Der erste Klamauk
Tiefe Nacht.
Ein Schatten huschte langsam durch Geäst und Gestein.
Still. Tückisch. Immer auf der Hut. Immer auf der Lauer.
Auf ein Häppchen saftige Seele...
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Eine Tür knarrte auf. Der Schatten schlich sich näher ran. Was war dort?
Ein Lichtstrahl erhellte die dunkle Nacht. Er fiel ihm direkt vor sein arglistigen Antlitz.
Ein Mädchen trat im nächsten Moment aus der Tür. Ihre Haare strahlten im Licht und sie drehte sich lächelnd um.
„Ja, Mamchen! Ich schütte kurz das Wasser aus, dann komme ich sofort!" lachte sie mit ihrer hellen Stimme und die Dunkelheit leuchtete auf. Sie trat aus ihrem Haus und ihre goldenen Haare schwangen melodisch mit ihren schnellen Bewegungen. Zwei finstere Augen stachen aus dem Schatten heraus. Eine niedrige Absicht lag in ihnen. Sie verbissen sich gerade zu in dieses goldene Geschöpf.
„Schon seid Monaten, trank ich nichts... aß ich nichts... Der Hunger zerfrisst mich innerlich und ich dürste nach einem kleinen Häppchen... Nur ein kleines bisschen..." zischelte es falsch aus der Finsternis.
Sie hielt schockiert Inne. Ihre Augen durchsuchten die Schatten, die Dunkelheit, die Nacht. Ein kalter Schauer legte sich um sie und sie erzitterte. Der kalte Griff schlängelte sich langsam aus der Erde hinauf und ihren dürren, zerbrechlichen Körper hoch.
„Wer... Wer ist da?!" fragte sie in die Nacht hinein. Es antwortete aus ihr hinaus: Ein hämisches Kichern. Dann ein niederträchtiges Zischeln:
„Klein und arm ist dieses Wesen... Will nicht Späßen... Noch erschrecken, das liebe Mädchen..." gierige Augen krochen leicht aus seinem dunklen Versteck.
Ein finsterer Schock durchstieß das Mädchen. Ihre Schritte schreckten von alleine zurück. In ihre Worte mischten sich Angst und Verachtung:
„Verschwinde von hier, heuchlerische Schattenschlange!" spuckte sie seinem beinlosen Körper zu.
Die kleine Schlange wich zurück.
„Unfreundlich ist die kleine Dame. Hat es sich die Schattenschlange nicht ausgesucht, so zu kriechen auf Erden. War es nicht seine Schuld, dass er im Schatten..."
„Schweig, du Lügner! Spar dir deine Teufeleien für deinesgleichen auf! Du bist hier nicht Willkommen!" unterbrach ihn das Mädchen grob und im nächsten Augenblick verschwand sie wie ein Sturm wieder in ihrem Haus und donnerte die Tür hinter sich zu. Die übliche Stille legte sich wieder um das Geflüster der Nacht.
„Hätte wenigstens das Wasser da lassen können..." zischelte und schlängelte die Schlange davon.
„Jeder kennt sie... Doch fürchten sie nur die Schlauen..." hörte man ein Summen in der Dunkelheit.
„Jeder kennt sie... Doch fürchten sie nur die Schlauen... Jeder kennt die Schattenschlange." schallte ein Lispeln durch die Nacht hindurch und der Wind ließ es durch die Blätter säuseln. Es eilte der Schattenschlange voraus, als würde er jeden vor ihr warnen wollen.
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