragte er und musterte die fremde Frau. „Na na na, begrüßt mandenn etwa so seine Freundin, Damon?", fragte sie beleidigt. „Dubist nicht meine Freundin", seine Stimme klang kalt. Alec verstandabsolut nichts mehr. Freundin? Etwa schon wieder jemand aus derVergangenheit? Er beobachtete die Szenerie vor sich und schwiegerstmal. Keyla versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch seineWorte durchdrangen sie wie ein Pfahl ihr Herz. „Du bist nicht derEinzige, der dem Tod von der Schippe gesprungen ist, Damon", siesah ihn an, „Ich bin vielleicht keine zweiundzwanzig mehr, aberweiter altern werde ich auch nicht mehr." Er starrte sie einfachweiter an. „Du bist ein Vampir", es war weder eine Frage nocheine Feststellung, lediglich eine Anhäufung von Wörtern, die denWeg aus seinem Mund gefunden hatten. „Das hast du gut erkannt undjetzt zeig mal deine kleine Vampirfreundin her, wegen der du michverlassen hast" sie hatte ein lockeres Grinsen auf den Lippen, dochihre Worte waren scharf wie geschliffene Messer. „Wovon redest dubitte?" „Ach komm schon, Damon, verschaukel' mich nicht.Irgendwie musst du ja zum Vampir geworden sein und Jackson hat mirerklärt, dass man nur die Menschen verwandelt mit denen man dieEwigkeit verbringen will. Also spiel mir nichts vor und sag schon,wer ist sie?" Damon entspannte sich wieder. „Tut mir leid dichenttäuschen zu müssen, Keyla, aber ich hab keine kleineVampirfreundin." Selina trat hinter Alec hervor. „Und sie auchnicht mehr!" „Verdammt, Selina! Hör auf dich immer soanzuschleichen", Alec hatte beinahe einen Herzinfarkt bekommen, daer sie nicht kommen gehört hatte. „DU?!", Keylas Stimme klangwütend, verletzt und traurig. „Du hast ihn getötet! Du verdammteHexe!", Keyla ging ein paar Schritte auf sie zu, doch Alec wichkeinen Schritt zurück und versperrte somit den Weg. Jetzt war auchDamon wieder etwas mehr bei der Sache. „Vielleicht sollten wir unssetzen und das klären", der erste vernünftige Vorschlag,natürlich kam er von Alec, wem sonst, schließlich war er der einzighalbwegs neutrale in dieser seltsamen, bunt gemischten Runde. Dieanderen nickten. „Also wir sind ganz Ohr, woher kennt ihr beideeuch und warum zur Hölle bist du plötzlich hier?", fragte Damonnachdem alle auf der Couch Platz genommen hatten. Keyla wollte geradeden Mund öffnen, als aus der Küche ein Klirren kam, als habe jemandTeller herunter geworfen. Die vier sahen sich an und Damon stand auf.„Ihr bleibt hier", flüsterte er und ging vorsichtig um keinGeräusch zu machen in Richtung Küche. Die Geräusche wurden lauterund als Damon sich in den Küchendurchgang stellte, setzte sein Herzfür einen Moment aus. Ein zerissenes weißes Kleid voller Dreck, dasdunkelblonde Haar stand von ihrem Kopf ab. Ein Augenblick verstrichoder waren es mehr?

„Ciara?", seine Stimme klang schwach und zittrig,aber ich konnte ihn hören. Ich drehte mich zu ihm um und zeigte ihmmeine Tränen. Er hielt sich am Türrahmen fest und es dauerte einpaar Sekunden bis er auf mich zu kam. „Du........... ich.....",er stammelte nur wirres Zeug. „Ich hab nach dir geschrien, Damon!Ich lag unter der Erde, in dieser erdrückenden Dunkelheit und habmir die Seele aus dem Leib geschrien! Wo warst du, Damon?!" MeineHände zitterten und die Holzsplitter gruben sich immer weiter inmeine Haut. Seine Hände lagen auf meiner Wange und ich starrtewütend und voller Panik in sein Gesicht. „Du warst tot, Ciara!Ich.....Ich hab dich beerdigt!", so leise und zerbrechlich. „Erhat dir dein Herz herausgerissen. Ich war doch dabei", reinsteVerzweiflung und Unglauben. „Du hast mich in diesen Sarg gesperrtund als ich aufgewacht bin, war niemand da! Ich war allein und musstemich irgendwie aus diesem Loch befreien! Wo bist du nur gewesen,Damon?", ich starrte ihn an und weinte. Die Tränen liefenungehindert über mein Gesicht, ich wollte gerade weiter meiner Wutfreien Lauf lassen, als ich seine Lippen auf meinen spürte. MeinHerz schlug langsamer, beruhigte sich langsam, während ich den Kusserwiderte.

Ichliebe dich so unglaublich, Ciara! Du bist mein Leben und dein Tod hatmich zerstört!

Jetzt spürte ich auch seine Tränen, schmeckte densalzigen Beigeschmack auf seinen Lippen und löste mich von ihm.„Ciara", es war nur ein Hauch, der an mein Ohr drang, aber ichwusste, dass nicht Damon meinen Namen geflüstert hatte. Seine Stimmewar mir jedoch genauso bekannt. „Alec", lächelte ich und sah zuihm. „Das ist unmöglich, wir haben es gesehen", versuchte ersich rauszureden. Mein Kopf dröhnte und ich spürte, dassirgendetwas nicht stimmen konnte. „Damon, irgendetwas stimmtnicht", murmelte ich und ein stechender Schmerz zog sich durchmeinen Kopf. Meine Hand drückte seinen Arm und er stützte michsofort. „Was ist los?", fragte er und ich konnte die Sorge inseiner Stimme hören. „Ich weiß es nicht, mein Kopf...", ich sahihn an, doch es war alles verschwommen. Auch Selina und Keyla kamenin die Küche, es hatte den beiden zu lange gedauert. „Wer ist dasdenn?", kam es aus Keylas Mund, doch die anderen ignorierten sieeinfach. „Wie kann das sein?", fragte Selina und half Damon michzu stützen. „Das ist doch jetzt egal, bringen wir sie nach oben,dort kann sie sich ausruhen.", Alecs Stimme drang wie durch Wattean mein Ohr und ich schloss die Augen. , nur einen Augenblick, dochdann hielt die Dunkelheit mich fest und zog mich hinab. Damon fingmeinen Körper auf und trug mich in sein Zimmer. Sein Bett war weichund warm, doch davon spürte ich nichts mehr, alles war fort und esherrschte nur Dunkelheit.

Selina saß neben Ciara am Bett und runzelte die Stirn,sie legte eine Hand auf meine Stirn und zog sie wieder weg. „Wasist mit ihr?", fragte Damon und sah zu ihr. „Jemand ist in ihremKopf!", murmelte Selina und schloss die Augen, ein paar Wortemurmelnd legte sie ihre Hände auf Ciaras Schläfen. Kaum eine Minuteverging und sie schreckte zurück. „Damon, geh weg von ihr",sagte sie sofort, doch der dachte gar nicht daran. „Wieso? Nein,ich lasse sie nicht allein!" Nicht schon wieder, fügte er inGedanken hinzu. Er hielt ihre Hand und strich sanft über ihre Wange.„Jemand ist in ihrem Kopf, in ihren Erinnerungen und er verändertsie." Einen Moment lang sagte niemand etwas. „Kann mich maljemand aufklären was hier überhaupt los ist? Wer sie ist und warumhier jeder so einen Aufstand macht?" „Das ist Ciara, meineFreundin und jetzt halt endlich mal deine Klappe, Keyla!" Damonwandte sich von ihr ab und schenkte Selina wieder seine ganzeAufmerksamkeit. „Was meinst du damit, jemand verändert sie?"„Nicht sie im eigentlichen Sinne, sondern ihre Erinnerungen, jemandpfuscht in ihnen herum. Es ist als hätte man ein fertiges Buch vorsich liegen, aber reist die letzten zwanzig Seiten raus und schreibtsie neu. Eine neue Handlung entsteht und vielleicht sogar ein anderesEnde.", versuchte sie es zu erklären. „Wenn sie aufwacht, wirdsie nicht mehr dieselbe sein, Damon", ein bittender Tonfall mischtesich in ihre Stimme, doch er wollte Ciara nicht schon wieder im Stichlassen.

Dumusst gehen, Damon!

„Was?!", er starrte Ciara an, doch ihre Lippenhatten sich nicht bewegt.

Ichkann es nicht aufhalten, sie verändert meine Erinnerung! Sie nimmtdich mir weg! Es dauert nicht mehr lange, verschwinde, bitte!

„Wer, Süße? Wer tut dir das an? Ich werde nichtgehen", er blieb stur.

Danntut es mir unglaublich leid, Damon.

In diesem Augenblick öffnete ich die Augen und umfassteDamons Kehle. „Du elender Mistkerl!", schrie ich ihn an und meineAugen sprühten nur so vor Wut. „Ciara, bitte, versuch dich zuerinnern!", keuchte Damon, doch ich brachte ihn schnell zumSchweigen. „Du hast mich eingesperrt! Mein Leben zerstört! Einfachalles kaputt gemacht!", ich hatte das Gefühl nicht klar denken zukönnen. „Hör auf!", zwei starke Arme versuchten mich von ihmwegzuziehen, innerlich wusste ich, dass es Alec war. Natürlich, werwar sonst so töricht und legte sich mit mir an, obwohl er ganz genauwusste, er war nicht stark genug. Zu meiner Überraschung trat Aleckurz daraufhin in mein Blickfeld, doch die Arme hielten mich immernoch fest. „Ciara, es ist alles in Ordnung, du weißt es vielleichtnicht mehr, aber du liebst Damon! Dein Verstand spielt dir Streiche,du hast ihn nicht.", versuchte er mich zu überzeugen und plötzlichwurde ich zurückgerissen. „Wer ist da?", knurrte ich und drehteden Kopf so weit es ging nach hinten, jedoch nicht weit genug umerkennen zu können, wer dort hinter mir stand. „Niemand den dukennst", bekam ich als Antwort und bemerkte schließlich, dass eseine Frau sein musste. „Bist du dann seine kleine Freundin?",fragte ich grinsend. Ich werde schon herausfinden, wie ich ihm amBesten wehtun kann, dachte ich und riss mich von ihr los. SchwarzeLocken und Highheels, das hatte ich nicht erwartet. „Naja, hübschbist du ja nicht gerade", ich zog eine Augenbraue hoch und wandtemich dann Damon zu, der mich immer noch geschockt ansah. „Heutekommst du noch davon, aber irgendwann, wenn du nicht damit rechnest,werd ich dich und deine kleine Freundin kriegen und ihr werdetleiden.", mit diesen Worten nahm ich Anlauf und sprang aus demFenster des ersten Stocks. Geschmeidig wie eine Katze richtete ichmich wieder auf und war in Vampirgeschwindigkeit verschwunden.

„Was war das denn?", fragte Keyla, die bei CiarasFlucht umgerannt worden war und klopfte sich den Dreck von ihrenschwarzen Sachen. „Seine Freundin", erklärte Selinas Stimmehinter ihr. „Wow, was hast du bloß getan, Damon? Die dreht javöllig am Rad. Du hattest schon mal einen besseren Geschmack wasFrauen betrifft", sie fuhr sich durch ihre dunklen Locken undlächelte überheblich. „Wag es ja nie wieder so über Ciara zusprechen! Sie ist eine unglaubliche Frau und du hast absolut keineAhnung, was sie schon alles durchmachen musste", fiel Damon ihr insWort, bevor sie weiterreden konnte. „Hats dir die Gehirnzellenweggebrannt, di Angelo? Sie hat gerade versucht dich umzubringen unddas vermutlich sogar geschafft, hätte ich sie nicht festgehalten.",sagte sie wütend. „Und jetzt? Willst du ein Danke?", fragte Alecruhig, aber auch nicht gerade freundlich. Damon schüttelte einfachnur den Kopf und ging in sein Zimmer. Doch das Erste, was er sah warein Bild von Ciara und ihm, sorglos und einfach glücklich. Jetztaber war alles anders.

Er hörte sie schon, bevor sie sein Zimmer betrat, dieleisen Schritte auf dem alten, staubigen Holzboden. Es knarrte nicht,aber der dicke Teppich schluckte auch nicht jegliche Geräusche.„Kannst du sie zurückbringen?", leise, kalt und rau, seineStimme klang als hätte er jahrelang Pfeife geraucht. „Nein.",Selina sah kurz zu Boden, heftete den Blick dann aber wieder aufseinen breiten Rücken. Die Schultern ließ er leicht hängen, seinRücken war etwas krumm als er sich umdrehte war es als sei er umzehn Jahre gealtert. Seine Augen hatten ihren Glanz verloren, dieeisgraue Farbe, die Selina immer an einen kleinen Eissturm erinnerthatten, waren in den Höhlen versunken und waren matt geworden. „Ichkenne keinen Zauber dafür", sie sah ihn entschuldigend an. „Aberdu hast doch schonmal...." „Ich hab ihr die Erinnerung genommen,aber sie zu verändern, erfordert sehr viel mehr Können.", siezögerte kurz, „Die meisten werden mit diesen Fähigkeiten geborenund können sie auch nicht immer kontrollieren." „Du hastgezögert", es war keine Feststellung, keine Frage, nur eine stummeAufforderung weiterzusprechen, „Kennst du Jemanden, der stark genugdafür ist?", ein Zucken umspielte sein linkes Auge, aber Selinaantwortete nicht. Ihr Blick war auf die Wand hinter ihm gerichtet.„Selina! Kennst du so jemanden?", seine 'Stimme wurde lauter,aber sie blendete ihn total aus. „Man, Selina!", er trat einenSchritt auf sie zu. „Nein, tue ich nicht, Damon. Ciara hat Recht,du solltest lieber gehen bevor sie wiederkommt und diese Keylasolltest du vielleicht mitnehmen, wenn dir irgendetwas an ihrliegt.", Selina drehte sich weg und verließ dann den Raum. Damonstarrte ihr nach, doch sie drehte sich nicht mehr um. Er blieb nochein paar Minuten stehen und starrte in den leeren Flur, seineGedanken schweiften immer weiter ab, zu dem Abend auf der Scheune.Alles schien so unglaublich weg zu sein, seit diesem Tag war einfachso viel geschehen und doch erinnerte er sich an jede einzelneSekunde. Dieser Abend war der schönste seines Lebens gewesen undwürde es wohl auch bleiben. Unten klingelte das Telefon, doch bis erendlich registriert hatte, dass seins war, hörte er auch schon Alecrangehen. Damon ging langsam die Treppe nach unten und sah zu Alec,der das Telefon gerade an Selina weitergab, die ebenso verwirrtaussah wie er. „Wer ist da dran?", fragte Damon und sah zwischenden Beiden hin und her, Keyla hatte es sich mittlerweile auf dem Sofabequem gemacht und beobachtete desinteressiert die Szenerie vor ihr.„Ich weiß nicht, es klingt wie ein kleines Mädchen", murmelteer mehr zu sich selbst als zu den anderen im Raum. Selina ging ran.„Selina?", dann wurde aufgelegt.. Selina konnte nichteinmal mehr etwas erwidern, nur noch das Auflegegeräusch zu hören.„Selina?", fragte Alec und sah zu ihr. „Ist alles in Ordnungbei dir?" Selina hatte kein Wort gesagt und nur sie wusste was dieAnruferin gesagt hatte. Obwohl man nichts mehr hören konnte,abgesehen vom stetigen Tuten des Telefons behielt Selina das Handy amOhr. „Hey!", rief Damon und stellte sich vor sie, doch ihr Blickging einfach durch ihn hindurch. Eine Gänsehaut hatte sich auf ihremganzen Körper ausgebreitet. „Ich muss gehen", sagte sie und eswar als hätte 'selina einen Schlag bekommen. „Was ist los? Wer wardas?", fragte Alec und selbst Keyla hatte sich auf dem Sofaaufgerichtet und musterte die Hexe misstrauisch. Doch all dieseFragen würden unbeantwortet bleiben, denn Selina machte auf demAbsatz kehrt und verschwand nach draußen. Ihr leises undunverständliches „tut mir leid", hörte nur noch Damon, an demsie vorbei stürmte. „Selina!", rief er ihr hinterher und drehtesich um, „Wo zur Hölle willst du hin?" Alec stellte sich nebenihn und hielt ihn zurück. „Lass sie, sie sah aus als bräuchte sieeinen Moment." Damon nickte. Schließlich kannte er das Gefühlnur zu gut. Jede Sekunde in der Ciara tot gewesen war, wollte er nurallein sein, wollte seine Ruhe haben, doch immer war jemand bei ihmgewesen, immer waren entweder Selina oder Alec da gewesen. „Wiesohast du mich damals nicht in Ruhe gelassen?", er stellte sich andas Fenster und starrte hinaus. Die dunklen Baumwipfel wiegten imsanften Wind hin und her und ließen den Eindruck entstehen, die Ästegriffen nach ihren Nachbarn und verharkten sich ineinander. Einstummer Kampf, den man nur allzu leicht mit einem Tanz verwechselnkönnte. „Das habe ich", meinte Alec ruhig, „Wenn du alleinsein musstest, warst du es auch, aber ansonsten war ich mir nichtsicher, dass ich dich allein lassen konnte." Ein leichtes Nicken.„Wie geht es dir damit?", fragte Alec und musterte Damon, dessenstarrer Blick weiterhin auf den Wald gerichtet war. „Womit genau?",er lächelte gekünstelt. „Damit, dass Ciara doch ni9cht tot ist?Oder damit, dass sie, jetzt wo sie wieder unter den Lebenden weilt,versucht mich umzubringen, weil sie der festen Überzeugung ist, ichhätte sie verraten?" Sein Blick erwiderte nun den seines bestenFreundes. „du solltest darüber reden." „Alec, wie lange kennenwir uns jetzt? Zehn Jahre, elf Jahre? Wann hast du mich das letzteMal über meine Gefühle sprechen hören?", er zog seine Augenbrauehoch und schüttelte den Kopf. „Als du Ciara von Simon erzählthast.", die Antwort kam schnell und traf Damon hart undunvorbereitet. Sein Kiefer spannte sich an und die Wärme, die ersonst seinem Freund gegenüber zeigte war aus seinen Augenverschwunden. „Ich weiß, du redest nicht gern über deineVergangenheit, Damon, aber jeder hat Fehler gemacht! Sara und ichhaben dich niemals dafür verurteilt, wir haben dich aufgnommen, unswar deien Vergangenheit egal...." „Jetzt red' nicht um den heißenBrei herum, Alec! Sag ruhig, dass ich meinen eigenen Bruderumgebracht habe! Dass ich ihm aus Eifersucht das Genick gebrochenhabe und meine Mutter nur meinetwegen ihre beiden Söhne verlorenhat!", schrie er ihn an und ein Funkeln trat in seine eisgrauenAugen. „So war das gar nicht...", versuchte Alec es, doch Damonwar jetzt wütend und drehte die Worte seines Freundes so, dass erder Böse war. „Natürlich war es so gemeint,! Jetzt versuch nicht,dich herauszureden!"

„Damon!", er zuckte zurück. Bis jetzt hatte Alec inall den Jahren nicht einmal die Stimme erhoben. „Du bist nichtschlecht!", er setzte hinter jedes seiner Worte ein Ausrufezeichen.„Und du brauchst jetzt nicht so zu tun, als würde ich dich fürirgendetwas verurteilen. Als du Simon das Genick gebrochen hast warstdu in einem Ausnahmezustand und dich trifft absolut keine Schuld andem!", seine Stimme hatte sich wieder beruhigt. „Ich trage dieSchuld am Tod meines Bruders, ich ganz allein bin verantwortlichdafür! Vielleicht hatte ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle,aber das ist absolut keine Entschuldigung! Ich wusste in dieser Zeitam allerbesten wie es ist in diese Alter zu sterben und statt meinemBruder ein Leben zu gönnen, dass ich nie hatte oder führen könnte,habe ich ihm alles genommen und ich habe meinen Eltern allesgenommen!", er brach so plötzlich ab, dass Alec dachte Damon hätteendlich eingesehen, was für einen Schwachsinn er redete, doch seinGesichtsausdruck sagte ihm etwas anderes. Damon legte einen Fingerauf seine Lippen und tippte sich gegen das Ohr. „Jemand istdraußen", formte er mit den Lippen und sah sich um.

„Du hast also bemerkt, dass ich hier bin!", dieStimme schien von überall zugleich zu kommen. „Woran hast du esgemerkt? War es mein Atem oder mein Herzschlag?", ich stand ineiner dunklen Ecke der Galerie und sah auf Alec und Damon hinab.„Dein Parfüm, Süße, du hast es von mir." „Nenn mich nicht'süße' du verdammter Mistkerl!"

„Du willst mich umbringen, aber ich bin immer noch amLeben. Woran liegt es? Du bist schon seit geraumer Zeit hier, aberhast mich dennoch nicht getötet, wieso?", er drehte sich langsamim Kreis und blickte sich um. Ich sah auf sie hinunter. „Ich willwissen wieso!", meine Stimme zitterte nun ein wenig und meineStimme wurde leiser. Das Echo konnte ich nicht mehr aufrechterhalten, seine Augen fanden die unscharfen Konturen meines Körpers,der nicht ganz mit dem Schatten und der Dunkelheit verschmolzenwaren. „Wieso was, Ciara?", seine Stimme war wie ein Stich insHerz, das er die Dreistigkeit besaß so verletzlich und hilflos zuklingen. „Wieso?", ich trat aus dem Schatten, „Wieso hast dumich so hintergangen? Wieso hast du mich verraten? Wieso hast du michin einen Sarg gesteckt und in einem Loch vergraben, lebendig!", ichwar über das Geländer der Galerie gesprungen und stand nun ein paarMeter vor ihm. „Ciara...", er wollte einen Schritt auf mich zumachen, doch ich wich zurück, würde er näher kommen könnte ichmich nicht zurückhalten. „Bleib stehen!" „Ciara, bitte, ichhabe dich nie verraten! Kort hat dich getötet und ich habe dichbeerdigt, ich liebe dich! Ich würde niemals etwas tun, dass dirschadet!" Mir liefen Tränen die Wangen herunter. „Es ist inmeinem Kopf, Damon, ich erinnere mich an jede einzelne schrecklicheSekunde.An jedes deiner Worte, an alles was ich fühlte als icherfuhr, dass du es warst! Also tu nicht so, als sei ich verrückt,Damon!", schrie ich ihn an.

„Aber genau das bist du, definitiv sogar!", ichdrehte mich um und sah das Mädchen, dass vor einigen Stunden bereitshier war, die zum Schlag ausholte. „Keyla, nein!", schrie Damon,doch ich lachte nur, wich dem Schlag aus und stand inVampirgeschwindigkeit hinter ihr und brach ihr das Genick. Ihr Körpersackte vor mir zusammen und ich sah mit Genugtuung in meinem Blickauf sie hinunter. „Wie schade um die Kleine, ich bin mir sicher,sie hat dir eine Menge bedeutet, hab ich Recht?" Ich ging neben demschlaffen Körper in die Hocke. „Sie bedeutet mir nicht malansatzweise so viel wie du es tust", sagte Damon und beobachteteall meine Bewegungen. „Dann hast du bestimmt nichts dagegen, wennich ihr das Herz herausreiße, so wie du es bei mir getan hast."

„Ich habe etwas dagegen!", Alecs Stimme schnittdurch den Raum und ich sah ihn überrascht an, auch Damon musterteihn. „Du?" „Ja, ich. Denn das hier bist nicht du, Ciara, dutötest keine Unschuldigen." Ich grinste. „Ach Alec, du kennstnur eine Seite von mir, frag doch mal Damon, was in der Nachtpassiert ist, als wir zusammen in der Bar waren" Alec drehte sichzu Damon und dann wieder zu mir. „Nein, aber warum erzählst du esmir nicht einfach?", sagte Alec, in der Hoffnung er würde eine ArtReue oder Bedauern in meiner Stimme finden. „Ich habe sie getötet,die Kerle in der Bar.Sie haben mich angemacht, da hab ich siekurzerhand ausbluten lassen.", ich zuckte mit den Schultern und einbegieriges Funkeln trat in meine Augen. „Du siehst also, Alec, ichbin nicht das unschuldige Mädchen, dass du die ganze Zeit in mirgesehen hast", ich hinunter zu Keyla. „Ciara, bitte. Dein Lebenbestand nur aus Schmerzen, ehe Selina dich zu uns gebracht hat. Hierwarst du glücklich!", versuchte er es erneut und ging ein paarSchritte auf mich zu. „Du verdrehst die Tatsachem, mein Lieber.Damon hat mich verraten, er hat mich bei lebendigem Leib in diesenSarg gesteckt und begraben! In seiner Gegenwart ist es überhaupotnicht möglich glücklich zu sein", es war reiner Hass der aus mirsprach, als ich über Damon sprach. „Du enttäuschst mich, Alec. Dubist doch der ehrliche, der der immer alles richtig machen will, derin seiner Abhandlung über Traumata darüber mphilosophiert, ob esRecht ist, das Leben des Patienten zu beenden, wenn dieser von derPsyche her nicht mehr lebensfähig ist und es als Verrat am Menschenbezeichnet. Und jetzt, jetzt stellst du dich auf die Seite diesesVerräters? Von dir hätte ich in der Tat mehr erwartet." Alecschüttelte den Kopf. „Die Erinnerungen in deinem Kopf sind nichtreal, Kort hat sie verändert. Versuch dich zu erinnern." Damontrat an die Seite seines besten Freundes, „Was weißt du noch vonder Scheune?", fragte er. „Alles, du hast mich um den Fingergewickelt", ich sah kurz weg. Alec hatte Recht, es hatte Momentegegeben in denen ich unglaublich glücklich gewesen bin, aber dieseMomente machten den Verrat nur noch schmerzhafter.

„Du hast mir etwas vorgespielt, mich mit einerGeschichte eingewickelt und gesagt, dass du mich lieben würdest.",meine Stimme brach ab. „Ich hab jedes Wort davon ernst gemeint,Ciara. Ich liebe dich wirklich, ich habe dich weder benutzt nochverraten. Als du gestorben bist, ist auch ein teil von mir gestorben.Ich habe an deinem Sarg gesessen und um dich getrauert! Du hastabsolut kein Recht mir vorzuwerfen, das getan zu haben! Ciara, wasmuss ich tun, damit du mir glaubst, damit ich dich überzeugenkann?", er stand jetzt direkt vor mir und ich musste meinen Kopfetwas anheben um ihn ansehen zu können. NurKeylas Körper trennteuns voneinander. „Ich kenne die Wahrheit, Damon, du brauchst michvon gar nichts zu überzeugen!"

Meine blauen Augen bohrten sich in seine und suchtennach Anzeichen eioner Lüge, aber ich fand keine. „Du kennst nurnoch ein verzerrtes Spiegelbild der Wahrheit" Keylas Körperbewegte sich leicht, doch ich bemerkte es nicht, ich war zu sehr aufDamon fixiert. „Du redest Unsinn, ich lasse mich nicht mehr von dirmanipulieren." Ich hob die Hand und wollte sie in seinen Brustkorbstoßen, mein Körper war so voller Adrenalin, das ich das Knackennur hörte. Es vergingen erst ein paar Sekunden, ehe ich realisierte,dass Keyla aufgestanden war und mir den Arm gebrochen hatte. DieÜberlegung wann sie wohl aufgewacht war, konnte ich nicht mehr zuEnde führen, da sie bereits zum erneuten Angriff überging. „Keyla,hör auf!", Damon hielt sie fest, doch er war nicht so viel stärkerals sie und hatte schwer mit ihr zu kämpfen. „Verschwinde vonhier, Ciara, ich kann sie nicht festhalten." „Dann lass sie los",meinte ich kalt, trat aber einige Schritte zurück. „Ciara, geh!"

„Lass mich, Damon!", Keyla wehrte sich und auch mirwurde klar, dass ich sie nur überwältigt hatte, das ich dasÜberraschungsmoment auf meiner Seite gehabt und zuerst angegriffenhatte. „Du wirst ihr nichts tun.", sagte Damon unter größterAnstrengung. „Jetzt geh schon", mischte sich nun auch Alec einund ich verschwand.

Draußen verschwand ich sofort in den Wald und standkurze Zeit später auf einem der Äste und beobachtete Damons Villa.Irgendetwas hatte mich in seinem Blick irritiert, irgendetwas konnteda nicht stimmen. Er war so überzeugt davon gewesen, die Wahrheit zusagen. Wieso zweifelst du, Ciara? Du kennst die Wahrheit! Sie ist indeinem Kopf und du brauchst nicht auf Damons Worte zu hören. Denkselbst nach! Ich starrte in die Nacht, das dunkelblau des Himmels warschon fast in ein tiefes schwarz übergegangen und kein Stern zeigtesich am Himmel. Wieso auch? „Die Sterne kommen nur in schönenNächten hervor", erinnerte ich mich an die Worte meiner Mutter.Aber in dieser Nacht würde Blut fließen.

„Kelly!" Da bist du ja, mein Engel, geht es dirgut?", die Stimme verlor sich fast im Rauschen der Blätter, drangjedoch wie ein leises Flüstern an mein Ohr. Ich sah nach unten undein Lächeln zierte meine Lippen, mit einem Satz sprang ich von demAst und landete vor dem dunklen Schatten meiner Vergangenheit.„Sebastian, du hast mich gefunden!" „natürlich, ich finde dichdoch immer!", seine Stimme war ruhig und erinnerte mich an einenMoment weit vor der Zeit bei Kort. „Ich verspreche dir, dass ichdich niemals allein lasse und dich immer finden werde", es war einVersprechen, dass sich tief in meinem Herzen eingenistet hatte,genauso wie die Person, die es mir gegeben hatte: Mein Vater, meinrichtiger Vater, Mark.

„Wir gehen nach Hause", sagte Kort und durchbrachmeine Gedanken. „Nein, erst muss Damon sterben....", ich sah zurdi-Angelo-Villa zurück. „Nicht heute, Kelly. Du bekommst deineChance auf Rache, das verspreche ich dir." Ich kniff die Augenzusammen und sah die Villa an. „Ich will nicht mehr warten, er hates verdient zu sterben." „Er wird sterben, aber noch nichtjetzt." Er nahm meinen Arm und führte mich weg, tief in diesemverdammten Wald, der Wind war immer weiter aufgefrischt je weiter dieNacht fortschritt. „Wo gehen wir hin?", die Dunkelheitverschluckte mittlerweile die meisten Bäume und Hindernisse, mankonnte nur noch erahnen, wann ein Baum den Weg kreuzte und das trotzmeiner Fähigkeiten auch bei Dunkelheit gut sehen zu können. „Ichmusste mir ein neues Zuhause suchen, seit Damon dich gefunden hat undgenau da gehen wir jetzt auch hin." Ich nickte und vertraute aufseine Führung, seine Schritte waren selbstsicher und zielgerichtet,als würde ihm die Dunkelheit nichts ausmachen. Der Wind ließ meineHaare herumwirbeln und zerrte an meiner dünnen Jacke. „Dauert esnoch lange?", ich war mittlerweile völlig durchgefroren undstolperte nur noch über die am Boden liegenden Äste und Wurzeln.Mein Kopf schmerzte und der Druck hinter meinen Augen wuchs. „Nochfünf Minuten, dann kannst du dich ausruhen", seine Stimme klangschon etwas weiter entfernt und ich hob den Blick, der bis jetzt aufden Boden gerichtet war. Er stand ein paar Meter vor mir und wartete,doch sein Blick war auf die Dunkelheit des Waldes gerichtet. Ichfolgte seinem Blick und versuchte in dem dunklen Dickicht etwas zuerkennen. Irgendwann kamen wir an eine kleine Straße, ich hätte siewohl übersehen, hätte nicht ein klappriger Chevrolet an der Seitegeparkt. Kort öffnete mir die hintere Tür und ich stieg ein, erselbst nahm auf dem Fahrersitz platz. Kaum hatte er den Motorgestartet, lehnte ich meinen Kopf gegen die angenehm kühle Scheibeund schloss die Augen. In der Hoffnung meine Kopfschmerzen würdennachlassen, verbannte ich alle Gedanken an Damon oder Alec aus meinemKopf und schlief ein.

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