Der zweite Klamauk

Die Sonne schien fröhlich über die Berge und Länder und überschüttete großzügig seine Wärme an alle Geschöpfe dieser Welt. Ohne jemanden auszulassen, denn die Sonne war barmherzig. So erwärmte es auch die scharfen, spitzen Schuppen der Schattenschlange, aus denen es nur so vor Niedertracht triefte.

Seiner Aufgabe nachgehend, schlängelte sie sich durch das Land. Und suchte...

„Tag und Nacht... Und Nacht auf Tag... Die Suche endet nicht... Bis die Zeit stehen bleibt... Denn dann erst endet auch ihre Zeit." schlich es durch die Blätter und die Gräser.

Ein Dorf tat sich auf und das hinterlistige Schlängeln wurde hastiger.

„Tagelang schon aß ich nichts... Kann eine arme Schlange dies so lang ertragen... Braucht sie nicht endlich etwas Saftiges, etwas Frisches, etwas Deftiges zwischen ihre giftigen Reißzähne...? Es verzehrt sie nach Fleisch!"

Ein alter Mann in Lumpen gekleidet saß auf den steinigen Straßen dieses Dorfes. Düsternis zischelte langsam auf ihn zu. Ein leiser Schatten huschte in seine Richtung. Die Steine wurden kalt und erzitterten von seiner Anwesenheit. Auch er schien diesen leichten Frost zu bemerken, denn er blickte unsicher um sich.

Doch im nächsten Moment kam ein junger Mann um die Ecke und sichtete den Alten.

„Ah, Herr Tevas! Was machen sie denn schon so früh hier draußen?" lachte er ihn freundlich an.

Der alte Mann lachte zufrieden zurück, die seltsame Kälte zuvor verdrängend: „Morgenstund hat Gold im Mund! Ich warte auf meinen Segen für heute."

Trauer schlich sich in die Züge des jungen Herren. Die Schlange verzog sich wieder in seinen Schatten und entschied von weitem zu beobachten.

„Kommen sie, wir sind eben mit dem Frühstück zu Ende. Der Tisch ist sicher noch nicht abgedeckt und wir essen noch etwas zusammen." schlug der junge Mann vor. Der alte lachte darüber herzhaft.

„Ich will keine Almosen und kein unverdientes Essen, mein gutherziger Köster. Mir geht es gut genug! Ich bin nicht unzufrieden und will mich nicht beschweren! Um Gottes Willen nein! Ich bin kein Bettler! Wer für sein Brot nicht arbeitet, verdient kein Brot."

Der gutherzige Köster schüttelte seinen Kopf über den alten Tevas. Die Schlange zischelte verächtlich.
„Nicht unzufrieden mit dem, was erhat... Ha! Nichts hat der alte Bock! Schlurft hier in seinen zerschundenen und zerfledderten Flicken herum! Widerliche Bescheidenheit! Wie sehr Schattenschlangen bescheidene Armut hassssen...!" zitterte die Schlange zutiefst abgestoßen. Fast hätte sie auf den Boden gespuckt, weil ihr die Galle hochkam.

„Das sie immer so stur sein müssen... Ich gebe ihnen gerne Essen und Trinken! Sie wissen, dass ich ihnen schon zigmal angeboten habe, ihrer Familie und ihnen zu helfen..." sprach der junge Mann aufrichtig.

Der alte Mann schüttelte seinen Kopf: „Und du weißt, dass ich immer ablehne! Solange mich meine Beine noch tragen können, werde ich arbeiten! Ich bin kein..."

„Bettler! Ich weiß." unterbrach ihn Köster und seufzte. „Gut... Ich glaube, ich hab da noch eine Menge Arbeit im Garten. Das Unkraut könnte wieder gerupft werden und... Noch einiges mehr."

Tevas lächelte über sein Angebot. „Da winkt mir doch schon der heutige Segen zu." lächelte er und erhob sich mühsam von seinem Platz.

„Aber erst essen sie mir was, Herr Tevas! Nicht das sie mir bei Arbeiten umfallen!" wandte Köster noch ein.

„Nur wenn du das von meinem Lohn abziehst!" setzte der alte Herr entgegen.

Köster schüttelte wieder seinen Kopf über diesen bescheidenen alten Armen in seinen Lumpen. „Was immer sie wollen, Herr Tevas. Was immer sie wollen..."

„Guter Junge." lobte ihn Herr Tevas und schritt langsam Richtung Straße.

Bevor Köster abbog, flüsterte er noch leise: „Ich schicke seiner Frau heute Abend noch eine anonyme Kiste voller Lebensmittel... Er nimmt ja nie etwas direkt an."

Die Schlange erbebte bei diesen Worten, die sich wie ein kühler Wind um ihre spitzen Schuppen legten.

„Bescheidene Arme, bescheidene Reiche! Pfui Teufel! Wo ist die Schlange hier bloß gelandet! Nein.. Hier wird sie nichts speisssen können... Hier wird die Schlange nichtsss finden... Widerliches Dorf! Meiden wird sie dieses Dorf!" Nach einer weiteren Erschütterung schlängelte sie sich schnell davon. Nicht schnell genug konnte sie dieses Dorf wiederverlassen. 

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