Prolog: Blutige Schatten

Eras blickte den Berg hinauf. Ein reich verziertes Schloss thronte auf der Spitze und verlieh der Umgebung eine hoheitsvolle Atmosphäre. Doch trotz seiner Erhabenheit und Schönheit war es schutzlos. Wie ein nacktes Kind. 

Mit großen Schritten, folgte Eras dem breiten, ausgeschilderten Weg. Schotter knirschte unter seinen Stiefeln. Staub sammelte sich an der schweren Kleidung, die er wegen der klirrenden Kälte trug. Sie half nicht. Die laue Sommernacht half nicht, denn die Kälte kam aus seinem Inneren. Sie hatte sich in seinem Herzen festgesetzt und machte seine Schritte schwer. 

Als Eras vor das Tor trat, beachteten die Wächter ihn nicht. Sie starrten in ihren lächerlichen Uniformen nur weiter geradeaus. Selbst als er geschickt über das Tor kletterte, rührten sie sich nicht. Der Innenhof war verlassen. Der Souvenirshop geschlossen. Eras atmete die Sommerluft ein. Das was er suchte musste einfach hier sein. Kein Alarm ertönte, als er das Türschloss aufbrach und ins Innere des riesigen Gebäudes huschte. 

Fahles Mondlicht fiel durch die milchigen Fensterscheiben. Eras folgte wieder einmal den Ausstellungsschildern. Die Menschen machten es ihm immer zu leicht. Nicht, dass er dieses Mal davon abgeneigt wäre. Es stand zu viel auf dem Spiel. 

Leise betrat er einen, mit alten Gemälden verzierten, kleinen Raum. In der Mitte standen genau dreizehn kleine Glasvitrinen in einem Kreis angeordnet. Eras spürte, wie ihm der Schrecken in die Glieder kroch. Ein leises "Nein!" entfloh seinen Lippen. Sie war fort. Die Vitrine leer. Kein leises flüstern, kein dunkles Leuchten. Genau in diesem Moment spürte er die Erschütterung. Wut stieg in ihm auf und erfüllte jede Faser seines Körpers. 

Die Schatten an der Wand begannen sich zu verdrehen, sich zu winden. Blutrote Schlieren bildeten sich auf den sonst so pechschwarzen Gestalten. Eine so lange Suche, für Nichts. Eras brüllte seinen Frust hinaus. Das Glas der Vitrinen zersprang in tausende, glitzernde Stücke. 

Inmitten von zerborstenem Glas und roten Schatten gab Eras sich ein Versprechen. "Ich werde dich finden, Mädchen. Und dich vernichten." 

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