X
Unter meinen Fingerkuppen fühle ich die leichte Maserung des Holzes. Ich ziehe einen Pfeil aus dem Köcher auf meinem Rücken und lege ihn ein. Mit Zeige- und Mittelfinger ziehe ich die Sehne nach hinten und fokussiere mein Ziel, eine kreisförmige Zielscheibe, die mit roter Farbe provisorisch auf einen Baumstamm gemalt wurde. Ich atme einmal tief ein, der herbe Geruch des Waldes dringt mir in die Nase. Dann stoße ich die Luft aus und lasse los.
Mit einem surrenden Geräusch zerschneidet der Pfeil die Luft ... und verfehlt das Ziel um mindestens einen ganzen Meter.
Frustriert stöhne ich auf. „Ich schaffe das einfach nicht. Warum fliegt der verdammte Pfeil nicht dorthin, wo er hinsoll?"
„Du bist viel zu ungeduldig, Clarice. Um die Kunst des Bogenschießens perfekt zu beherrschen, braucht es viel Übung, Geduld und Konzentration", meint Chase und tätschelt mir die Schulter. „Ich bin konzentriert!", motze ich und drücke ihm den Bogen in die Hand. „Zeig's mir noch einmal."
Er lacht leise, dass seine weißen Zähne im Kontrast zu seiner dunklen Haut nur so funkeln und nimmt den Bogen in die Hand, als wäre er ein Kinderspielzeug.
Bei Chase sieht es einfach so leicht aus. Er hat mir zwar erzählt, dass er, als er vor drei Jahren Jäger wurde, mindestens genauso schlecht war wie ich, aber ich kann ihm die Geschichte nicht ganz abkaufen. Er konnte bestimmt schon gut schießen, als er zum Jäger wurde.
Er legt den Pfeil ein und spannt die Sehne. Während er sein Ziel fokussiert, sind seine Augen zu zwei schmalen Schlitzen zusammengezogen. Dann lässt er los und ich sehe gerade noch, wie der Pfeil die Mitte des Ziels, einen faustgroßen, roten Punkt, durchbohrt.
Seufzend lasse ich mich auf einen Baumstumpf fallen. „Vielleicht ist Bogenschießen einfach nicht das Richtige für dich. Es gibt ja auch noch andere Waffen, Clarice", meint Chase,
„Arkyn wird dir heute zeigen, wie man mit Messern umgeht."
„Na super. Dann bin ich am Abend wahrscheinlich tot, weil ich mich selbst ersteche", maule ich und Chase lacht.
„So lustig finde ich das jetzt aber auch nicht. Messer sind überaus ...", beginne ich, als sich jemand hinter mir räuspert. Ich werfe einen wütenden Blick über meine Schulter, als ich erkenne, wer da hinter mir steht. Es ist der Typ mit den dunklen Haaren und Augen, der mich an meinem zweiten Tag zur Schnecke gemacht hat, weil ich die Gedenksteine untersucht habe.
„Gut, dass du hier bist, Arkyn. Wir sind gerade fertig mit dem Bogenschießen", ruft Chase und die beiden klatschen sich ab. Ich erhebe mich und klopfe mir die Hose ab, bevor ich den Lackaffen – Arkyn, korrigiere ich mich – mustere. Er trägt eine dunkle Hose und einen schwarzen Pulli, um die Schulter hängt lässig eine Tasche.
„Das ist Clarice. Clarice, das ist Arkyn", stellt Chase uns vor, „Der beste Messerwerfer hier und auch der Einzige."
Chase lacht leise, schnappt sich seinen Bogen und den Köcher, bevor er winkend davonjoggt.
Arkyn lächelt spöttisch. „Wir haben schon Bekanntschaft gemacht, soweit ich mich erinnere."
Seine Stimme ist tief und weich und mir läuft ein Schauer über den Rücken. Er wirkt wie der ultimative Gestaltenwandler. Dunkel, geheimnisvoll und irgendwie böse.
Er öffnet die Tasche und mehrere Messer kommen zum Vorschein. Die langen Klingen funkeln gefährlich und ich kann schon beinahe das herunterlaufende Blut sehen.
Ich schlucke meine Angst hinunter und greife nach einem etwa 20 Zentimeter langem Messer, das er mir hinhält. Vorsichtig fahre ich mit dem Finger über die Klinge und muss lachen.
„Das ist ja nicht einmal scharf. Damit kann ich doch keiner Fliege etwas zuleide tun."
Akryn verdreht die Augen. „Du bist ja echt nicht die Hellste", seufzt er, „Das sind spezielle Wurfmesser. Sie sind zum Werfen und Töten konzipiert. Eine scharfe Klinge ist dabei nicht so essentiell, da die Beute durch einen präzisen Wurf getötet wird."
„Verstehe", lüge ich und schwinge das Messer ein bisschen in meiner Hand, als würde ich austesten, ob es wurftauglich ist.
„Lass das", mault Arkyn, „Ich will nicht, dass du dich selbst erstichst. Wie ich merke, hast du noch nie Messergeworfen. Deshalb fangen wir – ganz einfach – mit den Grundlagen an.
Das Messer wiegt nicht mehr als 200 Gramm. Mit schwereren Messern kann man stabiler werfen, aber es fordert auch mehr Muskelkraft. Die Klinge selbst ist nicht sonderlich scharf. Das ist auch nicht wichtig, durch einen präzisen Wurf tötest du ohnehin. Der Wurf ist umso genauer, je näher man sich an seinem Ziel befindet. Man kann auch – sofern man geübt ist – aus weiteren Distanzen werfen, aber der Wurf wird hierbei unkontrollierter."
Arkyn steht auf, das Messer locker in seiner Hand. Er stellt sich in etwa sieben Metern Entfernung vor dem Baumstamm, auf den das Ziel aufgemalt wurde, auf. Mit seinen Fingern streicht er sanft über den Griff des Messers. Wahrscheinlich lässt er sich extra Zeit, um die Spannung zu steigern, denke ich und tue so, als wäre ich sehr mit meinen Fingernägeln beschäftigt. Er soll bloß nicht denken, dass ich so gespannt bin, weil er ein blödes Messer durch die Gegend wirft.
Trotzdem traue ich mich nicht, etwas zu sagen. Wer weiß, vielleicht erschrecke ich ihn so, dass er das Messer auf mich schleudert.
Endlich holt er aus und – so schnell kann ich gar nicht schauen – landet die Spitze der Waffe in der Mitte der Zielscheibe.
Grinsend dreht Arkyn sich um und blickt mich herausfordernd an. Ich kann mir ein kleines Augenverdrehen nicht verkneifen, bevor ich aufstehe und mich ebenfalls vor der Zielscheibe positioniere. „Besser du gehst näher zum Ziel", schlägt er vor, „Aus dieser Entfernung triffst du nie."
„Sagt wer?", schnaube ich, gehe aber trotzdem drei Schritte nach vorne.
Ich hole aus und schleudere das Messer mit voller Wucht nach vorne. Es schlackert weniger elegant durch die Luft und trifft sogar den Baumstamm, aber prallt ab.
Hinter mir höre ich Arkyn verhalten lachen. In mir braut sich unfassbarer Zorn auf. Ich spüre bereits, wie sich ein Schluckauf anbahnt. Wie immer, wenn sich Gefühle in mir aufstauen – in diesem Fall Wut.
„Halt die Klappe", fauche ich und das schadenfrohe Grinsen tropft von seinem Gesicht wie Honigsirup. „Du hast das bestimmt auch nicht beim ersten Mal gekonnt, also lach mich gefälligst nicht aus."
„Reg dich ab. Ich lerne dir heute einfach noch verschiedene Wurftechniken, damit wird das schon", beruhigt er mich.
Am liebsten wäre ich heulend davongelaufen. Irgendetwas an ihm geht mir so wahnsinnig auf die Nerven, dass ich all meine Prinzipien über Board werfe. Freundlichkeit scheint mir zum Fremdwort geworden zu sein; von der inneren Ruhe ganz zu schweigen.
Den restlichen Tag bringt Arkyn mir gefühlt tausend verschiedene Methoden bei, wie man ein Messer werfen kann und nach zwei Stunden tut mir nicht nur mein Wurfarm, sondern auch der Kopf weh. Die meisten Techniken kann ich zwar nicht anwenden, aber zumindest schaffe ich es einige Male, dass das Messer in der Zielscheibe stecken bleibt, wenn auch nicht in der Mitte.
Es ist schon dämmrig, als wir uns endlich auf den Rückweg machen. Schweigend stapfen wir durchs Unterholz, als mir plötzlich wieder einfällt, dass ich Arkyn ja noch nie beim Essen gesehen habe. Ich dachte zuerst, er wäre vielleicht ein Mitglied des Dunklen Rates, denn die bekommen ihr Essen aufs Zimmer serviert. Aber er ist doch Jäger und soweit ich weiß, essen die ebenfalls im Speisesaal. Die Neugierde kitzelt mich in den Eingeweiden, aber ich weiß nicht, wie ich die Frage formulieren soll, ohne dass ich wie ein Stalker wirke.
Ich räuspere mich und sage ganz beiläufig: „Ich habe echt einen Bärenhunger. Ich bin echt gespannt, was es zum Abendessen gibt. Isst du auch im Speisesaal?"
Arkyn wirft mir einen kurzen Blick zu, in seinen dunklen Augen blitzt es wissend, aber er antwortet mir nicht. Wortlos steigt er über einen Baumstamm hinweg und ein kleiner Seufzer rutscht mir über die Lippen. Wieso ist es so schwer, mit den Leuten hier ins Gespräch zu kommen? Alle tun furchtbar geheimnisvoll, wissen alles besser und fühlen sich sogar zu gut für ein bisschen Smalltalk.
Da muss ich an Xanthio, Janae, Magretta und Kwit denken, die alle so nett zu mir sind. Ausnahmen bestätigen die Regel, denke ich.
Sobald Arkyn und ich das Schloss betreten, bleiben wir beide unschlüssig stehen und ich weiß nicht genau, was ich sagen soll. „Nun ... ähhh...", beginne ich, werde aber von ihm unterbrochen. „Tschüss, Clara." Dann dreht er sich um und eilt davon.
Mir klappt die Kinnlade hinunter. Was für ein Idiot.
„Ich habe gehört, dass du dich sehr geschickt bei den Pflegern angestellt hast."
„Die Arbeit der Krankenpfleger hat mir auch wirklich Spaß gemacht", antworte ich der Königin und ein kleines Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht, als ich an Magretta und Janae denke. „Chase hat dich auch sehr gelobt. Er meinte, dass du willensstark und zielbewusst bist", fährt Königin Zinariya fort. „Wirklich?" Ich bin ehrlich überrascht; ich hatte schon vermutet, dass Chase mich für eine ungeduldige Nervensäge hält, die seinen Bogen ruiniert und seine Pfeile verliert.
„Ja", die Königin blickt mich prüfend an, „Arkyn hat mir mitgeteilt, dass du etwas naiv und sturköpfig bist, aber dass du schnell lernst. Ich denke, dass die anderen Berufe für dich wegfallen. Wir haben genug Schneider, Bauern und Reinigungskräfte und handwerklich begabt bist du nicht."
Ich knete nervös meine Hände. „Heißt das, dass ich entweder Pflegerin oder Jägerin werde?"
Die Königin nickt leicht. „Ja, das heißt es. Heute werden wir unsere letzte Trainingsstunde absolvieren und morgen wirst du dann in der Früh mit auf die Jagd gehen und am Nachmittag bei den Pflegern mithelfen. Wir wollen diese Entscheidung nicht unüberlegt fällen. Uns läuft ja nicht die Zeit davon."
Vor Aufregung kribbelt es in meiner Magengegend. Pflegerin zu sein wäre toll, dann könnte ich mit Magretta und Janae zusammenarbeiten. Aber dann muss ich an Xanthios Worte denken.
Die Jäger sind hier generell die Coolsten.
Die Königin räuspert sich und lenkt meine Aufmerksamkeit wieder zu sich. „Wir haben ausreichend Pfleger und Jäger, aber trotzdem kann man nie genug kampferfahrene Leute haben."
Verwirrt runzle ich die Stirn. „Sie meinen, dass ich zur Jägerin ausgebildet werden soll?"
„Das werden wir sehen", meint Königin Zinariya, „Aber heute wird noch trainiert."
Ich bin nicht besonders traurig darüber, dass es die letzte Trainingseinheit ist, aber ich muss die Königin heute überzeugen, das weiß ich.
Vor meinen Augen verwandelt sich Königin Zinariya in einen alten Mann mit weißen Haaren und einem faltigen Gesicht. Die Übung besteht darin, dass ich so schnell wie möglich dieselbe Gestalt wie sie annehme. Ich schließe die Augen und konzentriere mich. Das Bild des alten Mannes entsteht vor meinen Augen und als das Schwindelgefühl unerträglich wird, lasse ich los. Ein bisschen schwarzer Rauch verdampft und ich weiß, dass mir die Verwandlung gelungen ist.
„Das muss schneller gehen, Clarice", ruft die Königin und nimmt auch schon eine neue Gestalt an.
Im Verlauf des Trainings werde ich immer schneller, inzwischen kann ich im Sekundentakt die Gestalt ändern, der schwarze Rauch, der nach der Verwandlung immer aufsteigt, ist kaum noch zu sehen. Als wir aufhören bin ich nassgeschwitzt und mein Kopf pocht schmerzhaft.
„Gut gemacht, Clarice", meint die Königin und dann rauscht sie davon. Ich laufe zurück zum Schloss und lasse immer wieder ihre Worte abspielen. Gut gemacht, Clarice. Mein Herz hüpft aufgeregt und ich kann es kaum glauben, dass sie mich gelobt hat. Das heißt ich muss echt gut gewesen sein. Ich hopse die Treppen nach oben und eile in mein Zimmer.
Auf meinem Tisch stehen ein brauner Holzeimer und eine Holzkiste, auf der ein Zettel liegt. Mein Herz macht einen aufgeregten Satz. Ich überfliege die wenigen Worte auf dem Papier.
Das sind deine Alltagskleider. Sie gehören dir. Die Kiste und der Eimer zum Wasserholen auch. – Yanka (Schneiderin)
Ich öffne die Kiste und ein begutachte die Kleider darin. Zwei schwarze, enge Hosen, eine graue, langärmelige Bluse, zwei kurze T-Shirts, ein warmer Wollpullover, ein graues Wollkleid, ein Nachthemd und Unterwäsche.
Alles ziemlich eintönig und langweilig, aber ich freue mich trotzdem darüber. Es ist mir lieber „echte" Kleidung zu besitzen, als immer in veränderter Gestalt herumlaufen zu müssen.
Ganz unten in der Kiste finde ich auch noch ein großes Stück Stoff, das wohl als Handtuch durchgehen soll, und ein zahnbürstenförmiges Etwas. Beinahe kann ich meine Zähne jubeln hören.
Ich schnappe mir mein Handtuch und den Eimer und suche das Gemeinschaftsbad mit den Duschvorrichtungen auf. Bis jetzt ließ es sich vermeiden, dorthin zu gehen, aber nun habe ich meinen persönlichen Wassereimer und kein Weg führt mehr um das große Gemeinschaftsbad herum.
Ich schleiche aus meinem Zimmer und husche in das Badezimmer in meinem Stockwerk, doch alle Duschen sind belegt. „Du kannst in den dritten Stock gehen, Mädchen", ruft mir eine Frau zu.
Ich eile die Stufen nach oben und suche mir ein Bad im erstbesten Gang aus.
Eine geflieste Wand teilt es genau in der Mitte durch: der eine Teil ist für die Frauen, der andere für die Männer.
Ich bin erleichtert darüber, dass ich wenigstens nur unter Frauen duschen kann, doch zwischen den Duschkabinen gibt es keine Trennwände. Alles ist offen.
Als ich den Raum betrete, sind nur zwei Frauen unter der Dusche. Falls man die Vorrichtungen an denen man seinen Eimer befestigen kann, überhaupt als solche bezeichnen darf. Mitten im Raum steht ein großer Holzzuber, der nur mehr bis zu Hälfte mit klarem Brunnenwasser gefüllt sind. Xanthio hat mir erklärt, dass das Becken (wenn man Glück hat) jeden Morgen von den Reinigungsleuten aufgefüllt werden. Um Duschen zu können, braucht jeder seinen Eimer, den man dann im Zuber auffüllt. Dann befestigt man ihn an der Vorrichtung über einem und betätigt das Seil. Insgesamt gibt es zehn solche Vorrichtungen in diesem Bad, von denen zwei besetzt sind.
Die beiden Frauen unterhalten sich angeregt und scheinen sich kein bisschen über ihre nackten Körper schämen.
Mir schießt die Röte ins Gesicht, so unangenehm ist mir Situation.
Doch die Frauen beachten mich gar nicht und ich beschließe, so schnell wie möglich zu duschen. Ich hänge mein Handtuch an einen Haken und nehme meine wahre Gestalt an. Die letzten Tage bin ich immer in verwandelter Form, genauer gesagt in meiner Gestalt, aber mit grauem Wollkleid, herumgelaufen, weil ich noch keine Alltagskleidung hatte.
Nun stehe ich in meiner wahren Gestalt und damit auch in meinem hellblauen, zerrissenen Kleid da.
Schnell fülle ich meinen Eimer randvoll auf und schlüpfe aus meinem zerfetzten Kleid.
Ich presse die Augen aufeinander und ziehe zaghaft an dem Stück Seil, das neben mir herumbaumelt. Als das eiskalte Wasser auf meine Haut prasselt, quietsche ich erschrocken auf.
„Man gewöhnt sich daran", meint eine der beiden Frauen und lächelt mit aufmunternd zu.
Das Duschen ist die reinste Tortur für mich. Drei Mal fülle ich meinen Eimer noch auf, um mir das eisige Wasser über den Körper und die zerzausten Haare, die ich notdürftig mit den Fingern durchkämme, zu schwemmen. Was mich mindestens genauso stört wie die Tatsache, dass das Wasser praktisch Minusgrade hat, ist, dass es keine Seife gibt.
Inzwischen haben die Frauen das Bad verlassen und ich fühle mich deutlich wohler, als ich alleine bin. Ich fülle meinen allerletzten Eimer und lasse das Wasserrinnsal über mein Gesicht laufen. Als ich die Augen schließe, bin ich nicht mehr in einem Gemeinschaftsbad bei den Gestaltenwandlern, sondern Zuhause. Ich stehe im Garten, neben meinem Lieblingsbaum, und lasse den Regen auf mein Gesicht niederprasseln. Mein Herz schmerzt, als ich die Augen öffne und erkenne, dass ich immer noch hier bin.
In Rekordtempo trockne ich mich ab und merke entnervt, dass ich das saubere Gewand in meinem Zimmer vergessen habe. Im Schnellverlauf rubble ich mir die Haare trocken und wickle mir das Handtuch um den Körper. Zum Glück ist es großgenug und bedeckt alle wichtigen Stellen.
Mein schmutziges Kleid in der einen, den Eimer in der anderen Hand eile ich Richtung Ausgang. Die Fliesen sind so glitschig, dass ich beinahe ausrutsche und gegen die Wand knalle. Mein Kleid fällt auf den feuchten Boden und ich bücke mich genervt danach, als mein Blick aus Versehen in die Männerseite des Bades fällt, die genauso wie die der Frauen aussieht.
Ohne es zu merken halte ich den Atem an, als meine Augen an einem nackten Männerrücken hängenbleiben.
Wassertropfen laufen von den dunklen, nassen Haaren über den Hals zu den Muskeln am Rücken. Einzelne Tropfen fließen zusammen, vereinigen sich, werden schneller und mein Blick folgt ihnen unaufhaltsam.
Fasziniert sehe ich zu, wie das Wasser von dem Handtuch, das er sich um die Hüften geschlungen hat, aufgefangen wird. Mein Herz pocht laut in meiner Brust. Zum Glück steht der Typ nicht komplett nackt vor mir. Innerlich danke ich dem Handtuch.
Ich will mich gerade ungesehen aus dem Bad schleichen, bevor mich der junge Mann auch noch beim Starren erwischt, als er sich umdreht. Und zwar so schnell und unvorhersehbar, dass ich null damit rechne. Vor Schreck reiße ich die Augen auf. Verdammter Mist.
Mein Herz setzt für eine Millisekunde aus und klopft dann mindestens doppelt so schnell weiter.
Ich blicke direkt in das Gesicht von Arkyn. Ein erstaunter Ausdruck zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. Als er mich erkennt, blitzt es keck in seinen dunklen Augen und seine Mundwinkel verziehen sich zu einem kleinen Lächeln.
Mein Herz setzt für einen Schlag aus, ich spüre wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Mein Kopf fühlt sich an, als würde er vor Scham explodieren. Beinahe lasse ich mein Handtuch fallen, im letzten Moment kann ich es festhalten. Ich packe mein heruntergefallenes Kleid, drehe mich um und laufe davon.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top