22
Alice setzte sich auf und rieb sich mit benommenen Bewegungen den Schlaf aus dem Gesicht. "War mein Vater da?" fragte sie verwirrt.
Lenny schüttelte den Kopf. "Wieso ist dann das Fenster offen? Keiner ist so ein Lüftungsfreak wie er." Lenny grinste und schälte sich aus den Decken. "Boneseeker war hier. Ich mache es schnell zu." Barfuß tappte sie neben Alice' Bett und schloss das Fenster. Gerade als sie sich wieder umdrehen wollte, spürte sie eine warme Hand an ihrem Arm.
"Komm in mein Bett." murmelte sie. Lenny schnappte sich einen pinken Teddybären, der wohl zur Einrichtung des Krankenhauses gehörte und legte sich neben Alice. Ihre Freundin legte einen Arm um sie und schloss erneut die Augen.
"Was hat Boneseeker gesagt?" Alice' Stimme war durch das Kissen, in das sie ihr Gesicht drückte, kaum zu verstehen. "Sie war mal eine Trägerin. Hast du das gewusst?" Alice seufzte zufrieden, als Lenny sich an sie kuschelte.
"Wir konnten nicht wirklich reden. Wir wurden in getrennten Räumen gefangengehalten." Bei der Erinnerung daran spannte sich ihr Körper deutlich an und Lenny nahm sanft ihre Hand. "Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst." sagte sie.
Alice schüttelte den Kopf. "Mein Vater hat sich tausendmal nach mir erkundigt, seit ich im Krankenhaus bin." sagte sie leise. "Dadurch, dass er am Abend an dem Eras... an dem Abend, war er spät zuhause und hat am Morgen lange geschlafen. Ich glaube, er lässt mich jetzt nie mehr aus den Augen. Ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen.
Lenny dachte daran, wie besorgt, aber auch verärgert Melody gewesen war. "Für unsere Eltern muss es ein ganz schöner Schock gewesen sein." stimmte sie Alice zu. "Weißt du eigentlich, was sie denken, das passiert ist?"
Alice zuckte mit den Schultern. "Diese Polizistin hat Eras und Jasmin Kindesentführer genannt. Wir hatten verdammt Glück, dass sie nicht noch zu Kindesmördern geworden sind." Bei Alice' bitterem Tonfall verkrampfte sich Lennys Magen. Diesmal war der Schmerz nicht auf Jasmins Schläge zurückzuführen.
"Es tut mir leid, dass ich euch alle da reingezogen habe." flüsterte sie. Alice zog sie nur näher an sich ran. "Woher wolltest du denn wissen, dass es zufälligerweise Menschen gibt, die den Rubin auch haben wollten. Es ist doch ein Rubin, oder?"
Lenny nickte und legte die Hand auf die Brust. Dort, wo sich das Herz befunden hatte, war eine hässliche, ovale Narbe zu sehen. Der Schorf darum herum war immer noch nicht ganz verheilt.
"Ja, ich glaube schon. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal erleichtert sein würde, wenn Neo mein größtes Problem ist." antwortete sie. Alice lachte trocken. "Du solltest mit einem Vertrauenslehrer sprechen." Lenny schüttelte den Kopf." Ich krieg das schon hin." eine bedrückte Stille entstand.
"Wusstest du, dass es Spinnen gibt, die ihre Verehrer fressen?" fragte Lenny, einfach, um von dem Thema abzulenken. "Natürlich." Alice lächelte. "Nimm dich in acht, sonst fress ich dich."
Lenny kicherte. Aus irgendeinem Grund fand sie den Gedanken von Alice als Spinne ziemlich lustig. "Du wärst eher so ein Golden Retriever, dann könntest du mich nicht fressen."
"Sagt die Katze." Alice versuchte bedrohlich zu klingen, scheiterte aber, als Lenny begann, sie zu kitzeln.
"Wie wäre es, wenn wir einfach versuchen, das Ganze zu vergessen?" schlug Lenny vor, als sie keuchend neben Alice auf dem Rücken lag, und den, leider nicht nur vor Lachen schmerzenden Bauch hielt.
"Timo auch?" Alice nahm Lennys Hand.
"Nein. Nur die schlechten Dinge." antwortete Lenny. Alice nickte. "Das klingt super. Kleiner Finger Deal?" Lenny konnte sich ein 'Schwur' gerade noch so verkneifen und verhakte ihren kleinen Finger mit Alice.
"Du weißt, dass dir blauer Nagellack stehen würde." grinste sie Alice an. Ihre Freundin lächelte zurück. "Darüber reden wir, wenn wir alles Vergessen haben."
Gähnend schloss sie die Augen und Lenny kuschelte sich an sie.
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