Was wirklich geschah
Kaum hatte ich die diesen Gedanken laut ausgesprochen, verzerrte sich das Bild um mich herum. Im nächsten Augenblick stand ich im Wald. Es war dunkel und es regnete in Strömen.
„Wo bin ich denn jetzt?" fragte ich mich leise. Vorsichtig folgte ich den Stimmen die ich hinter dem Gebüsch wahrnahm. Es war der kleine Sonnenfee Junge der nun ungefähr in meinem Alter war. Er sah wütend aus und er lief energisch hin und her.
„Wo warst du so lange!?" schimpfte er als eine andere Sonnenfee sich durch das dichte Gestrüpp kämpfte.
„Das war nicht so einfach Cousin!" maulte die andere Fee welche sich das Geäst von der Kleidung klopfte.
„Was hast du herausgefunden?" lenkte der Prinz ab.
„Deine Schwester will sich gegen dich auflehnen um deinen Platz auf dem Thron einzunehmen" ein Schock durchfuhr mich.
Ist das der Anfang des Krieges? Der Prinz kochte vor Wut.
„Das werde ich nicht zulassen, ich muss ihr zuvorkommen!" dann wandte er sich ab und lief in Richtung Palast und bevor sich das Bild um mich herum wieder verzerrte, sah ich das Schelmische und Siegessichere grinsen des Cousins.
Völlig durchnässt tauchte ich wieder im Thronsaal auf.
„Ich kann nicht eingreifen, aber nass werde ich trotzdem... finde ich nicht sehr gerecht" murmelte ich und schüttelte dabei meine Arme aus. Erst da erkannte ich die schlimme Szene in der ich mich gerade befand. Der wütende Prinz stand mit beiden Zeptern in den Händen vor dem Thron wo zuvor zwei standen. Der Thron auf dem die Schattenfee zuvor saß, war zerstört. Mein Herz blieb kurz stehen als ich zu seinen Füßen sah und die Mondfee welche seine Schwester war dort Knien sah. Ihre Hände und Füße waren mit Magischen Ketten gefesselt. Sie wirkte verzweifelt, sie weinte und ihre schwarzen Engelsflügel wurden von zwei Sonnenfeen festgehalten. Einer der beiden war der Cousin.
„Bitte Bruder... glaube mir doch! Das was du gehört hast ist nicht wahr!" flehte die Mondfee.
„Hör nicht auf sie Amos! Sie ist eine Ketzerin!" schimpfte der Cousin.
Amos? Ist das hier Amos der erste?
„Er lügt! Ich wollte dich nie stürzten! Wir sollten zusammen herrschen so wie unsere Eltern das wollten!" schluchzte die Mondfee und ich fragte mich wie man die Aufrichtigkeit in ihren Augen nicht erkennen konnte. Der Prinz stellte die Zepter auf die Seite und ging dann vor ihr in die Hocke um ihr verweintes Gesicht am Kinn anheben konnte. Ich war fassungslos, ich konnte einfach nicht begreifen wie das hier aus den zwei kleinen Kindern die eben noch fröhlich zusammen gespielt hatten werden konnte.
„Du hast mich betrogen Luna"
„Nein... nein, dass stimmt nicht!"
„Dafür muss ich dich bestrafen" drohte er und ich sah wie sein schief grinsender Cousin sein Schwert erhob.
„Tu das nicht Bruder bitte!" schrie sie. Ich konnte nicht anders als auf sie zu, zu rennen und laut
„Nein!" zu schreien. Kurz bevor ich bei ihr ankam und sah wie das Schwert auf ihre Flügel zuraste, verschwamm das Bild wieder und ich stürzte auf ein Kriegsfeld.
Alles um mich herum war mit Staub bedeckt. Ich konnte im ersten Moment nichts sehen, nur Hören. Überall hörte ich wie durch Magie gelenkte Projektile in den Boden einschlugen. Der Krieg war im vollen Gange. Schnell kroch ich hinter einen Felsen und bemerkte die zwei Blitzfeen neben mir erst nachdem ich ihre Stimmen wahrnahm.
„Warum machen wir das hier überhaupt?"
„Um unsere Königin zu befreien!" konterte die andere Fee und sie stürmten wieder zurück in den Kampf und plötzlich zog es mich auf die andere Seite des Krieges. Auch hier waren verwirrte Lichtfeen die nicht mal verstanden warum sie überhaupt gegen die Schattenfeen kämpften. Der Satz:
„Ich kann das einfach nicht glauben, die Schattenfeen waren doch immer so nett" ließ die Wut in mir überkochen. Ein Krieg der nur auf Lügen und Propaganda aufgebaut wurde und Tausend Jahre andauern sollte. Doch das war noch nicht alles. Ein letztes Mal verschwamm das Bild und ich befand mich noch auf demselben Kriegsfeld, doch zu einer anderen Zeit. Ich sah keine Verwirrung oder Unverständnis in den Gesichtern der Feen. Ich sah nur noch Hass und pure Wut auf beiden Seiten. Es war als wäre ihnen die Wahrheit hinter dem Krieg völlig egal, sie wollten nicht wissen warum sie gegeneinander Kämpften, wichtig war nur welche Seite Gewann. Dieses Bild war einfach nicht zu Glauben. An der Stelle wo gerade noch eine Imposante Stadt stand wo Schatten- und Lichtfeen Seite an Seite leben konnte, war ein Schlachtfeld. Feen die zuvor befreundet waren, Familien, alle waren gegeneinander. Über die Familien die auch Schatten- und Lichtfeen bestanden wollte ich gar nicht erst nachdenken. Ich sah hinauf zum Palast nachdem die Schattenfeen diesem immer näherkamen. Kurz sah es so aus als würden sie gewinnen. König Amos der erste der zu der Zeit schon etwas älter war, erhob beide Zepter und eine Magieschneise Schlug in den Boden ein. Ich hob reflexartig die Arme um mein Gesicht zu schützen. Hunderte Feen wurden durch die Luft geschleudert, der Boden erbebte und der Hauptteil der Stadt wurde vom Festland abgetrennt. Die Inselstadt Hyperion war geboren und trieb durch eine Schockwelle ins Meer hinaus.
Etwas zog mich davon und der Spiegel holte mich wieder aus der Vergangenheit. Mit dem Gesicht voran landete ich vor den Klauen des Greifens.
„Du bist zurück. Kennst du nun die Wahrheit?" fragte er gleich. Mühsam raffte ich mich auf und klopfte mir den Staub von den Schultern.
„Ich fasse es einfach nicht. Wir sind seit Tausend Jahren im Krieg und das nur weil irgendein Cousin lügen über die Schattenfeen verbreitet hat! Die Feen wussten nicht mal warum sie gegeneinander kämpfen!" schimpfte ich los.
„Und diese Geschichte Wiederholt sich immer wieder. Dir ist bestimmt nicht entgangen das die zweiten Herrscher von Helios Amos und Luna hießen"
„Ja, genau wie die jetzigen Herrscher... nun bei den Schattenfeen weiß man es nicht genau, aber die letzte bekannte hieß auch Luna"
„Beim ersten Mal wurde Hyperion erschaffen um die Lichtfeen von den Schattenfeen zu trennen. Beim zweiten Mal wurden die Schattenfeen in die Schattendimension verbannt um sie von den Lichtfeen zu trennen. Dieser Kreislauf muss aufhören. Ich weiß was passiert wenn es einen König Amos den dritten geben wird und du musst das verhindern" erklärte der Greif.
„Was? Warum ich?"
„Weil es deine Bestimmung ist" war seine einzige Erklärung dazu. Ich verdrehte die Augen.
„Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?" fragte ich mit einem hauch Verzweiflung in meiner Stimme.
„Das weißt du bereits. Finde und besiege die Chimäre. Befreie Kerberos aus seinen Ketten und gelange in die Schattendimension. Finde und Rette die Schattenfeen. Das ist deine Mission"
„Aber wie soll ich sie da herausholen? Es gibt keinen Weg zurück oder nicht? Sonst könnten die Schattenfeen doch selbst zurückkommen" beschwerte ich mich.
„Das hast du Scharfsinnig durchdacht kleine Schattenfee. Aber du trägst den Schlüssel bereits bei dir"
„Was meinst du damit?"
„Kleines. Ich bin zwar Allwissend und kann in die Zukunft sehen. Das berechtigt mich aber nicht dazu dir alles zu verraten was ich weiß. Ich kann dir aber sagen das du auf dem richtigen Weg bist" das zu hören enttäuschte mich etwas, es gab mir aber auch die nötige Zuversicht.
„Sagst du mir wenigstens wo wir die Chimäre finden können?"
„Das war die Abmachung. Als König Amos der erste Hyperion erschuf, wurde dabei ein weiterer Inselteil abgebrochen. Eine Halbinsel die sich zwischen Helios und Hyperion befindet. Sie ist kleiner als Hyperion, jedoch gibt es dort ein Dorf welches Dragona heißt. Es wurde auf den Gebeinen des letzten bekannten Drachen erbaut. Auf dieser Insel werdet ihr auch die letzten Ruinen des Krieges finden und auch die Chimäre die seit dem Abtrennen der Stadt auf dieser Insel lebt" erzählte der Greif.
„Danke Greif. Bringst du mich bitte zurück zu meinen Freunden?"
„Aber natürlich kleine Schattenfee" er neigte seine Vorderbeine um mir das Aufsteigen zu erleichtern. Mit weniger Freude als zuvor flogen wir zurück zum Berg Xu an dessen Fuß meine Freunde ungeduldig auf meine Rückkehr warteten.
Das schwere Gesicht des Greifens wirbelte bei der Landung soviel Staub auf, dass meine Freunde husteten und ihr Gesicht schützen mussten. Ich sprang von seinem Rücken und sah ich sorgenvoll an.
„Danke nochmal"
„Du weißt jetzt was du zu tun hast. Viel Glück" mit den Worten breitete der Greif seine Flügel aus und flog zum Gipfel empor.
„Und? Was hat er gesagt?" fragte Terra gleich neugierig.
„Das ist eine sehr lange Geschichte" sagte ich nur dazu und beschloss mit den anderen zurück zu Professor Erion zu gehen um ihnen dort alles zu erzählen was ich erfahren habe.
Erschlagen von den ganzen Informationen saßen wir bei Professor Erion am Tisch, selbst er konnte nicht glauben das der Krieg nur auf Lügen beruhte welche eine Eifersüchtige Sonnenfee verbreitet hatte. Doch eine Sache ließ mir einfach keine Ruhe. Während die anderen noch still nachdachten, nutzte ich die Chance um dem Professor eine Frage zu stellen.
„Professor. Eine Sache verstehe ich noch nicht"
„Die währe?"
„König Amos hat wegen seiner Nichte verboten das sich Feen aus unterschiedlichen Elementbereichen verbinden, aus Angst für Feen mit zwei Elementen. Aber als ich die Kinder der Mond- und der Sonnenfee gesehen habe, konnten die beiden auch je nur ein Element. Das verstehe ich nicht" der Professor lachte auf.
„Das ist ganz einfach. Die Angst des Königs ist übertrieben und unbegründet. Die Wahrscheinlichkeit das eine Fee mit zwei Magiesignaturen auf die Welt kommt ist so gering, dass die meisten Feen gar nicht wissen das, dass überhaupt möglich ist. In den letzten Tausend Jahren, bevor es dieses Gesetz gab, waren maximal zehn solcher Feen bekannt"
„Zehn Feen in Tausend Jahren?" der Professor nickte.
„Aber dafür waren diese Feen auch sehr mächtig. Auch die Rektorin darf man nicht unterschätzen. Daher kommt womöglich auch diese Angst und die Rektorin ist de letzte noch lebende dieser Feen, alle anderen die nach dem Krieg noch lebten wurden zum Tode verurteilt"
„Das ist Schrecklich... es muss sich endlich was ändern" sagte ich und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, so brachte ich auch meine Freunde dazu wieder zu mir zu sehen.
„Wir werden den Feen die Wahrheit sagen und diesen Krieg ein für alle Mal beenden!"
„Und wie willst du das bitte machen? Feen sind stur und wir sind als Rebellen abgestempelt. Niemand wird auf uns hören" warf Ahila ihre Zweifel in den Raum.
„Sie werden vielleicht nicht auf Azura hören. Aber wir sind immer noch Lichtfeen. Wir bringen sie einfach dazu uns zuzuhören" fügte Selene Motiviert hinzu.
„Viele kennen das Dorf Dragona nicht mal. Vielleicht haben wir Glück und die Gerüchte über uns sind dort noch nicht angekommen" schlug Kiran vor.
„Stimmt, außerdem halten sie sich aus der Öffentlichkeit raus. Dort haben wir vielleicht gute Chancen. Außerdem kenne ich da jemanden der mir noch einen Gefallen schuldet" erklärte Delwin aufgeregt.
„Dann packt eure Sachen und macht euch auf den Weg. Selene ich habe dein Schiff in einer Bucht nahe der Akademie verstecken lassen. Es kamen schon die ersten Wasserfeen um es mitzunehmen" sagte der Professor und sofort sah ich die Wut in Selenes Augen.
„Das sollen die mal versuchen! Los gehen wir!" schimpfte sie und dann sprang sie von ihrem Stuhl auf. Es stand nun offiziell fest, unser nächstes Ziel war das Dorf Dragona auf der Halbinsel vor Helios...
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