Kapitel 5: Das Wiedersehen und ein schwieriger Prinz
Die Elben sprangen aus den Bäumen und schossen Pfeil nach Pfeil auf die Spinnen.
Sobald Esthelwen die Elben bemerkt hatte, hatte sie ihre Kapuze aufgezogen und sich versteckt. Ein Elb mit langen, blonden Haaren schwang sich an einem Seil nach unten und landete auf dem Körper einer Spinne. Auf diesem rutschte er einen Hang hinunter, zwischen zwei Spinnen hindurch, bis er direkt vor Thorin zum Halten kam und ihn mit Pfeil und Bogen bedrohte.
Auch die anderen Elben umkreisten die Zwerge und bedrohten sie mit gespannten Bögen. Sowohl Thorin als auch der Rest der Gruppe zogen ihre Waffen.
„Glaubt nicht, ich würde euch nicht töten, Zwerg. Es wäre mir ein Vergnügen.", drohte der blonde Elb. Mehr Elben kamen zwischen den Bäumen hervor und bedrohten die Zwerge.
Plötzlich ertönte ein Schrei. Es war Kili.„Hilfe!"
Panisch sah Fili sich um und rief nach seinem Bruder. „Kili!"
Die Zwerge und Elben konnten nicht sehen, was passierte. Fili versuchte verzweifelt sich zu befreien, um seinen Bruder zu helfen, doch die Elben ließen ihn nicht frei.
Doch die einzige Elbin kam dem Zwerg zur Hilfe. Sie sprang von den Bäumen und schoss einen Pfeil auf die Spinne, die über Kili stand und ihn angriff.
Plötzlich tauchten weitere Spinnen auf. Esthelwen kam der Elbin zur Hilfe und tötete eine Spinne, welche die Elbin von hinten angreifen wollte.
Weitere Spinnen tauchten auf. Die beiden kämpften zusammen, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Dadurch war schon bald auch die letzte Spinne nicht mehr am Leben.
Kili war so fasziniert von der Kampfart und Harmonie der beiden, dass er sich nicht mehr bewegen konnte.
„Du kannst es echt nicht lassen mich zu retten.", stellte die Elbin fest und ging auf ihre Kampfpartnerin zu. Diese lächelte und umarmte ihre alte Freundin kopfschüttelnd.
„Ich freue mich so dich zu sehen." Kili starrte die beiden entgeistert an. Damit hatte er nicht gerechnet. „Ihr kennt euch?", unterbrach er ihren Moment des Wiedersehens.
Erschrocken fuhren die beiden auseinander. Sie hatten doch tatsächlich völlig vergessen, dassimmer noch ein Zwerg bei ihnen war. Esthelwen fluchte, dann wandte sie sich Kili zu.
„Schwöre, dass niemand davon auch nur ein Sterbenswörtchen erfährt. Sonst bist du dran."
„Ich schwöre! Niemand wird von mir etwas erfahren.", beteuerte er sofort und nickte heftig, um seine Aussage zu bestätigen. Er wollte nicht wissen, wozu die beiden noch fähig waren, wenn sie schon so gut zusammen kämpfen konnten.
Während Esthelwen und Kili redeten, hatte die Elbin sowohl ihre als auch Esthelwens Pfeile eingesammelt und kam nun auf sie zu.
„Kommt, wir sollten zurückgehen. Sonst machen sie sich noch Sorgen."
Ohne weitere Worte machten sie sich auf den Rückweg. Der scheinbare Anführer hatte den Elben inzwischen befohlen die Zwerge zu durchsuchen.
Einer der Elben war dabei Fili alle möglichen Waffen abzunehmen. Eine Zeit lang hatten sie nur die Kampfgeräusche gehört, doch dann verstummten diese und es herrschte Stille auf der anderen Seite.
Der Prinz war gerade bei Gloin und hatte ein Amulett mit Bildern entdeckt. Er öffnete es und sah es sich an.
„Hey! Gebt das her. Das ist persönlich!", rief Gloin. „
Wer ist das? Euer Bruder?", wollte er wissen. „Das sind meine Frau!", antwortete Gloin empört. „Und die andere, gräuliche Kreatur? Ein Ork-Wechselbalg."
„Das ist mein kleiner Junge. Gimli.", sagte Gloin mit Stolz.
Der Prinz zog eine Augenbraue hoch und wollte gerade etwas antworten, als eine Stimme ihm auf Sindarin ins Ohr flüsterte: „Und in ferner Zukunft dein bester Freund."
Verwirrt drehte Legolas sich um, konnte aber nicht erkennen, wer das gesagt haben sollte.
Alle wirkten beschäftigt.
Einzig und allein Gloin wusste, wer mal eben kurz bei dem Elbenprinzen war. Er hatte die Person erkannt. Doch so schnell die Person bei ihnen gewesen war, so schnell war sie auch an ihren ursprünglichen Platz zurückgekehrt.
Nun kam die Elbin auf Legolas zu. „Sind die Spinnen tot?", fragte er. „Ja, doch mehr werden kommen." „Sie werden kühner."
Ohne ein weiteres Wort gab Legolas Gloin das Amulett zurück, da er sah, dass es anderswo wohl Probleme gab. Einer der Elben hatte die andere Person bemerkt, welche im Hintergrund stand, und ging auf sie zu. Doch sobald er näherkam, hatte er einen Pfeil vor dem Gesicht.
Esthelwen wusste, dass er ihr ihren Bogen wegnehmen wollte.
Doch dies wollte sie nicht zu lassen, da der Bogen eine besondere Bedeutung für sie hatte und sie ihren Bogen noch nie jemand Fremden überlassen hatte. Erschrocken blieb der Elb stehen. Dann hörte er, wie der Fremde leise, und mit tiefer Stimme sagte:
„Vielleicht solltet Ihr euer Vorhaben noch einmal überdenken."
Prinz Legolas höchst persönlich trat zu ihnen. „Gibt es ein Problem? Will er nicht kooperieren?" „Er will sich nicht durchsuchen lassen.", erläuterte der Elb das Problem.
Einer der Zwerge rief spöttisch im Hintergrund: „Viel Glück sie zu durchsuchen."
Legolas sah sie erstaunt an. Esthelwen nahm die Kapuze ab.
„Was macht ein Mensch bei einem Haufen Zwergen?", fragte Legolas Esthelwen.
Doch diese ignorierte seine Frage.
"Nur zu. Versucht mir den Bogen abzunehmen und ihr werdet es bereuen."
Für einen kurzen Moment sah ihr Gegenüber sie überrascht an, da er nicht damit gerechnet hatte auf viel Widerstand zu treffen. Doch das hätte er nie zugegeben.
So schnell der Ausdruck kam, war er auch schon wieder verschwunden. Esthelwen dachte schon, dass sie es sich vielleicht nur eingebildet hatte. „Wisst Ihr überhaupt mit wem Ihr hier sprecht?", fragte Legolas. Sie schaute an ihm hoch und runter.
Obwohl sie ihn noch nie gesehen hatte, wusste sie aus Erzählungen, wer vor ihr stand.
„Legolas, Elbenprinz aus dem Düsterwald. Es ist mir keine Freude Euch kennen zu lernen."
Sie verbeugte sich spöttisch. Inzwischen hatte die Elbin den Zwerg gerettet und tauchte wenige Augenblicke später bei den Zwergen auf. Als sie auf die Lichtung kamen, sah sie wie eine ihr nur allzu bekannte Frau den Prinzen mit einem Bogen bedrohte. Kaum kamen sie auf der Lichtung an, rief Fili erleichtert den Namen seines Bruders. Er war froh, dass ihm nichts passiert war.
Die Elbin wusste, dass sich die Fremde nicht so leicht durchsuchen lassen würde.
Dennoch wartete sie noch einen Moment. Denn nun verlor der Elbenprinz langsam die Geduld und befahl: „Jetzt reicht es, durchsucht sie." Die Elbin schmunzelte und trat hinter den Elbenprinzen. „Soll ich das vielleicht übernehmen Brüderchen?" Legolas drehte sich zu der Elbin um. „Nur zu, wenn du unbedingt willst und mehr Glück hast als wir."
An den anderen Elben gewandt befahl er: „Durchsucht den Zwerg."
Während dem Gespräch waren die anderen Elben stets wachsam. Noch konnten sie nicht genau einschätzen, wie groß die Gefahr war, welche von der Frau ausging.
Würde sie wirklich schießen? Oder war die Drohung nur gespielt?
Die Elbin trat auf die Menschenfrau zu und sah sie mit einem Lächeln an.
„Ich bin Lothiriel, Prinzessin des Waldlandreiches. Es freut mich Eure Bekanntschaft zu machen.", stellte sie sich mit einem Grinsen vor und verbeugte sich.
Sie wussten beide, dass sie sich eigentlich nicht gegenseitig vorstellen brauchten. Doch um den Schein zu wahren, taten sie es trotzdem.
„Die Freude ist ganz meinerseits. Ich bin Esthelwen." „Würdet ihr mir bitte eure Waffen geben?" Esthelwen tat so, als würde sie noch überlegen, doch dann reichte sie Lothiriel ihren Bogen und fing an, ihre Waffen herauszuholen. Zu diesen zählten zwei Kurzschwerter, und ein paar Dolche. Sobald sie ihren Bogen abgegeben hatte, atmeten einige der Elben erleichtert aus.
Während Lothiriel Esthelwen die Waffen abnahm, musterte Legolas sie möglichst unauffällig.
Die gelockten, kastanienbraunen Haare fielen ihr über die Schultern. Ein paar der vorderen Strähnen waren hinten zusammengebunden. Ihre grünen Augen blickten wachsam umher und sie hielt sich aufrecht, was ihr eine selbstbewusste, königliche Ausstrahlung verlieh.
Sie war einen halben Kopf kleiner als Lothiriel, die fast so groß wie Legolas war.
Esthelwen bemerkte, dass sie von ihm beobachtet wurde und sah ihm direkt in die Augen.
Was er nicht wusste, war, dass sowohl Esthelwen, als auch Lothiriel sofort bemerkt hatten, dass er die Menschenfrau beobachtete. Danach gab einer der Elben Legolas das Schwert von Thorin. Dieser musterte die Klinge genau.
„Dies ist eine uralte Elbenklinge.", stellte er fest. „Geschmiedet von meinem Volk."
Dann wandte er sich an Thorin, welcher vor ihm stand. „Woher habt ihr das?", wollte er wissen. „Es wurde mir geschenkt." Man sah Legolas an, dass er ihm nicht glaubte, als er Thorin ansah.
Er hielt die Spitze des Schwertes in Richtung Thorin.
„Nicht nur ein Dieb, sondern auch ein Lügner."Nachdem die Zwerge keine Waffen mehr hatten, machten sie sich auf den Weg zum Palast. Prinz Legolas führte sie an. Die Elben hatten die Zwerge in die Mitte genommen. Die beiden Frauen liefen weiter hinten nebeneinander, während wieder einige Elben das Schlusslicht bildeten.
Auf dem Weg unterhielten sich die beiden Frauen leise.
„Wehe ich bekomme meinen Bogen nicht zurück.", zischte Esthelwen leise zu der Elbin.
Die lehnte sich zu ihr hinüber und flüsterte: „Keine Sorge, du kennst mich doch."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top